Wenn einer eine Falle baut. Freies selbstbestimmtes Spiel und was sich alles dahinter verbergen kann.
Wenn einer eine Falle baut. Freies selbstbestimmtes Spiel und was sich alles dahinter verbergen kann.
Heute möchte ich mit meinem Text darauf hinweisen, wieviel Idee, Forschungsdrang, Erproben und letztlich Strategie in den Handlungen der Kinder steckt.
Ihre Fähigkeit Menschen für die eigenen Interessen ‚einzusetzen‘ haben sie lange erprobt. Sie üben all das in ihrem Alltag und lernen Lebenstauglichkeit
Ich schreibe darüber, weil man es als Eltern oder Fachperson nicht notwendigerweise im Alltag erkennt und versteht.
Unterbricht oder zerstört man diese unscheinbaren Vorgänge, hat das immer einen Effekt auf natürliche Lernprozesse. Wichtig ist in meinen Augen, dass man es erkennt. Erwachsene tendieren dazu Lernprozesse zu stören. Nicht immer dramatisch, nur gut, wenn man darum weiß.
Kürzlich habe ich mich mit einem jungen Mann über dessen Zeit in einem Waldkindergarten unterhalten. Ganz interessiert habe ich zugehört, was er mir von seinem Alltag dort berichtet hat.
Er wollte Vögel fangen.
Er konnte mir nicht mehr sagen, warum er das wollte.
Das Jagen und Hinterherrennen hinter den Vögeln war anstrengend, es hat auch einen Moment Spaß gemacht, war in seinen Augen aber nicht erfolgreich.
Er wollte einen wilden Vogel in den Händen halten.
Er kam also auf die Idee, eine Falle zu bauen.
Dazu hat er ein Loch gegraben und aus Ästen und allerhand Buschwerk eine Art Käfig gebaut. Viel Zeit hat er weiterhin dafür benötigt aus Ästen eine Form von Falltür zu konstruieren.
Du kannst dir vielleicht vorstellen, wieviel Konzentration, Versuch und Irrtum und Strategie hier erforderlich ist, ein Projekt dieser Art in einem ganz normalen Kindergartenalltag umzusetzen.
Beim Zuhören konnte ich mir regelrecht vorstellen, wie sehr er ‚gearbeitet‘ hat, um dieses Vorhaben umzusetzen.
Um ihn rum, andere Kinder, die hopsen, spielen, lachen, drüber klettern , vielleicht ‚mitspielen‘ wollen, oder zerstören möchten……
Wir sprechen hier über ein fünf bis sechs jähriges Kind.
Was ihm nun noch fehlte war Futter, um den entsprechenden Vogel auch in die Falle zu locken.
Seine Sozialisation hatte ihm zu dieser Zeit längst zu verstehen gegeben, dass man Vögel nicht einfach fangen darf. In anderen Ländern wäre das vielleicht ganz anders. Er ‚wusste‘ also, dass Erwachsene nicht mit seinem Anliegen, einen Vogel fangen zu wollen, umgehen konnten.
Es brauchte also eine Fähigkeit von ihm, die er in diesem Alter längst hat erlernen können/müssen.
Er wusste schon (5-6 Jahre alt), dass man die Erwachsene ‚anlügen‘ müsse, um Körner oder Müsli oder etwas ähnliches zu bekommen, damit man die Falle fertig stellen kann.
Auch hier konnte er offensichtlich schon bewusst strategisch vorgehen, er wusste, wie man die Erwachsenen ‚beeinflussen‘ muss, um zum Erfolg zu gelangen.
Er hat sich Sonnenblumenkerne organisiert.
Er konnte mir genau das Gefühl beschreiben, das er hatte, als er sich wieder mit der Hand voller Kerne, auf den Weg zu seiner Falle machte.
Die Falle wurde präpariert und nun folgte vermutlich der weitaus schwierigere Teil.
Man muss Geduld aufbringen, bis sich ein Vogel vielleicht in eine solche Falle bewegt.
Ein wirklich schwieriges Unterfangen, denn welcher Vogel würde dies im Sommer tun?
Welches Tier, würde sich in einer ganzen Horde von Kindern, mitten im Sommer in eine Falle bewegen?
Wie wird die Geschichte wohl ausgegangen sein?
Wird er auf der Lauer gelegen haben? Wie lange wird er geduldig gewesen sein? Wird er die Falle zurückgelassen haben können, wenn er am Nachmittag nach Hause ging? Wird er am nächsten Tag weiter schauen wollen,? Wird er es am nächsten Tag vergessen haben?Wird er ein ganz anderes Thema und eine andere Herausforderung haben?
Die kleine Geschichte habe ich dir erzählt, weil Kinder Themen haben, die sie innerlich bewegen.
Längst haben sie Projekte, Dinge, die sie herausfinden wollen, Dinge, sie sie zutiefst beschäftigen.
Wir Erwachsenen kriegen so viel davon leider nicht mit, weil wir oft nicht aufmerksam genug sind, um diese Feinheiten zu beobachten.
Wir haben unsere Aufmerksamkeitskanäle oft genug nicht fein abgestimmt, um diese Formen von wundersamem Lernen überhaupt wahrnehmen zu können. Wir bekommen dieses einzigartige Lernen nicht mit und meinen dann, das Schule oder frühe Bildung wichtig sei.
Eine Art Eulen nach Athen tragen praktizieren wir da.
Viel zu oft verletzen wir ihre Schöpferkraft und ihre Würde, indem wir sie pausenlos bitten, ihre Projekte zu beenden, abzuwandeln oder sie schlicht weg zu ignorieren, weil wir weiter müssen.
Weiter, wohin eigentlich?
Eltern und Pädagogen schätzen die Zusammenarbeit mit mir, weil ich es verstehe, eine Sicht auf die Welt von Kindern zu vermitteln, die es ihnen ermöglicht das Leben mit Kindern mit einer größeren Leichtigkeit zu versehen. Ein anderer Blick, ein anderes Verständnis hilft so schnell und sorgt für positive Veränderung. Hier findest du meine Kontaktdaten und hier meine Angebote.
Die Herausforderung: Ein neues Wertesystem für die Beziehung zu Kindern
Die Herausforderung: Ein neues Wertesystem für die Beziehung zu Kindern
Wenn du schon länger meine Beiträge verfolgst, dann hast du sicher mitbekommen, dass ich der Meinung bin, dass wir unsere Art junge Menschen ‚heranzubilden‘ auf grundsätzliche Art überdenken sollten.
