Die Sehnsucht des Herzens
Die ‚Sehnsucht des Herzens‘ sich vollends im jungen Menschen entfalten zu können, wird überhört. Ich behaupte einfach mal, dass sich das Herz so gerne mit dem Kopf verbinden würde.
Mich packt es ganz besonders, wenn ich Kinder beobachten kann, wie sie je individuell damit beschäftigt sind ihre Welt aufzubauen, zu steuern und auf ihre Art, Expertise im Lernen zu erreichen. Damit meine ich nicht das ‚schulische Lernen‘, sondern mehr die Art und Weise, wie sie es schaffen das Vermögen zu erlangen, ihre Welt zu steuern.
An dieser Stelle ist die Entwicklung noch lange nicht zu Ende, denn eigentlich geht es nun darum, uns über die Grenzen dieser Welt hinaus zu entfalten. Damit meine ich die Bewegung vom Konkreten zum Abstrakten, von den niederen zu den höheren Zentren des Gehirns, oder die Bewegung vom Rudimentären zum Feinen. Mit anderen Worten, die Fähigkeit Herz und Hirn zu verbinden. Eigentlich ginge es hier los. Hier würde es spannend.
An dieser Stelle tritt das Herz auf die kleine Bühne.
Im Zuschauerraum wenige Gäste. Die Mehrzahl der Menschen sind alle mit den großen Bühnen dieser Welt beschäftigt. Hier läuft die Show.
Bildung und Erziehung gehen größtenteils diese Wege. Wir leben in einer Welt, die uns glauben machen möchte, dass es nur ein Lernen bezogen auf Gehirn und Nervensystem gäbe. Dieser Blick auf die menschliche Entwicklung muss ständig beschallt, aktiviert und gefördert werden.
Die leisen Töne auf der kleinen Bühne interessieren nur wenige.
Mehr denn je habe ich den Eindruck, das die natürliche Entwicklung der Kinder zu scheitern droht. Ohne es zu merken, werden Familien immer mehr Opfer einer technisierten Vorstellung von einem Körper-Geist Modell. Der Sog ist ein Denkkonstrukt, das viel Gedöns benötigt, um messbare Ergebnisse zu erzielen.
Die Idee ist, dass unserer menschliches Grundgerüst nicht gut genug wäre und durch‚Technologie und Tschingderassabum verbessert und verfeinert werden müsste.
Das, obwohl wir die eigenen Bordmittel ( unser einzigartiges, eigenes ‚Instrument‘ ) noch lange nicht ausgereizt haben. Wir Menschen haben unsere Möglichkeiten noch nicht einmal erfasst. Ich habe den Eindruck, sie werden uns regelrecht verschwiegen oder wir werden in einem Dauerstrudel der Verwirrung gehalten.
Zu Beginn dieses Textes habe ich dir beschrieben, wie sehr es mich berührt, wie Kinder ihren Intellekt entfalten. Intellekt forscht, will neue Dinge herausfinden, addiert 1 und 1. Der Intellekt ist immerzu damit beschäftigt Probleme und Fragestellungen zu lösen. Der Intellekt wird gefüttert und liebt das Lineare, das Logische, die Technologie und die Wissenschaft.
Doch damit ist es nicht zu Ende, denn eigentlich möchte sich der Intellekt mit der Intelligenz verbinden. Das Herz ruft. Können wir es noch hören?
Der Intellekt ist der Spielpartner des Gehirns, die Intelligenz ist die Spielpartnerin des Herzens, das, was alles Leben verbindet.
Sie möchte nicht vordergründig forschen, erkunden und Probleme lösen.
Sie möchte wollwollend der Erde dienen. Sie möchte erhalten, teilen, sie sucht nach Gleichgewicht, einem gesunden Maß in allem, sie strebt nach Weisheit.
