Die Herausforderung: Ein neues Wertesystem für die Beziehung zu Kindern

Die Herausforderung: Ein neues Wertesystem für die Beziehung zu Kindern

Wenn du schon länger meine Beiträge verfolgst, dann hast du sicher mitbekommen, dass ich der Meinung bin, dass wir unsere Art junge Menschen ‚heranzubilden‘ auf grundsätzliche Art überdenken sollten.
Für mich geht es nicht darum, derzeitige Modelle ein wenig aufzuhübschen, sondern Grundannahmen komplett in Frage zu stellen.

Nur ein Beispiel aus dem riesigen Feld.
Instinkte haben wir mit Tieren gemein. Anders als in der Tierwelt schiessen wir uns beim Aufziehen der ‚Jungen‘ selbst ins Knie, in dem wir viel zu viel tun, um Kindern das Verbunden sein mit sich und ihren Wahrnehmungen zu unterbinden.
Das geschieht in den meisten Fällen sicher unbewusst, macht es aber nicht minder problematisch für die Zukunft der Kinder.
Wenn Erwachsene so sehr damit beschäftigt sind, schon die Impulse der Kleinsten zu kontrollieren, zu bewerten, zu unterbinden und zu übertünchen, haben Kinder keine Chance ihre Intuition zu entwickeln. Intuition braucht eine Grundlage. Sie ist nicht einfach da.
Eine zu starke Impulskontrolle, die notwendig zu sein scheint, um Kinder in Systeme einzupassen, macht es dann unmöglich Intuition auszubilden.
Durch unsere derzeitigen Ansätze in Erziehung und Lernen verhindern wir das Ausbilden der Intuition (unseren natürlichen Radar) vielmehr, als das wir dem inneren Leitsystem Gelegenheit geben sich heraus zu bilden und zu entfalten.
Eltern und Fachkräfte sollten sich in meinen Augen vermehrt ein Bild davon machen, was Werte, Haltungen und Skills sind, die für ein gesundes Leben junger Menschen von Bedeutung sind.
Das sind sehr schwierige Gedanken für uns Erwachsene, deren inneres System selbst darauf ausgerichtet wurde, gut in einem wirtschaftlichen System zu funktionieren.

Wovon ich rede, bedarf eines Umdenkens ( Verlernen ) hin zu einem System, dass für Menschen gedeihlich ist.

Die meist eher unbewusste Schwierigkeit für Eltern und Pädagogen besteht darin, die Beziehung zu Kindern auf ein neues Wertesystem ( nicht ausschließlich wirtschaftsorientiert) zu stellen, während wir gleichzeitig im alten System (eben diesem wirtschaftsorientiertem ) noch leben.
Selbst Bewusstheit zu entwickeln, um die eigenen Muster zunächst einmal wahrzunehmen, ist für mich ein wesentlicher Schritt auf dem Weg. Die eigenen wundersamen VERlernprozesse machen den Weg für die Kinder frei(er).
Die Herausforderung ist vergleichbar, mit der Vorstellung ein Flugzeug während dem Flug zu bauen.
Ich finde das faszinierend und inspirierend.

Es macht mir besonders Freude Menschen bei diesen Flugversuchen zu unterstützen. Hier findest du meine Angebote.


Wo Verbundenheit und Freiheit sich die Hand geben.

freiheit-verbundenheit-wundersames-lernenWo Verbundenheit und Freiheit sich die Hand geben. Wie meine Kinder‚über mich‘ hinaus wachsen.

Für mich waren es immer ganz besondere Momente, wenn eines meiner Kinder vom einen auf den anderen Tag dazu in der Lage war, sich körperlich von mir weg zubewegen. Bis zu diesem Tag, waren sie abhängig davon, dass ich in ihrer Nähe war, oder durch andere Personen dafür Sorge tragen musste, dass sie sicher waren.

Auch in den Tagen davor waren sie schon in der Lage sich von mir abzuwenden und „ihrer Wege zu gehen“, nur mit dem Unterschied, dass sie nicht ihren gesamten Körper weg bewegen konnten.

Beispielsweise, wenn sie nach einem intensiven Austausch ermüdet waren, dann konnten sie nicht weg von mir, aber sie waren in der Lage, sich innerlich von mir abzuwenden. Dies haben sie vielleicht dadurch signalisiert, dass sie ihr kleines Köpfchen einfach nur zur Seite abgewendet haben und sich nun zurück auf sich selbst beziehen wollten.

Jetzt, ganz plötzlich waren sie in der Lage ihren kleinen Körper von mir weg zu bewegen. Es ist ihr erster ‚Schritt’ hinein in ihren eigenen Weg. Was für ein interessanter Moment im Leben zwischen Mutter und Kind ?

Ich habe schon damals gerne über solche einzigartigen Momente philosophiert und in meiner Vorstellung gibt es so eine Art imaginäres Gummiband zwischen uns.
Dieses imaginäre Band bildet sich unmittelbar nach dem Moment der Durchtrennen der wirklichen Nabelschnur.

