Wo Verbundenheit und Freiheit sich die Hand geben.
Wo Verbundenheit und Freiheit sich die Hand geben. Wie meine Kinder‚über mich‘ hinaus wachsen.
Für mich waren es immer ganz besondere Momente, wenn eines meiner Kinder vom einen auf den anderen Tag dazu in der Lage war, sich körperlich von mir weg zubewegen. Bis zu diesem Tag, waren sie abhängig davon, dass ich in ihrer Nähe war, oder durch andere Personen dafür Sorge tragen musste, dass sie sicher waren.
Auch in den Tagen davor waren sie schon in der Lage sich von mir abzuwenden und „ihrer Wege zu gehen“, nur mit dem Unterschied, dass sie nicht ihren gesamten Körper weg bewegen konnten.
Beispielsweise, wenn sie nach einem intensiven Austausch ermüdet waren, dann konnten sie nicht weg von mir, aber sie waren in der Lage, sich innerlich von mir abzuwenden. Dies haben sie vielleicht dadurch signalisiert, dass sie ihr kleines Köpfchen einfach nur zur Seite abgewendet haben und sich nun zurück auf sich selbst beziehen wollten.
Jetzt, ganz plötzlich waren sie in der Lage ihren kleinen Körper von mir weg zu bewegen. Es ist ihr erster ‚Schritt’ hinein in ihren eigenen Weg. Was für ein interessanter Moment im Leben zwischen Mutter und Kind ?
Ich habe schon damals gerne über solche einzigartigen Momente philosophiert und in meiner Vorstellung gibt es so eine Art imaginäres Gummiband zwischen uns.
Dieses imaginäre Band bildet sich unmittelbar nach dem Moment der Durchtrennen der wirklichen Nabelschnur.
Das imaginäre Band war meine visualisierte Bindung zu dem Kind. Dadurch das ich diejenige war, die sich schon bewegen konnte, so war es auch an mir, dieses Band so zu behandeln, dass es nicht zu sehr unter Spannung geriet. Ich war verantwortlich, ich habe den Spannungszustand in meiner Hand. Ich kümmere mich darum, dass die Verbindung stimmt, dass sie nicht zu oft, zu viel strapaziert wird. Denn der kleine Mensch am anderen Ende dieses Bandes, benötigt ein super großes Maß an Sicherheit. Das imaginäre Band sollte über längeren Zeitraum nicht zu schlaff und nicht zu gespannt sein. Es ist so unter Spannung, dass man sich angenehm über das Band empfinden kann. Kannst du dir das vorstellen? Vielleicht vergleichbar mit einem Hund an der Leine. Er geht gut mit dir, zieht nicht zu sehr an der Leine und auch hängst die Leine nicht zu sehr durch. Du kannst den Hund (über die Leinenverbindung) gut erspüren.
Manchmal, durch Umstände, die wir nicht immer in der Hand haben, wird dieses imaginäre Band schon in ganz frühen Tagen überstrapaziert. Beispielsweise, wenn Mutter oder Kind nach einer Geburt in medizinische Behandlung müssen. Dann kann es geschehen, dass das Band überdehnt wird und fortan nicht mehr so recht in seine ursprüngliche Form findet. Dann braucht es eine Menge guter Erfahrungen an beiden Enden des Bandes, damit es wieder in seine eigentliche Elastizität zurück findet. (Resilienz)
Solange es nicht ganz gerissen ist, hat es eine enorme Fähigkeit zu heilen.
Nun ist es also so weit. Das Kind kann sich erstmalig eigenständig von mir weg bewegen. Dieses kleine Baby ist fortan in der Lage selbst Einfluss zu nehmen auf den Spannungszustand dieses Bandes. Es kann selbst entscheiden, es kann selbst Einfluss nehmen auf den Dehnungszustand und damit auf sein Gefühl von Sicherheit. Es kann selbst entscheiden, wie weit es sich von mir entfernt, um sich weiterhin sicher zu fühlen. Erstmalig hat das Kind das Ganze in der Hand. Es wird eigenständig, obwohl es noch lange nicht selbst ‚stehen’ kann.
Ich fand immer, dass dies ganz besondere Momente waren, die ich mit großer Aufmerksamkeit betrachtet habe und meine Schlüsse und Folgerungen daraus gezogen habe.
Einige meiner Kinder haben in diesen jungen Tagen, das Band sehr kurz gehalten und immer einen gewissen Spannungszustand angestrebt, der ihnen ein Gefühl von Sicherheit gegeben hat.
Eine meiner Töchter konnte von Anfang an, im wahrsten Sinne des Wortes, an einer langen Leine laufen. Sie war beispielsweise von Anfang an in der Lage, sich an diesem imaginären Band, recht weit von mir weg zu bewegen. Sie benötigte relativ wenig Spannung auf dem Band. Es konnte, wie ein loser Zügel, weit durchhängen.
Wenn sie dann mal in Gefahr war, dann hat sie ihren Weg an dem Band zurück, ähnlich wie an einem Ariadne Faden, gefunden. Sie hat sich zurück an den Ort bewegt, den sie mit Sicherheit verbunden hat - bei mir. Nur, um wenige Minuten später wieder ihre Freiheit zu suchen und sich aufzumachen, zu schauen, was es da ‚draussen‘ so alles gibt.
Andere meiner Kinder, benötigten immer diesen leichten Spannungsaufbau und das elastische Empfinden des Bandes. Sie brauchten diese Form von Sicherheit.
Eine andere meiner Töchter war über sehr lange Zeit damit beschäftigt einfach nur die Spannungszustände des Bandes zu erkunden, indem sie weg krabbelte und zurück kam und weg krabbelte und zurück kam und so weiter und so fort. Sie suchte nicht irgendwas da draussen, sondern erkundete dieses Band und sich und mich an beiden Enden.
Es gibt unzählige dieser Momente, die ich mir bis heute mit Hilfe dieses vorgestellten Gummibandes erkläre. Meine Kinder sind jetzt teilweise groß und doch denke ich in Gummibändern und das hilft mir enorm. Die Vorstellung tut mir gut, die teilweise großen Distanzen zu überbrücken.
Einige meiner Kinder leben viele Monate nicht in meiner Nähe und trotzdem helfe ich mir, indem ich an diese imaginären Gummibänder denke und nehme so über große Distanzen ‚Fühlung‘ auf.
Ich habe dir ein Vorstellungsbild geben wollen, wie ich persönlich mit den Themen um Verbundenheit, Nähe Geborgenheit und Bindung umgehe. Diese gedankliche Vorstellung hilft mir, denn für eine gesunde Entwicklung braucht es eben auch das andere Ende. In diesem Fall ist es Freiheit, Autonomie Potentialentfaltung und die Sicherheit immer wieder die Komfortzone zu verlassen.
Wir wollen nun mal wachsen und im selben Moment ein sicheres Gefühl von Verbundenheit haben.
Wir brauchen beides.
Diese Vorstellung von dem flexiblen Gummiband hilft mir bei diesem wirklich fundamentalen Dilemma zwischen Verbundenheit und Freiheit.
Im Leben mit den Kindern ist es eine ewige Frage, diesem Raum zwischen Verbundenheit und Freiheit eine geschmeidige und gleichzeitig solide Grundlage zu geben.
Irgendwo da, findet Lernen statt.
Mein nächstes Tagesseminar hier in der Mühle findet am 18.02.17 statt. Das Thema: Wie du Stress und ‚genervt sein‘ im Alltag mit deinem Kind in Leichtigkeit und Freude verwandelst. Info findest du hier
Stell dir vor es ist Schule und dein Kind geht woanders hin.
Magst du mir in Gedanken ein Stück folgen, mit mir einige, geistige Kapriolen schlagen?
Stell dir einfach mal vor, dein Kind ginge morgen nicht zur Schule (Kindergarten), sondern ginge an diesen Ort, wo all diese jungen Menschen ihre Freude treffen. Es ist eine wirklich angenehme Atmosphäre dort. Sie verbringen gerne ihre Zeit an diesem Ort. Es gibt eine feste Anfangszeit und eine feste Endzeit, sodass du deinen Tag auch gut planen kannst.
Die älteren Menschen, die dort arbeiten, gehen genauso gerne dorthin. Sie fühlen sich berufen junge Menschen zu begleiten und diese darin zu unterstützen, ihren individuellen Schwerpunkten zu folgen.
Es gäbe toll gestaltete Räumlichkeiten, die ein angenehmes Miteinander ermöglichen. Es gäbe auch die Möglichkeiten für die jungen Menschen, nach eigenem Ermessen raus zu gehen. Für viele ist das sehr wichtig.