Für mich geht es nicht darum, derzeitige Modelle ein wenig aufzuhübschen, sondern Grundannahmen komplett in Frage zu stellen.
Nur ein Beispiel aus dem riesigen Feld.
Instinkte haben wir mit Tieren gemein. Anders als in der Tierwelt schiessen wir uns beim Aufziehen der ‚Jungen‘ selbst ins Knie, in dem wir viel zu viel tun, um Kindern das Verbunden sein mit sich und ihren Wahrnehmungen zu unterbinden.
Das geschieht in den meisten Fällen sicher unbewusst, macht es aber nicht minder problematisch für die Zukunft der Kinder.
Wenn Erwachsene so sehr damit beschäftigt sind, schon die Impulse der Kleinsten zu kontrollieren, zu bewerten, zu unterbinden und zu übertünchen, haben Kinder keine Chance ihre Intuition zu entwickeln. Intuition braucht eine Grundlage. Sie ist nicht einfach da.
Eine zu starke Impulskontrolle, die notwendig zu sein scheint, um Kinder in Systeme einzupassen, macht es dann unmöglich Intuition auszubilden.
Durch unsere derzeitigen Ansätze in Erziehung und Lernen verhindern wir das Ausbilden der Intuition (unseren natürlichen Radar) vielmehr, als das wir dem inneren Leitsystem Gelegenheit geben sich heraus zu bilden und zu entfalten.
Eltern und Fachkräfte sollten sich in meinen Augen vermehrt ein Bild davon machen, was Werte, Haltungen und Skills sind, die für ein gesundes Leben junger Menschen von Bedeutung sind.
Das sind sehr schwierige Gedanken für uns Erwachsene, deren inneres System selbst darauf ausgerichtet wurde, gut in einem wirtschaftlichen System zu funktionieren.
Wovon ich rede, bedarf eines Umdenkens ( Verlernen ) hin zu einem System, dass für Menschen gedeihlich ist.
Die meist eher unbewusste Schwierigkeit für Eltern und Pädagogen besteht darin, die Beziehung zu Kindern auf ein neues Wertesystem ( nicht ausschließlich wirtschaftsorientiert) zu stellen, während wir gleichzeitig im alten System (eben diesem wirtschaftsorientiertem ) noch leben.
Selbst Bewusstheit zu entwickeln, um die eigenen Muster zunächst einmal wahrzunehmen, ist für mich ein wesentlicher Schritt auf dem Weg. Die eigenen wundersamen VERlernprozesse machen den Weg für die Kinder frei(er).
Die Herausforderung ist vergleichbar, mit der Vorstellung ein Flugzeug während dem Flug zu bauen.
Ich finde das faszinierend und inspirierend.
Es macht mir besonders Freude Menschen bei diesen Flugversuchen zu unterstützen. Hier findest du meine Angebote.
Geburt oder Entbindung? Ein Plädoyer für eine würdevolle Geburtserfahrung.
Geburt oder Entbindung? Ein Plädoyer für eine würdevolle Geburtserfahrung.
Heute wissen wir längst, dass eine möglichst stressfreie Geburt eine bedeutsame Grundlage für alle weiteren Lernprozesse im Leben ist.
Das Geboren werden hat weitreichende Auswirkungen bis hin in nächste Generationen.
Schlimm ist, dass inzwischen vielen Eltern gar nicht mehr klar ist, was eigentlich eine stressfreie, würdevolle Geburt ist.
Die klinische Geburt scheint das neue ‚normal‘ zu werden.
Es könnte geschehen, dass schon in der nächsten Generation Kaiserschnitt, induzierte und forcierte Geburten als völlig normal hingenommen werden. Man wird dann nicht mehr wissen, welche Schätze für Mutter und Kind einst im natürlichen Geburtsprozess verborgen waren.
Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einer Mutter, die vor einigen Wochen ihr zweites Kind geboren hat. Ich schreibe bewusst ‚geboren‘. Dieses Wort drückt für mich aus, dass es ein Akt der Kooperation zwischen ihr und ihrem Kind war.
Sie wurde nicht von dem Kind entbunden, was in gewisser Weise beide zu einem Objekt macht.
Auch wenn es eine geplante Hausgeburt war, die dann doch in einer Klink stattgefunden hat, so war ich von den Erzählungen sehr berührt. (Doch mehr dazu etwas später im Text.)
Es gibt sie noch, die (klinischen) Geburten, die in großem Maß durch Selbstbestimmung und Würde geprägt sind.
Bei den ganzen Geschichten zu Entbindungen, die ich in den letzen Monaten hören musste, war ich traurig und wütend, dass uns die Natur der Geburt verloren zu gehen scheint.
Ich hörte all die Geschichten von Frauen, die nicht wissen, wo sie gebären sollen.
- Wo sie eine vertrauenswürdige (Haugeburts-) Hebamme finden, die in akzeptabler Entfernung wohnt und Zeit hat.
- Wo Frauen zur Einleitung der Geburt zu einem bestimmten Termin geladen werden (neben 12 anderen), weil sie angeblich über die Zeit sind ( welche Zeit, die des Kindes oder die der Entbindungsindustrie ?)
- Wo Frauen in einem ungemütlichen Flur alleine sitzen müssen, weil die Kreißsäle besetzt sind.
- Wo Frauen in einen Kaiserschnitt gedrängt werden, weil der Kopf des Kindes angeblich so groß sei.
- Weil Frauen mit einem errechneten Geburtstermin so unglaublich unter Stress gesetzt werden
- Wo Frauen durch allerlei unnötige Interventionen, mehr oder weniger bewusst aus ihrem Flow gebracht werden, sich damit das Risiko für eine komplikationslose Geburt erhöht.
- Wo Frauen unter der Geburt, mit gestresstem Krankenhauspersonal zu tun haben.
- Wo den Frauen Gewalt angetan wird, weil man sich auf ihren Bauch schmeisst oder sie schneidet, nur weil man ihr und damit dem Kind zuvor nicht gestattet hat, sich frei zu bewegen.
- Wo man sie (oftmals) unnötigerweise zu einer Betäubung des Unterleibs überredet und sie damit sich und das Kind mit seinen Bewegungen nicht mehr spüren kann.
- wo ständig Ängste geschürt werden
Ich könnte noch ewig so weiterschreiben, das sind aktuell lediglich Bemerkungen zu Geburten, die ich in den letzten Wochen erzählt bekommen habe.
