LERNEN, AUF DER STRECKE GEBLIEBEN
LERNEN, AUF DER STRECKE GEBLIEBEN
Bis zu einem gewissen Alter fühlen sich unsere Kinder völlig wohl mit dem Nicht-Wissen.
Lediglich ihre Neugier treibt sie voran im Ihrem je individuellen Forschungs- und Lernprozess.
Im Zustand des beständigen Lernens sind sie in ihrem Element. Diese Akzeptanz gegenüber allem Unbekannten in Kombination mit ihrer Neugier macht in ihrem Entwicklungsprozess alles möglich. Menschlicher Entfaltung sind keine Grenzen gesetzt. Wundersames Lernen durch freies, unzensiertes Spielen findet statt.Wir Erwachsenen hingegen streben das Ende genau dieses Prozesses an, wir wollen dieser brodelnden Gärflüssigkeit entfliehen, endlich im sicheren Hafen an gelangen, eine Antwort haben, einen Punkt machen.
Was ist also auf dem Weg passiert? Was hat dazu geführt, dass wir durch das, was wir für Bildung halten, in dieser Form abstumpfen und uns als Erwachsene dem lebenslangen, natürlichen Lernprozess entziehen? Wie ist es dazu gekommen, dass es uns so schwer fällt in offenen Fragen zu leben und wir uns nur sicher mit der richtigen Antwort fühlen?
In meiner Vorstellung gibt es eine Gesellschaft, die Kindern ermöglicht, ihre Neugier beizubehalten, lebenslang mit offenen Fragen sein zu können. Es gibt Erwachsene, die es vermögen, mit dem komplexen Leben verbunden zu sein, präsent zu sein, mit dem, was in jedem Moment für sie wahr ist. Genau das ist für mich ein kreativer Akt, in dem „Neues“ entstehen kann, eine Verbindung von Herz und Verstand möglich ist.
Lernen, Leistung, Wohlbefinden, was wäre, wenn das alles nicht auf Angst, Druck und Stress aufbauen würde, sondern eine natürliche Grundlage der menschlichen Entwicklung wäre?
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Das Recht auf Autonomie
Das Recht auf Autonomie der eigenen Wahrnehmung
In meinen Augen hat jedes Kind ein Recht auf seine sensorische und motorische Autonomie. Es bedarf ein großes Maß an Bewusstheit, um als Eltern nicht in die feinen Spinnfäden der Manipulation der Kindern zu geraten. Es ist gar nicht so einfach diese kleinen Wesen vom ersten Tag an als eigenständig in ihrer Wahrnehmung und Gestaltung von Beziehung zu betrachten. Darauf zu vertrauen, dass Babies, wenn sie unter wohlwollenden Umständen sein dürfen, für sich selbst einstehen können. Wie groß ist die Verlockung von mir als Mutter meine Sinneseindrücke über die meines Kindes zu stülpen. Es ist erscheint so viel einfacher, wenn ich entscheide, wann es satt ist und wann es Hunger hat. Wenn ich kontrolliere, wann es schläft und wann es wach ist. Es wird als völlig normal angesehen, wenn ich entscheide, was es trägt, was es isst, mit wem es spielt, was es anfassen darf, wo es sitzen soll, wie viel es sich wann und wo bewegen darf. In unserer Zeit ist all dies völlig normal im Umgang mit Kindern, aber es ist nicht natürlich und führt in meinen Augen zu vielen Problemen im Alltag.
Eine modere Mutter hat heute in vielen Fällen ihr Vertrauen in die natürlichen Wachstumsprozesse und das natürliche Leben des Kindes verloren. Sie bemüht sich um so mehr bloß keine Fehler in der Erziehung zu machen. Ihre mangelnde Intuition in Bezug zu ihren Kindern kompensiert sie durch ihren Drang die Kinder zu kontrollieren. Sie gewöhnt sich daran das komplette Leben der Kinder zu orchestrieren. Im Supermarkt bittet sie das Kind zur Seite zu treten, wenn jemand vorbei will. Sie macht das Kind darauf aufmerksam, was es jetzt wahrnehmen sollte, den schönen Schmetterling, sie erklärt den lateinischen Namen des exotischen Tieres. Sie kauft pädagogisch wertvolles Spielzeug, achtet peinlich genau auf den Zuckerverzehr. Sie organisiert und gestaltet die besten Geburtstagspartys, in denen sich garantiert keiner langweilt und jeder auch noch ein nettes Päckchen bekommt. Sie ist über jede Begebenheit in der Schule informiert, weiß genau die Farbe der Strümpfe ihres Kindes am vergangenen Dienstag. Geduldig fährt sie die Kinder von einer Nachmittagsveranstaltung zur nächsten, um interessante Angebote zu machen, zu fördern und zu inspirieren. All diese wohlmeinenden Unterstützungen gibt sie nicht etwa autoritär rüber, sondern sie leitet das Kind fein und fast unmerklich. Für die Kinder ist das fatal, denn fast unbemerkt und sehr freundlich ersetzt sie die eigene, innere Wahrnehmung des Kindes durch ihre Führung und Leitung. Das Kind spürt, das Mama schon alles sieht und hört und weiß. Fast unmerklich wird das Kind so seiner eignen, inneren Wahrnehmung beraubt. Das Kind gerät auf diese Weise in ein Leben aus zweiter Hand. Der anstrengenden Manipulation in der Familie ist nun Tür und Tor geöffnet. Ein Kind, das auf diese Art manipuliert wird, wird seinerseits seine Umwelt manipulieren. Kinder werden in diesem Zusammenhang ungeheuer kreativ und verstehen es damit ebenfalls die gesamte Familie zu bestimmen. Das Kind schläft nur noch wenn, .... Es isst nur noch....., es lässt sich nur noch von XY ins Bett bringen, es ist nur noch zufrieden, wenn du dieses und jenes für es tust.