Es gäbe von der Gemeinschaft erarbeitete Regeln, die das Miteinander gestalten. Von Anfang an, kann sich der junge Mensch dort einbringen und erfährt sich in der Fähigkeit sich einbringen zu können und einen Unterschied machen zu können.
Es gibt dort Menschen, mit einer aus Jahrzehnten praktischer Erfahrung bestehende Expertise, die erfahren darin ist, ein gutes Klima und Miteinander zu gestalten.
All das wäre kein Experiment mehr, sondern es hätte sich längst erwiesen, dass es ein sich selbst entwickelnder, wachsender, lebendiger ‚Organismus‘ wäre.
Es gäbe keine Noten, sondern fließende Übergänge in andere Orte, an denen man seine Interessen vertieft, sich erproben kann, seine Stärken teilen kann.
Dein Kind wäre in dieser Zeit in vertrauensvollen Händen, in einer Gemeinschaft, die es selbst mit gestaltet und in der es sich wohl fühlt.
Du hättest völlig vergessen, wie s sich anfühlt ein Kind zu drängen, unter Druck zu setzen, mit kleinen Bemerkungen zu manipulieren und zu lenken, damit es sich dem Apparat Schule anpasst.
Du hättest endlich Gelegenheit loszulassen und dich deinen Aufgaben und Interessen zu widmen.
Im Grunde würdest über den Tag an einen ähnlichen Ort gehen, an dem du wachsen kannst und an dem du deine Stärken einbringen kannst.
Eine Sache habe ich noch vergessen. Man sieht dich an diesem Ort auch gerne, wenn du mal zu Besuch bist. Man begegnet dir auf Augenhöhe.
Spricht dich diese Vorstellung an? Kennst du Orte dieser Art? Macht es dich wütend, dass du diesen Ort nicht in der Nähe hast? Hältst du das für ausgeschlossen oder utopisch ? Macht es dich vielleicht traurig, das zu lesen?
Es gibt längst Orte dieser Art. Es gibt Menschen, die mit großem persönlichen Einsatz Lebenslerrnfelder mit diesen oder ähnlichen Eigenschaften für Kinder zu betreiben suchen.
Es ist keine Utopie. Ich frage mich immer wieder, warum wir jungen Menschen und der gesamten Familie das Gegenteil davon zumuten und das auch noch für normal halten?
Stell dir vor es ist Schule und dein Kind geht woanders hin.
Heute interessiert mich: Wo ist dein Zweifel? Wo ist deine Skepsis? Wo sind deine Bedenken? Was hält dich davon ab, für einen Ort dieser Art aufzustehen, sei es, um ihn mitzugestalten, darüber zu reden, davon zu träumen oder sei es, dein Kind an einen Ort dieser Art zu bringen?
Gerne lese ich von dir und freue mich, wenn du diesen Beitrag teilst.
"Ich bin nicht gut genug" und die Folgen
„Ich bin nicht gut genug“ Ich muss besser sein“ „Ich bin dumm“. Glaubenssätze dieser Art, werden im derzeitigen Bild von Erziehung und Lernen nahezu im Nervensystem der Kinder einzementiert.
Es braucht Rückgrat und Bewusstheit von Eltern und Pädagogen, um Kinder möglichst unbeschadet auf ihrem Weg zu begleiten. Folge mir ein Stück und schau, wie ich dieses wichtige Thema reflektiert habe.
Ich habe mich gefragt, wie es dazu kommen konnte, dass (meine) Kinder diese Glaubenssätze gebildet haben, die ihnen das Leben so offensichtlich schwierig machen?
Auch wenn sie es selbst vielleicht noch gar nicht in dieser Form zum Ausdruck bringen könnten, dann stehen Sätze dieser Art auf Ihrer Stirn geschrieben:
„Ich bin ganz allein.“ „Ich bin dumm.“ „ Ich muss immer der Beste sein.“ „Ich bin nicht gut genug.“ „Ich muss alleine klar kommen.“ „Ich muss erfolgreich sein.“ „Keiner sieht mich.“
Bei der Recherche in diesen Fragestellungen bin ich dahinter gekommen, dass nicht nur die Kinder Glaubenssätze dieser Art gebildet haben.
Ein großer Teil meiner Herausforderungen im Leben, besteht ebenfalls darin, dass auch ich einmal Glaubenssätze in dieser oder ähnlicher Form gebildet habe. Heute sind sie mir unter Umständen gar nicht mehr dienlich, doch ich trage sie noch immer bei mir, bis ich sie, durch die bewusste Auseinandersetzung mit ihnen, nicht mehr bei mir trage. Diese Bewusstheit kann mich in meine Kraft leiten.
Kürzlich habe ich etwas Interessantes über diese Themen gelesen, an dieser Stelle kann ich leider nur noch sinngemäß wiedergeben, was ich in Erinnerung habe. Die Autorin, meinte, dass ich mir als Eltern Mühe geben könne, wie ich wolle, auf eine gewisse Art würde ich als Elternteil immer eine Form von Selbsthass im Kind schüren. (Selbsthass, verstanden als Gegenteil von Selbstliebe)
Dies geschehe schlicht und ergreifend dadurch, dass Umstände im Leben passieren und unser Verstand diesem Umstand eine marginale Bedeutung gibt. Der oder die Beteiligte an dieser Situation muss damit noch nicht einmal in einem ‚wichtigen‘ oder bedeutungsschweren Zusammenhang stehen.
Das Kind hat ein Glas Milch verschüttet, du hast für Sekunden die Augen verdreht, weil du gerade im Moment müde bist und keine Lust hast, in den Keller zu gehen und die Putzutensilien zu holen. Das Kind hat deinen Gesichtsausdruck gesehen, der in keinem Zusammenhang mit seiner Person stand und hat daraus in dieser Sekunde beispielsweise diesen Glaubenssatz gebildet: „Ich bin nicht gut.“
Diesen Satz hat es für sich gebildet und ist in Zukunft, aus welchen Gründen auch immer, damit beschäftigt diesen Satz, durch ähnliche Begebenheiten, in sein Nervensystem zu zementieren.
Und nun laufen wir alle, Kinder, wie Eltern, wie kleine Aufziehfiguren, mit diesen selbst gebildeten Glaubenssätzen durch die Gegend und begegnen uns und drücken gegenseitig unsere Knöpfchen.
Jetzt kannst du im Grunde machen, was du willst, über den Verstand und logische Erklärungen kannst du deinem Kind wenig hilfreich sein.
- Sag mal deiner Tochter, die sich selbst von sich die Meinung hat, dass sie XY Kilo zu viel auf der Waage hat, dass sie eine tolle Figur hat, auf die sie stolz sein kann.
- Sag mal deinem Kind, dass eine 2+ doch eine tolle Note ist, wenn es selbst die Erwartung an sich hat, dass es eine 1 haben wollte.
- Sag mal deinem Kind, dass alle für es da sind und hilfreich sein können, wenn dein Kind, wie auch immer die Meinung gebildet hat, dass es alles alleine stemmen muss.
Was hingegen hilfreich sein kann, wenn wir in Gespräch mit den Kindern damit beginnen Glaubenssätze durch intelligente Fragen zu hinterfragen (Das kannst du auch mit deinen eigenen Glaubenssätzen tun):
- Warum wäre das schlimm, wenn du XY Kilo zu viel hättest?
- Warum wäre das schlimm. dass du keine Note 1 hast?
- Warum wäre das so schlimm, wenn du eine Note 4 hast?
- Warum wäre das schlimm, wenn du dir in diesem Fall helfen lassen würdest?
Bei den möglichen Antworten hast du dann immer wieder die Gelegenheit zu hinterfragen, ob das wirklich wahr ist und kannst dann weiterhin immer tiefer einsteigen, indem du fragst was an dieser Antwort so schlimm wäre, bzw, ob es wirklich wahr ist?
Du hast damit Gelegenheit diesen Glaubenssätzen in einer Art auf den Grund zu gehen und zu hinterfragen, ob es wirklich (noch) angemessen ist, dass dieser Satz diese Bedeutung im Leben hat.
Das wir diese Glaubenssätze in der Kindheit heranbilden ist völlig normal und wahrscheinlich auch gar nicht so wirklich abzuwenden, denn diese Funktion gehört zur Herausbildung unseres Nervensystems. Was es aber im Grunde braucht, ist ein Wissen darüber, dass all das nicht in Stein gemeißelt ist und für eine gesunde Entwicklung eine NotWENDIGkeit besteht, diese Mechanismen zu erkennen und damit zu beginnen, diese intelligent selbst zu lenken.
