Liebe praktisch treiben.
In der Küche meiner Eltern hängt, seit ich denken kann, ein Wandteller aus Porzellan. Er trägt folgende Aufschrift:
Liebe kann man nicht beschreiben, Liebe muss man praktisch treiben.
Seit meiner Kindheit habe ich diesen Satz immer mit einer anderen Bedeutung versehen. Der Teller hängt seit eh und je dort, aber auf wundersame Art lese ich die Aufschrift mit einem sich wandelnden Verständnis.
- Ich erinnere mich, dass es in meiner Kindheit Zeiten gab, in denen ich mit dem ganzen Wandteller und erst recht mit seiner Bedeutung gar nichts anfangen konnte.
- Es gab Zeiten, da habe ich den Teller einfach nur als kitschig betrachtet.
- Später dann, in meiner Jugend war ich dann eher peinlich berührt, denn plötzlich rückten die Worte „… es treiben….“ in den Vordergrund meiner Betrachtung und ich konnte zu dieser Zeit überhaupt nicht verstehen, wieso meine Eltern, einen Teller dieser Art, in ihrer Küche hängen haben.
- Wenige Zeit später wandelte sich die Bedeutung dieses Tellers wieder. Mein Fokus lag nun auf dem Unerklärlichen in der Liebe, dem Mysterium der Liebe. Bei der Betrachtung des Wandschmucks begann ich nun eher zu philosophieren und mich und mein unbedeutendes, kleines Dasein im großen und ganzen Universum zu beleuchten.
Es mag gut sein, dass ich mich an dieser Stelle nicht an alle Interpretationen erinnere. Das ist auch gar nicht schlimm, denn der Teller hängt weiterhin an der Wand und inzwischen betrachte ich ihn wie ein Spiegel, der mir aufzeigt, wie sich meine Sicht auf die Dinge ändert, wie ich mich ändere, meine Betrachtungsweisen und Handlungsweisen.
Heute nun, liegt der Schwerpunkt meiner Betrachtung auf dem Wort „…praktisch…“.
Der Zeit beackere ich innerlich das Wort ‚praktisch‘ in Zusammenhang mit dem Wort ‚Liebe‘.
Mir fallen sofort viele kluge Sprüche bezüglich der Liebe ein. Und da ich ja hier über Kinder, Lernen und Erziehung schreibe, will ich den Satz -Liebe kann man nicht beschreiben, Liebe muss man praktisch treiben - auf das Leben mit Kindern beziehen.
Ich lasse dich ein Stück teilhaben an meiner derzeitigen Erkenntnissen dieses Wandzitats in der Küche meiner Eltern.
- Es gibt keine Worte für die Liebe zu meinen Kindern.
- Die Liebe zu den Kindern ist für mich still und ohne Tamtam.
- Die ganze Liebe, die ich in Momenten in mir trage ist wenig von Bedeutung, wenn ich es nicht vermag, sie durch meine Taten und Worte, durch meine Haltung praktisch spürbar zu machen.
- Ich habe den Eindruck, dass ich mich ständig dehnen und weiten muss, um auch Umstände zu bewältigen, die ich als nicht so knackig empfinde, damit Liebe fliessen kann.
- Das Wort ‚praktisch‘ in Zusammenhang mit der Liebe zu den Kindern hat mehr mit ‚geben‘ zu tun.
- -Liebe praktisch treiben- hat für mich mit aktiv weitergeben, Liebe versprühen zu tun.
- Wie ich Liebe betrachte und auszudrücken vermag wandelt sich. (Schau dir das kleine Video am Ende an, was Kinder unter Liebe verstehen....)
- Die Liebe geben, um sie erfahren zu können.
- Liebe erfahrbar machen/wahrnehmbar.
Gerade lausche ich einem berühmten Musiker. Er vermag durch die Art und Weise, wie er das Klavier spielt, die „Liebe praktisch zu treiben“. Er berührt dadurch Millionen Menschen. Liebe-praktisch-treiben!
Ich gehe fest davon aus, dass Kinder die Möglichkeit dazu hätte, ihr inneres Instrument derart fein zu spielen, wie Horowitz. Wenn wir Erwachsenen den Kindern gestatten können, ihre Einzigartigkeit zu leben, statt Einzigartigkeit auszugleichen und anzugleichen. An was eigentlich? Die Liebe ausgleichen, ausbremsen?
Vielen Dank, dass du mich bei meinem kleinen philosophischen Ausflug begleitet hast.
-Hier findest du den Link zu meinem nächsten Tagesseminar im September. Hier am Kraftort Köttingermühle lade ich dich ein eine völlig andere Betrachtung auf dich und das Leben mit deinem Kind zu bekommen.
-Nimm dir 8 min. und du spürst vielleicht wovon ich heute schreibe, zauberhaft: Horowitz spielt Schubert
-In diesem Video beschreiben Kinder, was für sie Liebe ist (sehenswürdig)