Holprig, aber unser (Schul) Weg

SchulwegHolprig, aber unser (Schul) Weg.
Warum ich einen holprigen Weg in Sachen Schule bevorzuge.

Heute kannst du meine Fortsetzung der Geschichte der vergangenen Woche lesen, darüber, warum ich für meine Kinder lieber einen holprigen (Schul) Weg vorziehe. Naheliegend wäre es ja durchaus gewesen die älteste Tochter seinerzeit in der Schule zu lassen und darauf zu bauen, dass sie sich schon daran gewöhnen wird und davon auszugehen, dass sie da einfach durch muss.

Mir war es schlicht und ergreifend nicht möglich.

Bei der Art Gespräche die ich bis zu diesem Zeitpunkt in der Schule hatte, war mir ebenfalls klar, dass ich dort nichts verändern würde.
Das Lehrerzimmer trug noch denn Muff der 70 iger und man hatte mir im Erstgespräch nach einer 5 minütigen Blitzdiagnose mitgeteilt, dass meine Tochter autistische Züge teilen würde. Das war die Originalformulierung. Ich habe sie mir gut behalten. Was willst du als junge Eltern gegen ein solches Pfund an top-qualifizierter Pädagogik schon sagen?

Ich kenne einige Eltern, die diese Auseinandersetzungen aufgenommen haben und sich in dieser Art wie ein Felsblock für ihre Kind in die Brandung gestellt haben. Mir war es nicht möglich.

Wir haben unsere Tochter kurzerhand nach nur wenigen Wochen von der Schule abgemeldet. Wir hatten zu dieser Zeit noch keine konkrete Idee, wie es weiter gehen könnte. Klar war lediglich, dass es so mit dem Stress nicht weiter gehen würde. Ich hatte auch keinen Sorge, dass sie etwas verpassen würde. Ich hatte ja über 6 Jahre Gelegenheit zu beobachten, wie wundervoll ein Kind lernen kann, auch ohne Schule. Da war ich völlig im Vertrauen.

Wir waren zu dieser Zeit in Kontakt mit einem pensionierten Lehrer und daraus war zunächst die Idee entstanden, die Kinder einfach an einigen Tagen zu Hause zu unterrichten. Ich hatte mich zu dieser Zeit schon ausgiebig mit homeschooling beschäftigt, die Ideen zu unschooling waren mir zu dieser Zeit noch nicht über den Weg gelaufen. Mir war aber auch klar, dass dies kein Konzept für mich als Mutter war und unsere älteste Tochter signalisierte schon nach einiger Zeit , dass sie andere Kinder vermisste.

Ich begann Gespräche an anderen Schulen zu führen und meldete sie dann an einer anderen Grundschule an. Das Lernklima war hier einfacher für sie und mein Eindruck, war, dass ihr wesentlich mehr Wohlwollen entgegengebracht wurde. Auch unsere zweite Tochter wurde in die erste Klasse dort eingeschult.

Irgendwie klemmte die Schulthematik noch immer und die Familie trug eine gewisse Schwere um das Thema. Daher war ich noch immer auf der Suche nach Alternativen.

Auf dem Heimweg von einer Kindertheater Veranstaltung in einer 80 km entfernten Stadt, bemerkte ich zu meinem damaligen Ehemann, dass es hier eine Freie, alternative Schule gäbe. Ob die Distanz wohl zu bewältigen wäre? Ob das eine Alternative wäre? Wir haben uns das Ganze Gottseidank kräftig schön geredet und dann zur freien Schule die Fühler ausgestreckt. Als ob alles schon für uns vorbereitet gewesen sei, haben wir umgehend einen Hospitationstermin erhalten.
Dort endlich fand ich dann das vor, was meiner Vorstellung zu dieser Zeit viel näher kam.

  • Die Kinder spielten in der Schule.
  • Die Kinder waren freundlich.
  • Es gab altersgemischte Gruppen.
  • Manche Kinder waren barfuß.
  • Die Kinder konnten nach eigenem Ermessen in dem großen Außengelände spielen.
  • Es gab keine Hausaufgaben.
  • Es gab täglich gleiche Anfangs- und Endzeiten der Schule für alle Kinder.
  • Die Schule fing um 9 Uhr an, man konnte die Kinder aber auch schon früher bringen.
  • Es gab eine Gemeinschaft von Eltern, die schon über 15 Jahre Erfahrung in dieser ‚neuen Form‘ von Miteinander in einer Initiative hatten.
  • Es war eine lernende Gemeinschaft und die Begegnung mit der Lehrerin war für mich wegweisend und sehr positiv. Sie auf Augenhöhe mit den Kindern und mit mir. Kein arrogantes, bevormundendes Verhalten von oben herab.

Die Kinder hatten richtig Freude beim Hospitieren und signalisierten, dass sie auch gerne zu dieser Schule gehen würden. Ihre jeweilige Motivation war sehr unterschiedlich und ihre Wahrnehmungen der Situation auch.

