Warum ich Summerhill für einen tollen Ort für Kinder halte

Warum ich Summerhill für einen tollen Ort für Kinder halte. Die Tatsache, dass es eine Schule ist, ist mir fast nebensächlich.

Unsere Ideen von Bildung und Erziehung sind sehr stark vom WERDEN MÜSSEN geprägt. Diese agilen Zeiten rauben den Kindern das SEIN DÜRFEN. Es ist ein ins Ungleichgewicht gefallenes Bild. Wenn man sich in dieser hyperkomplexen und schnelllebigen Zeit für mehr Seinsqualitäten stark macht, wird man schnell zur Projektionsfläche für Ohnmacht, Stress und Ärger.

Ich bin bei einer Party und irgendjemand, der mich kennt, erwähnt ganz beiläufig, dass meine Kinder zur Summerhill Schule gehen. Vielleicht hat die Person das nur getan, um ein wenig Fahrt in die Gespräche zu geben, eine interessante Unterhaltung anzukurbeln.
Dann geht diese Art Gespräch los, die immer nach dem selben Mustern abläuft.
Ich selbst würde die Unterhaltung nicht anregen. Nach den vielen Jahren, die meine Kinder zur Summerhill Schule gehen, hat sich die Art und Weise der Diskussionen, die dann aufflackern, kaum geändert.
Es entsteht eines dieser Vakuums, dass man mit Worten nicht füllen kann, sondern nur mit persönlicher Erfahrung. Daher ist es immer wieder schwer darüber zu reden.

Und im Grunde kann ich gar nicht wirklich darüber reden, denn ich selbst bin ja nicht dort zur Schule gegangen. Ich bin ja ‚nur‘ Mutter von den sechs Kindern, die alle nach Summerhill gegangen sind, oder noch dort leben. Ich werde damit sofort zu einer Zielscheibe für mannigfaltige Projektionen von Eltern.

„Also, wenn ich meinen dreizehnjährigen dort hin geben würde, das könnte nicht klappen. Ich muss ja so schon ständig hinter ihm her, damit er was tut.“ höre ich dann. Gleich gefolgt von dieser Aussage: „Mein Kind weggeben in ein anderes Land und das noch in dem Alter, das kann ich mir nicht vorstellen.“ Dann geht es weiter mit den Geschichten, um die Kinder der Bekannten, die auch zu einem Internat geschickt wurden und die heute drogenabhängig sind deren Lebenskonzept gescheitert zu sein scheint.

Nur um die Betroffenheit und Emotion ein wenig zu dämpfen, verlagert sich das Ganze dann auf die Probleme der hiesigen Schulen, um den ganz normalen Alltag und die Herausforderungen um Hausaufgaben, G8 oder G9, sowie dem enormen Druck, der heute in den Schulen herrscht. Es geht dann weiter mit der Belastung der Mütter, wenn sie berufstätig sind und in diesen Zeiten versuchen müssen, die Kinder durch das Schulsystem zu bugsieren.

Ich sitze dann meistens ziemlich still da, denn ich habe inzwischen die Erfahrung gemacht, dass man mir die Leichtigkeit und die Freude an dieser Art Zusammenleben mit den Kindern nicht abnimmt.
Wenn ich zu Anfang dieser Konversation, als alle interessiert waren und hören wollten, wie sich mein Leben und das der Kinder gestaltet, noch geredet habe, dann werde ich im folgenden immer schweigsamer.

Über all die Jahre habe ich noch keine Lösung gefunden, mit diesen Verdrängungsmechanismen der Interessenten umzugehen, die mir dann mit großer Macht entgegen strömen.

  • Man ist ob der exotischen Art und Weise, Schule zu begreifen, sehr interessiert.
  • Man hört ein wenig zu.
  • Man überträgt diese radikalen Gedanken auf den eigenen Alltag.
  • Man kommt zu dem Schluss, dass man sich diese Freiheit und Lebensfreude nicht vorstellen kann.
  • Man beginnt etwas zu zerschiessen, was seit über 100 Jahren ein erfolgreiches Konzept ist. Gründe findet man vielfach und je individuell.

Normalerweise könnte man dann hier die Frage stellen, wie man dieses Konzept wohl auf hiesige Ideen von Bildung übertragen könnte? Man könnte sich Fragen stellen, was dies gesellschaftlich zu bedeuten hätte? Man könnte positive Beispiel aus dem Nähkästchen zaubern. Man könnte über andere gut funktionierende Konzepte sprechen.

Aus irgendeinem, mir bislang unerklärlichen Grund ist das aber nicht möglich, stattdessen beginnt nun die Talfahrt auf dem Weg hin zur mir bekannten Verleugnung eines Weges, den es seit über 100 Jahren gibt. Mit dem ultimativen Argument, dass diese Art Konzepte für mehr Freiheit und Selbstbestimmung nicht umsetzbar sind.

Einer oder eine der Partygäste lenkt nun mehr oder weniger offensichtlich das Thema auf die Finanzierung eines solchen Bildungsweges für die Kinder. Man weiß von der Cousine des Nachbarn, was die Internat-Schule kostet. Daraufhin werden die Schulgebühren der Montessori Schule im Nachbarort diskutiert.
Daraus schließt man, dass dies ein Luftschloss ist. Man spricht mich aber nicht an, wie ich das mache.
Und ich rede in diesem Zusammenhang auch sehr wenig darüber. Das ist immerhin eine private Angelegenheit. Es ist ein brenzliges Thema.  Denn auch das, was sich im Zusammenhang mit der Finanzierung dieses Weges aufgetan hat, ist ein Wunderwerk. Es ist ein ähnliches Wunderwerk, was alle die Initiativen möglich machen, die quer durch Europa kleine, alternative Einrichtungen gründen und das Unmögliche möglich machen.  So viel sei gesagt:

Das es in unserem Fall möglich geworden ist und das es nach unzähligen Herausforderungen bis jetzt möglich geblieben ist, ist das Ergebnis meines Wunsches nach einer möglichst freien und selbstbestimmten Bildung für die Kinder. (Ähnlich dem Wunsch der Macher all der Initiativen) Es hat etwas von Kompromisslosigkeit, was mir die Kraft gibt. Es ist das Ergebnis von unzähligen Gesprächen, die ich mit Menschen geführt habe und es hat etwas mit einem Kreis von Unterstützern zu tun. Es ist das Werk eines stillschweigenden Kooperationsgedanken bestimmter Menschen für eine Idee. (siehe auch die unzähligen Macher freier Schulen)

Ich habe darüber nachgedacht, was allen diesen Unterstützern gemeinsam ist. Es ist der Grundgedanke, dass die psychosoziale Entwicklung Vorrang hat. Das bedeutet, dass Lernen ein Selbstläufer ist, wenn es den Kindern gut geht, sie eine stabile Bindung erfahren und sie nah an ihrem Leben bleiben können. Wenn sie forschen können, den eigenen inneren Fragestellungen folgen können und dafür möglichst viel Zeit haben. Denn Zeit haben spielt hier eine große Rolle.

Jetzt bist du an der Reihe. Du hast die Wahl, dass du mich und meine Arbeit als Projektionsfläche nutzen kannst. Du kannst alleine in diesem Text viele Dinge finden, die dich erkennen lassen, dass dir dein selbstbestimmter Weg nicht möglich ist, weil du beginnst, dich mit mir und meinem Weg zu vergleichen.

Oder du nutzt diese Vorlage und machst dir Gedanken für deinen kompromisslosen Bildungsweg, der gerade so radikal ist, wie es dir persönlich möglich ist. Du nimmst diese Gedanken, von denen die meisten sie ganz schnell abwiegeln würden, weil es ihnen zu konfrontativ wird und baust deinen/euren Weg daraus auf.

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Wenn du mit mir auf der Party sitzen würdest und ich inzwischen rausgefunden hätte, wie ich im Gespräch die Menschen besser stärken kann, statt deren Blitzableiter zu werden, dann würde ich dich so gerne teilhaben lassen, an meiner Überzeugung und meiner Kraft für einen funktionierenden Weg.