Unser derzeitiges Bild von Erziehung, Schule und Bildung berücksichtigt diese Ansätze viel zu wenig, dabei liegen gerade darin die Voraussetzungen für eine gesunde Lebensführung der Kinder.
Mit meinem heutigen Impuls möchte ich zum Ausdruck bringen, dass Kinder, wie Erwachsene in diesen Zeiten sehr stark von rationalen Betrachtungsweisen, Ansätzen und Werten geprägt sind. Ja, die Schule legt in meinen Augen sogar übertriebenen Wert in die Herausbildung dieser rationalen Grundlagen, vergisst, dass der zufriedene, ausgeglichene und gesunde Mensch ganz anderes operieren kann und sollte.
Damit diese Lebensführung und gesunde Entwicklung der Kinder stattfinden kann, brauchen wir dringend Umgebungen, in denen sie möglichst selbstbestimmt und frei lernen können. Hier könnten sie dann Werte praktisch erfahren und entwickeln, die sie im derzeitigen Bild von Kindergarten und Schule ausblenden müssen, damit sie einfach nur funktionieren.
Es braucht in meinen Augen schon eine gute Kraft und ein Bewusstsein der Erwachsenen darüber, dass Lernen viel mehr als die vermeintlich messbaren Verstandeskräfte beinhaltet.
Es gilt dieses Spannungsfeld aufzubauen zwischen einfach nur funktionieren müssen und praktisches Wissen für eine zufriedenes Leben überhaupt entwickeln zu dürfen.
Dieses Wissen entwickeln ganz lebenspraktisch viele Initiativen, aber auch einzelne Familien, die mit Kindern bewusst andere Wege gehen möchten. Sie erproben, entwickeln und verfeinern Wege, die es erlauben sich das menschliche Lernen mit allen Möglichkeiten zurück zu erobern.
Es geht wieder darum Fehler machen zu dürfen, statt starr vor Angst vor einer schlechten Note zu sein, Mitgefühl entwickeln zu können, statt Konkurrenz, Vertrauen entwickeln zu können, statt Kontrolle, die Fähigkeit Gleichgewicht und Ungleichgewicht ausbalancieren zu können.
Es geht darum "Ich bin nicht gut genug" und die Folgen langsam aber stetig zu verwandeln in "Ich bin gut genug" und die Folgen.
Damit diese fehlenden Puzzleteilchen an ihren Platz finden können, und Kinder mit weniger Stress und Druck aufwachsen können, bin ich da. Ich selbst tanze in diesem Spannungsfeld und unterstütze alle Interessenten auf ihrem Weg.
Ich freue mich hier oder bei gerne auch bei Facebook von dir zu lesen.
Beste Grüße
Uta Henrich
Nicht jeder ist für den Weg mit der Machete in der Erziehungslandschaft gemacht.
Nicht jeder ist für den Weg mit der Machte in der Erziehungslandschaft gemacht.
Denkst du, dass für dein Kind alles so viel einfacher und wunderbarer wird, wenn du in Sachen Erziehung und Bildung andere Wege gehst?
- Gehörst du zu den Eltern, die glauben, dass ihr Kind es im Leben einfacher haben wird, nur weil du nach Bedarf stillst?
- Hast du gedacht, dass dein Kind langfristiger gesund ist, weil du es vegan ernährst?
- Hast du gedacht, dass es in den öffentlichen Institutionen einfach für dein Kind ist, wenn es als Einziges nicht geimpft ist?
- Hast du gedacht, dass dein Kind mehr Körperbewusstsein und 'standing' hat, weil du es windelfrei begleitet und selbstverständlich nicht ‚erzogen‘ hast?
- Hast du gedacht, dass es dein Kind viel leichter hat, wenn es in den Waldkindergarten gegangen ist?
- Hast du gedacht, dass deinem Kind die Zukunft offen steht, nur weil es zur freien Schule gegangen ist, oder ihr 'schulfrei' lebt?
- Hast du gedacht, dir bleiben heftige Auseinandersetzungen, die Themen um Neid, Gier, Benachteiligung, Eifersucht oder dem schlichten Erwachsen werden erspart, nur weil du deinem Kind auf Augenhöhe begegnen möchtest?
- Hast du gedacht, du arbeitest deine Familiengeschichte auf, begibst dich in die Tiefe deiner Schatten und dein Kind strahlt jeden Tag wie der Sonnenschein?
Zugegeben - einiges davon habe ich irgendwann mal gedacht. Inzwischen sind einige meiner Kinder schon groß und ich bin gefragt meine Entscheidungen und meine Wege kritisch zu hinterfragen.
Ich kann bestätigen, dass sich vor meinen Kindern kein Weg, mit Rosenblüten ausgelegt, auftut.
Obwohl ich für einen möglichst freien und selbstbestimmten Weg gesorgt habe, ist der Weg meiner Kinder kein leichter und vor allem kein ausgetretener Pfad.
Ich habe die Vorlage gegeben und sie sind damit gefragt Neuland und steinige Wege zu gehen.
Ich bin dafür verantwortlich.
Ich merke das insbesondere durch die Fragestellungen, die die großen Kinder haben.
- Es passiert, dass sie die Universität mir ihren Ansätzen sehr kritisch hinterfragen. Sie stossen in diesem Umfeld an die selben Grenzen, die wir mit Freien Schulen umgangen haben.
- Es passiert, dass sie sich manchmal nach dem Leben ihrer Freunde sehnen, die einfach in irgendeine Schule gehen, Freunde um die Ecke haben.
- Es passiert, dass sie sich als Außenseiter wahrnehmen, weil sie gelernt haben eigenverantwortlich zu lernen. Sie fühlen sich dann in einer Umgebung, in der mit Druck und Kontrolle gearbeitet wird, deplatziert.
- Es passiert, dass sich hier und da nicht zugehörig fühlen, weil ihr Denken und ihre Ansätze andere sind.
- Es passiert, dass sie auf Grund, der Entscheidungen, die ich einmal getroffen habe, hunderte von Kilometern von mir entfernt, alleine sind und sich in einer Umgebung vorfinden, in der sie ‚erwachsener‘ sein müssen, als sie vielleicht schon sind.
- Es passiert, dass sie in einem seltsamen Zwiespalt leben, der sie einseins gerne zu Hause sein läßt und andererseits diese Freiheit leben möchten, die sie an ihren Schulen erleben dürfen.
- Es passiert, dass sie, genau wie ich, ein völlig anderes Familienleben leben müssen, als das, was sie in ihrer Umgebung wahrnehmen. Sie und ich sind gefordert Familie für sich neu zu definieren.
- Es passiert, dass sie sich Sinnfragen in ihrem Leben schon sehr früh stellen und ihre Lebenswege viel kritischer angehen. Das führt dazu, dass es in seltensten Fällen ‚geradeaus‘ geht. Gerade das führt zu Unsicherheiten. Ich bin als Mutter gefragt Sicherheit und Stabilität zu geben, an Stellen, wo ich selbst Neuland betreten muss.
Würde ich das Ganze wieder tun? Ja, in jedem Fall. Die Entscheidung lässt uns alle wach, flexibel und beweglich sein. Genau das benötigen Kinder/ junge Erwachsene und letztlich auch Eltern, um in diesen turbulenten Zeiten zu navigieren.
Mein Fazit:
Nicht jeder ist für den Weg mit der Machete in der Erziehungslandschaft gemacht. Aber ich finde, der Weg bereichert ungemein.
Gerne bin ich dir mit meinem reichhaltigen Wissen für deinen persönlichen Weg behilflich. Dazu kannst du dich für ein unverbindliches Kennenlerngespräch anmelden, oder gleich zum nächsten Tagesseminar vorbeikommen.
Ich würde mich freuen.
Hier findest du einige Beiträge, die dich in diesem Zusammenhang auch interessieren könnten, da sie ein Stück unseres persönlichen Weges erklären:
https://wundersameslernen.de/dieses-spagat-ist-mir-unmoeglich/
https://wundersameslernen.de/holprig-aber-unser-schul-weg/
Nur ein Augenzwinkern, dann ein verändertes Kind.
Nur ein Augenzwinkern, dann ein verändertes Kind. Wie ich lerne ständig neu Maß zu nehmen.