Für meine älteste Tochter die fünfte Veränderung in nur 1,5 Jahren. Ich fragte mich nicht , ob es zumutbar wäre. Es war vielmehr das konsequente Hineinwachsen in eine Situation, die mehr zu den Bedürfnissen unserer Familie passte. Es war wie eine logische Fortsetzung von Ereignissen und Entscheidungen, die mehr zu uns passten.

Es gab auch hier Vor- und Nachteile. Unter anderem musste über Zeit eine Struktur geschaffen werden die es ermöglichte täglich 320 km zu bewältigen, neben dem ‚normalen Familienchaos‘.

Noch heute bin ich so dankbar für diesen mutigen Schritt. Was folgte war ein etwa 10 jähriger intensiver Kontakt mit dieser Schule, Arbeit in der Elterninitiative, in verschiednen Arbeitsgruppen, Begegnungen und Erfahrungen im Feld einer freien Schule. Alle unsere 6 Kinder haben über die Jahre diese Schule bzw. den dazugehörigen Kindergarten besucht.
Den Kindern hat diese Schule eine Menge Sicherheit und Stabilität gegeben, sie haben sich wohl gefühlt. Für mich als Mutter war es eine sehr lehrreiche, wichtige und nährende Erfahrung. Auch mir hat die Schule eine Menge Sicherheit und Stabilität gegeben.

Ich wünsche allen Eltern dieses Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit, Leichtigkeit und vor allem Wohlwollen.

Für mich hat sich dort erstmals bestätigt: Lernen darf einfach sein, auch für die Eltern.

Der Anfang für meine Töchter war durchaus holprig und der Weg alles andere als naheliegend und den Qualitäten einer breit ausgebauten Strasse entsprechend. Aber dann hat sich ein sehr stabiles, wohlwollendes, förderliches Feld ergeben, indem die Kinder gedeihen konnten.

Ich als Mutter konnte mich im Loslassen üben. Ich musste meine Energie nicht darin einsetzen mich wie ein Fels in die Brandung zu stellen und die Kinder zu schützen. Ich musste meine Energie nicht dafür aufwenden die Kinder vor unnatürlichen nicht ‚artgerechten‘ Lernansätzen zu schützen. Ich musste nicht gegen Respektlosigkeit angehen oder zu unzähligen Elterngesprächen gehen, wo man mir mitteilen würde, dass meine Kinder nicht dies und das…. und ich doch bitte schön dafür sorgen sollte, damit…..
Ich wurde nicht zum Hebel eines Systems gemacht, dass erwiesenermassen nicht funktioniert, ich musste nicht manipulieren, nicht kontrollieren, keinen Druck ausüben, sondern ich durfte als Mutter Vertrauen lernen und Loslassen praktizieren.

Davon will ich dir in der kommenden Woche weiter berichten, denn in meiner persönlichen Geschichte, um den Lebens-Lernweg meiner Kinder geht es in starkem Maße um Vertrauen und um Loslassen als Mutter. Diese beiden Zutaten ermöglichen in meinen Augen eine förderliche Lernerfahrung für Kinder.
Wenn ich als Mutter das Vertrauen und Loslassen in ein System (z.B. Schule) nicht hervorbringen kann, dann verhindere ich in meinen Augen den natürlichen Lernprozess der Kinder. Ich kann sie nicht an einer längeren Leine laufen lassen, was eigentlich Schritt für Schritt angemessener wäre. Ich muss mich als Mutter verbiegen, um die Kinder zu verbiegen.

Das ist einer meiner Vorwürfe an unser derzeitiges Schulsystem. Es gestattet mir als Mutter in keiner Weise zu vertrauen und loszulassen. Ständig werde ich hineingezogen in ein Feld, mit dem ich eigentlich nichts mehr zu tun haben sollte. Ich werde instrumentalisiert, wenn ich nicht achtsam bin. Die Gefahr ist dadurch ziemlich groß, dass ich die Beziehung zu meinen Kindern ruinieren muss.
Das ist der Schmerz und der Konflikt, den mir viele Eltern berichten. ich kann es nur allzu gut verstehen.

Die Kinder in diesem System, du kannst es bei mir immer wieder lesen, haben in meinen Augen kaum eine Chance heraus zu finden, wer sie sind und was sie benötigen, um ein gesundes und ausgeglichenes Leben zu führen, ohne dass ihre Eltern sich als Fels in die Brandung stellen - nicht so einfach !

Doch dazu kommende Woche mehr, wenn ich dir beschreibe, wie der Weg für meine Kinder weiterging und warum ich genau so gehandelt habe.

Den ersten Teil dieser persönlichen Geschichte findest du hier:

https://wundersameslernen.de/dieses-spagat-ist-mir-unmoeglich/

Ich freue mich, wenn du mir schreibst oder per Telefon Kontakt mit mir aufnimmst. Wir können sprechen! Profitiere von meinen Jahren an Erfahrung in diesem Feld.


Freiraum und Grenzen für Kinder

FreiraumGrenzenWie du Freiraum und Grenzen dynamisch betrachtest und damit Veränderung und gesunden Wachstum zulassen kannst.

