Zwischen starren Strukturen leben lernen. Feinheit entdeckt sich selbst

Zwischen starren Strukturen leben lernen. Feinheit entdeckt sich selbst

Ich frage mich, ob es ausgerechnet mit Hilfe der modernen Medien möglich sein könnte, Mitgefühl, Verständnis und Wohlwollen hervorzubringen?

Gerade bei der Arbeit im Internet beobachte ich, dass ich einen gewissen ‚Duft‘ einer Konversation als sehr angenehm empfinde und andere Posts versetzen mir leichte Hiebe.

Oft ist es so, dass ich mich sehr bereichert fühle. Auf wundersame Art quillt manchmal ein gewisser ‚Geschmack’ oder ein bestimmter ‚Klang‘ durch den Computer und setzt etwas in Gang, was ich als Feinheit bezeichnen möchte. Ich spüre Wohlwollen meines Gegenübers.

Sicher kennst du das auch, dass im Kontakt mit einer Person etwas zu dir ‚spricht‘, dass nicht notwendigerweise im Vordergrund deiner Wahrnehmung steht. Aber nicht minder bedeutsam ist.

Kürzlich habe ich neben einer Frau gesessen und wir haben mit dem Blick auf den Bildschirm eines Computers, etwas gemeinsam erarbeiten müssen.

Ich saß nur neben ihr, habe aber den ganzen Schub ihrer inneren Aufregung und Anspannung abbekommen. Ich saß dort, wir haben uns mit Computertechnischen Fragen beschäftigt, aber quasi im Hintergrund „fuhr“ mein System ein Programm, dass mich direkt empfinden ließ, wie ihr System überspannt auf Hochtouren rannte.
Früher waren mir diese feinen Empfindungen nicht bewusst und ich dachte immer, dass ich ‚verkehrt‘ sei. Ich und der Stress um mich herum waren sozusagen eins. In meiner Kindheit muss ich diese Feinheiten auch schon empfunden haben, aber erst als Erwachsene lerne ich bewusst damit umzugehen und mich gegebenenfalls auch davon zu distanzieren.

Du betrittst einen Raum und ohne, dass du 2 Worte der Anwesenden gehört hättest, hat dein Körper längst etwas gespürt, dass man aber nicht mit Augen, Ohren, Nase oder Fingerspitzengefühl aufnehmen könnte. Schon mal gehört: Da ist dicke Luft? Was bedeutet das? Dicke Luft? Gibt es die überhaupt? Ist es nicht vielmehr eine ganz gute Beschreibung von etwas, dass man nicht unbedingt in Worte fassen kann. Wie ist diese Information zu dir gekommen? Ist das eine Gehirnleistung?

Das prägendste Erlebnis dieser Art hatte ich, als ich einmal ein Seminar besucht habe, in dem es um emotionale Erste Hilfe für Babys ging. Wir haben ein Rollenspiel gemacht und ich war das Baby. Eine zweite Person die Mutter und eine dritte Person sollte die Therapeutin spielen.

Die Rolle des Säuglings war mir wie auf den Bauch geschrieben. Ich lag auf dem Boden und meine ‚Mutter‘ hatte Stress mit mir erzählte der ‚Therapeutin‘ im Spiel, dass ich so nervös sei und soviel weinen würde. Kannst du dir die Situation vorstellen?

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Dieses Rollenspiel war ein persönlicher Durchbruch in meiner Arbeit mit Müttern und Kindern. Denn ich selbst habe, auf dem Boden liegend, die Erfahrung gemacht, wie ich sowohl mit meiner Mutter und ihrem emotionalen Zustand in Verbindung war, als auch (und das ist noch schräger) mit dem Selbstverständnis und der Expertise der Therapeutin.
Als ‚Baby‘ lag ich auf dem Boden, habe mich selbst aber als unmittelbare „Wahrnehmung“ der Personen im Raum empfunden.
Ich gehe ganz fest davon aus, dass Babys genau dieses Gespür haben.

Gibt es in deiner Familie Personen, die sehr empfindsam sind? Was sagst uns diese Empfindsamkeit über die Möglichkeit ‚Zwischentöne‘ wahrzunehmen? Was sagt uns das über Lernprozesse überhaupt?

Ist es nicht angemessen, Feinheiten nachzugehen? Ich gehe davon aus, dass es sehr von Bedeutung ist die Wahrnehmung zu schärfen und sich für den Gedanken zu öffnen, dass viele Kinder wesentlich feiner ‚getuned‘ sind, als wir es uns vielleicht vorstellen mögen. Viele Menschen, Erwachsene wie Kinder, scheitern an dem etwas hölzernen Bild, das wir weitläufig dazu haben, wie Kinder lernen sollten. Für viele Kinder passt das ‚Stählerne’ eben gerade nicht, weil sie viel mehr aufnehmen und verarbeiten müssen, als die meisten glauben mögen. In ihrer Not werden sie dann schnell in irgendeiner Form auffällig.