Meine Kinder leben Wochen oder Monate nicht zu Hause. Sei es, dass sie studieren oder zu einem Internat in England gehen, dass ihnen in großem Maß ein freies und selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Sie besuchen eine Schule, die zwar Unterricht anbietet, aber es den Schülern völlig überlassen bleibt, ob sie den Unterricht besuchen oder nicht. Sie werden dort auch nicht benotet, sondern es gibt schriftliche Einschätzungen. Ich als Mutter habe kein Recht, Informationen über meine Kinder einzufordern.
Die Kinder leben ein sehr eingeständiges Leben und lernen ihre Entscheidungen selbstständig zu treffen.
Wenn sie beispielsweise in den Sommerferien nach Hause kommen, dann benötigen wir gemeinsam immer wieder gut eine Woche, bis wir wieder eine Form miteinander gefunden haben und uns neu aufeinander einlassen können.
In meiner Familie findet eine andere Art von Miteinander statt. Sie hat sicher Vor- und Nachteile.
Was mir in jedem Fall aber sehr deutlich ist, ist, dass wir immer wieder Zeit miteinander benötigen, um uns völlig neu aufeinander einzulassen. Gerade gestern las ich dieses Zitat von G.B.Shaw
Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen, in der Meinung, sie passten auch heute noch.
Beim Lesen dachte ich, dass diese Lebensart, die wir haben, immer wieder von mir fordert, dass ich an meinen Kindern neu Maß nehmen muss. Auch die Kinder müssen an mir neu Maß nehmen.
Vor einigen Tagen sprach ich mit einer Mutter, die mir verdeutlichen wollte, dass es von Nachteil sei, wenn Kinder nicht im eigen Haus, sozusagen im ‚eigenen Bratensaft garen‘ . Ich habe mir ihre Worte sehr zu Herzen genommen und es hat mich seither sehr beschäftigt.
Nach einigen Tagen komme ich für mich zu dem Schluss, dass für mich und bezogen auf meine Beobachtungen, die Vorteile überwiegen, die ich wahrnehmen darf.
Ich muss in den Ferien, um die Beziehung zu den Kindern immer wieder ‚neu‘ zu beginnen, neu Maß nehmen. Ich bin gefordert anzuerkennen, dass ihr Leben zur Zeit ihrer Abwesenheit weiter gegangen ist, meines aber auch. Die Lebensumstände verlangen von uns, dass wir in jeder Ferienzeit mit Achtsamkeit und Wohlwollen immer wieder neu aufeinander zugehen. Ich finde, dass dies wunderbare Voraussetzungen für Begegnungen sind, die frisch und neu und möglichst respektvoll sind.
Manchmal gelingt es besser, manchmal gelingt es schlechter. Was bleibt ist, immer wieder offen für das Neue zu sein, neu Maß zu nehmen.
Wenn die Kinder nach einigen Wochen wieder kommen, dann fallen mir diese Veränderungen oftmals an den Bemerkungen oder Taten auf, die sie machen.
- „Mein Zimmer ist so klein geworden.“
- „Gibt es irgendetwas Neues zu Hause?“
- Sie stellen fest, dass beispielsweise das Zimmer plötzlich zu ‚girlyhaft‘ geworden ist.
- Die Kleidungsstücke der letzten saison gefallen ihnen gar nicht mehr.
- Sie mögen dieses oder jenes Lebensmittel plötzlich nicht mehr.
- Diese oder jeden Freunde spielen eine andere Rolle.
- ...
Ich bemerke dann, dass ich besonders achtsam mit meinen Bemerkungen sein muss, denn ich darf sie nicht ‚zurückbewegen‘ an die Stelle, an der sie mal standen, an der wir uns zuletzt gesehen hatten. Es ist, als ob dieser Mensch, der noch vor kurzem die rosa Bettwäsche mochte, plötzlich nicht mehr da ist. Er ist gegangen. Ein neuer Mensch steht da.
In meinem Fall, ist es sicher so, dass die Zeitspannen, in denen ich meine Kinder nicht sehe, manchmal so groß sind, dass Veränderungen sehr offensichtlich sind. Ich begrüße am Flugplatz einen jungen Mann, der nun plötzlich eine Hand breit größer ist als ich. Ich begrüße eine Tochter, die in wenigen Wochen eine junge Dame geworden ist.
Das Leben ist inzwischen weiter gegangen. In der Bewegung des Lebens muss ich die Beziehung, die da ist, sozusagen neu zur Entfaltung bringen. Meine Erwartungen daran, dass all das sofort wieder da ist, dass ich da ansetzen kann, wo ich Tschüss gesagt habe, muss ich zurückschrauben. Sowohl die Erwartungen an mich, als auch die, an meine Kinder. In meinem Fall ist es machmal sehr offensichtlich, dass große Veränderungen stattgefunden haben, denn es liegt eine große Zeitspanne dazwischen.
Mein Augenmerk möchte ich heute darauf richten, dass im Grunde dasselbe der Fall ist, wenn dein Kind heute morgen in den Kindergarten gegangen ist. Es ist dasselbe, wenn dein Kind vom Fussball nach Hause gekommen ist. Es ist dasselbe, wenn dein Kind ein Wochenende, mit dem von dir getrennten Partner, verbracht hat. Ja, es ist auch dasselbe, wenn dein Kind aus dem Mittagsschlaf aufgewacht ist. Das Leben ist ‚weiter‘ gegangen. Wir Erwachsenen haben oftmals nicht die Information, was inzwischen genau geschehen ist. Aber das Leben ist inzwischen 'weiter' gegangen. Und das Kind, dass ich heute morgen in den Kindergarten brachte, ist nicht dasselbe, als das, was ich abholte. Das Kind, dass ein Wochenende mit seinem Vater verbracht hat, ist nicht dasselbe, dass ich abholte.
In diesem kleinen Video hast du im Grunde genommen die Zeitraffer einer Entwicklung eines jungen Mädchen in 2,5 Minuten. Wenn die Zeit der Wahrnehmung von Entwicklung eine andere Rolle als Zeitraffer spielt, dann sind wir an dem Punkt, von dem ich spreche. Sowohl die Zeitraffer als auch eine Zeitlupenbetrachtung der Entwicklung deines Kindes haben beide die Gemeinsamkeit, dass das Leben einfach weiter geht.
https://youtu.be/RtyqS68ViWk
Ich finde, dass es in meiner Verantwortung als Erwachsene liegt, den Faden der Beziehung wieder neu aufzugreifen, achtsam und bedacht zu sein. Es hat etwas mit Respekt zu tun, mit dem Respekt gegenüber dem Leben des anderen, Respekt gegenüber den ureigenen Erfahrungen des anderen.
Ich habe mich gefragt, ob es einen Unterschied macht, ob die Erfahrungen der Zwischenzeit guter oder schlechter Art gewesen sind?
Auch hier komme ich zum derzeitigen Stand meines Irrtums. Diese Formulierung mag ich sehr gerne, denn sie drückt den prozesshaften Charakter meiner Erfahrungen und Erkenntnisse aus.
In beiden Fällen will ich mit Achtsamkeit und Wohlwollen vorgehen, aus Respekt vor dem Erleben des anderen.
Ich bin dankbar, dass mir das Leben diese Art ‚Übung‘ in den Wahrnehmungen der Zeitqualitäten im Leben mit den Kindern, zugesteht.
Ich lade dich zu meinem nächsten Tagesseminar am So 25.09.16 ein. Meine Seminare sind bekannt dafür, dass ich die Herausforderungen um Erziehung und Lernen in der Art mit dir angehe, die es dir erlaubt eine Menge Innenschau zu halten. Auf diese Art hast du Gelegenheit herauszufinden, wer du bist und wer du bezogen auf Kind und Familie sein möchtest. Du erhältst wertvolle Informationen, wie du weitere Schritte in deine Richtung gehen kannst.
Dein Wille zählt. Wandlung in Erziehung und Lernen selbst gestalten.
Der WILLE, in einer anderen Form darüber nachzudenken, wer Kinder sind und was sie benötigen, ist für mich ein Schlüssel, die Herausforderungen dieser Zeit besser bewältigen zu können.
Noch immer ist es tief in den Erwachsenen (Eltern, wie Pädagogen) verwurzelt, dass sie diejenigen sind, die wissen, was richtig und angemessen für Kinder ist.
In der Vergangenheit war es so, dass es ganz klare Vorgaben und Vorlagen gab, wie man mit Kindern umzugehen hat. Es war darüber hinaus klar, wie sich Kinder zu verhalten haben, wenn sie in der Gegenwart von Erwachsen sind.
„Wenn das Brot spricht, dann schweigen die Krümmel.“
Ein Satz dieser Art ist nur ein Beispiel, für die Grundannahmen vergangener Zeiten.