Ich würde dich einladen, dich diesen Fragestellungen ganz persönlich zu stellen und nichts unversucht zu lassen, um diesen deinen Werten und Vorstellungen in deiner Familie Raum zu geben, auch wenn es am Anfang nur ein Quadratzentimeter ist. Hier notiere ich dir, was für mich und meine Kinder bisher sehr gut funktioniert hat. Bitte lies in Ruhe, beobachte deine innere Zensur, die vermutlich sofort auf den Plan kommt und sagt: „Das geht nicht, klappt nicht!“ Weise die Zensur in Schranken und schaue nach Möglichkeiten, die dich und dein Kind weiterbringen.
Ich wünsche mir sehr, dass du diese Aufzählung einfach nur als Grundlage dafür nimmst, was alles möglich sein könnte, wenn mehr Menschen den Mut aufbringen, diese Wege für Kinder einzuschlagen. Das muss gar nicht in einem Internat in England sein, sondern kann vom Grundgedanken her einfließen, wo auch immer du dich bewegst. Mein Ziel ist mehr Freiheit und Selbstbestimmung für Kinder, damit ein lebenslanger freudiger Lernprozess wieder Grundrecht der Menschen werden kann. Damit das wahr werden kann, wünsche ich mir, dass viele Erwachsene, viele kleine Schritte an vielen Stellen machen. Und ich weiß, dass diese Schritte recht anstrengend sein können.

Hier nun einige Gedanken, die über die Jahre Grundlage des Lernprozesses meiner Kinder geworden sind. Vielleicht hat das eine oder andere Ähnlichkeit mit deinen Erfahrungen? Vielleicht ist es aber auch unvorstellbar. Ich will dir mit dieser sicher unvollständigen Aufzählung zeigen, dass es in meinem Leben gelebte Realität ist und so oder ähnlich könnte es auch bei dir sein. Wo lebst du Kompromisse und mit wem musst du intelligente Gespräche führen, um eine Veränderung zu sein?

Meine Kinder leben 3 x 11 Wochen nicht zu Hause, sondern in einem anderen Land in einer Schule mit einem Konzept für ein großes Maß an Freiheit und Selbstbestimmung. ( Sie sind etwa 33 Wochen im Jahr in England und etwa 19 Wochen im Jahr zu Hause. )

Die Kinder entscheiden völlig frei ob und wann sie in den Unterricht gehen.

Die Kinder entscheiden, welchen Unterricht sie besuchen und welchen nicht.

Ich werde von der Schule nicht informiert, was die Kinder tun und was nicht.

Ich muss ein großes Maß an Vertrauen aufbringen. Mir bleiben Parameter, ob die Kinder gerne wieder in die Schule gehen. Ich führe ab und an Telefongespräche mit ihnen. Je nach Lebensthemen, die sie haben, ist das mal mehr und mal weniger der Fall.

Obwohl das englische Essen für die Kinder immer wieder ein schwieriges Thema ist, gehen sie trotzdem gerne zur Schule.

Die Kinder leben in einer demokratischen Gemeinschaft und regeln ihr Leben weitestgehend selbst.

Die Kinder leben mit einer großen Anzahl an Regeln in der Lebensgemeinschaft ( Schule). Der Unterschied zu den Regeln, von denen Erwachsene üblicherweise reden: Die Regeln werden von der Gemeinschaft gemacht, in der sie ein wertvolles Mitglied sind. Es sind also keine Regeln, die wegen ihnen von Erwachsenen getroffen werden. Es sind Regeln, an denen sie Anteil haben, auch in der Einhaltung oder Nichteinhaltung.

Es geht um das gegenwärtige Lebensglück und wie es zustande kommen könnte und nicht darum, was die Kinder für eine erdachte Zukunft tun müssten, um dann vielleicht irgendwann mal glücklich zu sein.

Der eigenen innere Antrieb des Menschen wird als ausgesprochen bedeutsam gesehen. Sein Erhalt für fundamental.

Es geht nicht darum die Kinder gemäß den Bedürfnissen einer Gesellschaft und deren ‚Arbeitsmarkt zu formen. Es geht nicht darum, die Kinder für eine Universität oder für ein Wirtschaftsunternehmen vorzubereiten.

Es geht nicht um verbindliche Lehrpläne. Es geht nicht um erlernten Stoff zu überprüfen ( es sei denn, die Schüler bitten darum)

Die Kinder kommen gerne nach Hause und sie fahren auch gerne wieder weg. Beides eben.

Es geht nicht um die primäre Übermittlung von Wissen.

Lerntempo spielt eine völlig untergeordnete Rolle.

Sogenannte Kategorien, wie Hochsensibilität, Hochbegabung, ADHS, Legasthenie, Dyskalkulie etc. wird keine übergeordnete Bedeutung gegeben. Jeder ist sowieso ‚andersbegabt‘.

Es ist ein ungeheuer befreiendes Gefühl, wenn man als Eltern nicht konspirativ in ein System hineingezogen wird, um Kinder ‚ans Lernen zu kriegen’. Eigentlich wäre vieles ein Selbstläufer, wenn nur genug Erwachsen umdenken und wahrnehmen, dass es für die Kinder und für die ganze Familie ganz anders laufen könnte.

Dieses ‚ganz anders’ müssen wir gestalten, wir müssen dafür aufstehen und dieses Recht zurückerobern. Jeder nach seinen Möglichkeiten, aber gemeinsam in der Idee.

 

Hier findest du Information zu meinem nächsten Tagesseminar und meiner Beratung. 


Hey, kennst du die da...?

Heute werde ich meine zwei jüngsten Söhne vom Flugplatz abholen. Sie werden nun knapp 5 Wochen ihre Ferien hier verbringen. Für alle, die es noch nicht in anderen Zusammenhängen auf meiner Seite wahrgenommen haben.  Sie gehen zur Summerhill- school nach England. Wenn man sich mit einem Thema dieser Art outet, dann öffnet man unmittelbar die Tür für viel Unverständnis, das mir seit Jahren in den unterschiedlichsten Verkleidungen entgegen kommt. Das kenne ich und das ist mir bekannt.

Es besteht also keine Notwendigkeit innerlich ‚durchzuladen‘, denn heute möchte ich ganz 'zart' ein anderes Thema erarbeiten, dass nicht minder brisant ist und gerne im Dunkeln vor sich hin gärt, bis Mutter (Vater) es anschaut. Für mich hängt die Fähigkeit Kinder möglichst in Freiheit und Selbstbestimmung lernen zu lassen, in einem großen Maß mit unsere Fähigkeit als Mutter (Vater) zusammen, unsere dunklere Seite (n) anzuschauen und diese über Zeit liebevoll zu integrieren.

Dadurch das meine Kinder schon recht früh das Haus verlassen haben,  Schulen und Kindergärten besucht haben, die ihnen ein recht großes Maß an Freiheit und Selbstbestimmung ermöglichen, war und bin ich immer wieder gefragt die Art meines Mutter-Seins zu hinterfragen und Aspekte und Anteile in mir zu schauen und zu klären, die nicht unbedingt bequem sind. Sei passen nicht in das gängige Bild einer 'guten' Mutter.

Um die Auswirkungen davon zu betrachten, musst du nicht notwendigerweise deine Kinder zur Schule in ein anderes Land schicken, sondern die zarten Dornenbüsche, machen sich unter Umständen schon sehr früh im Zusammenleben mit einem Kind bemerkbar.
Heute schreibe ich dir dazu, damit du in deinem Zusammenleben mit deinem Kind schauen kannst, ob du auch Anteile dieser Mutter in dir entdecken kannst, die, obwohl sie ihr Kind liebt, im selben Moment ihre Unabhängigkeit leben möchte.