Das natürliche Zusammenleben, das entstehen kann, wenn das Kind gelernt hat von innen her zufrieden und froh zu sein, ist hier nicht möglich, weil das Zusammenleben von all diesen unsichtbaren Fäden der Manipulation durchzogen ist. Es entsteht ein großes Maß an Stress und Unzufriedenheit.
Wann immer die Kinder von außen "orchestriert" werden, werden ihre inneren Entscheidungen außer Kraft gesetzt, ihr persönliches Kontrollsystem wird nach außen verlegt. Damit wird ihr Leben von außen bestimmt, sie werden abhängig von Belohnung, um fröhlich und glücklich zu sein und von Strafen, um sie zu korrigieren.
Als ich mir dieser Zusammenhänge in meinem Familienzusammenhang bewusst wurde, so ist mir klar geworden, wie fein und subtil diese Fäden an mich gehängt sind und welche Bewusstheit ich benötige, um diese Fäden zu kappen und dieses Recht auf Autonomie meiner eigenen Wahrnehmungen auch für mich zurück zu gewinnen. Kinder können nur gesund und zufrieden Lernen, wenn ihr Recht auf die eigene Wahrnehmung gewürdigt und zugelassen wird.
Als Mutter bedeutet es für mich meinen unmittelbaren Impulsen, zu korrigieren, zu bewerten, zu dirigieren, den eigenen Wahrnehmungen des Kindes keinen Raum zu geben, zu widerstehen und dem Kind Zeit zu geben seine eignen Erfahrungen zu machen.
Im Seminar benutze ich oftmals die Formulierung: „aus dem Kind heraus zu treten“, um zu verdeutlichen, dass Kinder so oft von mir in ihrer eigenen Wahrnehmung beraubt werden und es ein bewusstes Zurücknehmen meiner Impulse bedarf, damit das Kind SEIN darf.
Gerne lese ich gleich hier unten deine persönlichen Erfahrungen oder Anregungen.
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Wie Erklärungen das Lernen verhindern
Wie Erklärungen das Lernen verhindern
Im Umgang mit Kindern findest du überall Erklärungen. Kinderbücher transportieren die angeblich wichtigen Themen „pädagogisch wertvoll“. Kauf-Spiele sind fertig ausgeklügelt, lassen oftmals wenig Erfahrungsspielraum. In den Bildungseinrichtungen wird den Kindern fast das ganze Leben e r k l ä r t.
Hier werden sie kopfmäßig informiert, wie Regen funktioniert, dass man davon nass wird. Bäume versorgen uns demnach mit Sauerstoff. Kinder werden belehrt, wie man sich sozial verhält, bekommen erklärt, wie man artig und lieb sein sollte. Viele Kinder kooperieren, das Ergebnis, das sie ihre eigenen Bedürfnisse unterdrücken.
Leider funktioniert es überhaupt nicht. Schau dich mal in deiner unmittelbaren Umgebung, sowie in Schulen und Kindergärten um. Mehr Aggression denn je, mehr Stress, mehr Gewalt, mehr Hilflosigkeit, mehr Druck…..In unserem Bild von Erziehung und Bildung, verwechseln wir Erklärungen liefern, mit LERNEN. Je kleiner die Kinder sind, um so wichtiger ist es, dass sie selbst herausfinden, wie die Dinge funktionieren. Es ist wichtig, dass sie an Hand ihrer eigenen Fragestellungen forschen können und den Dingen selbst auf den Grund gehen können, ohne, dass Erwachsene ihnen die Zusammenhänge erklären. Es ist wichtig, dass sie dabei in die Tiefe ihrer Forschung gehen können. Sie müssen schütten dürfen, verschütten dürfen, schneiden, matschen, sich anziehen, was ihnen gefällt, Fehler machen dürfen, kochen dürfen, Staub saugen, bohren, im Regen spazieren gehen dürfen, nass werden dürfen, in die Hose machen dürfen, zuviel Sonnencreme verbrauchen dürfen, auf dem Boden liegen dürfen, in Ruhe träumen dürfen….