Es gab zwar verschiedenen Ansätze und Empfehlungen, aber der Grundton war der, dass der Erwachsene weiß und das Kind sich danach zu strecken hat. Punkt.
In den letzen Jahren hat sich sehr viel in Familie und Erziehung verändert. In der gesamten Bandbreite von ‚ich sage dir, wo es langgeht‘ und ‚entscheide du selbst‘ ist heute alles möglich und auch in der Tat zu beobachten. Sich vermischende kulturelle Ansätze und Traditionen haben darüber hinaus auch noch einen weiteren Einfluss.
Das Ergebnis ist, dass die Verunsicherung und die Ohnmacht unter Erwachsenen (Eltern wie Pädagogen) sehr groß ist. Man ist so vielen Strömungen, Inspirationen und vor allem wirtschaftlichen Interessen ausgesetzt, dass man im Geiste ständig in Bewegung ist und nervös und kurzatmig auf der Suche, was nun der ‚richtige Weg‘ ist.
Nun gibt es mehr und mehr Kinder, die uns ganz klar verdeutlichen, dass es so nicht oder nicht weiter geht. Begegnen wir diesen ‚Störungen‘ weiterhin mit dem, was wir kennen, wird es enger und stressiger. Die Strukturen von Macht und Kontrolle , von Disziplinierung und Repressalien funktionieren in der Form nicht mehr.
Im selben Moment ist das ‚Neue‘, das andere, dass, was sich gerade entwickelt, noch nicht vollständig geboren.
Ich nehme es in den Strömungen war, ich beobachte, wie viele Eltern und Pädagogen sich aufmachen und diese neuen Strukturen ganz praktisch entwickeln und neue Wege gehen.
- Ich beobachte Eltern, die sich aufmachen und in anderen Strukturen leben möchten. Es gelten andere Werte als, mein Haus, mein Auto, mein Job.
- Eltern verkleinern sich, trennen sich von materiellen Gütern, um freier leben zu können.
- Eltern wollen mit ‚weniger‘ klar kommen.
- Eltern wollen andere Formen von Zusammenleben und/oder von Leben in Gemeinschaften erfahren, in denen die Erziehung und Begleitung von Kindern wieder eine andere Rolle spielt.
- Eltern wollen eine zukunftsfähigere Welt gestalten.
- Eltern packen ihr gesamtes Hab und Gut in ein Wohnmobil, leben und arbeiten unterwegs.
- Eltern nehmen Kinder aus der Schule und finden neue, andere Formen von Leben und Lernen.
- Mütter gebären wieder anders. Sie versuchen aus Krankenhäusern und Fremdbestimmung fern zu bleiben. Sie finden und erfinden andere Formen um, mehr das leben zu können, was sie in sich für wahr empfinden.
- Eltern lassen Kindern in weit entfernten Schulen gehen, sie dort in anderen Familien oder Lebensgemeinschaften leben, damit Kinder sich freier und selbstbestimmter entfalten können.
- Eltern experimentieren und gestalten neue Formen von Zusammenleben und arbeiten mit Kindern.
- Eltern und Pädagogen bilden Gemeinschaften, gründen neuere Formen von Schulen, die auf anderen Werten ruhen, in denen sich die Mitglieder wohler fühlen, es Raum für Entfaltung gibt.
- Eltern bauen neue Möbel, Möbel, wie etwa Familienbetten, die anderen Werten von Erziehung und Zusammenleben dienlicher sind.
- …
Ich hoffe, dass es für dich dienlich ist, zu erkennen, dass der Wille, sich selbst einer Wandlung zu unterziehen, Unsicherheiten auszuhalten, Ohnmacht zu begegnen in meinen Augen dringend erforderlich ist, um den Herausforderungen dieser Zeit zu begegnen.
Ich spreche mit Eltern, die sich diesem Prozess stellen und sich wandeln und bewegen und ich spreche mit Eltern, die sich gefangen fühlen in der Masse der Ansprüche, die auf sie einwirken.
Im ersten Fall, haben sich Erwachsene aufgemacht und Kinder und deren wahre Bedürfnisse als eine Art Leitstern gesehen. Sie haben damit begonnen die Bedürfnisse der Kinder sowie ihre eigenen Bedürfnisse überein zu bringen und im zweiten Fall, stecken Eltern mit einem Fuss in einer Art Fusskette fest, die ihnen sagt, dass sie unbeweglich und unmündig sind.
Ich verstehe, wenn ich unsere Wurzeln des Denkens um Erziehung und Lernen mit einbeziehe, dass es für vielen Menschen eine fette Herausforderung ist, die eignen Gewohnheiten und Ansätze einzutauschen gegen etwas, was in Struktur und Linie nicht messbar ist. Ich verstehe die Unsicherheiten, Ängste und Sorgen, denn das sogenannte Neue entzieht sich den Vorstellungen unseres Verstandes. Es ist ja neu, es ist ja anders, es will noch geboren werden und daher ist es anders und unverständlich. Es ist ein ‚Kind‘ dieser Zeit, das geboren wird. Es ist Veränderung, es ist Transformation. Wir können nicht weiter so tun, als ob sich alles wandelt nur die Themen um Erziehung und Lernen nicht. Wir als Erwachsen sind ein Teil des Wandels, wir bringen ihn hervor, wir reiten die Welle - oder eben nicht.
Somit ist da, wie eingangs erwähnt, zunächst nicht mehr und nicht weniger erforderlich, als der Wille, sich diesen Veränderungen zu stellen. Der Mut, zu lernen, die Welle reiten zu wollen.
Viele haben in meinen Seminaren und Beratungen erfahren, dass schon alleine dein Wille zählt, sich mutig in die Veränderungen zu begeben. In dem ersten Schritt liegt unterstützende Kraft.
Es braucht zunächst nur den Willen, den roten Faden aufzugreifen, der dich persönlich weiterträgt und in gewisser Weise für mehr Leichtigkeit sorgt. Damit bist du in der Lage Wandlung in Erziehung und Lernen selbst zu gestalten. Du machst dich auf den Weg an den Start und gewinnst Kraft.
Mein nächstes Tagesseminar findet am So 25.09.2016 statt. Info findest du hier.Ich freue mich, wenn du dabei bist.
Als Eltern die Welle reiten.
Als Eltern die Welle reiten. Einige Anregungen, damit Kinder in ihrer Einzigartigkeit nicht untergehen.
Für vielen Eltern mag es sehr weit hergeholt sein, was ich mit dem wundersamen Lernen bewegen möchte. Ich hingegen sehe es als meine ‚verdammte‘ Aufgabe an, unser inzwischen veraltetes Paradigma bezüglich Lernen und Bildung, heraus zu fordern und das ‚Neue‘ mit auf den Weg zu bringen.
Dieser Wechsel ist mitten im Gang. Traditionelle Sichtweisen und neuere Sichtweisen 'bekämpfen' sich und das alte Bild von ‚richtig‘ und ‚falsch‘ ist noch immer sehr stark.
Die Leidtragenden sind in vielen Fällen noch immer die Kinder. Sie sind gefangen in dem, was von Natur aus in ihnen steckt und dem, was man mit aller Macht aus Ihnen zu machen sucht.
Kinder werden super kreativ in ihren Anlagen geboren. Sie selbst spüren es, denn es fühlt sich toll an, wenn man der, der man ist, einfach sein darf. Es ist eine kräftigende Sache, wenn man seinem eigenen, inneren roten Faden folgen kann.
In unserer Kultur wird das kreative Denken und die damit verbundene, schöpferische Kraft schon von Anfang an unterbunden. Die Kinder werden in ihrem Sein entmutigt.
In einer konkurrierenden Gesellschaft wird kreatives Denken schon bei den Kleinsten Schritt für Schritt untergeackert.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Bildung und Erziehung so konzipiert, dass Kreativität wenig erwünscht war. Hingegen war Gehorsam und Gleichzügigkeit eine wünschenswerte Tugend, die es zu fördern galt.
Wir sind derzeit mitten in einem großen Umbruch, was diese Ideen betrifft. Und das ist gut so. Es bedeutet nicht, dass die älteren Ansätze ihre Zeit und auch ihre Notwendigkeit hatten, nun aber ändern sich die Zeiten.
Meiner Meinung nach bleiben im 'alten' Bild von Gehorsam und Gleichzügigkeit zwei wesentliche Dinge auf der Strecke:
- Zum einen bleibt die Kreativität und die damit verbundene menschliche Schöpferkraft auf der Strecke. Das, was die Einzigartigkeit des Menschen ausmacht, kann sich nur schwer entfalten.