Was uns als Erwachsene also helfen könnte, ist aufmerksam zu werden für die Feinheiten und Einzigartigkeit der Kinder. Ansätze zu vertreten, bei denen man davon ausgeht, dass alle Kinder gleichsam funktionieren müssten, sind wirklich obsolet.
Leider ist das noch lange nicht selbstverständlich, denn noch immer hat man unter Eltern und in Institutionen mit dem Abhärte Gedanken zu tun. Man meint Kindern eine Menge zumuten zu müssen, denn im späteren Leben müssten sie ja auch klar kommen. Dann hörst du sowas wie, „das Leben ist kein Ponyhof.
Vielleicht ist es dir auch schon passiert, dass gerade in deinem Umfeld das Wort „Kuschelpädagogik“ etwas abfällig eingesetzt wird, um zu verdeutlichen, dass Kinder nun mal nicht zu verzärteln seien.

Was ist aber mit den jungen Menschen, die so ‚fein gedrahtet‘ sind? Sie können nichts dafür, wenn andere Menschen nicht so empfindsam daherkommen. Was ist mit den ganzen Einzelfällen? Was ist mit den Individuen? Was ist mit deinem Kind?

In vielen Fällen ist es so, dass sie in dieser anspruchsvollen Zeit ein Stück gute Kraft von dir benötigen. Das Gefühl, dass wenigstens du sie verstehst und sie noch einige Zeit in deinem Windschatten zu ihrer eigenen Kraft finden können. Darin wollte ich euch stärken.

Was meine Eingangsfrage der social Media betrifft, so werde ich mit dem Ansatz einfach mal ein wenig experimentieren. Mich interessiert, ob Erwachsen auch oder gerade bei Facebook den Ball auffangen mögen, der zu einem gemeinsamen Lernprozess einlädt. Können Einzelne dort Gespräche in einer Art führen, die wirklich bereichernd sind und Feingefühl und Achtsamkeit zulassen?

Dort (facebook) wie hier (Kommentarfeld) lese ich gerne deine Gedanken dazu.

 

Hier findest du meine Angebote. Beginne ein Gespräch mit mir. Das ist in jedem Fall bereichernd.


Kannst du die 'EigenArten' der Kinder als Wegweiser lesen?

Mit meinem heutigen Beitrag sende ich dir einen speziellen Dreiteiler, den ich für dich geschrieben habe. Er enthält einen biographischen Teil A). Danach einen Teil B), in dem ich meine Erkenntnisse für dich filtere und zu guter Letzt einen Teil C), mit dem ich dich einlade, dein Kind(er) auf andere Art zu 'schauen'. Gerne lese ich deine Anmerkungen zu diesem heutigen Blogbeitrag, den ich erstmalig so gestaltet habe. Mir hilft es, von dir zu erfahren, ob es dir dient.

A)
Ich war etwa zehn Jahre alt, als ich endlich Reitunterricht nehmen durfte. Zuvor hatte ich etwa zwei Jahre gebettelt und gebettelt, um endlich reiten lernen zu dürfen.
Es war so weit und meine harte Schule in diesem Reitstall begann. Mein Reitlehrer war mit Sicherheit ein großer Reiter. Mit seiner Geschichte in der Kavallerie war er unter heutigen Maßstäben allerdings ein pädagogisches Trampeltier. Schon in der ersten Stunde bin ich drei mal vom Pferd gestürzt. Auf meine Reitkenntnisse und mein Unsicherheit und Bedürfnisse wurde hier keinerlei Rücksicht genommen. Er wollte mich von Anfang an abhärten und stählen.

Da ich so unglaublich gerne reiten lernen wollte, biss ich die Zähne zusammen und vom ersten Tag an war jede Reitstunde mit Angst verbunden. Erst heute, beim Schreiben merke ich, dass mir das noch immer in den Knochen steckt.

Ich war schon immer eine sehr sensibel und feinfühlige Person, die eine Menge aus ihrer unmittelbaren Umgebung wahrnehmen konnte. Zu dieser Zeit konnte ich mit niemanden darüber sprechen. Mit meinen heutigen Kenntnissen würde ich sagen , dass ich ein hochsensibles Kind war.
Mit Tieren habe ich mich sehr gut verstanden. Ich konnte „lesen“, wie es ihnen geht. So konnte ich auch wahrnehmen, dass es den meisten Pferden in diesem Reitstall nicht gut ging. Die Augen der Tiere und ihrer körperlicher Ausdruck verrieten es mir. Sie funktionierten zwar, machten ihre Arbeit, doch innerlich salutierten sie in gewisser Weise, aber es ging ihnen nicht wirklich gut.
Obwohl ich die Pferde und das Reiten lernen so sehr liebte, entschied ich schon als junges Mädchen, dass ich dort nicht weiter reiten lernen wollte.

Ich liebte den kraftvollen, freiheitlichen Ausdruck dieser mystischen Tiere, ihre Sensibilität und überlegene Ausstrahlung war das, was sie mir hätten schenken sollen.
Es machte mich unsagbar traurig, diese wilde ungebändigte Naturseele in einem dunklen, fensterlosen Boxenstall zu sehen. Die sensible Nase des Pferdes, umgeben von Ammoniak geschwängerter Stallluft. Ich hatte schon sehr früh einen Sinn für Freiheit und Naturkraft und das Schicksal lenkte meinen Weg, so dass ich diesem, meinem Lebensthema folgen konnte.