Die verzwickte Sache ist, dass das Herz von Geburt an seinen Weg durch alle Ritzen sucht. Es will weich und geschmeidig gehalten bleiben im Kinde. Es möchte gefüttert, gesehen und genährt werden. Wird es das in zu geringem Maße in den ersten Lebensmonaten/-jahren, dann verhärtet es und schrumpft.
Ist es verhärtet und etwas eingeschrumpft, dann kann es die volle menschliche Entwicklung nicht vollziehen. Das hat Auswirkungen über alle nächsten Generationen.
Das Herz, im übertragenen Sinne, verliert an Kraft und eine Verbindung von Herz und Kopf wird erschwert.
Das bedeutet für mich, dass der mitfühlenden, emphatische Mensch sich nur schwer entfalten kann.
Hier werden die leisen Töne benötigt, das Stille, das Achtsame, das Unspektakuläre. Das Herz möchte glücklicherweise immerzu Gelegenheit haben, sich nach zu entfalten, falls es als Kind allzu sehr verletzt wurde.
Meine Arbeit durch das ‚WundersameLernen‘ möchte ein paar Gäste in den Zuschauerraum des kleinen Theaters einladen.
Es gibt noch Karten.
Wenn Detailverliebtheit der Erziehung im Weg steht
Wenn Detailverliebtheit der Erziehung im Weg steht
Unsere wissenschaftlichen Errungenschaften ermöglichen uns auch im Bereich Erziehung und Lernen einen Blick in Feinheiten. Ungezählte Fragen über die kindliche Entwicklung wollen beantwortet sein. Spezialbereiche zur kindlichen Entwicklung sind entstanden.
Die unterschiedlichsten Bereiche geben uns inzwischen Informationen, die uns helfen, die Entwicklung eines jungen Menschen besser zu verstehen.
Die Hirnforschung kann Hinweise geben und Erwachsene darauf aufmerksam machen, dass gewisse Ansätze und Erziehungspraktiken vielleicht besser überdacht werden sollten. In anderen Bereichen gibt es Langzeitstudien, die Kinder und deren Entwicklung über Jahrzehnte untersucht hat. Man weiß nun viel mehr darüber, wie die kindliche Entwicklung zu verstehen ist, was es zu beachten gibt. Es gibt Kurzzeitstudien, die Hintergründe über kindliches Verhalten aufdecken, beispielsweise in der Psychologie. Die Medizin erlaubt uns den mehrdimensionalen Blick in den Mutterleib. Geschichte und Archäologie geben ebenfalls Hinweise über bedeutendste Zusammenhänge. Da wäre noch die Anthropologie, die ebenfalls so viele Informationen beisteuert, die Erwachsenen helfen kann, damit Kinder gesund und kraftvoll aufwachsen. Zu guter letzt die Kenntnisse der Pädagogik. Man glaubt zu wissen.
Der Mensch baut so viel an Information auf, in dem er sich immer mehr in die Tiefe eingräbt, immer kleinere Teilchen entdeckt. Dann findet man ein Elementarteilchen, dass noch kleiner als klein ist. Vermutlich geht es immer so weiter.
Vermeintlich in die entgegensetzte Richtung, in den fernen Kosmos, findet man ebenfalls immer mehr heraus, was hinter dem letzen Stern am Himmel, da ganz in der Ferne, auch noch zu ist. Wir bewegen uns forschend in die weite Ferne und in die Tiefe der Materie. (vielleicht ist es die gleiche Richtung??)
Die Ergebnisse all dieser Bemühungen finden sich dann auch in Produkten wieder, die man eigens kreiert, damit Kinder sich besser entfalten können. Das glaubt man.
Von der Linkshänderschere, über den ergonomisch angepassten Schulranzen bis hin zu dicken Buntstiften für Kleinkinder, sowie das bunte Einschlaflicht. Bequem geformte und super saugstarke Windeln, das Fläschchen mit dem Kiefer angepassten Sauger, in der Größe S-L.