- Was darüber hinaus auf der Strecke bleibt, ist, dass die Kinder aus ihrem eigenen, schöpferischen Prozess heraus selbst genährt werden. Das aus sich selbst heraus genährt werden ist eine Art Perpetuum Mobile und sorgt für eine viel größere Zufriedenheit, Ausgeglichenheit und Gesundheit der Kinder. Sie lernen damit, dass Lernen ein Prozess ist, der nicht abgeschlossen ist, wenn man einen Schulabschluss hat, oder 65 Jahre alt ist. Wenn Kinder in ihrem Schaffen und in ihren Interessen selbst genährt werden, dann lernen sie, dass Lernen und Wachstum bestenfalls sehr lange anhält und sich selbst selbst weiter bringt.
Ich finde, wir beachten Zusammenhänge viel zu wenig. Ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit und einzufriedener und schöpferischer Alltag, haben eine Menge miteinander zu tun. Die natürlichen Zyklen und Lebensrhythmen spielen beim Lernen eine große Rolle. Werden sie nicht zugelassen oder die Kinder müssen zuviel Widerstand aufbauen um gesehen und wahrgenommen zu werden, dann wirkt sich das wiederum direkt auf die menschliche Lernfähigkeit aus:
- Kinder, die Selbstwirksamkeit erfahren, sind zufriedener
- Kinder die Selbstwirksamkeit erfahren, haben ein besseres Wissen über sich selbst und ihre Fähigkeiten. Ihre Selbsteinschätzung ist sensibilisiert, sie sind viel sicherer im Alltag.
- Kinder die Selbstwirksamkeit erfahren haben, müssen nicht in einem so großen Maß Widerstand aufbauen. Es gibt nicht so viele überflüssige Konflikte und miese Stimmung.
- Kinder die Selbstwirksamkeit erfahren, haben mehr bessere Möglichkeiten in ihren ‚flow‘ zu kommen. Sie haben darüber direkt Möglichkeiten zu der eigenen, gelebten Erfahrung dazu zu kommen.
- Kinder die Selbstwirksamkeit erfahren haben, haben viel bessere Vorraussetzungen Möglichkeiten zu ihrer persönlichen Meisterschaft in ihrem Tun und Sein zu zu entwickeln. Sie lernen über ihre eigenen "Strategien" effektiver zu lernen. Diese sind je individuell und wollen entwickelt sein
- Kinder die Selbstwirksamkeit erfahren, sind gesünder, sie ‚müssen‘ die Erfüllung ihrer Bedürfnisse nicht in so hohem Maß über ständige Krankheiten steuern.
Eltern, mit denen ich in Beratung und Seminar zu tun habe, sind alle mehr oder weniger damit beschäftigt die Welle einer ‚neuen‘ Zeit, auch im Leben mit Kindern, zu reiten.
Damit Eltern und Pädagogen leichter auf der Welle der Änderung reiten können und gestärkt im Gegenwind stehen können, schreibe ich dir hier nun einige Tips und Anregungen:
- Richte dein Augenmerk mehr auf die Freude beim Lernen, als auf Perfektion. Wir selbst haben die Möglichkeit den Spass am Lernen zu kultivieren. Künstler und Kreative erfahren auch Glück und Zufriedenheit beim Schaffensprozess. Fehler machen können, Risiko eingehen, Probleme lösen können und experimentieren. All das gehört zum eigentlichen Prozess und fördert Meisterschaft.
- Damit die Kinder vertrauensvoll in ihrem eigentlichen Lernprozess bleiben können, ist es wichtig, sie nicht zu vergleichen. (das machen sie in unsere Gesellschaft schon fast automatisch, selbst wenn ihre Umgebung das nicht fördert)
Kinder all zu oft in Vergleichs- und Wettbewerbssituationen zu stellen, ist mit Sicherheit ein Killer für selbstmotiviertes Lernen. - Wenn dein Kind im Moment in Schule und Betreuungssituation ‚gefangen‘ ist, weil du selbst im Moment keine Alternativen siehst, dann ist das einfach so. Kein Grund, sich als Eltern darüber schlecht zu fühlen. Vielleicht hast du in deinem privaten Umfeld Gelegenheit auf der Welle der Veränderungen zu surfen und dich darin weiter zu stärken. Das wird sich dann auch stärkend für dein Kind in seiner derzeitigen Lernumgebung auswirken.
„Jedes Kind ist ein Künstler.
Das Problem ist nur, wie man ein Künstler bleibt,
wenn man größer wird.“
Pablo Picasso
Ich wünsche mir sehr, dass meine heutigen Impulse für dich stärkend sind und langfristig zu mehr Freude und Zufriedenheit in deiner Familie führen. Auf bald.
Beste Grüße
Uta
Wenn ich dich auf deinem Weg stärken und unterstützen kann, dann melde dich einfach hier für mein Kennlerngespräch an.
Die Ängste der Kinder - warum ich mit Gespenstern Kissenschlachten führe.
Die Ängste der Kinder- warum ich mit Gespenstern Kissenschlachten führe.
Heute möchte ich über Ängste der Kinder schreiben und wie ich in dem einen oder anderen Fall damit umgegangen bin. Ich hoffe, dass ich dir damit einige Anregungen geben kann, wie du diese Themen auch betrachten kannst. Ich schreibe heute über diese ganz normalen Fälle von kindlichen Ängsten. Von den klinischen Fällen habe ich wenig Ahnung.
Kennst du auch diese ganz alltäglichen Geschichten aus dem Zusammenleben mit deinen Kindern im Alter zwischen etwa vier bis circa elf Jahren. Vielleicht erinnerst du dich selbst an deine eigene Kindheit.
- Da war dieser Schatten im Kinderzimmern an der Wand. Er sah aus wie ein Mann mit Hut. Erst viel später hat sich dir erschlossen, dass es die Lampe war, die ihren Schatten an die Wand geworfen hat. Jeden Abend hast du starr im Bett gelegen.
- Du hättest vielleicht Angst in den Keller zu gehen, weil dort unten Krokodile leben.
- Der Hund des Nachbarn war in deinen Augen ein Wolf.
- Dein Onkel sah für dich wie ein böser Zauberer aus.
- Im Dunkeln vor die Tür zu gehen war wirklich gefährlich, weil dort könnte der Fuchs nur darauf warten dich zu verspeisen. Genauso, wie er es auch mit den Hühnern tut.
Ich habe den Eindruck, das sind alles völlig normale Dinge. Doch für uns Eltern können sie im Alltag schon mal ziemlich nervig werden.
Du möchtest vielleicht schnell etwas erledigen, aber dein Kind weigert sich partout in den Aufzug zusteigen, aus Sorge, dass dieser abstürzen könnte. Dann kannst du dir den Mund fusselig reden und die tollsten Erklärungen abgeben, aber dein Kind steigt nicht in diesen Aufzug. Es wehrt sich mit Händen und Füßen.
Deine Erklärungen sind zwecklos, was dir bleibt, ist unter Umständen etwas kraftvoll an seinen Armen zu ziehen und das Kind rücksichtslos in den Aufzug zu zerren. Das mag zwar deinen Termin dienlich sein, aber der eigentlichen Frage, die sich da vor dir aufgetan hat, bist du damit nicht begegnet.
Es war der Versuch des Kindes, dich in seine Welt zu bewegen, ehrfürchtig auf die Knie zu gehen und anzuerkennen, dass es Wahrnehmungen geben kann, die sich dir vielleicht nicht offenbaren, die für das Kind aber sehr real sind.
Ich denke, das Kinder in einem bestimmten Alter ihre Gehirnentwicklung sich weiterhin auf dem Weg befinden ihre Denkfähigkeit zu abstrahieren. Sie schaffen es irgendwie aus dem Leben mit den praktischen Dingen , die man berühren und bewegen kann, eine Welt der Abstraktion zu betreten. Hier ist es ihnen dann plötzlich möglich, sich vorzustellen, wie toll es jetzt wäre ein Eis in der Hand zu halten. Du merkst es auch daran, dass sie damit beginnen bestimmten Gegenständen in deinem Haushalt eine andere Bedeutung zu geben.
- Eine alte Blechdose wird in ihren Augen zu einem Auto.
- Ein Kochlöffel ist in ihrem Händen dann plötzlich ein Zauberstab.
- Die Zahnbürste ist in diesem Moment ein Schraubenzieher.
Durch das Benutzen dieser Gegenstände erschafft das Kind Abstraktion. Es tut es zu Anfang, indem es Gegenstände einfach in seiner Vorstellung in etwas anderes “verwandelt“.