  • Sie möchte ihre Freiheit, so wie früher.
  • Sie möchte Zeit ganz für sich allein, ganz viel davon.
  • Sie hat Abends ganz schnell die Schnauze voll, weil sie den ganzen Tag ihre Antennen angeschaltet haben musste.
  • Sie hat ihre Antennen angeschaltet, auch wenn sie arbeiten geht. Das ist anstrengend.
  • Sie hat ihre Antennen angestellt, während sie im Garten arbeitet und das Kind im Haus im Bettchen schläft, das ist anstrengend.
  • Sie möchte doch nur mal in Ruhe auf dem WC sein dürfen.
  • Sie ist viel zu faul das Kind aus dem Autositz zu schälen, weil sie doch nur mal gerade in das Geschäft springen will, um etwas abzugeben.
  • Sie sehnt sich nach Urlaub, aber ohne Kind.
  • Sie hat die gesamten Themen um Kindergarten oder Schule so verdammt satt. Gibt es eigentlich noch andere Lebensinhalte für eine Frau und Mutter?
  • Sie sehnt sich so sehr danach, dass der Partner nach Hause kommt, da sie ihm am liebsten das Kind zuwerfen würde mit der Bemerkung: „Hier, übernimm du mal, ich will nicht mehr.“
  • Sie ist auch die, die nachts keinen Bock hat die Windel zu wechseln und genau weiß, was sie damit riskiert.
  • Sie ist die, die in ihren Tagträumen von Schlaftabletten träumt, die sie am liebsten gegen 18 Uhr ins Essen mischen würde.
  • Sie ist die, die sich so ihre kleinen Ausflüchte genehmigt und diese dann mit einem schlechten Gewissen geniest.
  • Mit ihrer Macht poltert sie über das Kind hinweg, nur um für Ruhe zu sorgen, sie ist genervt. Wo ist der Ausweg.
  • Sie träumt davon einfach weg zu fahren und erst in 3 Tagen wieder nach Hause zu kommen, Blumen gießen, Haustür abschließen fertig. So wie früher.

Da ist dieser zutiefst kinderfeindliche Anteil in ihr, der, der gerne wieder unabhängig, frei und ohne Verpflichtung sein möchte. Kennst du diesen oder ähnliche  Teile in dir?

Kennst du es, wenn die Anteile sich innerlich aufreiben? Diese Supermutter in dir, die allzeit gut gelaunt ist und 24/7 mit einem Lächeln im Gesicht ihre Aufgaben um Kind und Familie meistert und diese andere Mutter, die das Kind in diesem Moment ablehnt, sich nach ihrem alten Leben sehnt, nicht aufstehen möchte, keine Bedürfnisse von anderen stillen möchte, das Kind abgeben möchte und wenn es nur in die Kita ist?

Kaum jemand traut sich diese Gefühle zu outen, denn damit fällst du sofort in den Kreis der Rabenmütter. Unser gängiges Bild eines Mutterideals ist so übermütterlich, dass man es sich als Mutter kaum eingestehen darf, dass man genervt ist, dass man wütend ist, dass man hilflos ist, dass die eigenen Kinder stören. Es ist kaum möglich zu outen, dass man sein Kind unbedingt in eine andere Betreuung geben möchte, damit man sich, ein wenig schuldbewusst, mal 'frei' und ungebunden fühlen kann, selbst, wenn man dann zur Arbeit geht. Kennst du?

Diese Übermutti ist so glorifiziert, dass es in meinen Augen an einem gesunden Gleichgewicht fehlt, dass es mir als Mutter auch gestattet ist auf die andere Seite der Waagschale zu geraten, auf der ich ungehalten, genervt, überfordert, lustlos sein kann. Ja, dass ich meine Kinder lieben kann, auch wenn ich nicht in das gängige Bild einer Mutter passe.

Es ist sehr wertvoll diese 'kinderfeindliche' Mutter zu schauen, sonst kommt sie von hinten durch die kalte Küche.

Ich kann Aufmerksamkeit darauf richten, dass ich meine Kinder liebe, auch wenn ich genervt sein kann, ungehalten, wütend oder die Kinder große Teile ihrer Lebenszeit nicht in meiner Nähe leben.

Das bedeutet für mich keinesfalls, dass ich alle diese Emotionen an meinem Kind auslasse und das Kind im Regen meiner ‚Ausbrüche‘ und Befindlichkeiten steht, sondern dass ich zunächst einmal wahrnehme, dass ich diese Anteile habe.

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Mit der Wahrnehmung und Selbstreflexion zu diesen Themen habe ich dann ganz andere Möglichkeiten, mich klar und authentisch ins Leben zu stellen. Wenn ich diese Anteile nicht wahrnehme, sondern gar durch ein immer zuckersüß und freundlich sein übertünche, dann stauen sich Dinge zwischen uns an, die immer größer werden und unter Umständen die Aufmerksamkeit von einer Fachperson bedürfen.

Ich bin froh, dass ich durch den eigenwilligen Bildungswege meiner Kinder die Gelegenheit hatte und habe, diese, meine Schattenseiten zu schauen.
Über die Jahre hatte ich Gelegenheit dieses Bild einer nicht Supermutter schauen zu dürfen und die Anteile zu integrieren. Es hat dazu geführt, dass ich mutiger geworden bin und dich auf diese Anteile aufmerksam machen kann. Sie haben eine große Bedeutung und spielen gerade bei meinem Wunsch, dass Kinder freier und selbstbestimmter Lernen können, eine große Rolle. In meinen Seminaren und Beratungen erleben Frauen es als ausgesprochen erleichternd sich selbst auch als diese ungehaltene, 'schlechte' Mutter darstellen zu können, ohne dass sie dafür an den Pranger gestellt wird.

Der Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung für meine Kinder geht zwangsläufig mit meinen Möglichkeiten Hand in Hand, diesen Bedürfnissen in mir selbst Raum zu geben. Es braucht ein gutes Maß an Selbstreflexion und Willen sich diesen dunkeln Seiten zu stellen.
Wenn wir das als Mütter nicht tun, dann leben wir eine Form von Mutterschaft, die die Kinder einengt, sie in den eiskalten Hagel unserer Emotionen stellt, wir sie für uns ‚Wohlsein‘ mißbrauchen oder wir die Kinder anderweitig manipulieren, um einem gewissen Bild der Supermutti zu genügen.

Hier nun einige Fragen, die vielleicht unbequem sind, aber die dir helfen könnten, deine Anteile zu schauen und auf Zeit wohlwollend zu integrieren. Vielleicht würde das der Beziehung zu deinem Kind in einer Art dienen, die sich entspannend und wohlwollend auswirken würde?

  • Kannst du dein Baby oder Kleinkind vertrauensvoll in andere Hände abgeben?
  • Könnte es sein, dass der kinderfeindliche Mutteranteil in dir total wichtig ist zu schauen?
  • Könnte es sein, dass sie, die kinderfeindliche Mutter, ganz wesentliche Aspekte für freie und selbstbestimmte Kinder parat hat.?
  • Durch welche deiner Bedürfnisse macht sich diese unbequeme Mutter, die ihr Ding machen will in deinem Leben aufmerksam?
  • Mal angenommen, diese eigenständige Mutter, die nicht 24/ 7 muttern möchte und die immer zuckersüß und gut gelaunt daher kommt, wäre am Ruder. Welche wichtigen Gaben würde sie dem Kind mit auf den Weg geben?

Gerne lese ich von dir und wenn du  'die da'  kennst, dann freue ich mich, wenn du diesen Beitrag teilst, denn ich kann mit meiner Beratung helfen, sie  (die da....) lieben zu lernen.

 

 

 


Kleine Idee, große (Aus)Wirkung

Dieser Beitrag ist aufgrund einer Einladung zu einer Blogparade von Dr. Jan Höpker entstanden.  Als ich das vorgeschlagene Thema las, ist mir unmittelbar diese Geschichte eingefallen und beim Schreiben ist mir klar geworden, wie wunderbar alles zueinander findet, wenn man dem eigenen, stimmigen Weg folgt. Es ist mir ein ganz großes Anliegen Kindern zu ermöglichen, dass sie mehr ihrem Empfinden und ihren Bedürfnissen folgen können. Dazu ist es manchmal notwendig, dass man in Sachen Erziehung und Lernen ganz eigene Wege findet. 

wundersames-lernen-auswirkung

Kleine Idee, große (Aus)Wirkung. Wie sich der eigene Weg bezüglich Erziehung und Lernen an einer einzigen, kleinen Entscheidung entlang hangeln kann.