Schuhe, mit dem richtig geformten Fußbett und den Kinderstuhl, der mit wächst.
Wir finden Dinge heraus und kreieren immer mehr Details, um der Entwicklung eines Kindes immer mehr entgegen zu kommen. Ist das ein Weg, der Kinder wirklich unterstützt?
Heute, mit diesem Beitrag möchte ich die Frage stellen, ob dieses Detailwissen und deren Umsetzung in ‚Zeug‘ und Wissensakkumulation wohl immer der eigentlichen Entwicklung eines jungen Menschen beiträgt ? Ich frage mich, an welcher Stelle, all diese 1000 Details, die angeblichen Notwendigkeiten, die aufgebracht werden, wohl einen signifikanten Unterschied für die Entwicklung unserer Kinder macht? Ich frage mich, ab welchem Punkt die Feinheiten im Weg stehen und diese wundersame kindliche Entwicklung fesseln und behindern?
Wo hat das Leben Gelegenheit ungebremst, ohne Mikroskop und Rakete, seinen Ausdruck zu finden? Wo bleibt die Ehrfurcht vor dem Wunder des Lebens?
Ich frage mich, bei aller Anerkennung für die Ergebnisse der mannigfachen Forschung rund um das Kind, ob es dem eigentlichen Leben, dem kindlichen Leben dienlich ist?
Vielleicht ist uns bei all dem Interesse und all dem Forscherdrang um die kindliche Entwicklung einfach nur das Simple, das Einfache, das Naturnahe aus den Händen geflutscht?
Vielleicht benötigen wir hier und da ein paar deutliche und gesunde Schritte hin zurück zur Einfachheit der Dinge, zur Natur der Dinge.
Letztendlich glaube ich, dass wir den Kindern ein gutes Stück Vertrauen abziehen, wenn wir durch die technischen Möglichkeiten der Unterstützung von kindlicher Entwicklung der eigentlichen Intelligenz, die hinter allem steht, das Wasser abzugraben suchen.
- Dann passiert es, dass man als Eltern kompliziert wird, indem man 3 Tage damit verbringt, den Kinderwagen zu kaufen, der die ergonomisch angepasste, mitwachsende Rückenschale hat.
- Man macht sich viel zu sehr einen Kopf, ob dieser oder jener Schnuller, den Kiefer ungünstig beeinflussen könnte.
- Man glaubt, dass man dem Kind ein Schaden zufügt, wenn man heute keine Lust hat, eine Gutenachtgeschichte zu erzählen.
- Man glaubt, dass die Zukunft des Kinder verloren ist, wenn es mit 8 Jahren noch nicht gut genug lesen kann.
- Man kann Stunden damit verbringen, die richtige Nahrung für das Kind zu kaufen oder zuzubereiten, weil man alles so richtig machen will.
Die entdeckten, angeblich notwendigen Details aus Wissenschaft und Forschung können uns eben auch fehlleiten, sie können uns verunsichern und die Scheinwirklichkeit aufbauen, dass man als Eltern versagen würde, wenn man sich nicht daran hält, wenn man etwas tollkühn anders macht.
Dann stellt sich unmittelbar die nächste Frage:
Wo findet man die Unterstützung und Kraft, wenn man seine Sicherheit als Eltern und die Zukunft der Kinder nicht mehr in so großem Maß von den äußeren, angeblichen Erfordernissen abhängig machen möchte ? Wo findet man wieder ein Quentchen mehr Vertrauen in die natürlichen Ablaufe und simplen, naheliegenden Dinge?
Wer setzt das Maß für die wirklichen Notwendigkeiten und wo macht man einfach nicht mehr mit?
Ich weiß nicht genau, was es für dich sein könnte?
Für mich ist es das Draußen sein und die Beobachtung der Natur. Dabei kann ich immer ganz gut wahrnehmen, was es alles nicht braucht, um Kinder aufzuziehen. Draußen kann ich auch beobachten, was es braucht, vor allem, wie wenig das alles mit dem zu tun hat, was ein Menschenskind angeblich benötigt, um gut aufzuwachsen.