Ich sitze mit meiner kleinen Tochter in einem Stadtpark und beobachte das bunte Treiben bei sommerlichen Temperaturen. Meine Tochter ist gerade 1, 5 Jahre alt. Wir machen eine Pause und ich setze mich auf die warmen Treppenstufen. Nachdem sie etwas getrunken hat, beginnt sie damit, die Treppenstufen zu erklimmen. Stufe für Stufe erarbeitet sie sich ihren Weg. Mal bleibt sie sitzen und schaut sich um, mal klettert sie weiter, ihr Ziel ist ganz klar.

Ich bin völlig entspannt, denn ich kenne meine Tochter, verbringe Tag und Nacht mit ihr. Ich vertraue in ihre Fähigkeiten und kann gut einschätzen, dass sie diese imposanten Treppenstufen sicher und gut bewältigen kann.

Ich kann ihr diesen Freiraum gewähren. Schon nach wenigen Minuten eilt eine Dame hinzu und will mein Kind retten. Sie hat meine Tochter auf den Treppenstufen entdeckt, gesehen, dass ich einige Meter unterhalb auf den Treppenstufen sass und nicht all zu sehr mit ihrem Kletterprojekt beschäftigt war. Sie wollte helfen, aus Angst und Sorge um mein Kind.

Aus ihrer Sicht der Dinge sollte ich dem Kind nicht dieses Maß an Freiraum für seine Entwicklung gewähren, weil sie die Treppe hinunter fallen könnte.

Du kannst also feststellen, dass das Gewähren von Freiraum auch etwas mit Vertrauen zu tun hat. Ich kann meinem Kind diesen Freiraum gewähren, wenn ich seine Fähigkeiten einschätzen kann und dem Kind Vertrauen schenken kann. Dieses Vertrauen wiederum kann ich nur durch eine intensive, beobachtende, nicht sofort eingreifende Haltung entwickeln. Ich muss meine Selbstreflexion und meinen Wunsch nach Entwicklung und Freiraum vor meine Ängste und Sorgen stellen. Ich muss eine Art Auseinandersetzung mit mir selbst betreiben, die mich meine Ängste und Sorgen einschätzen lassen, bevor ich sie über das Kind stülpe. Ich muss eine Art innere Arbeit betreiben und lernen meinen Einschätzungen bezüglich meinem Kind zu vertrauen und nicht über zu reagieren, sondern so oft als möglich zu gewähren, damit das Kind in seine eigene Kraft und Selbstsicherheit wachsen kann.

Dieses Thema Freiraum geben und Freiraum nehmen ist ein wichtiges Thema in der gesunden Entwicklung von Kindern. Es wird heiß diskutiert.

Wenn ich das Wort ‚Freiraum‘ im Duden nachschlage, dann steht dort: „Möglichkeit zur Entfaltung eigener Kräfte und Ideen.“  Schön beschrieben, wie ich finde und genau das will ich für meine Kinder.

Zu meiner Vorstellung von Freiraum geben und Freiraum nehmen, gehört, dass ich von Anfang an ein großes Maß an Freiraum für eigene Entscheidungen, eigene Zeit, eigene Bedürfnisse, eigene Konsequenzen, eigene Konflikte, eigene Kontakte usw. geben möchte. Genau darin sehe ich die „Möglichkeit zur Entfaltung eigener Kräfte und Ideen.“ (s.o.)

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich es in dem größten, mir möglichen Maß tue, meine Kinder stark in sich selbst ruhen können und nicht so viel Kraft in Widerstände geben müssen. Im Gespräch mit Eltern zeigt sich immer wieder, dass die Fähigkeit der Erwachsenen Freiraum zu geben, sehr stark mit der Fähigkeit korreliert, sich selbst Freiraum zu geben, den eigenen Weg zu finden, auszusteigen aus den Meinungen der anderen, für die eigene Stärke zu sorgen, sich selbst gut zu tun und aus dem Hamsterrad auszusteigen.

Freiraum geben und Freiraum nehmen wird damit zu einer sehr dynamischen Frage. Es heute zu tun und morgen zu lassen  liegt in meiner Freiheit. Es ist in keiner Weise festgezurrt oder in Stein gemeißelt. Ich kann mir den Freiraum geben heute so zu entscheiden und morgen anders. Freiraum geben verändert sich, wächst mit meinem wachsenden Vertrauen zu mir selbst und zu meinem Kind. Es hat mit dem Vertrauen in das Leben selbst zu tun.

 

Mit diesen dynamischen Fragen beschäftige ich mich sehr stark und kann dir helfen bezüglich deiner Kinder in ein größeres Vertrauen zu wachsen. Mir ist es sehr wichtig, dass Kinder mit einem großen Maß an Freiheit lernen können, damit sie sich gesund entwickeln können und nicht ihre Kraft für Widerstände, Krankheiten und Auffälligkeiten verpulvern müssen. 

Info zu meinen nächsten Veranstaltungen findest du hier:

www.wundersameslernen.de/termine/

Gerne helfe ich dir auch mit meinen Coachinggesprächen, trag dich einfach in das Formular ein, ich rufe dich zurück.

https://wundersameslernen.de/telefon-coaching/