Ich wünsche mir, das keine Frau das mehr erleben muss. Daher sollten wir aufstehen und diese Entwicklungen beenden.
Wo sind die Großmütter und die unzähligen Mütter, die zutiefst schmerzhafte und entwürdigende Erfahrungen machen mussten?
Die Vorstellung, dass meine sechs Kinder keinen Ort finden könnten, der sie in Ruhe und mit Würde gebären lassen würde, hinterlässt mich mit Wut und Ruhelosigkeit.
Noch gibt es auch andere Beispiele.
Hier nun etwas Positives, was sich in den letzten Wochen in einer Klinik zugetragen hat:
Ein Elternpaar kommt an einem Sonntag Abend unangemeldet in eine Klinik, weil es sich Sorgen machte. Nicht etwa, weil es dem Baby schlecht ging, sondern weil Eltern heute ständig verunsichert werden. Unsere Gesellschaft verliert die Fähigkeit sichere Räume für gesunden Wachstum zu schaffen und dies von Anfang an. Die Geborgenheit der Mutter in einer sicheren und aufbauenden Gesellschaft wird fast unmöglich gemacht.
Das Kind war etwas über die Zeit. So drückt man aus, wenn man nicht die Zeit des Kindes bemisst, sondern die eines weiterhin unbegründeten Regelwerkes.
Die Eltern wurden freundlich empfangen. Man hat ihre Geschichte angehört. Sie bekamen keinerlei Vorwürfe gemacht, weil sie nun in einer Klinik seien. Man hat sie in keiner Weise überheblich behandelt, weil sie eine Hausgeburt geplant hatten.
Mundschutz hat keine Rolle gespielt.
Die Mutter wurde gefragt, ob sie diese oder jene Untersuchung wolle.
Es wurde kein Zugang für etwa notwendige spätere Eingriffe gelegt. Mutter und Vater fühlten sich dort sicher, wertgeschätzt und wahrgenommen.
Was soll ich sagen: Das Kind hat sich dort unmittelbar auf den Weg gemacht.
Man hat der Mutter die warme Wanne angeboten. Die Mutter hat zum Ausdruck gebracht, dass es ihr eher nach Eis zu Mute sei. Man hat ihr in Tücher eingewickelte Eiswürfel gebracht.
Das nur mal als kleines Detail, wie sehr man bemüht war, den Bedürfnissen der Mutter gerecht zu werden.
Das gesunde Kind wurde nur wenig später geboren.
Man hat der Familie Zeit gelassen.
Man hat Ihnen sogar einen besonderen Raum für die ersten Stunden gelassen, obwohl man wusste, dass es eine ambulante Geburt sein sollte
Man hat bestimmte Untersuchungsergebnisse abwarten wollen und im selben Moment keinen Stress gemacht.
…und und und.
Kannst du wahrnehmen, was dort trotz Klinikbetrieb an einem Sonntag Abend gelaufen ist?
Man hat dort offensichtlich eine Menge getan, damit die Mutter etwas von dem finden konnte, dass es ihr ermöglicht hat, sich soweit zu entspannen und vor allem zu öffnen, dass die ganz normalen Geburtsprozesse ihren Lauf nehmen konnten.
Als ob die Mutter und Kind nur auf diesen Moment gewartet haben, der ihnen die nötige Sicherheit und Geborgenheit geben sollte. So manche Mutter weiß, dass schon ein Schichtwechsel einer Hebamme, die Prozess erleichtern oder erschweren kann.
Die Umstände, bei aller Klinikerfahrung, haben es geschafft, dieser Frau einen sicheren Raum zu geben. Einen Raum, der es Geburtsprozessen allgemein ermöglicht die volle Biologie im Zusammenspiel zwischen Mutter und Kind auszuschöpfen.
Regelkreise und Hormonkreise zu einem Abschluss zu bringen, damit Mutter, Kind und Vater im positiven Sinne in einer 'heilenden Frequenz baden' können, die allen dienlich sein wird.
Eine sinnvolle Biologie will greifen und will zu einem positiven Abschluss gebracht werden. Biologische Kreise wollen geschlossen werden, damit ein Kind gestärkt in seine Zukunft wachsen kann. Wenn alles gut läuft, wird die erste Matrix (Mutter) auf sicherem und vor allem ungestörten Wege gegen die nächste Matrix (unmittelbare sichere Umgebung) ausgetauscht.
Erste positive Lernprozesse finden in einem sicheren Raum statt. Darauf kann dann alles weitere wundersame Lernen sicher aufbauen.
Das wünsche ich mir. Das darf uns nicht verloren gehen.
Wir dürfen es nicht zulassen, dass Geburt und Gebären von einer Entbindungsindustrie überrollt wird und Familien langfristig Schaden nehmen.
Lasst euch nicht von einer würdelosen Maschinerie auffuttern.
Seid stark! Bleibt verbunden mit eurer inneren (Löwen) Mutter!
Auch in meinem Buch 'JENSEITS ALLER ERZIEHUNGSVORSTELLUNGEN' findest du die eine oder andere Geschichte, die die Verbindungen zwischen Geburt und Lernen aufzeigt. Auch in meinem Buch ist die Gebärmutter der Ort, an dem alles beginnt. Hier findest du weitere Info zu meinem Buch
Warum Scheuklappen manchmal sehr wertvoll sein können. Vom Wachsen der Kinder in ihre Zukunft.
Warum Scheuklappen manchmal sehr wertvoll sein können. Vom Wachsen der Kinder in ihre Zukunft.
Kinder tragen ihre Zukunft in sich und sind mit Werkzeug ausgestattet, das meinem Werkzeug nicht unbedingt ähnlich sein muss. Ein geheimer Zaubertrank setzt sie irgendwann irgendwie an ihren Platz
Es hilft mir gerade in diesen turbulenten Zeiten, zu erkennen, dass ich (nur) ein Mitglied dieser sich rüttelnden Menschheitsfamilie bin.
Ich schreibe ganz bewusst „nur“, um einen Aspekt einzubringen, der verdeutlichen soll, dass ich einfach ein kleines Sandkorn bin und das Leben weitergeht.
Keine Sorge, mir geht es gut. Das andere, was ich auch bin, möchte ich an dieser Stelle ein wenig ausblenden, um einen Gedanken zu verdeutlichen, den ich mit dir teilen möchte.