Natur und Stille verbinden mich in gewisser Weise direkt mit dem, mit dem auch die Kinder verbunden sind.
Für mich beutetet es, je weniger Gedöns, desto besser bin ich verbunden, mit dem was mich und die Kinder stärkt.
Denn das, was alles über mich herfallen will und mir seine angebliche Bedeutung im großem und ganzen Bild der Kindererziehung aufdrücken will, wird plötzlich klein und weniger bedrängend, vor allem aufdringlich.
Ich bitte dich, dein Vertrauen in das Leben der Kinder freizuschaufeln von allen angeblichen Notwendigkeiten. Denn das, was die Kinder wachsen läßt, liegt letztendlich ‚Jenseits aller Erziehungsvorstellungen‘. Das was die Kinder gut gedeihen läßt, ist in vielen Fällen nicht das, was Wissen anhäuft, sondern die Weisheit der Erwachsenen, die sich durch gelebte Erfahrung entwickelt. Das meiste spielt sich nun mal zwischen den Zeilen ab.
Oder, wie es Antoine de Saint-Exupéry so treffend sagt:
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Natürliches lernen. Was ist es? Wo geht es schon verloren?
Natürliches lernen. Was ist es? Wo geht es schon verloren?
Natürliches Lernen steht in unmittelbarem Bezug zu den persönlichen Erfahrungen und damit dem individuellen Erleben.
Es hangelt sich bestenfalls an den eigenen Bedürfnissen entlang und ist damit selbstgesteuert und aus dem Innersten eines Menschen initiiert.
Heute möchte ich im übertragenen Sinne eine Lupe zur Hand nehmen und etwas genauer untersuchen, was in meinen Augen natürliches Lernen ausmacht. Ich möchte dich mit diesem Text an die Tatsache heranführen, dass natürliches Lernen bei den meisten Menschen, durch den Prozess der Erziehung, verschüttet wurde und weiterhin verschüttet wird. Dazu ein Beispiel.
Du kennst ja sicher den Konflikt zwischen Menschen, die der Meinung sind, dass man kleinen Kindern in der Sauberkeitserziehung nahelegen müsste, dass sie sich auf das Töpfchen setzen und ‚akitv‘ dafür sorgen, dass sie Pipi machen oder den Darm entleeren. Man möchte den Kinder etwas beibringen und sagt etwas wie: „Nun drück mal!“ Ich habe auch schon Erwachsene gesehen, die auf vor dem Kind auf eigenwillige Weise das Gesicht verziehen und damit aufzeigen wollen, dass ein ‚machen‘ erforderlich ist. Man kreiert im Kind den widernatürlichen Weg, dass Pipi machen ein aktiver Prozess sei. Der natürliche Lernprozess des Menschen, der simple körperliche Vorgang des ‚Wasser lassens’ wird verstellt.
Dann gibt es andere, die der Meinung sind, dass die Sauberkeitserziehung etwas ist, was sich im Kind von alleine einstellt, je weniger man diesen Prozess durch Hinterfragen oder erpresserische Anregungen forciert. Demnach ist die Sauberkeit ein Bedürfnis und hat etwas mit Körperbewusstsein, mit Reife und der Fähigkeit im richtigen Moment loszulassen zu tun. Ja, Pipi machen ist ein Prozess des Loslassens.
Das erste Beispiel oben möchte eine Anregung dazu geben, wie tief Erwachsene, oftmals durch Unwissenheit, in die natürlichsten, menschlichen Lernprozesse eingreifen und diese, manchmal sogar bis zur Unkenntlichkeit verbiegen.
Einem natürlichen Vorgang wird etwas Künstliches aufgepfropft. Simple, von innen geleitete Vorgänge werden für das Kind verdreht.
