Kannst du durch Fehler hindurch die Perfektion schauen?

wundersames-lernen-perfektionIch habe es wie kleine Nadelstiche empfunden, als Erwachsene in meiner Kindheit meine Versuche, mich in dieser Welt auszubreiten und zu lernen, limitiert haben.
Stell dir nur vor, da ist ein junger Mensch, der sich ausprobieren möchte, Dinge untersuchen und in Erfahrung bringen möchte und seine ‚Gehversuche‘ werden ständig kommentiert, bewertet und pädagogisch wertvoll in eine andere Richtung umdirigiert. Dieser junge Mensch möchte sich ausdehnen. Er ist im Grunde wie ein Luftballon, der sich selbst anfüllt und sich im Raum weiten und bewegen möchte. Um diesen Ballon herum tausend kleine Nadeln platziert, die nur darauf warten, dieses von Wissbegier und Lebensenergie geladene Menschenkind in einer gewissen Form zu halten, nicht zu groß werden zu lassen. Nadelstiche wollen ein Kind formen und wahre Größe verhindern.

Ganz allgemein ist es noch immer so, dass diese Nadeln durch unser defizitäres Denken repräsentiert sind. Die Nadeln vermitteln ständig, dass ein Kind in dieser oder jener Form nicht genügt. Es sollte anders sein. Es sollte besser lernen, es sollte von Geburt an durchschlafen, es sollte musikalisch sein, oder es sollte besser in Deutsch oder Mathe sein….

Erwachsene sind es so sehr gewohnt Defizite zu erkennen und auszumerzen, dass es uns, gerade im Leben mit Kindern so schwer fällt deren Perfektion zu sehen und anzuerkennen. Es ist, als ob wir durch unsere eigene Erziehung gelernt hätten die Kinder durch ein Brille zu schauen, die gelb gefärbte Gläser hat.

In meinem Leben gibt es einige Erwachsene, darunter auch einige Lehrer, die in der Lage waren, mich durch eine anders gefärbte Brille zu schauen. Sagen wir, diese Gläser wären hellblau gewesen.

Ich erinnere mich insbesondere an meine Deutschlehrerin, eine sehr stille, zurückgezogene Frau, mit einem verschmitzten Lächeln.
Ich war keine Leuchte in Deutsch, Rechtschreibung und Komma Setzung hat nicht zu meinen Stärken gezählt. (noch immer nicht ;) )
Doch diese Frau hatte etwas, (blaue Brillengläser, durch Wohlwollen gekennzeichnet), dass durch die Fehler in Deutsch, in Komma Setzung und Rechtschreibung , hindurch geblickt hat und m i c h gesehen hat. Es war sehr wohltuend in ihrer Nähe zu sein und sie hat durch ihre Art dafür gesorgt, dass die Fehler, die ich machte, nicht an mir haften blieben, nichts über meinen Wert aussagten, sondern im Grunde nur der derzeitige Stand meines Irrtums waren. Sie konnte mich durch die Fehler schauen und ihre Art spiegelte mir, dass ich gut sei. Ich erinnere mich an ihre wohlwollende Art. (In Erinnerung Frau Würtz)

Da ist meine erste Mentorin, von der ich so unglaublich viel gelernt habe. In ihrer Art hat sie mich nun über 30 Jahre begleitet und sie im Besonderen hat die Gabe, mich durch diese blau gefärbten Gläser zu schauen. Von ihr stammt der von mir oft zitierte Satz „…see the Perfektion.“ (Linda Tellington Jones)
Nicht nur, dass ich das in ihrer Gegenwart empfinde, sondern sie hat mich gelehrt, bei meiner ‚Arbeit im Alltag, diese Brille mit den blauen Gläsern aufzusetzen, Ich muss mich zwar immer wieder selbst daran erinnern, doch diese Grundhaltung hat in mir Wurzeln geschlagen.