Etwas später dann können sie erst Bilder aus ihrer eigenen Vorstellung heraus erzeugen. Ich beschreibe dir diesen unglaublich feinen Sachverhalt, um dir zu verdeutlichen, das es im Rahmen dieser Reifeprozesse im Gehirn nicht mehr weit dahin ist, sich vorzustellen, das dann irgendwann auch die Bilder im Kopf laufen lernen. Die Vorstellung, dass so ein Aufzug nur an wenigen Drahtseilen befestigt ist, lässt einen schon einmal schnell die Geschichte erfinden, dass dieser abstürzen kann.
Ich vermute, dass diese normalen kindlichen Ängste im Grunde in eine Zeit gehören, in der sich das Gehirn unserer Kinder umstrukturiert und sich vor ihnen eine ganz neue Welt aus möglicher Abstraktionen auftut. Die Phantasie bekommt Flügel. Bis zu dem Zeitpunkt hat sich im übertragenen Sinne alles auf festem Boden abgespielt.
Damit erklärt sich für mich auch, warum es so schwierig ist, sie auf Verstandesebene von der Tatsache zu überzeugen, dass der Aufzug nicht abstürzt. Es ist schwer sie durch Erklärungen dafür zu gewinnen, dass der Fuchs sie nicht auffrisst und der Schatten an der Wand, die Spiegelung der Lampe ist. Das ist so schwierig, weil sie in dem Moment auf Verstandesebene nicht unterwegs sind. Sie sind auf eine Art damit beschäftigt, sich die Strukturen für abstraktes Denken zu erstellen. Das ist ist eine wundervolle, unglaublich beeindruckende, innere Arbeit. In dieser Zeit lieben sie Geschichten und Märchen und allerhand, was ihre Phantasie anregt. Sie spielen, „ich wäre die Mutter und du der Taxifahrer. Wir hätten einen Unfall gehabt….“
Es ist hilfreich, diese Zeiten als normal zu sehen und nicht als etwas Unangemessenes oder Schlechtes, dass man einfach „weg machen“ kann. Es gehört zum „groß-werden“ dazu. Ich halte es aber trotzdem für bedeutsam, wie ich damit umgehen kann. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mich ein Stück dahin zu begeben, wo die Kinder in diesem Moment innerlich unterwegs sind. Eben bei den Dingen, dich ich nicht sehen kann, aber mein Kind fest davon überzeugt ist, dass es etwas sehen kann. Es ist wichtig, diese, ihre Wahrnehmung anzuerkennen.
Eines meiner Kinder hatte wieder Angst, abends ins Bett zu gehen. „ Da sind Gespenster drin“, musste ich mir immer mal wieder anhören. An einem Abend dann, habe ich mich ganz intuitiv ins Bett gestürzt. Ich habe laut geschrien, wild gekämpft, Kissen geschlagen und mit diesen Gespenstern Debatten gehabt. Es hat mir sogar riesig Spaß gemacht.
Noch heute wird diese Geschichte zum Besten gegeben. Sie amüsieren sich darüber, wie Mama laut schreiend mit den Gespenstern gekämpft hat.
Ich habe sie nieder gekämpft, die Gespenster. Irgendwo in der Zwischenwelt (Zwischen konkret und abstrakt) sind wir uns begegnet, mein Kind, die Gespenster und ich. Das Thema war danach erledigt.
Das sind die alltäglichen Fälle gewesen, von denen ich dir eine Situation geschildert habe.
Ich habe über die Jahre auch Fälle erlebt, in denen die Ängste der Kinder einen sehr berechtigten Grund hatten, der sich mir manchmal erst Monate später erklärte. Davon werde ich vielleicht an anderer Stelle mehr berichten. Denn diese „Zwischenwelt“ hält eine Menge Geheimnisse bereit, denen Kindern noch viel näher sind als wir Erwachsenen. Es gibt so viele interessante Dinge wahrzunehmen. Mit meinen Geschichten möchte ich dir Idee und Inspiration geben, damit du im Alltag mit deinen Kindern zu Lösungen finden kannst die sich sonst nicht so direkt erschließen, wenn man die Welten der Kinder nicht ein Stück betreten kann.
Wenn ich dich auf deinem Weg im Leben mit deinem Kind ein paar Schritte begleiten kann, dann ruf mich an oder schreibe mir. Wir vereinbaren ein effektives und für dich unverbindliches Kennenlerngespräch.
Irgendwo zwischen Gehorsam und Ungehorsam
Irgendwo zwischen Gehorsam und Ungehorsam.
Was willst du denn eigentlich? Möchtest du gehorsame Kinder erziehen, die zu 98,2 % darauf hören, was du und andere Erwachsene oder gar Autoritäten sagen? Möchtest du Kinder erziehen, die leicht manipulierbar sind? Möchtest du Kinder erziehen, die lediglich gelernt haben gehorsam zu sein? Möchtest du Kinder erziehen, die emotionalen und sexuellen Übergriffen, Drogen, Fastfood und den anderen großen Verführungskräften in den Medien nur schwer widerstehen können?
oder
Möchtest du Kinder erziehen, die Selbstbewusstsein entwickeln können, die selbstständig denken und entscheiden lernen, die auch ein Gespür für ihre eigene Sicherheit entwickeln können.
Wenn du diesen Text liest, dann gehe ich davon aus, dass du dein Kind befähigen möchtest selbstbewusst und stark zu sein. Wenn das dein Wunsch sein sollte, dann ist es wichtig, dem Kind in möglichst großem Maß zu gestatten, auf sich selbst zu hören. Das bedeutet noch lange nicht, dass es einfach machen kann, was es will. Es bedeutet zunächst nur, dass es ein Gespür für seinen Körper, seine Empfindungen und seine Entscheidungen entwickeln kann. Es lernt, auf Sicht gesehen in sich selbst zu vertrauen.
Doch davor steht, dass wir Erwachsenen zunächst selbst eine Position in dem „Spiel“ finden müssen. Diese eigene Positionierung gibt uns auf lange Sicht dann auch die Kraft für uns selbst und/oder die Bedürfnisse der Kinder einzustehen.
Dazu habe ich ein paar Fragen notiert, die dich darin unterstützen können, mehr Klarheit zu erlangen.
- Wo siehst du Wurzeln unserer Gesellschaft, deiner Familie zum Thema -Gehorsam-?
- Wurdest du selbst zu absolutem Gehorsam erzogen?
- Was geht in dir selbst vor, wenn dein Kind nicht gehorcht?
- Was fällt dir zu dem Satz ein: „So lange du die Füsse unter meinen Tisch stellst, …..!“
- Sollen die Kinder deiner Meinung nach möglichst frühzeitig lernen gehorsam zu sein, damit du sie später besser ‚leiten’ kannst ? Damit sie nicht ‚übermüpfig‘ werden?
- Welche Zusammenhänge siehst du persönlich zwischen -gehorsam sein- und -ein Gespür für sich selbst entwickeln dürfen-?
- Was hält dich persönlich davon ab, deinem Kind in dem einen oder anderen Bereich mehr Freiheit für ‚eigenes‘ zugestehen zu können?
Sich selbst Klarheit und vor allem eigene Ideen zum Thema Gehorsam zu verschaffen ist in meinen Augen sehr wichtig, um im Alltag mit dem Kind klarer aufzutreten. Je klarer ich darin bin und mich selbst in dem Thema ein Stück gefunden habe, desto weniger muss ich aus der eigenen Verunsicherung heraus, emotionale Entscheidungen treffen und damit über reagieren.
Wenn ich mehr und mehr Klarheit im Spannungsfeld zwischen Gehorsam und Ungehorsam erlangt habe, dann drückt sich das beispielsweise auch in meiner Sprache aus. Ich kann dann zu Ausdruck bringen, was ich benötige, was ich brauche, was ich will und was nicht. Dasselbe kann ich dann in großem Maße meinem Kind zugestehen und gelange damit an den Punkt im Gespräch und in Beziehung zu sein.
Ich begebe mich damit auf neuen, vielleicht unsicheren, aufgelockerten Boden. Dieser Boden ist aber interessanterweise kein Boden für Willkür und Zügellosigkeit, sondern bietet lediglich lockere Erde, in der sich Beziehungen und intelligente Gespräche überhaupt erst einmal verwurzeln dürfen.