Intelligent und geschmeidig im Lernprozess, wie junge Menschen nun mal sind, gehen sie mit diesen Vorgaben mit. Sie glauben, dass das, was man ihnen bezüglich der Alltagsdinge im Lernprozess eines jungen Menschen, sagt, ‚richtig‘ ist. Sie übernehmen das, was man ihnen vorlebt und sagt, aber der Preis ist hoch.
Das Ergebnis ist, dass junge Menschen ihr Körperwissen und ihre Körperweisheit zu Gunsten der erlernen Vorgaben der Erwachsenen verkaufen. Sie opfern, wenn auch unbewusst, ihre körperliche Superintelligenz, die eigentlich das Hauptnavigationssystem für ihren weiteren Lernweg im Leben ist.
Sie geben ihr Orientiertungs’gerät’ auf und werden damit zukünftig abhängig von den Vorgaben und Vorlagen der Erwachsenen, die damit einen künstlichen und pervertierten Lernprozess im Kind fortschreiben.
Anders kann man die Tatsache nicht erklärten, dass Kinder, die aus etwas unfreieren Lernumgebungen kommen und plötzlich, etwa in einer freien Schule sind, oftmals lange Zeit brauchen um wieder ihren eigenen, inneren roten Faden aufzuspüren.
Das zeigt sich dann darin, dass es passieren kann, dass sie für Wochen, Monate oder Jahre nichts tun. Sie durchleben sehr verunsichernde Zeiten, des nicht wirklich wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Das ist dann der Moment, wenn die unwissende und ebenfalls verunsicherte Umgebung in Form von Erwachsenen auf sie zukommt und sie anregen und inspirieren will. Die Zeit des vermeintlichen Nichts-Tuns ist genau die Zeit, in der Eltern oft Angst bekommen und ihre Entscheidung für einen freien Lernweg in Frage stellen.
Eine erfahrene Lernumgebung weiß um diesen Umstand und gestattet den Kindern wahrhaft abzutauchen in diesen verwirrenden und abgedunkelten Prozess. Hier geht es darum, sich wieder auf den selbstbestimmten und vor allem auch selbstgesteuerten Lebenslernweg einzulassen. Es ist, als ob der Mensch in einer geeigneten und vor allem auch wohlwollenden Umgebung regelrecht zurückfinden muss zu den zarten Regungen in ihm. Es geht darum wieder herauszufinden, was die eigenen Bedürfnisse sind und was die erforderlichen Handlungen sind, um sich selbst zu regulieren und eigen-initiativ zu sein. Das Kind findet dabei heraus, was es tun muss, damit es dem eigenen Weg wieder den Atem einhauchen kann.
So gibt es in diesem Zusammenhang unzählige Beispiele, denen allen gemein ist, dass wir, im Zuge des Erziehungsprozesse g e l e r n t haben unser Nervensystem auf unangemessene Weise zu gebrauchen und dies unreflektiert an die Kinder weitergeben, weil wir es noch nicht gewohnt sind in der Tiefe in Lernprozesse zu schauen. Wir sind es gewohnt für Kinder lernen viel zu früh zu verkopfen, weil wir es selbst nichts anderes gelernt haben, geben wir es unbedacht an die Kleinsten weiter.
Wir halten das Verdrehte im Lernprozess der Kinder für normal und das Natürliche im Lernprozess der Kinder kommt uns befremdlich vor.
So haben Erwachsene wie Kinder also mit einem künstlich aufgepfropften Stress zu tun. Die Überanspannung unseres Nervensystems nehmen wir kaum mehr selbst wahr und geben es ungefiltert direkt an die Kinder weiter.
- Kinder werden nicht gelassen im Hören, sondern sie bekommen mehrfach am Tag gesagt, dass sie mal genau hinhören sollen. Somit bringen sie Anstrengung in ein natürliches ‚hören‘.