Vergangene Woche habe ich ein Seminar besucht und habe erneut die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn man vom Seminarleiter/ Coach durch eine blaue Brille geschaut wird. Die Fehler, die man im eigenen Lernprozess begeht, haben nicht diese Bedeutung und wirken nicht schwächend oder erniedrigend. Die Fehler werden im Grunde zu Treppenstufen auf einem Lernweg hin, in die eigene Kraft. Dies um so intensiver, je mehr ein Lehrer, Dozent, Elternteil, Therapeut oder Coach in der Lage ist, sein Gegenüber durch eine blaue Brille zu schauen. (Danke Herr Etrillard)

In all den Jahren habe ich die Erfahrung machen dürfen, dass Menschen, mir denen ich tiefer in Verbindung gehen konnte, weil sie ihre Nadeln aus der Hand gelegt haben und mir Raum gegeben haben, besonders nachhaltig für meinen Lernprozess waren.
Dadurch, dass sie, wahrscheinlich bewusst, die Nadeln aus der Hand gelegt haben und blaue Brillen aufgesetzt haben, konnte das wundersame Lernen geschehen, dass ist diese Art Lernen, die zwischen den Zeilen geschieht. Es ist die besondere Zutat der Menschen, von und mit denen wir lernen.

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Diese Menschen sind keine weichgespülten Softies. Sie können trotzdem streng, treibend, herausfordernd und manchmal hart sein. Sie vermitteln durch ihre Haltung etwas unausgesprochenes , etwas, dass im Lernprozess wie ein super Dünger wirkt.
Es ist eine einzigartige Kombination aus Güte, Demut, Wohlwollen und der Fähigkeit die Perfektion im Gegenüber zu sehen.

Lernen spielt sich in den Geheimgängen unseres Miteinanders ab.

Ich lade dich ein, folgende Fragen für dich zu reflektieren:

  • Gibt es in deiner Vergangenheit und in deinem gegenwärtigen Leben Menschen, von denen du einfach weißt, dass sie dich in deiner Größe sehen (durch eine blaue Brille)?
  • Wie oft am Tag siehst du die Menschen in deiner unmittelbaren Umgebung durch eine gelbe oder blaue Brille?
  • Erspüre in der Gegenwart eines Menschen, der dich wohlwollend betrachtet, wie angenehm und entspannend es sein kann? Stell dir vor, diese Person, würde dich ständig schulen, ändern, unterrichten oder fördern wollen?
  • Beobachte, wo du im Alltag deine auf das formale Lernen ‚genadelte' Energie abziehen kannst? Wie /wo kannst du sie auf die Beziehungsebene umlenken?

Gerne lese ich deine Erfahrungen und deine persönliche Wahrnehmung zu meiner Inspiration für diese Woche.

Kannst du durch Fehler hindurch die Perfektion schauen?

Kleiner Nachklang: Im übrigen schauen kleine Kinder uns Erwachsene durch eine Brille mit blauen Gläsern. Fast unumstößlich sehen sie bis zu einem gewissen Alter die Perfektion.


Einzigartigkeit als Mindset

Image-1Einzigartigkeit - Wie du durch die Veränderung deines Mindsets unmittelbar Stress abbauen kannst und deinem Kind ein unbezahlbares Geschenk machen kannst.

Hat auch dein Kind sogenannte Defizite? Meine Kinder und ich, wir alle haben total viele Defizite. Ich habe Kinder, die nicht so viel Ahnung von Mathe haben (ich auch nicht). Ich habe Kinder, die können manche Worte nicht richtig schreiben. Ich habe Kinder die zu bestimmten Zeiten in ihrem Leben nicht recht wussten, wie man Konflikte löst, dabei haben sie sich im selben Moment sehr vehement für Gerechtigkeit eingesetzt. Ich habe Kinder, die keine Ahnung haben, wie man einen Pinsel benutzt und andere Kinder, die nicht so recht sportlich sind, aber Bewegung lieben. Ich habe ein Kind, dass grundsätzlich Schuhe verkehrt herum angezogen hat, ein anderes, dass aus Wut immer mal wieder das Telefon auf den Boden geschmissen hat.

Wenn ich meine Kinder an dem allgemein gültigen Bild messe, wie Kinder zu sein haben, nämlich perfekt, dann ist es recht schlecht gestellt um meine Kinder. Dann bin ich als Mutter Tag und Tag damit beschäftigt einen gewissen Mangel zu organisieren und auszugleichen. Alleine das schon bringt mich als Mutter in eine denkbar schlechte Ausgangssituation. Unter dieser Voraussetzung ist es sehr schwer souverän zu sein und die kraftvolle Führung in der Familie zu übernehmen.