Die Vorstellung ein ganz kleiner Teil im großen Ganzen zu sein, nimmt mir ein unnötiges Gewicht von den Schultern. Dort hat sich insbesondere in den letzen drei Jahren eine ganze Menge Ballast angesammelt. In meinem Prozess sicherlich wertvoll, aber vermutlich kontraproduktiv im Leben der jungen Menschen.
Aus der Sandkornperspektive nehme ich wenig Veränderung wahr. Der von dort wahrgenommene Stillstand oder gar eine schmerzhafte Rückentwicklung, insbesondere für das Leben unserer Kinder, belastet mich sehr.
Im Stillen hat es mich sehr aufgebracht, wie junge Menschen einfach ihren Weg gehen. Es kommt mir vor, als ob sie Scheuklappen tragen sich auf ihre Art ihrer Zukunft widmen. Ich dachte, sie müssen das doch sehen, was da los ist, sie müssen das doch einarbeiten in ihr System und Sorge tragen für diese Welt.
Genau das tun viele eben nicht, so wie ich dachte, dass sie es tun sollten.
( Was für ein Glück )
Heute Nacht musste ich mit dieser Erkenntnis wach werden und es gleich aufschreiben, damit ich es nicht vergesse. Es ist meine derzeitige Erklärung dafür, wie und warum sich das Lebensrad weiterdreht.
Egal ob Kleinkinder, Jugendliche, oder junge Erwachsene, sie haben eine Art Zaubertrank mit auf den Weg bekommen. Dieser macht, dass sie einfach nur ganz pragmatisch ihren Weg gehen, so gut sie können. Sie tragen ihre zukünftigen Aufgaben mehr oder weniger, bereits ausgepackt in sich.
Dieser Trank macht auch, dass sie noch mehr im Moment leben und auf gewisse Weise Sorgen ausblenden, die ich derzeit habe.
In der vermutlich eher unbewussten Fähigkeit des Ausblenden’s vieler jungen Menschen liegt sicher ein Geheimnis verborgen.
Auch ich habe einst diesen Zaubertrank auf wundersame Weise ‚eingeflößt‘ bekommen.
Ob das Kleinkind, das im Sand spielt, oder der Jugendliche, der sich seiner Ausbildung widmet. Ihnen ist gemein, dass sie diese imaginären Scheuklappen benötigen und diese sie dann in ihre Zukunft leiten.
Mit diesem geheimen Zauber, den die jeweils nächste Generation gleich mit der Geburt mitbringt, dreht sich das Lebensrad weiter.
Ich kann vieles vertrauensvoll loslassen. Habe ich nur eingeschränkt Einfluss, wohin es rollen wird.
Meine Aufgaben ändern sich gerade. Ich verspüre mehr Kraft darin, zu erhalten, zu inspirieren, zu verbinden, einfach zu SEIN.
Da fällt mir auch gleich Khalil Gibran ein, dessen Zeilen mir doch immer wieder den Weg mir den Kindern leiten. Egal wie alt sie sind.
„Deine Kinder sind nicht Deine Kinder,
sie sind die Söhne und Töchter
der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.
Sie kommen durch Dich, aber nicht von Dir,
obwohl sie bei Dir sind, gehören sie Dir nicht.
Du kannst ihnen Deine Liebe geben, aber nicht
Deine Gedanken; denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Du kannst ihrem Körper ein Heim geben,
aber nicht ihrer Seele, denn ihre Seele wohnt im
Haus von morgen, das Du nicht besuchen kannst,
nicht einmal in Deinen Träumen.
Du kannst versuchen, ihnen gleich zu sein,
aber nicht, sie Dir gleich zu machen,
denn das Leben geht nicht rückwärts
und verweilt nicht beim Gestern.
Du bist der Bogen, von dem Deine Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Lass Deine Bogenrundung in der Hand
des Schützen Freude bedeuten!“
Ich berate Eltern und pädagogische Fachkräfte in ihren sehr persönlichen Fragestellungen. Hier sind meine Angebote.
Der Tätigkeitstaumel und wie er uns gefangen hält.
Der Tätigkeitstaumel und wie er uns gefangen hält.
„Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn….“
Goethe hat es in seinem Gedicht so wunderbar zum Ausdruck gebracht und ich frage mich, wann haben Erwachsene wie Kinder die Gelegenheit, sich in einer Weise auf sich selbst einzulassen, die nicht von zu erreichenden Ergebnisse getragen ist.
Das ‚Einfach-sein-dürfen‘ scheint mir doch in diesen Zeiten nahezu zu versiegen.
Alle Tätigkeiten, auch schon die der Kleinsten, müssen irgendeinen nachvollziehbaren Sinn haben.
Und wenn es auch nur der Anspruch ist, kreativ sein zu ‚müssen‘. Auch Kreativität kann inzwischen nicht einfach für sich selbst genügen. Ihr muss Sinn und Zweck abverlangt werden.
Wo sind die ZEITräume, in denen es einfach nur geschehen könnte, dass in einem stillen Dialog zwischen mir und dem mich umgebenden Raum, sich etwas zeigen dürfte, dass ganz für sich selbst fein und unscheinbar daher kommt.
Wir werden wirklich in einem Tätigkeitstaumel gehalten und das einfach sein dürfen, verkommt in eine Art ‚sich schlecht fühlen‘, wenn man meint nichts zu tun zu haben.
Ich bin sicher, viele Erwachsene kennen diesen Schmerz nicht einmal, der sich auftut, wenn man eine Denk-oder ‚To-do-Lücke‘ hat. Sie müssen tagtäglich funktionieren und sehnen sich nach den Momenten eines gewissen ‚Durchzugs im Hirn‘.
Diese Sekunden werden dann unmittelbar mit dem Griff zum Handy überbrückt. Zu groß ist der Schmerz von sekundenweiser Stille oder erschreckendem Leerlauf oder dem Empfinden unbedeutend durch nichts tun zu sein.
Ich mag es sehr, kleine Kinder beobachten zu können, wenn sie irgendetwas tun, aber sich mir nicht unmittelbar ein Sinn darin erschließt.
Das muss es auch nicht, denn die Kleinsten haben, wenn sie Glück haben und es ihnen erhalten bleibt, die Fähigkeit durch ihre Zeit zu schlendern, sinnlos, zwecklos, bis sich in der nächsten Sekunde etwas in ihnen auftut, dass sie zu einer nächsten großen Tat anregt.