(Spür mal hin, was du mit deinem Nervensystem tust, wenn ich dich bitte, mal genau hinzuhören.)
Die Töne kommen dann nicht weiterhin einfach zu dir, sondern du strengst dich an, um zu hören.
Das ist fehlgeleitetes Lernen. - Man gestattet den Kleinkindern nicht, den ihrem Alter angemessenen, natürlichen, weichen Blick. Stattdessen sagt man ihnen, durch verfrühtes Verschulen, wo, wie und wohin sie mit Anstrengung ihren Blick (ihre Aufmerksamkeit) richten mögen. Das vielleicht sogar gegen ihr inneres gerichtet sein auf etwas, was sie in diesem Moment viel eher interessieren würde. Das ist fehlgeleitetes Lernen.
- Das Kind mag das Essen nicht essen. Es riecht nicht gut. Sofort verschließt sich der Magen. Es ist eine Nahrung, die es im Moment nicht essen mag/ kann. Man überredet es, wider seinem Körperwissen. Das ist fehlgeleitetes natürliches Lernen.
- Das Baby ist satt. Mit seiner Zunge signalisiert es, dass es nicht mehr essen mag. Man möchte aber die 3 Löffelchen Nahrung noch geben, dann ist das Schälchen leer. Das ist fehlgeleitetes natürliches Lernen.
- Das Kind interessier sich gerade nicht für Buchstaben. Sein System vielleicht gerade darauf aus sich zu bewegen und Nachlauf zu spielen. Man bewegt die Kinder aber in Richtung Buchstaben, man hat allerhand gute Überredungskünste dafür. Es erscheint alles so schlüssig. Es ist nun mal wichtig jetzt Buchstaben zu erlernen. Jetzt, weil jetzt eben Deutschstunde ist. Das ist fehlgeleitetes natürliches Lernen.
- Jugendliche interessieren sich gerade nicht für dieses oder jenes Thema. Für sie ist vielleicht gerade eine Zeit, in der die sozialen Aspekte des Umgangs miteinander eine bedeutendere Rolle spielt. Es ist die Zeit, in der man vielleicht miteinander auf der Couch abhängt und über alles mögliche philosophiert. Nur um Minuten später mit einer großen Energie andere Dinge zu tun. Wir aber zwingen die jungen Menschen in Umstände, die sie gar nicht interessieren. Das ist fehlgeleitetes natürliches Lernen.
Natürliches Lernen bedeutet in der Tiefe eben auch, Lernprozesse für junge Menschen zu ermöglichen, die sie nah an ihrem Körperwissen und ihren jeweiligen unmittelbaren, natürlichen Bedürfnissen entlang hangeln läßt.
Das würde für mich bedeutet, dass junge Menschen die Chance erhalten, sich natürlich an dem entlang zu entwickeln, was ich einfach mal die natürlichen Vorgänge im Körper nennen möchte. Sie würden nicht von klein auf erlernen, unnötigen Stress und eine Überanspannung des Nervensystems auf ihrem intelligenten Körper aufzulagern, nur, um von außen vorgebenen, oftmals sogar irrigen Vorstellungen zu genügen.
Wir würden damit aufhören Kinder, durch unsere verkopften und künstlichen Vorstellungen von einem natürlichen Lernprozess zu entfernen. Stattdessen würden wir Ihnen durch Einsicht und Selbsterkenntnis ermöglichen, Herr oder Herrin ihres einzigartigen Körperwissens zu bleiben. Wir würden damit aufhören, die feinfühligeren und sensiblen Lebens- und Lernäußerungen von Kindern mit künstlich eingeimpftem Stress zu verdrehen.
Das sind einige Beispiele, die dir aufzeigen sollen, dass das Ermöglichen eines natürlichen Lernprozesses weitaus früher anfängt, als wir meinen und das die Grundlagen dazu, die schon in der Babyphase gelegt werden, die eigentlichen Voraussetzungen sind, um einen freudvollen, aus eigenem Antrieb geleiteten Lernweg zu haben.