 

 

Im Grunde war es eine ganz ’kleine’ Idee und niemals hätte ich ahnen können, dass sie eine dermaßen große (Aus)Wirkung in meinem und vor allem im Leben meiner Kinder haben würde.

Zur Einschulung meiner ersten Tochter gibt es ein Foto von mir, dass mich in leisen, etwas krampfhaft runtergeschluckten Tränen zeigt.
Da stand sie in großer Aufregung vor mir, mit dem viel zu großen Ranzen auf dem Rücken und wurde durch diese seltsame Zeremonie in das Schulsystem eingegliedert. Bei mir waren es keine Tränen der Rührung, vielmehr welche der totalen Enttäuschung und der Ohnmacht gegenüber einem Schulweg, den ich mir für mein Kind so sehr anders gewünscht hätte.

Ich war von der Zeremonie enttäuscht, die uns Eltern von Anfang an bevormundet hat. Ich war von den ganzen Vorgaben enttäuscht, die uns vom ersten Moment an, in die Position eines Handlangers gegenüber den eingefahrenen Vorstellungen der Schule machen sollten.
Denken Sie daran, tun sie dies, lassen sie das Erklärungen gegenüber einer Gruppe von Erwachsenen, die ein gestandenes Leben führen.
Ich war von der Haltung enttäuscht, die man mir und meinem Kind entgegenbrachte. Nicht viel hätte gefehlt und man hätte Mami und Papi dazu angehalten sich auch Hand in Händchen in die Reihe zu stellen, um sicher die Aula zu verlassen und sich gesittet zu verhalten.

Mit mir als Mutter, in diesem System, ging es auch gar nicht lange gut. Ich bin zu sehr ein Freigeist, als das man mich oder mein Kind in der Art behandelt sollte.

Zugegeben, die ersten Wochen waren eine Qual, nicht nur für mich, sondern auch für mein Kind. Wir hatten ja damals noch nicht ahnen können, dass sie sehr starke Lese- Rechtschreibschwierigkeiten hatte.
Das Ganze in Kombination mit einer Mutter, die wenig Vertrauen in dieses Schulsystem hat. Irgendwann war ich in der Situation, dass ich eine Entscheidung treffen musste, denn ich war nicht länger in der Lage dieses Spagat zu machen, dass von mir verlangt hätte, meinem Kind zu vermitteln, dass es völlig in Ordnung ist, wie es ist und im selben Moment Strategie und Maßnahmen zu entwicklen, mit denen ich sie hätte unter Druck setzen müssen, damit sie die Dinge in der Art erledigt, die man einfach von ihr verlangt hat.

Man hat seinerzeit nicht auf das Kind geschaut, ihre Probleme auf die Waagschale gelegt und mit den Eltern ein intelligentes Gespräch geführt, um das Kind zu entlasten, ihm Zeit zu geben, locker zu lassen.
Nein, man hat den Druck erhöht und für meine Tochter wurde es immer enger. Schule und alles, was damit verbunden war, war im Grunde in allen Schulfächern und natürlich darüber hinaus mit dem verbunden, was die Tochter nicht konnte.
Für mich zeigte sich, dass es eine unaufhörliche Abwärts Spirale geben würde. Ich konnte dem nicht zuschauen. Auch ich hatte enormen Druck darin.

Und hier nun endlich kommt diese kleine Entscheidung, diese kleine Idee, die in der Folge eine so große Veränderung in unser aller Leben in der Familie hervorbrachte.

Ich wollte, dass meine Kinder (ich hatte zu dieser Zeit 3 Kinder), sich in großem Maße mit dem beschäftigen können sollten, was sie konnten. Ich wollte keinesfalls mehr, dass meine Kinder sich in zu großem Maß mit dem beschäftigen sollten, was sie nicht konnten.

In unserem gegenwärtigen Bild von Erziehung und Bildung ist das mit Sicherheit noch immer ein recht exotischer Gedanke. Vieles dreht sich genau darum Kindern das beizubringen, was sie noch nicht so gut können. Viel Energie wird dafür aufgebracht Kinder darin zu ‚verbessern‘, was sie unter Maßgabe der Erwachsenen, noch nicht so gut können. Sie werden geradezu hineingezwängt in die Vorstellungen sich eingehend und umfassend mit dem zu beschäftigen, was sie noch nicht so gut können.

In meinen Augen ein ziemlich abstruser Gedanke und dem natürlichen Lernprozess, der ganz anderen Gesetzen folgt, ziemlich entgegen gestellt.

Dieser kleine Satz, diese kleine Vorstellung dazu, wie Lernen für meine Kinder laufen sollte, hatte zur Konsequenz, dass ich ein Umfeld schaffen und gewährleisten wollte, was den Kindern ermöglichte, sich mit dem zu beschäftigen, was sie gut konnten.

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Ich hatte und habe eine felsenfestes Vertrauen darin, dass Kinder in dieser Art lernen und dass es die Aufgabe der Erwachsenen ist Lernfelder und Lernräume zu schaffen, in denen genau das möglich ist.

Dies hatte seinerzeit die Konsequenz, dass wir die Kinder an einer freien, alternativen Schule angemeldet haben und dieser Schritt, hatte wiederum weitere Konsequenzen zur Folge, die mein gesamtes Familienleben in einer bestimmten Art prägen sollten.
Im Grunde kann ich heute sagen, dass diese eine, kleine Idee eine ungeheure Auswirkung auf alle Bereiche in meiner Familie hatte. Sie war der Leuchtturm, an dem wir ganz viel ausgerichtet haben.

Die Konsequenzen wären seinerzeit in keiner Weise vorstellbar gewesen.

Diese kleine Idee, hatte weitere Schritte zur Folge, die im Rückblick eine logische Abfolge von Konsequenzen hatte, die uns alle haben weiter und weiter wachsen lassen. Wir konnten nicht mehr zurück in das ‚alte‘ System und daher waren wir irgendwann gezwungen unsere Kreise zu erweitern, weiter zu gehen, neue Wege zu finden. Dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen.

Ich schreibe hier über einige Schritte, die wir als Familie gegangen sind, um dir zu verdeutlichen, dass der Weg einfach weiter ging und ich noch heute , nach über 15 Jahren gefordert bin, mit Hilfe einer Machete den Weg durch einen zunächst unübersichtlichen Dschungel zu bahnen.

Wir hatten die Entscheidung getroffen, die Kinder an eine freie Schule anzumelden. Dort waren sie gerne gesehen und aufgenommen. Schule lag 80 km in eine Richtung. Das waren 320 km an einem Tag.

Nach ca. 3 Wochen stelle sich heraus (wer hätte das gedacht), dass ich das alleine nicht schaffen würde. Wir haben eine Anzeige aufgeben und jemanden gefunden, der unsere Kinder über 10 Jahre auf dem Schulweg begleitet hat. Er ist noch heute sehr geschätzt und es hat sich für alle Kinder eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen können. Eine Art geliebter Ersatz ‚Opa‘.

Über die Jahre sind alle 6 Kinder zu dieser Schule gegangen. Ein zusätzliches Auto musste angeschafft werden. Finanzielle Erfordernisse und Schwerpunktverlagerungen in der Familie wurden getroffen.

Als die freie Schule für die älteste Tochter mit der 6. Klasse enden würde, musste eine Alternative her. Der Weg ‚zurück’ stand zu der Zeit noch nicht an. Dieser Umstand führte uns in Schuldingen nach England, damit die Kinder weiterhin frei und selbstbestimmt lernen konnten. Das hatte weitere Konsequenzen finanzieller und Familientechnischer Art. Ist es mir möglich, eine elfjährige in ein Internat nach England zu schicken? Ist es für die elfjährige machbar ein halbes Jahr in einer anderen Lebensgemeinschaft zu leben und trotzdem ein Gefühl von Familie zu haben?