Derzeit setze ich mich selbst im Alltag bewusst dieser Herausforderung aus, keinen Sinn und auch keinen sinnvollen Anschluss in meinem Tun zu erkennen. Ich erforsche Momente des Nicht -Tuns und bin auf der Suche nach einem ‚Raum’, zu dem auch ich einmal viel leichter Zugang hatte. Das ist ganz und gar nicht bequem, das kann ich dir sagen.
Aber wie bei den Kleinsten, kommt nach der nächsten Wegbiegung ‚im Walde’ auch wieder eine Tat daher, der ich folgen möchte oder muss.
Warum fragst du dich vielleicht soll das denn von Bedeutung sein?
Ich denke, dass in diesen Sekunden, in denen „…nichts zu suchen, das war mein Sinn…“ geschehen kann, eine andere Qualität von Sein dürfen sich auftut. Ich gehe fest davon aus, dass kleine Kinder eine Menge Energie aus dieser besonderen Zeit ziehen können.
Wir Erwachsenen haben diese Kraftquelle fast unbemerkt verschlossen. Wir haben kaum noch Zugang zu dieser nährenden Weise, die uns ganz andere Windungen im Nervensystem nutzen lässt.
Das ist eine weitere Sache, die Erwachsene von kleinen Kindern lernen können.
Wir müssen lediglich den Wert darin wieder erkennen und uns ‚Nichtstun‘ rückerobern, beispielsweise durch wundersamesVERlernen.
Viele meiner Gäste hier in der Köttingermühle sind auf ihre Art ebenfalls auf der Suche nach dieser Rückverbindung. Hier findest du Informationen zur Möglichkeit der Übernachtung in einem wundervollen Rückzugsort und hier findest du Informationen zu meiner Beratungsleistung.
Ein kurzer Blick auf ‚Fühlen‘ und ’Lernen’. Die Metapher vom Flaschengeist.
Ein kurzer Blick auf ‚Fühlen‘ und ’Lernen’. Die Metapher vom Flaschengeist.
Vor einigen Tagen habe ich über eine Frau geschrieben, die mich sehr beeindruckt hatte. Letztendlich war es nur ein Zufall, dass sie Erzieherin von Beruf war.
Unter anderem hatte mich ihre Gabe beeindruckt, wie sie Kinder wahrnahm und wie sie versuchte in deren Leben einen Unterschied zu machen.
Es ging um das Thema Gefühle und die eigene Innenwelt wahrzunehmen.
Mir wurde mal wieder klar, wie sehr auch meine eigene Erziehung davon geprägt war, meine Gefühle zu unterdrücken.
Da war nun eine Person, die Kindern zu ermöglichen suchte, möglichst dicht an den eigenen Empfindungen bleiben zu können, um unterdrückten Gefühlen die Energie abzuziehen, die sie sonst anderweitig nutzen würden um einen ‚inneren Flaschengeist‘ aufzublasen. Der aufgeblähte Flaschengeist dann wiederum sorgt für viel Ungemach und ungezügelte Emotionen in Beziehungen.
Bestenfalls kann man als Erwachsener erkennen, wie sehr die Gesellschaft einem daran hindert, das eigene Empfinden wahrzunehmen und zu leben. Ja, die meisten wurden vom eigenen Empfinden und fühlen entfernt.
Und genau das ist es, was vielen Eltern und Pädagogen im Alltag mit den Kindern, wie ein Orkan entgegen bläst.
Es sind nicht die Kinder, sondern oftmals unser eigener innerer Flaschengeist, der durch das Leben mit den Kindern, der geschlossenen, unter Druck stehenden Flasche, zu entfliehen sucht.
Der Flaschengeist möchte sich zeigen und auflösen, doch sorgen die inneren Unwetter, die man schon als Kind unter Verschluss bringen musste, viel zu oft dafür, dass man den Deckel krampfhaft versucht unter Verschluss zu halten. Man hat Angst die Kontrolle zu verlieren. Man hat Angst vor dem unter Umständen überwältigenden Schmerz, der sich zeigen könnte, wenn man den Korken knallen lassen würde.
Es gibt allerhand unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie man mit diesem Flaschengeist wohl umgehen sollte.
- Manche Fachleute sind der Meinung, man solle ihn auf jeden Fall entweichen lassen und einen Boxsack parat haben .
- Andere sind der Meinung, man solle den Korken nur kontrolliert, d.h. mit Bewusstheit öffnen und wieder schliessen.
- und eine weitere Betrachtung ist, den Flaschengeist auf einer Wolke sitzend zu verstehen, die einfach nur betrachtet sein will, mit der man so wenig als möglich in Verbindung gehen solle, wenn sie am Himmel vorbei zieht.
Egal einmal welche Vorstellung du von einem etwaigen persönlichen Flaschengeist und seiner 'Handhabe' hast?
Fakt ist für mich, dass es oftmals die Flaschengeister sind, die miteinander im Krieg sind.
Und ich halte es für wertvoll, dass Erwachse dafür sorgen können, dass die Flaschengeister der Kinder sich nicht all zu sehr aufpusten müssen. Das gelingt besser, wenn Erwachsene selbst ihre Flasche samt Inhalt im Blick haben.
Menschen, die die Fähigkeit haben, Kindern die Gelegenheit zu geben, einen Raum für ‚einfach sein dürfen‘ zu öffnen, finde ich einfach anerkennenswert.
Dies um so mehr, nachdem Generationen ‚ihre Flaschen‘ unter großem Druck haben durchs Leben bewegen müssen.
Menschen sind für mich Leuchttürme, die ihren Innenraum bearbeiten und im selben Moment den Innenraum der Kinder im Blick haben.
Es sind für mich Wegweiser in eine neue Zeit ‚JENSEITS ALLER ERZIEHUNGSVORSTELLUNGEN‘, was, „oh Flaschengeist entweiche“, der Titel meines letzen Buches ist .
Lieber authentisch kantig als verkrampft pädagosch wertvoll.
Lieber authentisch kantig als verkrampft pädagosch wertvoll.
Die Sache mit Freiheit und Selbstbestimmung im Leben mit Kleinkindern ist noch immer ein eigenwilliges Thema.
Interessanterweise am wenigsten für die Menschen, die diesen Weg gehen und sich als Erwachsene selbst darin entfalten.
Ja, es ist ein Entfaltungsweg.
Alleine diese Betrachtungsweise will nicht so recht in unsere gängigen Vorstellungen von Erziehung und Lernen passen. Man wehrt sich stark gegen ein Bild, dass die Erwachsen mit in ein Entfaltungsbild nehmen möchte.