Wenn Eltern sagen, dass das Kind sich nicht mit sich selbst beschäftigen kann, oder das Kind nicht lernen würde, wenn man als Erwachser nicht dahinter her wäre, dann wurde das ‚Kind mit dem Bade‘ bereits ausgegossen.
Damit ist nicht alles verloren, aber der Weg zurück in einen frei und selbstbestimmten Lernweg will dann mit einigem Aufwand zurück erobert werden. Dazu braucht es Erwachsene, die für diese Wege ein Verständnis haben, oder selbst diesen Weg gehen oder gegangen sind.
Dir und deinem Kind bin ich dabei gerne eine Unterstützung. Ich helfe Eltern und Fachpersonen auf ihrem Weg, Kindern einen freien und selbstbestimmten Lernweg zu ermöglichen. Meine Kontaktdaten findest du hier.
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In diesen turbulenten Zeiten, in denen schon die Kleinsten in ihrer Lebensströmung so stark kanalisiert und organisiert werden, geht viel Freiheit und ‚Einfachsein‘ dürfen, als eigentliches Grundrecht der Kinder verloren.
Um dem entgegen zu wirken, möchte ich heute einen Aspekt aufgreifen und den Wert des freien, unstrukturierten Spiels beleuchten.
Was ist eigentlich der Wert dessen, wenn sich die Kleinsten nach ihren eigenen Maßgaben mit den Elementen ihrer unmittelbaren Umgebung beschäftigen können?
Die Antwort ist so simpel, dass man als Erwachsener, der einigermaßen gesund ist und alle seine Sinne uneingeschränkt nutzen kann, kaum je daran denken würde.
Es geht um die ganz selbstverständlichen Dinge, über die du vermutlich im Alltag kaum nachdenkst. Es sei denn, du hast im Moment eine Einschränkung und musst deine Sinne auf eine ungewohnte Weise nutzen. Sagen wir mal, du hast deine dominante Hand gebrochenen musst jetzt die andere nutzen? Oder du hast Kopfschmerzen und alles ist dir zu laut. Vielleicht hast du auch deine Sehkraft verloren und kannst ohne Hilfsmittel nicht lesen, was hier steht?
Es geht um den Umgang des Kindes mit Gewicht, Struktur, Geruch, Geschmack, Temperatur und all den so selbstverständlichen Parametern, die unseren Alltag strukturieren. Die Kleinsten erkunden die bestimmte Ordnung, die Dinge haben, deren Gleichheit und Ungleichheit.
Im Haushalt und an den ganz lebensnahen Tätigkeiten finden Sie großes Interesse. Einmal, weil es der Erwachsene tut, aber auch weil die Auseinandersetzung mit diesen alltäglichen Notwendigkeiten, genau diese Strukturen trifft, die sie gerade ganz natürlich aufbauen.
Es geht um waschen, tragen, rühren, schneiden, teilen, ordnen, in Unordnung bringen, stapeln, fegen, reinigen, von A nach B transportieren, aufnehmen, ablegen, verstecken, wiederfinden, Ruhe finden, aktiv sein etc.
Durch diese vermeintlich profanen Tätigkeiten organisieren sie im eigenen System eine höhere Ordnung und bereiten damit eine zukünftig benötigte Strukturen vor.
Für die Kleinsten ist es ausgesprochen wichtig, dass sie selbst Herr oder Herrin über dieses wichtige Spiel sind. Eigenmächtig entscheiden sie, wie lange sie genau das tun, was sie tun und wie intensiv sie in dieser Tätigkeit verschwinden. Von einer zur anderen Sekunde kann es zu Ende sein, was sie tun. Der Putzlappen, mit dem sie eben noch leidenschaftlich gewischt haben, wird einfach fallen gelassen. Das Thema ist für heute ‚abgegessen‘ und vorbei. Vielleicht steht jetzt etwas ganz anderes an. Das kann eine Phase von Ruhe sein, oder die nächste Aktivität. Das Kind ist im Fluss.