Der freie Schule endet nach der sechsten Klasse und so musste ein weiterer Weg aufgetan werden, der es der ältesten Tochter ermöglichen sollte sich vorzugsweise mit den Dingen zu beschäftigen, die ihr Spass machten und die sie gut konnte.
Dieser Weg führte uns, als sie 11 Jahre alt war, zu summerhill - school nach England. Nach einem Tag der offenen Tür, vermittelte sie mir aus tiefster Überzeugung, dass sie diese Schule gerne besuchen würde. Eine nächste, sehr große Herausforderung.
Einige Prozesse in der Familie wollten zu diesem Thema gegangen sein. Dazu mussten die finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden oder Dinge in der Jahresplanung umgestellt werden. Es musste geprüft werden, ob es für die Eltern wirklich machbar ist, ein Kind so unvermittelt loszulassen und nach England zur Schule zu schicken? Es wollte in Monaten wirklich geprüft sein, ob sie es wirklich ernst meinte, ob das wohl ihr Weg sei? Ob es in unser Bild von Familie und Leben passen würde, ein Kind nach England zu ‚geben’ ?

Es hat geklappt und noch heute bin ich recht dankbar für diesen Weg, meine älteste Tochter quittiert mir diese Aussage manchmal mit der Bemerkung, dass sie im Grunde gerne noch viel früher nach summerhill gegangen wäre.

Es folgten weitere Jahre, mit bis dahin allen meinen sechs Kindern, die dann irgendwann auf dem Weg ihren Wunsch äußerten auch nach England gehen zu können.

Du kannst dir sicher vorstellen, dass sich aus diesem kleinen Satz, diesem Wunsch den Kindern ein möglichst freies und selbstbestimmtes Leben/Lernen zu ermöglichen, über die Jahre eine Menge Konsequenzen folgten. Bis zum heutigen Tag, ist dieser kleine Satz, dass die Kinder sich am Liebsten mit dem beschäftigen sollten, was sie gut können, statt mit dem, was sie nicht können, eine der kraftspendenden Visionen, die meinen Aktionen dafür Kraft geben.

Inzwischen haben 4 Kinder die summerhill - school verlassen, 3 der Kinder haben Abitur gemacht und studieren, ihren Interessen gemäß.
Noch immer treibt der Satz mich an, doch natürlich hat sich der Schwerpunkt dieser Aussage über die Jahre verändert, denn nun sind es natürlich die jungen Menschen, die ihre Entscheidungen treffen und selbst entscheiden müssen, wie sie ihren Weg gehen.

Manchmal fällt es mir schwer diesen Wegen an diesen Oberstufen oder an den Universitäten zu zuschauen. Scherzhaft sage ich manchmal, dass, wenn sie 7 Jahre alt wären, ich sie unmittelbar dort raus nehmen würde. Aber, da habe ich nicht mehr viel Einfluss drauf, sie mögen das selbst entscheiden. Ist es doch, dass, was ich für sie gewünscht habe.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieser kleine Satz damals, mit dem ich den Kindern einen Lernweg ermöglichen wollte, der in meinen Augen mehr der Natur der Dinge entspricht, eine fast unglaubliche Auswirkung auf unser aller Familienleben hatte und hat.
Ich schätze diesen Weg sehr. Er macht auch mein Leben sehr spannend und fordert mich heraus, ständig nach möglichen Wegänderungen zu schauen, zu prüfen, zu ermöglichen und voran zu gehen.

Damit schließt sich ein Kreis und alles baut sich auf, auf diesem kleinen Satz, der in meinem Leben bisher eine, wie ich finde, große Auswirkung hat(te).

Ich helfe Eltern und Pädagogen, einen möglichst freien und selbstbestimmten Weg gehen zu können. Ich tue dies, damit die jungen Menschen, in deren Umfeld, genau diesen Lernraum vorfinden, der es ihnen ermöglicht freier und selbstbestimmter lernen/leben zu können. Wenn ich voran gehen kann, dann kannst du es sicher auch. Mit voran gehen meine ich, dass du oder ihr in die Richtung voran geht, die für euch stimmig und passend wäre. Welcher Richtung könnte das sein? Was würde sich gut und richtig anfühlen? Welcher unscheinbare, ‚kleine‘ Satz (welche Wertvorstellung) könnte es sein, der zu dir passt ? Welche kleine Entscheidung könnte der Magnet sein, der deinen Vorstellungen Sogkraft gibt? Mit meiner Beratung begleite ich dich gerne eine Stück auf deinem Weg. Hier kannst du dich für ein unverbindliches Kennenlerngespräch anmelden. Für Beratungen habe ich ab Mitte Januar wieder Zeit für dich.

 


Nur ein Augenzwinkern, dann ein verändertes Kind.

wundersames Lernen_AugenzwinkernNur ein Augenzwinkern, dann ein verändertes Kind. Wie ich lerne ständig neu Maß zu nehmen.

Meine Kinder leben Wochen oder Monate nicht zu Hause. Sei es, dass sie studieren oder zu einem Internat in England gehen, dass ihnen in großem Maß ein freies und selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Sie besuchen eine Schule, die zwar Unterricht anbietet, aber es den Schülern völlig überlassen bleibt, ob sie den Unterricht besuchen oder nicht. Sie werden dort auch nicht benotet, sondern es gibt schriftliche Einschätzungen. Ich als Mutter habe kein Recht, Informationen über meine Kinder einzufordern.

Die Kinder leben ein sehr eingeständiges Leben und lernen ihre Entscheidungen selbstständig zu treffen.
Wenn sie beispielsweise in den Sommerferien nach Hause kommen, dann benötigen wir gemeinsam immer wieder gut eine Woche, bis wir wieder eine Form miteinander gefunden haben und uns neu aufeinander einlassen können.
In meiner Familie findet eine andere Art von Miteinander statt. Sie hat sicher Vor- und Nachteile.
Was mir in jedem Fall aber sehr deutlich ist, ist, dass wir immer wieder Zeit miteinander benötigen, um uns völlig neu aufeinander einzulassen. Gerade gestern las ich dieses Zitat von G.B.Shaw

Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen, in der Meinung, sie passten auch heute noch.

Beim Lesen dachte ich, dass diese Lebensart, die wir haben, immer wieder von mir fordert, dass ich an meinen Kindern neu Maß nehmen muss. Auch die Kinder müssen an mir neu Maß nehmen.

Vor einigen Tagen sprach ich mit einer Mutter, die mir verdeutlichen wollte, dass es von Nachteil sei, wenn Kinder nicht im eigen Haus, sozusagen im ‚eigenen Bratensaft garen‘ . Ich habe mir ihre Worte sehr zu Herzen genommen und es hat mich seither sehr beschäftigt.

Nach einigen Tagen komme ich für mich zu dem Schluss, dass für mich und bezogen auf meine Beobachtungen, die Vorteile überwiegen, die ich wahrnehmen darf.

Ich muss in den Ferien, um die Beziehung zu den Kindern immer wieder ‚neu‘ zu beginnen, neu Maß nehmen. Ich bin gefordert anzuerkennen, dass ihr Leben zur Zeit ihrer Abwesenheit weiter gegangen ist, meines aber auch. Die Lebensumstände verlangen von uns, dass wir in jeder Ferienzeit mit Achtsamkeit und Wohlwollen immer wieder neu aufeinander zugehen. Ich finde, dass dies wunderbare Voraussetzungen für Begegnungen sind, die frisch und neu und möglichst respektvoll sind.

Manchmal gelingt es besser, manchmal gelingt es schlechter. Was bleibt ist, immer wieder offen für das Neue zu sein, neu Maß zu nehmen.

Wenn die Kinder nach einigen Wochen wieder kommen, dann fallen mir diese Veränderungen oftmals an den Bemerkungen oder Taten auf, die sie machen.

  • „Mein Zimmer ist so klein geworden.“
  • „Gibt es irgendetwas Neues zu Hause?“
  • Sie stellen fest, dass beispielsweise das Zimmer plötzlich zu ‚girlyhaft‘ geworden ist.
  • Die Kleidungsstücke der letzten saison gefallen ihnen gar nicht mehr.
  • Sie mögen dieses oder jenes Lebensmittel plötzlich nicht mehr.
  • Diese oder jeden Freunde spielen eine andere Rolle.
  • ...