Man muss Kindern ja schließlich eine Ansage machen. Man möchte außerhalb des ‚Bildes‘ stehen und bedeutsamen Einfluss nehmen.
Von vielen kommen kritisierend die ganzen Plattitüden, die du alle kennst.
In dem Zusammenhang fallen unmittelbar die Worte ‚laissez-faire‘ und ‚antiautoritäre Erziehung‘. Das habe ja alles nicht geklappt. Das würde man ja sehen.
Auch hier erkenne ich eine Doppelmoral.
Das, was man als Scheitern im Zusammenhang mit mehr Freiheit und mehr Selbstbestimmung betrachten möchte, ist natürlich auch nicht zu greifen. Wie eine nasse Seife flutschen immerwährende Kritikpunkte durch die Finger.
Welche Kinder sind denn nun gut gelungen?
Die, die sich still einfügen und anpassen oder die, die sich auflehnen und Signale geben, dass etwas Grundsätzliches nicht zu stimmen scheint?
Schau dir alleine die Dynamik an, die ein gedeihliches Aufwachsen der Kinder ausmacht. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde ist die Herausforderung im Leben mit Kindern eine Punktlandung irgendwo zwischen ihrem Bedürfnis nach Bindung und ihrem Streben nach Autonomie zu machen. Jeder Tag fordert letztendlich deine Fähigkeit dynamisch zwischen diesen Bedürfnissen zu gleiten und im selben Moment ein großes Maß an Sicherheit zu geben.
(Dann haben wir noch nicht einmal mit im Bild, dass jeder Erwachsene ja auch diese Grundbedürfnisse hat. Diese Betrachtung macht die Herausforderung noch komplexer)
Diese notwendigen Punktlandungen sagen mir, dass sich jede Methode disqualifiziert. Die Essenz ist, dass es eine Haltung bedarf, die ein gewisses ‚Fließen‘ und ‚Geschmeidigkeit‘ erfordert. So manches mal auch ein klares ‚Stop’.
Im Fluss sein, bedeutet, dass jemand eine Haltung entwickeln konnte, die ganz grundsätzlich von einem Wohlwollen zum Kind geprägt ist.
Jede Methode macht ein Kind zum Objekt, wo sich viele Menschen doch bereits aufgemacht haben mit Kindern eine Subjekt-Subjekt Beziehung leben zu wollen.
Von dort aus, kann ich eine positive Haltung zu den Kindern leben und habe bestenfalls die Freiheit, mich jede Minute neu zu entscheiden.
„Heute mag ich keine ‚gute-Nachtgeschichte‘ lesen. Ich habe keine Lust. Ich möchte gleicht mit meiner Freundin telefonieren. …“
Ich muss auch nicht so verkrampft pädagogisch wertvoll sein, sondern kann den Kleinsten gegenüber durchaus auch zum Ausdruck bringen, dass ich jetzt etwas anderes machen möchte.
Der sichere Hafen, den die Kleinsten abfragen liegt nicht in einer Methode, dem Abendritual oder dem, was eben gerade hipp ist.
Der sichere Hafen liegt darin, sich als Erwachsener selbst mit in dieses Entfaltungsbild zu nehmen. Sich tief in sich selbst zu gründen. Im weitesten Sinn bedeutet es für mich den Anspruch von Integrität zu leben und so authentisch zu sein, wie es mir eben gerade möglich ist.
Spüren, was sich ‚stimmig’ in Übereinstimmung mit dem eigenen Wesen anfühlt.
Was meine Beratung für das Leben mit den Kleinsten so erfolgreich macht, ist meine Stärke, den Eltern sowie Fachpersonen die eigene Fähigkeit zu spüren wieder mehr erfahrbar zu machen. Was dann folgt, ist auch dazu zu stehen.
Es sieht zunächst nach einem Umweg aus, wo doch Methoden, Fachvorträge, Onlinkurse und Bücher vordergründig eine verstandesmäßige Lösung bieten.
Nach meiner Erfahrung gehen diese Dinge so oft am Wesentlichen vorbei. Sie versprechen schnelle Hilfe, die dem Verstand so naheliegend erscheinen.
Für mich sind die Wege in Erziehung und Lernen andere. Sie sind je individuell, entstehen zumeist aus dem Moment heraus und haben in den meisten Fällen mit einer tiefgreifenden Veränderung der Erwachsenen zu tun.
Werden diese Schritte gegangen, wird vieles leichter. Manchmal einfach schon dadurch, dass man eine Haltung entwickelt und diese dann wundersam wirkt. Die Sichtweise eines gemeinsamen Entfaltungsweges mit den Kindern ist oft wie ein kleiner Durchbruch wahrzunehmen.
Vom Pauken zum Entdecken: Eine 'neue' Perspektive auf das Lernen
Vom Pauken zum Entdecken: Eine 'neue' Perspektive auf das Lernen
Weil es so selbstverständlich ist Lernen mit Pauken für Klassenarbeiten oder Prüfungen zu verwechseln, habe ich dem Wort ‚Lernen‘ das Wort ‚wundersam‘ hinzugestellt.
Meine Absicht war es, das Konzept von Lernen aus der Sackgasse des verschulten Paukverständnisses zu befreien.
In Wirklichkeit ist Lernen ein natürlicher Prozess, der geschieht, wenn die Umgebung des Kindes dafür vorbereitet ist.
Die Vorbereitung der Erwachsenen ist wirklich eine Aufgabe, denn die meisten von uns haben ein System durchlaufen, das leider noch immer der Vorstellung folgt, dass Kinder mit einem Trichter gefüllt werden müssten.
Die Trichter sind nicht mehr aus abgeschrammtem Metall, sondern sie sind inzwischen hübscher geworden. Es gibt sie in bunten Farben, mit Blümchen drauf und in unterschiedlichen Größen. Das Vorstellungsbild zum Thema Lernen ist an vielen Orten noch immer das des Trichters.
Was auch geblieben ist, ist die Vorstellung, dass man das eingefüllte Wissen, immer abfragen und kontrollieren muss. Der Füllstand sollte mehr oder weniger bei allen Kindern den gleichen Stand haben.
Darüberhinaus sollte man den Füllstand jederzeit bewerten und auf Knopfdruck abfragen können.
Das dieses Wissen, was den Kindern auf diese Art zugeführt wird, sich dann nur wenige Tagen oder Wochen später wie ein Gas verflüchtigt, wird in Kauf genommen. Ja, man nimmt diesen Umstand dann gerne als Erklärung dafür, dass man ja wieder auffüllen muss.