Ich bin sehr froh, dass ich schon vor über 20 Jahren die Entscheidung getroffen habe, meine Kinder als einzigartig zu betrachten. Diese Entscheidung dient mir als wichtige Ausgangslage für meine Unterstützungsstruktur in der Familie.
Meine Kinder als einzigartig zu betrachten, stärkt mich als Mutter und erfordert im selben Moment eine völlig veränderte Haltung von mir als Mutter.
Wenn ich meine Kinder als einzigartig betrachte und in ihre Entscheidungen und Entwicklungsprozesse vertraue, dann bedeutet dies, dass ich gegenüber sogenannten Fachleuten, Vertretern von Schule und Kindergarten, Verwandten und Bekannten eine geänderte Grundhaltung haben kann. Ich komme in Gesprächen und Verhandlungen nicht aus dem Mangel, sondern aus einer gewissen Stärke, aus Vertrauen und Einsicht.

Wenn du deine Kinder als einzigartig betrachtest und dies eine Grundannahme in deinem Leben wird, dann hat dies eine sehr positive Wirkung auf viele Bereiche deines Lebens. Eine Veränderung deines mindsets, also eine Veränderung einer Grundannahme über dein Kind, kann dir Kraft und eine deutliche Stärkung in schwierigen Situationen geben. Die Veränderungen deiner Denkweise zum Thema Einzigartigkeit oder Defizit könnte sich folgendermaßen auswirken:

  • Du stehst hinter deinem Kind und stärkst sein ‚so sein‘, das kann dir Kraft geben, statt dich gegenüber anderen immer wie ein Aal zu winden. Du gewinnst an Klarheit.
  • Die Integrität deines Kindes bekommt mehr Bedeutung, als Aussagen von Außenstehenden. Das bedeutet, dass sich unter Umständen zeigt, wer deine wahren Freunde und Unterstützer sind.
  • Zeit und sich Zeit lassen spielen fortan eine geänderte Rolle in deinem Familienleben. Prioritäten, Klarheit und Zeit für das Wesentliche könnten ein positives Ergebnis sein.
  • Du beginnst das Familienleben zu endschleunigen, statt noch mehr in noch weniger Zeit hervor bringen zu wollen.
  • Du bekommst als Mutter mehr die Rolle etwas in deinem Kind bewahren zu wollen, als noch mehr , noch höher, noch weiter, noch besser hervor bringen zu müssen. Das kann eine ungeheure Entspannung sein.
  • Das ständige Vergleichen und der damit verbundene Versuch Dinge zu entschuldigen oder auszugleichen, verliert sich. Du bist nicht mehr mit Mangel und dem unendlichen Ausgleich beschäftigt, sondern du versorgst und umsorgst Fülle. Wie entspannend.
  • Du beginnst die Verschiedenheit deiner Kinder wertzuschätzen und ihre Gaben zu sehen, statt eine Bild zu haben, wie ein Kind sein müsste. Welche Erleichterung.
  • Du wirst mehr zur Freundin von Permakultur und Vielfalt (Einzigartigkeit), statt von Monokultur und Ertrag (nie genug/Defizit). Das verändert deine Sicht auf viele Dinge bezüglich deiner Familie und lässt heilende Strukturen wachsen.
  • Du gehst davon aus, dass im Kind schon alles drin ist, nicht, dass du noch viel hinzufügen musst. Damit kannst du dem Kind die Verantwortung für seine eigenes Lebensdesign geben, für seinen Spass am Lernen und seine eigenen Interessen.

Über die Jahre habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich im Zusammenleben mit dem Kind der Alltag um so mehr erleichtert und freudvoll gestalten kann, je früher ich als Mutter damit beginne, dieses mindset der Einzigartigkeit zu leben und zu ermöglichen.
Es entstehen deutlich weniger Widerstände und Herausforderungen, die den Alltag im Leben mit dem Kind so erschweren können.

Das ist meine Einladung an dich über die Einzigartigkeit als mindset nachzudenken, sie Schritt für Schritt in deinem Leben mit den Kindern einzubauen, denn es ist nicht zu spät.

Und was das Allerwichtigste ist: Du selbst bist natürlich auch einzigartig. Denk darüber nach.

Mein nächstes Tagesseminar findet am 24.01.16 statt. Es gibt eine auf 7 Personen begrenzte Teilnehmerzahl. Info zum Seminar findest du hier:

www.wundersameslernen.de/termine/