Ich bemerke dann, dass ich besonders achtsam mit meinen Bemerkungen sein muss, denn ich darf sie nicht ‚zurückbewegen‘ an die Stelle, an der sie mal standen, an der wir uns zuletzt gesehen hatten. Es ist, als ob dieser Mensch, der noch vor kurzem die rosa Bettwäsche mochte, plötzlich nicht mehr da ist. Er ist gegangen. Ein neuer Mensch steht da.

In meinem Fall, ist es sicher so, dass die Zeitspannen, in denen ich meine Kinder nicht sehe, manchmal so groß sind, dass Veränderungen sehr offensichtlich sind. Ich begrüße am Flugplatz einen jungen Mann, der nun plötzlich eine Hand breit größer ist als ich. Ich begrüße eine Tochter, die in wenigen Wochen eine junge Dame geworden ist.

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*Wenn du dich für meinen Newsletter einträgst erhältst du meine News direkt in dein Emailfach. Derzeit schreibe ich sehr unregelmäßig. Es kann also gut möglich sein, dass etwas Zeit vergeht, bis du von mir liest. Neben Informationen und Inspirationen rund um das wundersame Lernen und wundersameVerLernen, weise ich auf meine Beratung, meine Seminare, Einzelbehandlungen, meine Möglichkeiten für Übernachtung in der Mühle sowie aktuelle Angebote hin.


Das Leben ist inzwischen weiter gegangen. In der Bewegung des Lebens muss ich die Beziehung, die da ist, sozusagen neu zur Entfaltung bringen. Meine Erwartungen daran, dass all das sofort wieder da ist, dass ich da ansetzen kann, wo ich Tschüss gesagt habe,  muss ich zurückschrauben. Sowohl die Erwartungen an mich, als auch die, an meine Kinder. In meinem Fall ist es machmal sehr offensichtlich, dass große Veränderungen stattgefunden haben, denn es liegt eine große Zeitspanne dazwischen.

Mein Augenmerk möchte ich heute darauf richten, dass im Grunde dasselbe der Fall ist, wenn dein Kind heute morgen in den Kindergarten gegangen ist. Es ist dasselbe, wenn dein Kind vom Fussball nach Hause gekommen ist. Es ist dasselbe, wenn dein Kind ein Wochenende, mit dem von dir getrennten Partner, verbracht hat. Ja, es ist auch dasselbe, wenn dein Kind aus dem Mittagsschlaf aufgewacht ist. Das Leben ist ‚weiter‘ gegangen. Wir Erwachsenen haben oftmals nicht die Information, was inzwischen genau geschehen ist. Aber das Leben ist inzwischen 'weiter' gegangen. Und das Kind, dass ich heute morgen in den Kindergarten brachte, ist nicht dasselbe, als das, was ich abholte. Das Kind, dass ein Wochenende mit seinem Vater verbracht hat, ist nicht dasselbe, dass ich abholte.

In diesem kleinen Video hast du im Grunde genommen die Zeitraffer einer Entwicklung eines jungen Mädchen in 2,5 Minuten. Wenn die Zeit der Wahrnehmung von Entwicklung eine andere Rolle als Zeitraffer spielt, dann sind wir an dem Punkt, von dem ich spreche. Sowohl die Zeitraffer als auch eine Zeitlupenbetrachtung der Entwicklung deines Kindes haben beide die Gemeinsamkeit, dass das Leben einfach weiter geht.

https://youtu.be/RtyqS68ViWk

Ich finde, dass es in meiner Verantwortung als Erwachsene liegt, den Faden der Beziehung wieder neu aufzugreifen, achtsam und bedacht zu sein. Es hat etwas mit Respekt zu tun, mit dem Respekt gegenüber dem Leben des anderen, Respekt gegenüber den ureigenen Erfahrungen des anderen.

Ich habe mich gefragt, ob es einen Unterschied macht, ob die Erfahrungen der Zwischenzeit guter oder schlechter Art gewesen sind?
Auch hier komme ich zum derzeitigen Stand meines Irrtums. Diese Formulierung mag ich sehr gerne, denn sie drückt den prozesshaften Charakter meiner Erfahrungen und Erkenntnisse aus.

In beiden Fällen will ich mit Achtsamkeit und Wohlwollen vorgehen, aus Respekt vor dem Erleben des anderen.

Ich bin dankbar, dass mir das Leben diese Art ‚Übung‘ in den Wahrnehmungen der Zeitqualitäten im Leben mit den Kindern, zugesteht.

 

Ich lade dich zu meinem nächsten Tagesseminar am So 25.09.16 ein. Meine Seminare sind bekannt dafür, dass ich die Herausforderungen um Erziehung und Lernen in der Art mit dir angehe, die es dir erlaubt eine Menge Innenschau zu halten. Auf diese Art hast du Gelegenheit herauszufinden, wer du bist und wer du bezogen auf Kind und Familie sein möchtest. Du erhältst wertvolle Informationen, wie du weitere Schritte in deine Richtung gehen kannst. 


Ich mache es mir echt leicht als Mutter, meinen die anderen.

Wundersames Lernen StiefmutterblogDiesen Beitrag habe ich für eine Blogparade geschrieben, die von Susanne Petermann im Rahmen ihres Stiefmutterblogs ausgeschreiben wurde. Das Thema lautet:
Was macht mich zu einer Mutter? Der Titel hat mich sofort angesprochen und mit meinem Beitrag schreibe ich mit einem Blick auf Mütter, die in unserer Gesellschaft mit einem großen Maß an Unverständnis und vor allem Vorurteilen behaftet werden. Ja, ich gehöre auch zu diesen Müttern.
Über diesen link stiefmutterblog findest du weitere interessante Beiträge und hast bis Ende des Monats auch noch Gelegenheit selbst dort mitzumachen.

Ich mache es mir echt leicht als Mutter, meinen die anderen.
Ja, das stimmt - aber ganz anders als du denkst.

„Du machst es dir echt leicht“, meinte eine Freundin kürzlich zu mir. Andere Frauen aus meiner unmittelbaren Umgebung sprechen es nicht aus. Es ist ihnen aber anzumerken, dass sie nicht so wirklich mit meinem Weg der Mutterschaft einverstanden sind. Meist wird das Thema höflich nicht erwähnt. Man erkundigt sich, freundlich interessiert, nach meinen Kindern. Aber so wirklich gefragt hat mich noch nie jemand, wie ich es schaffe meine Kinder in dieser Art loszulassen.

Die Liste der Vorurteile ist wirklich groß, daher habe ich in der Vergangenheit bewusst dazu geschwiegen. Ich habe nicht soviel darüber erzählt, dass meine Kinder alle ein Internat besuchen oder besucht haben.
Ich habe sechs Kinder im Alter zwischen 23 und 9 Jahren. Im vergangen Jahr hat auch mein jüngster Sohn das Haus verlassen. Auch er wollte, wie alle seine Geschwister, auch dieses Internat mit dem Namen Summerhill - school in England besuchen, dass den Kindern ein möglichst freies und selbstbestimmtes Leben ermöglicht.

Die Kinder leben dort in einer großen demokratischen Gemeinschaft. Der Unterricht ist völlig freiwillig. Man kann ihn besuchen oder eben auch etwas anderes tun. Die Belange der Schule werden im meeting geregelt. Dieses meeting findet mehrmals wöchentlich statt. Erwachsene und Kinder haben bei Entscheidungsprozessen gleiche Rechte.

Fast ein Jahr hat mein Prozess darin gebraucht, bis ich in der Lage war, auch dieses, mein jüngstes Kind in der Art loszulassen. Bis dahin hatte ich 24 Jahre immer Kinder im Haus. Einen Tag vor seinem achten Geburtstag ist er schwups mit seinen Geschwistern in den Flieger gestiegen und hat damit einen neuen Abschnitt in seinem Leben begonnen. Er hat es prima gemacht. Er fühlt sich dort wohl. Manchmal höre ich 2-3 Wochen nichts von ihm.