B)

Heute weiß ich, dass die besonderen Eigenarten und Neigungen der Kinder eine Art wegführende, wohlwollende Anleitung und Lebensrichtung sind. Das Schicksal macht sich dieser führenden Leitung wie eine Form von Hinweisschildern zu Nutze, die zunächst noch eine grobe Richtung angeben. Die Kinder werden durch diese einzigartigen Zugaben mehr oder weniger sanft auf ihren Weg geleitet.

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Ähnlich, wie ich es liebte die freiheitliche, kraftvolle Naturkraft in den Pferden zu sehen, so liebe ich eine ganz ähnlichen Ausdruck von Freiheit und unbegrenzten Möglichkeiten im spielerischen Ausdruck der Kinder zu sehen. Ähnlich wie sich meine Seele durch den Anblick der traurigen Pferdeaugen in der dunklen Gitterbox zusammenzog, so werde ich auch heute traurig, wenn ich Kinder wahrnehme, die durch ihre Lebensumstände in einen beschränkten und lieblosen Lebenszusammenhang gestellt werden. Für mich entsprechen leider viele Betreuungseinrichtungen und Schulen den dunklen, fensterlosen Boxen der Pferde. Es ist für mich sehr herausfordernd, die unschuldige und einzigartige Seelenkraft eines jeden Kindes wahrzunehmen und die Diskrepanz zu dem, was wir ihnen antun, wenn wir nicht deren Möglichkeiten, d.h. deren Potential sehen. Stattdessen produzieren wir durch die beschränkende und beschränkte Herangehensweise in Erziehung und Lernen Defizite. Wir verursachen sie, dokumentieren sie, untersuchen sie, doch tun relativ wenig, um deren Ursachen zu beheben.

C)
Bitte nimm dir für diese Fragen ein paar Blätter Papier zur Hand. Bitte nimm dir die Freiheit, diese Fragen, ganz nach deinen persönlichen Neigungen zu beantworten. Es geht nicht darum diese Fragen wie in der Schule zu erledigen. Vielmehr ist es von Bedeutung mit den Fragen auf gewisse Weise schwanger zu gehen. Bewege diese Fragen in dir und dokumentiere sie in deiner ganz persönlichen Art. Den Wert dieser Aufgabe erschließt sich dir vielmehr in dem Prozess, als im ‚folgsamen’ Abarbeiten irgendwelcher Fleißaufgaben.

  • Notiere an dieser Stelle, was du meinst, was sich im Moment durch dein Kind ausdrücken möchte?
    Wenn du dein Kind beobachtest und es in seinem Alltag wahrnimmst, was sind vorwiegende Qualitäten, die du persönlich wahrnimmst.
  • Finde Töne und Laute in dir, die sich momentan durch dein Kind ausdrücken möchten? Sind diese Töne laut, leise, im selben Rhythmus, geordnet, chaotisch…
    In einem stillen und unbeobachteten Moment gib diesen Tönen einfach vor dir selbst Ausdruck. Mach es ganz für dich alleine, bewerte es nicht, nimm diese Töne einfach in dich auf.
  • An welche Farben musst du denken, wenn du dich in diesem Moment mit deinem Kind verbindest? Welche Farbe, welche Farben kommen dir spontan in den Sinn?
  • Zeichne dein Kind als Strichmännchen in die Mitte eines leeren Blattes. Nun begrenze dein Kind durch gezeichnete Zaunelemente um es herum. Gib den jeweiligen Zaunelementen einen Namen. Mit welchen Begrenzungen oder Einschränkungen muss dein Kind derzeit leben?
    Bewerte nicht so stark, nimm lediglich wahr.
  • Nimm ein weiteres Blatt Papier und zeichne dein Kind wieder symbolhaft in die Mitte. In deiner Vorstellung nimmst du nun die Begrenzungen weg und ersetzt sie durch Möglichkeiten. Lass dich nicht von deinem Verstand aufhalten. Erlaube dir nicht so stark zu zensieren. Erstelle eine bunte, blumenhafte Vision an unbegrenzten Möglichkeiten für dein Kind. Was wünscht du dir für die Zukunft deines Kindes. Nimm Worte, Skizzen, Farben, Elemente und Möglichkeiten in deine Zeichnung auf.

Nimm dir etwas Zeit für diese Dinge und trage sie eine Weile mit dir. Du wirst sehen, wie diese indirekte Beschäftigung mir deinem Kind, dir einen anderen Blick ermöglicht und deine Vorstellungen dehnen und weiten wird. Ich persönlich erlebe diese Form der Auseinandersetzung mit den Themen um Kind und Familie, immer als erhellend und bereichernd.

Hier findest du Informationen zu meinem aktuellen Tagesseminar: "Wie du Stress und 'genervt' sein im Alltag mit deinem Kind in Leichtigkeit und Freude verwandelst." Der nächste Termin findet im Juni statt. Es gibt noch Plätze. Ich freue mich, wenn du dabei bist.