Die Erwachsenen werden damit in einem Aktivitätstaumel gehalten. Man hat ständig dein Eindruck, dranbleiben zu müssen, damit Kinder lernen. Das ist anstrengend für alle Beteiligten.
Du siehst also, dass wir Erwachsenen selbst randvoll aufgefüllt wurden. Es fällt uns noch immer ganz schwer, einer anderen Vorstellung von Lernen, Platz zu machen.
Damit wir Kindern freies und selbstbestimmtes Lernen zugestehen können, ist es notwendig wundersam zu VERlernen.
Das bedeutet, dem Raum zu geben, wie Lernen sein könnte, wenn es keine Trichter (Vorstellungen) gäbe.
Dieses Verlernen ist ganz sicher nicht bequem, denn es konfrontiert die Erwachsenen, die sich dafür öffnen, ganz direkt und unmittelbar mit einer großen Unsicherheit. Man weiß ja nicht wirklich, wie es funktioniert mit dem freien und selbstbestimmten Lernen.
Viele unangenehme Emotionen liegen wie dicke Felsbrocken auf dem Weg. Um den Kindern den Weg frei zumachen, ist man selbst gefragt, die wuchtigen Brocken aus Unselbstständigkeit, mangelndem Antrieb und Überforderung aus dem Weg zu räumen.
Unter dem ganzen Geröll ist dann irgendwo die eigene Kreativität und Kraft für den eigenen Antrieb verschüttet. Die meisten Erwachsenen haben eine Vorstellung von Lernen, die sich lediglich aus den eigenen, oftmals eingeschränkten Erfahrungen zum Lernen speisen.
Damit wird also klar, dass es ganz gewiss nicht einfach ist, diesen Weg, des sich selbst ‚deschoolens’ zu gehen.
Glücklicherweise gibt es immer mehr Menschen, die diesen Weg ein gutes Stück gegangen sind.
Inzwischen gibt es auch mehr und mehr junge Menschen, die diesen Umweg nicht gehen brauchten. Sie konnten in alternativen Einrichtungen, vielleicht auch ganz ohne Schule einen selbstbestimmten Lernweg gehen.
Sie haben vielen Erwachsenen einiges voraus.
Sie haben gelernt, sich dichter an der eigenen Innenwelt selbst zu bilden, sie haben eine großes Maß an Eigenverantwortung für ihren Lernweg entwicklen können. Sie haben sich eine Stück Individualität beibehalten können. Sie sind unter Umständen ganz gut auf ihrem Weg, wenn es um das 1x1 des lebenslangen Lernens geht.
In einer bunten Lernwelt treffen also diese unterschiedlichen Menschen aufeinander, die ihr Bewusstsein auf die vielschichtigsten Arten entwickelt haben. Sie stehen alle an den unterschiedlichsten Stellen und möchten doch gemeinsam etwas Neues schaffen.
Diese unterschiedlichen Voraussetzungen dürfen wir nicht vergessen, wenn wir uns zusammentun und für Kinder neue Möglichkeiten schaffen wollen. Die verschiedenen Startpunkte dürfen wir nicht bewerten und uns gegenseitig geringschätzen.
Es geht darum sie zu erkennen, wohlwollend und liebevoll miteinander umzugehen.
Den kleinsten gemeinsamen Teiler als Ausgangspunkt für einen gemeinsamen Weg zu gehen. Auf diese Weise Hand in Hand in eine neue Kultur von Lernbegleitern zu wachsen, scheint mir sehr wertvoll.
Menschen nun in einen Kreis zu bewegen, damit sie von und miteinander lernen können, halte ich für zukunftsweisend.
Genau das tue ich in all den Kreisen, die ich anbiete. Sei es bei den Mühlengesprächen zum WundersamenLernen, den Supervisionen, in Beratungssituationen oder in der Feldenkrais-Gruppe.
Zu Grunde liegt immer die Idee, unterschiedlichste Vorraussetzungen und Standpunkte anzuerkennen, das verbindende zu bergen und miteinander zu wachsen.
Eine kleine Frage zum Schluss:
Was ist der kleinste gemeinsame Teiler, der dich mit den Menschen verbindet, die von Lernen eine andere Vorstellung haben?
Stell dir mal vor Bildung könnte mit Individualtät umgehen.
Stell dir mal vor Bildung könnte mit Individualtät umgehen.
Stell dir mal vor, Lernen wäre je individuell und es ginge beim Lernen, (auch in Schulen) um den einzelnen Schüler? Stell dir vor, jeder Schüler würde genau da abgeholt, wo er steht und in seinem je individuellen Prozess nicht kontrolliert und bewertet, sondern begleitet?
Eine Schülerin würde wahrnehmen, dass sie selbst eine Gestalterin wäre, nicht eine Person, die Weisungen entgegennimmt?
Stell dir nur mal vor, einem Schüler würde ermöglicht, dass er entlang der eignen Fragestellungen im Leben lernen könnte. Mal Angenommen er interessiert sich für Raumfahrt, das wäre sein inneren Motor, das was ihm ‚die Luft in die Reifen‘ gibt. Wenn er diesem seinem Antrieb folgen könnte, wäre er zufrieden und würde alles lernen, was ihm das Universum zuspielt. Stell dir darüberhinaus vor, er hätte die Freiheit nach einer gewissen Zeit seine Interessen zu ändern. Plötzlich würde er rausfinden, dass er sich nun mehr für Motoren interessiert.
Langsam würde er sich von dem ersten Feld lösen, dass ihn so sehr inspiriert hat und er würde sich nun diesem Feld widmen. Er würde sich über die Jahre eine unglaublich feines Netz an Wissen knüpfen und man müsste ihn nicht mal dazu antreiben. Ja, es wäre erst möglich, wenn Schule und Eltern nicht bewerten würden und keine Bild von dem hätten, was zu lernen wäre.
Stell dir nur mal vor, Lernprozesse wären im positiven miteinander verwoben. Es gäbe keine Erwachsenen ( Eltern / Lehrer), die miteinander konkurrieren und das Kind im Mittelpunkt stände.