Ob ich es mir leicht mache?
Nein, überhaupt nicht.

Mütter, die ihre Kinder in ein Internat geben, oder beim getrennt lebenden Vater wohnen lassen, werden noch immer nicht wirklich als ‚gute‘ Mutter gesehen. Man versteht nicht, warum sie denn Kinder bekommen und dann angeblich nicht bei sich haben wollen? So zumindest wird es ihnen unterstellt.

Gefragt hat mich im Grunde noch nie jemand, was für mich der ausschlaggebende Punkt ist, dass sie zeitweise nicht hier im Haus leben und um die Ecke zur Schule gehen?
(Dass sie die andere Hälfte des Jahres dann zu Hause sind und zwar den ganzen Tag, das zählt nicht)
Man erkennt nicht, dass es eine erarbeitete Stärke als Mutter ist, die Kinder in dieser Art loszulassen. Im öffentlichen Bild wird es leider oftmals als ein Mangel an ‚richtiger‘ Liebe oder Mangel an diesem ‚Mutterliebeding‘ gesehen.

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Würdest du mich jetzt fragen, dann würde ich antworten, dass mein Wunsch nach, sowie meine Überzeugung für ein freies und selbstbestimmtes Leben-Lernen der Kinder so groß ist, dass ich diese inneren Schritte des Loslassens und erneuten Abnabelns gegangen bin und weiterhin gehe.

Mache ich mir das leicht?
Nein, überhaupt nicht.

  • Ich lasse los, zu wissen, was sie den ganzen Tag tun.
  • Ich lasse los, ob sie in den Unterricht gehen oder nicht.
  • Ich lasse los, mich über die Maßen einzumischen, wie sie ihr Leben verbringen.
  • Ich lasse los, darauf zu schauen für was sie ihre Geld ausgeben.
  • Ich lasse los, mit wem sie ihre Zeit verbringen.
  • Ich lasse los, wann sie ins Bett gehen.
  • Ich lasse los, dass ich nicht unbedingt in ihrer Nähe sein kann, wenn sie mal krank sind.
  • Ich lasse los, mich in irgendeiner Form einzumischen, welche Interessen sie in beruflicher Hinsicht haben.
  • Ich lasse los, welche verstaubten Ideen ich zu erzieherischen Maßnahmen habe.
  • Ich lasse los, was ein Bild einer ‚guten‘ Mutter ist.
  • Ich lasse los, welche eingeschränkten Ideen ich zum Thema Bildung der Kinder habe.
  • Ich lasse los, dass die Kinder ein Abitur benötigen, um ein zufriedener Mensch zu sein.
  • Ich lasse los, welche Ideen ich zu Bindung und Beziehung habe.
  • Ich lasse los, welche Ideen ich zum Zusammenleben in einer Familie habe.

Wenn Helikoptermütter ihre Kinder in einer recht engen Umlaufbahn umkreisen, dann befindet sich meine Umlaufbahn irgendwo da draußen im Universum.

Bedeutet es, dass es eine gestörte oder zu lose Verbindung zwischen uns gibt?
Nein, überhaupt nicht.

Es bedeutet, dass jeder Meter, den ich losgelassen habe, erarbeitet ist. Es ist ein Prozess des langsam zulassen und ersetzen von physischer Nähe hin zu einer anderen Form von Verbindung oder Beziehung. Es it ein bewusster Weg von 'Vertrauen wieder erlernen'. Es hat mit fallen lassen, oder die Kinder gar sich selbst zu überlassen gar nichts zu tun.
Für mich ist es eine Haltung, die ich entwicklt habe und die Kraft, dies zu erreichen wurde aus meinen Werten und Vorstellungen gespeist, sie sind sehr stark in diesem möglichst freien Leben-Lernen für meine Kinder verwurzelt. Um das hervorzubringen, muss ich mich diesem freien, selbstbestimmten Lernprozess selbst stellen. Ich muss mich in einer Art nach entfalten und herausfinden, was auch für mich stimmig und wichtig ist und das versuche ich mit den Ideen der Kinder in Einklang zu bringen.

 

Mache ich mir das leicht?
Nein, überhaupt nicht.

Und im selben Moment werden die Dinge auf wundersame Art leichter im Zusammenleben mit den Kindern. Aber ganz anders, als du denkst.

 

Gerne teile ich meine Expertise mit dir. Mein nächstes Tagesseminar findet am So 25.06.17 statt. Info findest du hier: www.wundersameslernen.de/termine/


Wie tanzt man Loslassen?

Tanzen Loslassen1Wie tanzt man Loslassen?
Weitere (Tanz) Schritte in eine möglichst freie Lernkultur mit meinen Kindern

Schön, dass du wieder dabei bist beim Teil 3 meiner Fortsetzungsreihe bezüglich den ganz persönlichen Themen und Herausforderungen für eine ‚möglichst freie Bildung‘ in meiner Familie. Mit Absicht benutze bei meinen Beschreibungen keine Schulnamen, denn es ist mir daran gelegen, dass du dich möglichst bewertungsfrei meinem Prozess näheren kannst. Bei dieser Geschichte geht es nicht um eine bestimmte Schule und Richtung, sondern es geht mir hier primär um unsere persönlichen Prozesse darin. (und….die Schulen als solche waren und sind mir wichtig gewesen, das ist auch wahr) Du findest die Namen der Schulen am Ende als Fußnote.

Wer fliegen lernen will,
der muss erst stehn und gehn und laufen
und klettern und tanzen lernen;
man erfliegt das Fliegen nicht.
Friedrich Nietzsche
(1844-1900, Deutscher Philosoph und Dichter)

Bei meiner ältesten Tochter stand der Übergang von einer freien Schule (*1) an eine weiterführende Schule an. Die bisherige Schule endete mit der Klasse 6. Für die meisten Kinder einer freien Schule ist der geregelte Übergang in eine andere Schule nicht so problematisch, insbesondere, wenn sich eine naheliegende Schule über Jahre schon auf diese Kinder eingestellt hat.
In unserem Fall war der Übergang auf eine Regelschule keine Alternative, weil, du erinnerst dich vielleicht, unsere freie Schule lag in 80 km Entfernung. Aus logistischen und organisatorischen Gründen konnten wir sie nicht mit den anderen Schulabgängern dort einschulen.
Durch ihre Legasthenie und Dyskalkulie wäre der Übergang zu einer Regelschule ohnehin recht problematisch gewesen. Wir hätten wieder am selben Punkt gestanden, der uns seinerzeit von der Schule hat Reißaus nehmen lassen. Wir benötigten eine andere Lösung, ich musste ein völlig neues Konzept entwickeln, andere, nicht ausgetretene Pfade gehen. Es musste etwas entwickelt werden, was zu unseren Lebensumständen und Vorstellungen gepasst hat.

Du bist überzeugt von deinem Kind, vertraust in seine Fähigkeiten, betrachtest es als einfach nur ‚andersbegabt‘. Du bist nicht in der Lage den täglichen Kampf mit einer Idee von Bildung aufzunehmen, die noch viel zu wenig geschmeidig ist, um mit den Herausforderungen der Kinder dieser Zeit, angemessen umzugehen.
Wir benötigen einfach dringend die Grundhaltung, dass Kinder nicht defizitär sind, sondern einfach nur verschieden. Wir benötigen wesentlich mehr Wohlwollen und Vertrauen und keine akribische Dokumentation von Defiziten.

Ich erinnerte mich also damals an eine berühmte Schule in England (* 2). Dort dürfen sich die Kinder frei entfalten. Es gibt keinen Zwang, keine Hausaufgaben, ein großes Maß an Selbstbestimmung, das Zusammenleben in einer gelebten demokratischen Gemeinschaft, in der Kinder in vielem die selben Rechte haben und das eigenverantwortliche Hineinwachsen in Verantwortung. Ich war auf der Suche nach dem andern Konzept zur Lösung meiner Fragen. Damals benötigte ich Inspiration, Möglichkeiten, offene Türen, gute Gespräche, Hoffnung.