Das imaginäre Band war meine visualisierte Bindung zu dem Kind. Dadurch das ich diejenige war, die sich schon bewegen konnte, so war es auch an mir, dieses Band so zu behandeln, dass es nicht zu sehr unter Spannung geriet. Ich war verantwortlich, ich habe den Spannungszustand in meiner Hand. Ich kümmere mich darum, dass die Verbindung stimmt, dass sie nicht zu oft, zu viel strapaziert wird. Denn der kleine Mensch am anderen Ende dieses Bandes, benötigt ein super großes Maß an Sicherheit. Das imaginäre Band sollte über längeren Zeitraum nicht zu schlaff und nicht zu gespannt sein. Es ist so unter Spannung, dass man sich angenehm über das Band empfinden kann. Kannst du dir das vorstellen? Vielleicht vergleichbar mit einem Hund an der Leine. Er geht gut mit dir, zieht nicht zu sehr an der Leine und auch hängst die Leine nicht zu sehr durch. Du kannst den Hund (über die Leinenverbindung) gut erspüren.

Manchmal, durch Umstände, die wir nicht immer in der Hand haben, wird dieses imaginäre Band schon in ganz frühen Tagen überstrapaziert. Beispielsweise, wenn Mutter oder Kind nach einer Geburt in medizinische Behandlung müssen. Dann kann es geschehen, dass das Band überdehnt wird und fortan nicht mehr so recht in seine ursprüngliche Form findet. Dann braucht es eine Menge guter Erfahrungen an beiden Enden des Bandes, damit es wieder in seine eigentliche Elastizität zurück findet. (Resilienz)

Solange es nicht ganz gerissen ist, hat es eine enorme Fähigkeit zu heilen.

Nun ist es also so weit. Das Kind kann sich erstmalig eigenständig von mir weg bewegen. Dieses kleine Baby ist fortan in der Lage selbst Einfluss zu nehmen auf den Spannungszustand dieses Bandes. Es kann selbst entscheiden, es kann selbst Einfluss nehmen auf den Dehnungszustand und damit auf sein Gefühl von Sicherheit. Es kann selbst entscheiden, wie weit es sich von mir entfernt, um sich weiterhin sicher zu fühlen. Erstmalig hat das Kind das Ganze in der Hand. Es wird eigenständig, obwohl es noch lange nicht selbst ‚stehen’ kann.
Ich fand immer, dass dies ganz besondere Momente waren, die ich mit großer Aufmerksamkeit betrachtet habe und meine Schlüsse und Folgerungen daraus gezogen habe.

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Einige meiner Kinder haben in diesen jungen Tagen, das Band sehr kurz gehalten und immer einen gewissen Spannungszustand angestrebt, der ihnen ein Gefühl von Sicherheit gegeben hat.
Eine meiner Töchter konnte von Anfang an, im wahrsten Sinne des Wortes, an einer langen Leine laufen. Sie war beispielsweise von Anfang an in der Lage, sich an diesem imaginären Band, recht weit von mir weg zu bewegen. Sie benötigte relativ wenig Spannung auf dem Band. Es konnte, wie ein loser Zügel, weit durchhängen.
Wenn sie dann mal in Gefahr war, dann hat sie ihren Weg an dem Band zurück, ähnlich wie an einem Ariadne Faden, gefunden. Sie hat sich zurück an den Ort bewegt, den sie mit Sicherheit verbunden hat - bei mir. Nur, um wenige Minuten später wieder ihre Freiheit zu suchen und sich aufzumachen, zu schauen, was es da ‚draussen‘ so alles gibt.

Andere meiner Kinder, benötigten immer diesen leichten Spannungsaufbau und das elastische Empfinden des Bandes. Sie brauchten diese Form von Sicherheit.
Eine andere meiner Töchter war über sehr lange Zeit damit beschäftigt einfach nur die Spannungszustände des Bandes zu erkunden, indem sie weg krabbelte und zurück kam und weg krabbelte und zurück kam und so weiter und so fort. Sie suchte nicht irgendwas da draussen, sondern erkundete dieses Band und sich und mich an beiden Enden.

Es gibt unzählige dieser Momente, die ich mir bis heute mit Hilfe dieses vorgestellten Gummibandes erkläre. Meine Kinder sind jetzt teilweise groß und doch denke ich in Gummibändern und das hilft mir enorm. Die Vorstellung tut mir gut, die teilweise großen Distanzen zu überbrücken.

Einige meiner Kinder leben viele Monate nicht in meiner Nähe und trotzdem helfe ich mir, indem ich an diese imaginären Gummibänder denke und nehme so über große Distanzen ‚Fühlung‘ auf.

Ich habe dir ein Vorstellungsbild geben wollen, wie ich persönlich mit den Themen um Verbundenheit, Nähe Geborgenheit und Bindung umgehe. Diese gedankliche Vorstellung hilft mir, denn für eine gesunde Entwicklung braucht es eben auch das andere Ende. In diesem Fall ist es Freiheit, Autonomie Potentialentfaltung und die Sicherheit immer wieder die Komfortzone zu verlassen.

Wir wollen nun mal wachsen und im selben Moment ein sicheres Gefühl von Verbundenheit haben.

Wir brauchen beides.

Diese Vorstellung von dem flexiblen Gummiband hilft mir bei diesem wirklich fundamentalen Dilemma zwischen Verbundenheit und Freiheit.

Im Leben mit den Kindern ist es eine ewige Frage, diesem Raum zwischen Verbundenheit und Freiheit eine geschmeidige und gleichzeitig solide Grundlage zu geben.

Irgendwo da, findet Lernen statt.

Mein nächstes Tagesseminar hier in der Mühle findet am 18.02.17 statt. Das Thema: Wie du Stress und ‚genervt sein‘ im Alltag mit deinem Kind in Leichtigkeit und Freude verwandelst. Info findest du hier