Absoluter Gehorsam im Leben mit dem Kind, setzt auf einen festen, undurchlässigen, im Gleichschritt festgetrampelten und verdichteten Boden, der es jungen Pflänzchen schwierig macht, sich zu verwurzeln. Wenn sie sich nicht verwurzeln können, werden sie durch jede Strömung und Schlechtwetterlage weggeschwemmt oder sind wenig widerstandsfähig, um ein paar Tage Trockenheit zu ertragen.
In welchem Boden soll dein Kind gute Wachstums- und Entwicklungsbedingungen finden?
Und wo/wie kannst du die Veränderung sein, um das zu ermöglichen?
Gerne lese ich deinen Beitrag dazu in den Kommentarfeldern.
Schon am 22.Mai findet das nächste Tagesseminar hier in der Mühle statt. Da haben wir Gelegenheit Themen dieser Art zu bewegen. Info hier
Impulse zu Abschiedsschmerz und Trennung
Meine Impulse zu Abschiedsschmerz und Trennung. Eine etwas andere Art über kleine Kletten nachzudenken.
Viele Mütter von Babys und Kleinkindern sind sich gar nicht darüber bewusst, wie sehr sie im „System‘ ihrer Kindes sitzen“ oder mit anderen Worten: Wie sie auf dem Kind sitzen, so dass das Kind unfähig wird eigene Entscheidungen zu treffen. Durch diese quasi energetische Überbehütung schaffen sie sich selbst und den Kleinsten Schwierigkeiten. Es sind oft gerade Mütter, die sich darüber beschweren, dass sich das Kind nicht vom Vater ins Bett bringen lässt, man das Kind 'noch' nicht mit dem Babysitter alleine lassen kann. Sie können nicht alleine duschen gehen, oder telefonieren. Mama kann, obwohl das Kind schon fast in die Schule geht, nicht woanders übernachten. In fremder Umgebung kann sie sich nicht frei bewegen, weil sie immer eine kleine Klette am Bein hat. Von außen betrachtet kann man eine Art unsichtbare Nabelschnur wahrnehmen, die eher als eine Art Fußfessel fungiert. Beide Beteiligten sind auf eine Art gestresst und genervt. Daraus folgt, dass sie sich in einer gewissen Form in einer Abhängigkeit befinden und dann bei darüber klagen. Die Mutter berichtet mir, was sie alles nicht kann, weil das Kind sie nicht in Ruhe lässt. Das Kind ist oftmals sehr unruhig und fordert ständige Aufmerksamkeit und die Mutter muss ‚funktionieren’, damit es nicht zu viel Gequengel und Unzufriedenheit gibt. Das ist entsetzlich anstrengend. Für beide, diesseits und jenseits der Fußfessel hat es mit Leichtigkeit und Freude nichts zu tun.
Natürlich kann man das nicht verallgemeinern und muss mit den Altersstufen der Kinder hier sehr differenziert umgehen. Nichts desto trotz möchte ich dir eine Art Eindruck, Geschmack oder Geruch dieser Tendenz geben, damit du es für dein Leben mit deinem Kind selbst überprüfen kannst. Hier einige Beispiele aus unterschiedlichen Altersstufen.
- „Wir haben die Hose voll.“ Was die Mutter damit meint ist, dass ihr Kind eine frische Windel benötigt.
- Das etwa vier jährige Kind hat sich im Raum freigespielt, hat Spass und Freude. Ich frage die Mutter, ob wir in die Küche gehen, um eine Tasse Cafe zu trinken? Noch bevor das Kind reagieren kann, sagt die Mutter: Sie ist erst 4. Sie bleibt noch nicht alleine. Sie hätte sagen können: „Du, ich will mit Uta in die Küche gehen, einen Cafe trinken.“ Dann wäre das Kind frei und unabhängig von ihrem dafürhalten gewesen. Frei, in seinen Entscheidungen.
- Wir haben diese Familie zu Gast. Wir sitzen am Essen. Ich frage, wer Salat essen möchte und gebe die Schüssel weiter. Ich spreche das 4 jährige Kind an und frage, ob er auch Salat möchte? Noch bevor er überhaupt nachdenken und antworten kann, hat mir die Mutter bereits mitgeteilt, dass er keinen Salat isst. Er hat keine Chance für sich selbst zu entscheiden, zu probieren. Er kann nicht frei für sich einstehen. Oftmals ist es so, dass Kinder gerade in fremden Umgebungen, unter geänderten Umständen andere Dinge essen, ausprobieren oder testen. Selbst wenn ich weiß, dass mein Kind dieses und jenes nicht mag , isst oder tut, dann ist es trotzdem wichtig, mich immer wieder zurück zu nehmen, damit das Kind nach seinen eigenen Empfindungen und Entscheidungen navigieren kann. Es ist sonst nicht frei und „hängt“ an mir.
- Eine weitere Weise „im Kind zu sitzen“ beseht darin immer wieder für das Kleinste zu sprechen, aus Unsicherheit, dass man dir als Mutter mangelndes Verständnis oder Unfähigkeit, dein Kind zu „steuern“, vorwerfen könnte. Das merke ich daran, wenn ich immer wieder höre, dass ein weinendes Kind angeblich müde ist oder Bauchschmerzen hat. Diese Erklärungen dienen oftmals als eine Art Entschuldigung. Es bedeutet aber im Grunde, dass man „im Kind sitzt“, seine Empfindungen und Verhaltensweisen erklärt und sich damit in das Nervensystem des Kindes einschleicht und es steuert.
- Ich gehe durch die Stadt. Immer wieder sehe ich, wie Eltern ihre Kinder aus meinem Weg zerren, aus Sorge ich könnte sie übersehen oder sie würden mir im Weg stehen. Auch das bedeutet, dass ich dem Kind in seinem Wesen und seiner Einzigartigkeit keinen Raum gebe. Ich muss es aus dem Weg zerren, wenn ich nicht auf diese kleine Person vertraue, dass sie gesehen und wahrgenommen wird. Ich stülpe meine Wahrnehmung der Dinge über das Kind und mache es in einer Art abhängig von mir und meinen Einschätzungen. Auch damit verursache ich, dass Kinder sich nicht frei und unabhängig bewegen können. Ich verhindere, dass sie als Person wahrgenommen werden. Ich mache sie von mir abhängig.
Diese kleinen Beispiele sollten dazu dienen, um zu verdeutlichen, wir sehr wir Erwachsene im Alltag darin gefangen sein können unsere Wahrnehmungen und Geschichten über die Kinder zu stülpen. Wir vermindern aus mangelnder Achtsamkeit dem Kind und seiner Person gegenüber, dass sie sich frei entwicklen können. Wir verhindern dadurch, dass sie zu freien und selbstständigen, kleinen Personen werden. Das bindet die Kinder oftmals an unsere Wahrnehmungen und bedeutet, dass sie sich nicht frei und eigenständig entfalten können. Auf diese Art und Weise ist es gut möglich, dass ich kleine Kletten ‚erziehe‘, indem ich ihnen nicht die Eigenständigkeit und den Raum einräume, den sie benötigen, um ihrem eigenen, inneren Empfinden zu folgen. Ständig bin ich schneller, oder bevormunde auf meine unachtsame Art ihre Äußerungen im Lebensraum. Unter Umständen bin ich mir als Erwachsener darüber nicht bewusst, aber ich schaffe Abhängigkeiten des Kindes von mir, indem ich mir nicht im klaren darüber bin, dass das Kind ein eigenständiges, komplettes, perfektes Wesen ist, dass seine Belange selbst steuern kann.
Angerufen werde ich von der gestressten, überforderten Mutter. Sie berichtet mir, wie schwer der Alltag mit ihrem Kleinkind ist. Oftmals ist alleine die Bewusstheit über diese Zusammenhänge von großer Bedeutung für das entspanntere Familienleben. Die Mutter lernt über die Achtsamkeit und Bewusstheit über ihre eigenen Verhaltensweisen, dem Kind mehr Raum zu geben und schon vereinfachen sich viele stressige Punkte im Alltag.
Gerne lese ich deine Anmerkungen zu diesem Text und freue mich, wenn du ihn teilst.
Für den Fall dass, Themen um Bindung und Lösung von Abhängigkeiten für dich interessant sind, dann lade ich dich zu meinem nächsten Tagesseminar am Sonntag 24.01.16 ein. Info findest du hier: www.wundersameslernen.de/termine/
Und wenn der Weg zu weit ist, dann ruf mich einfach an. Ich freue mich, wenn ich unterstützend in deinen Fragestellungen sein kann. Tel 06477 - 9119119
Wenn du Themen dieser Art magst, dann könnte auch dieser Text für dich von Interesse sein: https://wundersameslernen.de/freiraum-und-grenzen/