So organisierte ich mit den Töchtern (8 und11) eine Rucksackreise nach England. Ich erinnere mich gerne an diese Reise, sie hatte etwas von einem mutigen Aufbruch ins Unbekannte. Sie nährte meinen Forschergeist und den Kindern gab sie einen wunderbaren Ausflug in eine neue Welt.

Die Erfahrungen an diesem Besuchertag in der Schule in England sind schnell erklärt. Die Beschreibung der details sind in diesem Zusammenhang vielleicht nicht so wichtig, denn es geht ja primär um unseren Prozess in der Sache. Was ich sagen kann, ist, dass ich mich wohl fühlte. Die „Schwingung“ dort, die Grundstimmung sowie die Art und Weise, wie die Kinder auf mich wirkten, hatte mich absolut gefangen genommen.
Zurück auf dem Heimweg erklärte mir meine Tochter, dass sie diese Schule gerne besuchen würde. Ich erinnere mich sehr genau an mein Gefühl dazu. Mir stockte der Atem und es klemmte um das Herz. Im selben Moment spürte ich eine tiefer liegende Wahrheit darin. Ja, es könnte eine Möglichkeit sein? Übersprudelnd, beflügelt und im gleichen Moment verunsichert kam ich zu Hause an. In mir eine Menge Fragezeichen.
Gute Gespräche mit meinem Exmann bewegten diese neu entstandene Vision Schritt für Schritt voran. Sowohl für mich, als auch für meine Tochter gab es hier eine Menge an innerer Arbeit zu tun. Für mich als Mutter standen da etwa folgende Fragen im Raum:

  • Würde ich eine erstgeborene 11-jährige Tochter in ein anderes Land loslassen können?
  • Würde ich den Menschen in dieser Schule soweit vertrauen können, um mein Kind wirklich in dieser Form „abgeben“ zu können?
  • Würde ich es ertragen, dass sie dort andere ‚Schuleltern‘ hat, die dafür sorgen würden, dass sie frische Wäsche hat, was zu essen, Mitgefühl, Unterstützung, die ihr Fieber messen würden, wenn sie mal krank wäre?
  • Wäre es erträglich, dass ich nicht unmittelbar für sie da sein kann, wenn aus irgend einem Grund mal der Kittel brennen würde?
  • Wäre es ein Familien- und Lebenskonzept, dass meine Tochter etwa ein halbes Jahr zu Hause wäre und ein anderes halbes Jahr in einer Schule jenseits des Meeres?
  • Könnte ich soviel Vertrauen aufbringen, denn es gibt in der Regel keine Elterngespräche, keine Noten, keine Informationen, ob sie in den Unterricht geht und wenn ja in welchen?

Du kannst dir sicher vorstellen, dass diese und einige Fragen mehr eine große Herausforderung für mich darstellten.

Vertrauen und Loslassen können, war hier der Acker, den es zu bestellen galt. Das Umstricken eines Familienkonzepts bedurfte Zeit.

Gehe so weit wie du sehen kann.
Sobald du dort angelangt bist,
wirst du in der Lage sein in die Ferne zu blicken.
Thomas Carlyle
(1795-1881, Schottischer Philosoph, Schriftsteller und Historiker)

Daneben waren finanzielle Erfordernisse zu klären und hervor zubringen. Eine Entscheidung dieser Art triffst du nicht mal eben, denn sie hat in einer Art auch Folgen für die nächsten Jahre. Eine Bemerkung über deren Tragweite und Folgen ich damals keinen blassen Schimmer hatte, dazu später mehr. Auch die über Monate andauernden Prozesse kürze ich an dieser Stelle für dich ab.

Unsere Tochter ist gegangen und sie ist auch geblieben.

Für ihr Alter hat sie seinerzeit eine ungeheuer mutige Entscheidung getroffen. Ich persönlich erkläre mir Dinge dieser Art heute mit einem tiefen Wissen und einer Verbundenheit mit sich selbst. Nichts anderes ist es, was ich ja durch mein Zusammenleben mit meinen Kindern hervorbringen möchte. Erst im vergangenen Jahr, nach über 10 Jahren, habe ich so ganz zwischen den Zeilen erfahren, wie viel Heimweh sie hatte und das sie im selben Moment auch das Gefühl hatte, gerne bleiben zu wollen.

Über die Jahre habe ich auch mit den anderen Kindern gelernt, dass Heimweh nicht notwendigerweise etwas mit sich nicht wohl fühlen zu tun hat.

In den Jahren folgten ,ähnlich einem Dominoeffekt, alle Kinder, denn bei Besuchen und in der Wahrnehmung ihrer Schwester, wuchs für jedes der Kinder langsam das Bedürfnis heran, auch nach England gehen zu wollen. Für manche war der Schritt ganz leicht und völlig naheliegend, andere meiner Kind haben über Jahre selbst einen Prozess darin geführt.
An dieser Stelle kannst du sicher eine meiner oben genannten Bemerkungen nachvollziehen, in der ich sagte, dass diese Entscheidung ungeahnte Konsequenzen hatte. Dieser kleine Schritt damals, diese unspektakuläre Rucksackreise hatte Konsequenzen der Art, dass die Idee von Familie sich über die Jahre in etwas mir bis dahin noch nicht bekanntes verwandelt hat. Auch meine Identität als Mutter wurde und wird hier stark herausgefordert. Dazu werde ich an anderer Stelle einmal mehr schreiben.

Wahrscheinlich fragst du dich, wie wir das finanziell geschafft haben. Ich kann dir berichten, dass wir auf wundersame Art mit jedem Kind weiter in die Erfordernisse hineingewachsen sind. Vom ersten Kind an, was nach England ging, gab es immer eine Hürde zu nehmen. Es war nie so, dass das Geld mal schon gerade da war. Hier bin ich meinem Exmann dankbar, denn auch er hatte damals den Willen und auch die Kraft die Strukturen zu erschaffen, die diese ungewöhnlichen Entscheidungen überhaupt möglich machten.
Wir sind mit enormen Schub bis zu einem gewissen Punkt in der Situation gewachsen. Für viele Jahre stand das Projekt Schule unter einem guten Stern.

Meine Empfehlung für dich besteht darin, dass du dich in Schulfragen mutig auf deinen Weg machst. Es ist wichtig zu forschen, zu schauen, gute Gespräche zu führen, zu lesen, Alternativen zu erkunden, sich auf den Weg zu begeben. Mit angezogener Handbremse kannst du ein Auto nicht gut steuern, es fühlt sich alles schwer und unbeweglich an. Wenn es aber nur ein ganz klein wenig ins Rollen kommt, kannst du leichter steuern. Durch deine Beschäftigung mit anderen Ansätzen und Möglichkeiten können ganz neue Dinge an ihren Platz fallen, Bewegung ermöglicht Veränderung. Stelle keine Säcke vor eine Tür, die du eigentlich aufmachen möchtest. Wenn die Veränderung in eurer Situation geschehen soll, dann werden sich ungeahnte Türen öffnen können.

Davon kann ich dir kommende Woche berichten, denn in meinem Leben gab es einen großen Bruch und das ganze, tolle Gebäude geriet kräftig ins Wanken. In meinem nächsten Beitrag beschreibe ich dir, wie es um mich und die Schulthemen mit meinen Kindern weiter ging und wie ich die bisher größte Hürde genommen habe.

(*1) Freie Schule Marburg
(*2) Summerhill School, Leiston, England

Hier findest du Teil 1 und Teil 2 dieser persönlichen Fortsetzungsreihe:

1) https://wundersameslernen.de/dieses-spagat-ist-mir-unmoeglich/

2) https://wundersameslernen.de/holprig-aber-unser-schul-weg/

 

Gerne lese ich deine Ideen oder freue mich auf einen Anruf. Für den Fall, dass du Beratung und gute Gespräche benötigst, dann vereinbare ein Kennenlerngespräch mit mir:

https://wundersameslernen.de/telefon-coaching/