Damit bedeutet LERNEN, etwas selbst entdecken zu dürfen, den Fragestellungen, die ich habe, die von mir persönlich entwickelte Bedeutung geben dürfen. Durch diese Art Lernen bekommt die Welt eine Bedeutung, die unmittelbar mit meinen sinnlichen Erfahrungen in Verbindung steht. Damit hat die Welt um mich herum einen Zusammenhang, den ich selbst gebildet habe. Ich kann dann auch eine Beziehung oder Liebesbeziehung mit meiner Umwelt eingehen.
Das ist die Art, wie Kinder eigentlich Intelligenz entwickeln. So können Menschen lernen, sich entfalten und damit ein Leben lang Schüler sein. Lebenslanges Lernen wird dadurch erst möglich.
Durch das unaufhörliche Erklärungen liefern, mit denen wir auch in Betreuungs- und Bildungseinrichtungen immer früher beginnen, machen wir die Kinder zu Plagiaten, wo wir alles tun sollten, um diesen kleinen, rebellischen Geist am Forschen zu halten.
Ganz neben bei bemerkt, ist es ein wesentlicher Faktor für ihre geistige und körperliche Gesundheit, selbstwirksam zusein und nicht ein Leben aus zweiter Hand zu führen, anderer Menschen Erklärungen zu übernehmen und damit formbar und manipulierbar zu sein.
Unbequem, aber wahr für mich.
Ich freue mich auf deine Erfahrung zu diesem Thema, gleich hier unten auf der Seite?
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Aufmerksamkeit schenken
Heute will ich deine Aufmerksamkeit wieder darauf lenken, dass Lernen mit Kindern an ganz anderen Stellen stattfindet , als du glaubst. Wie ich immer wieder betone, findet Lernen hauptsächlich zwischen den Zeilen statt.
Bei so vielen Gelegenheiten im Alltag bekommen meine Kinder nicht die volle Aufmerksamkeit von mir. So oft sind sie mit mir in einem Raum, aber ich telefoniere mit jemandem, beim Waldspaziergang bin ich voll und ganz mit der Planung eines Termins beschäftigt. Ein Geschwisterkind kommt daher und will plötzlich meine Meinung zum Thema, ob die Hose gut sitzt. Ich bin müde und will lieber Fernsehen, ich bin in Eile, muss zum Termin. Es ist die Art und Weise, wie ich mich auf die Kinder beziehe, mit der sie lernen, sich mit Menschen liebevoll zu verbinden. Daraus ergibt sich ein Riesenanspruch, der sich nicht immer erfüllen lässt, aber es ist sehr wertvoll darüber zu wissen. Die Kinder nehmen immer die Qualität des Bezogen seins und die Aufmerksamkeit auf sie wahr. Sie nehmen es immer wahr, mit welcher Qualität und Authentizität wir mit ihnen sind. Auch dadurch lernen sie sich zu konzentrieren und fokussieren oder eben nicht.Wenn die Kinder zu wenig deiner ganzen Aufmerksamkeit haben, kann es sein, dass sie durch ihre Taten, Forderungen, Krankheit, Lautstärke, Weinerlichkeit, etc. Beachtung einfordern. Ein sehr stressendes Hamsterrad entsteht in deiner Familie. Sind sie durch kleine Aufmerksamkeits -Inseln über den Tag „satt“, so sind sie von klein auf auch in der Lage immer mal wieder auf deine volle Präsenz zu verzichten, wenn du es ihnen mitteilst und darüber kommunizierst.
Hättest du gedacht, dass dein Kind auch von dir lernt, sich auf die Welt zu beziehen? In Beziehung zu sein. Ein weiteres Beispiel dafür, dass Lernen zwischen den Zeilen stattfindet. Hier unten auf der Seite bin ich an deiner Erfahrung dazu interessiert.
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Vater streng - Mutter lasch oder umgekehrt ?
Immer wieder gibt es in den Familiensituationen diese Auseinandersetzungen darüber, wer in der Familie zu streng oder zu lasch ist in der Erziehung. Es gibt unterschiedliche Vorstellungen über Esskultur bei Tisch, über Pünktlichkeit, Kleidungsfragen, Ordnung…. Was wäre, wenn diese Diskussionen um richtig und falsch ein Ende haben dürften? Was wäre, wenn eine Art Standortbestimmung hilfreich und ausgleichend wäre? Was wäre, wenn wir diese Anstrengung in der Erziehung ein Stück weit loslassen könnten und damit beginnen könnten in Beziehung zu sein? Was wäre, wenn es darum ginge aufzuwachen und freundlich einen Schritt zur Seite zu treten? Welcher immer wieder kehrende Stressfaktor ruft dich zum Aufwachen und zur Seite treten?
Gerne lese ich einen Kommentar dazu von dir auf der Internetseite.
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