Stell dir nur mal vor, die Schülerin könnte lernen, ohne das die Eltern am einen Ärmchen zerren und die Lehrer am anderen ? Die Erwachsenen hätten verstanden, dass Lernen sich einfach vollziehen könnte, wenn die ‚Pflanzerde‘ eine gute wäre. Eine, die schon alles an Nährstoffen hat, eine, die von Erwachsenen immer wieder aufgehackt und gelockert wird? Stell die vor, wir hätten verstanden, dass es ein gesundes Ökosystem braucht, vielschichtig, natürlich, eingebunden und verstanden? Ein wundersames Spiel zwischen Bindung/ Beziehung und Ablösung und wieder Bindung und Beziehung und wieder Ablösung?
Stell dir nur mal vor, Lernen wäre auch bei den älteren Kindern viel Praxis bezogener? So, wie bei den Kleinsten? Es würde eine Spielfeld für junge Erwachsene entstehen? Ein Feld, in dem sie forschen können uns sich ausprobieren können. Eine Struktur, die jungen Menschen erlaubt, in die Welt zu gehen, sich zu angemessener Zeit auch von den Eltern und ihren Vorstellungen zu entfernen? Ein Struktur, die sie in sich aufnehmen würde, wo sie sicher Schritt für Schritt eine größere Welt betreten könnten?
Widerstand gegen die Welt der Erwachsenen würde nicht so sehr im Vordergrund der jungen Menschen stehen, weil sie diesen nicht etablieren müssten, um gesehen und verstanden zu werden. Vielmehr hätten sie Gelegenheit diese Kräfte in Kooperation, Kreativität und ein neues Miteinander zu legen. Was für eine Welt könnte entstehen.
Ich stelle mir das alles vor und Vieles davon habe ich erfahren dürfen. Das ist ein Bild, dass ich von einer möglichen Zukunft des Lernens trage.
Stell dir vor, wie wunderbar das Lernen in einer solchen Zukunft sein könnte!
Brauchen unsere Kinder das wirklich? Ein kritischer Blick auf die von uns gestaltete Kinderwelt.
Brauchen unsere Kinder das wirklich? Ein kritischer Blick auf die von uns gestaltete Kinderwelt
Wenn du meine Arbeit schon eine Weile folgst, dann hast du sicher bemerkt, dass ich vielen Bewegungen im pädagogischen Feld sehr kritisch gegenüber stehe.
Uns Eltern wie Pädagogen wird ein Bild präsentiert, dass glaubhaft vermittelt, dass es gut und sinnvoll ist, all den Produkten und Angeboten zu folgen. Dann wird alles gut in der Familie.
Das Angebot ist riesig und die Möglichkeiten für ‚Selbstmedikamentierung‘ im System sind unerschöpflich.
Vordergründig möchten viele Angebote das Leben der Kinder oder der Familie erleichtern, hintergründig geht es darum, die Kinder passend zu machen. Angepasst sollen sie sich durch das aufgebaute System bewegen.
Das Netz ist voll von Angeboten, die dir alles anbieten. Von der gesunden Ernährung, die gerade hip ist, über hilfreiche Tips zum Suchtverhalten der Kinder im Netz, bis hin zu pädagogischen Lernspielen, damit Kinder noch schneller, noch besser…..
Tröpfchen mit der Bezeichnung ‚Leichter Lernen‘ kannst du ebenfalls kaufen.
In den letzten Jahren ist ein Riesenmarkt entstanden, der eines gemeinsam hat:
Kinder, wie Eltern sind mangelhaft und können ganz sicher durch dieses und jenes verbessert werden.
Es ist der Eindruck entstanden, also ob Eltern wie Kinder nur ein wenig links oder rechts korrigiert werden müssten, dann würde schon alles besser laufen.
Ein nicht enden wollendes Rennen um bessere Kinder / Familien entsteht. Der Optimierungswahn ist uns so vertraut, dass wir das ganze Spiel nicht einmal mehr hinterfragen.
Gesunde Kinder zeigen uns ihre ‚Störungen‘ und wir tun alles, um sie durch unsere Versuche in ein System zu integrieren, was diese ‚Störungen‘ letztendlich verursacht hat.
Ein unglaubliche Maschinerie.
Unser Taumel durch Geschäftigkeit und Hetze als Erwachsene ist so groß, dass wir vermutlich kaum Energie haben, um dieses Hamsterrad der Optimierung in der Familie kritisch zu hinterfragen. Ich bin sicher, dass bei vielen auch keine Kraft da ist, um das Rad anzuhalten.
Ein Großteil der Probleme, die wir mit Kindern haben, ob zu Hause oder in der Einrichtung (man beachte das Wort) sind nicht den Menschen selbst geschuldet, sondern einem nicht artgerechten Leben. Das drückt sich sehr unterschiedlich aus.
Das System, in das wir unsere Kinder ‚einzupassen‘ suchen ist auf vielen Ebenen zerstörerisch und krank machend. Familien leiden.
Wir Erwachsenen nehmen viel Geld, Zeit und ein immer währendes Gefühl der Unzulänglichkeit in Kauf, um vermeintlich Erleichterung oder Besserung zu erwirken.
Einige Menschen beginnen damit, sich in gewisser Weise zu entspannen, durchzuatmen, gängige Gedanken und Herangehensweisen zu hinterfragen.
Beginnst du dann langsam dich quer zustellen und deine Kinder zu schützen, bekommst du eine eine Menge Gegenwind.
Was hilft ist, sich immer wieder mit den Vorstellungen zu verbinden, wie du eigentlich mit der Familie leben möchtest? Was sind Werte, die du den Kindern vermitteln möchtest? Was wäre für euch passend?
Irgendwo zwischen einem völlig überdrehten Familienalltag und diesem Sonntag, bei schönem Wetter, an dem ihr eigentlich nichts vor habt und einfach so in den Tag leben könnt…
…irgendwo dazwischen liegt das Familienleben oder Leben in gewählter Gemeinschaft, was eigentlich gedeihlich für die Kinder wäre.
Kinder heute benötigen oftmals das Gegenteil von dem, was wir mit viel Mühe für sie hervorzubringen suchen.
Wie so oft, braucht es andere Dinge, als man denkt. Nicht unbedingt die marktschreierischen Angebote, die dir alles versprechen und man sich weiterhin im Kreis dreht.
Manchmal sind es nur ein paar wertvolle Gedanken oder ein Richtungswechsel, der gedeihlich ist. Das ganze Gezappel darf sich beruhigen und selbstbestimmte Werte, können dann an ihren Platz rücken. Das ist ganz gewiss nicht leicht, aber mit Sicherheit heilsam für viele Kinder mit ihren Familien.
Bitte schreib hier oder mir persönlich. Ich und andere lesen gerne deine Gedanken dazu.