Nun kommt aber der Erwachsene auf die Bühne. Eben hat der Kleine noch so schön und innig gespielt. Jetzt liegt der Putzlappen auf dem Boden. Genau in dem Moment wollen wir erziehen und dem Kind klarmachen, dass zu Ende gebracht werden muss, was kürzlich angefangen wurde. Für das Kleinkind ist das aber völlig uninteressant. Die Sache ist vorbei.
Hier steht jetzt die Tür für ein typisches Gewitter offen, dass sich am Horizont zusammenbraut.
Das Kind hat seinen Lerneffekt gehabt, es hat im freien und selbstbestimmten Spiel sein Ergebnis gehabt.
Was auch immer das war, muss sich dem Erwachsenen nicht notwendigerweise erschliessen.
Für Erwachsene ist das ganz schwer zu verstehen. Aber in diesem Aufbau und unter Umständen schnellen Abschluss liegt der Wert des freien und selbstbestimmten Spiels. Es entsteht die Bodenplatte für lebenslanges Lernen, die die Kleinsten genau in dieser Art selbst entstehen lassen. Mit jeder weiteren Erfahrung, die im Prozess immer wieder eine neue innere Balance herstellen möchte, wird Stufe um Stufe ( schau dir mein Logo oben links auf meiner Seite an ) das eigene innere Potential angeregt und zur Vervollkommenung getrieben.
Alles als Grundlage für eine höhere Ordnung, die demnächst angegangen wird. Für den Erwachsenen mag das vielleicht wieder unverständlich sein, es mag sich der Erwachsenenlogik entziehen, es mag nicht stringend sein? Das ist alles möglich. Was sich aber vollzieht ist die rigorose Entfaltung des eigenen Entwicklungsplans.
Es ist noch immer eine Zeit, indem niemand dem Kleinkind etwas beibringen kann, den sein Entwicklungsplan läuft nach seinem Grundmuster.
Wenn es für diesen Plan eine liebevolle Unterstützung gibt, Wohlwollen, Verständnis und Raum, dann ist alles gut. Der Tag und die Nacht laufen größtenteils mit Leichtigkeit, weil die innersten Bedürfnisse genährt werden.
Erlebnisse, die sich für den Gesamtorganismus stimmig anfühlen, versehen die kleinsten Menschen mit einem Wohlgefühl. Eine Vielzahl von Eindrücken kann das Kind dann an sich heran lassen und diese können verdaut und integriert werden.
Wenn es aber ein ‚zuviel‘ und damit einen Stressfaktor gibt, der nicht eingeordnet werden kann, dann sind die Erlebnisse zwar da, aber sie werden innerlich aufgestapelt. Innerlich aufgestapelt führen sie zu einer Menge Ungleichgewicht, dass wir Erwachsenen dann ganz schnell wieder in irgendeiner Form abstrafen. Ein unschöner Kreislauf entsteht und macht Probleme. Die Kinder suchen sich dann ganz andere Kanäle, um ihren Dampf abzulassen.
Sie sind weinerlich, finden keine Ruhe, sie entwickeln eigenwillige Ticks oder fordern mit großem TamTam ganz gewisse Rituale ein. Das sind keinen netten Rituale , sondern, es sind die nervigen, mit emotional geladenem Charakter. Sie sind dann ständig wütend, oder machen auch wieder in die Hose.
All diese Zeichen sind letztlich wieder das gesunde Verhalten eines Organismus, um überflüssigen Dampf abzulassen.
Somit kann ein Kind, dass noch nicht trocken ist, obwohl die Umgebung der Meinung ist, dass es das vielleicht sein sollte, letztendlich gerade dadurch ein gesundes Verhalten zeigen.
Diese Kleinkindzeit, mit all ihren besonderen Erfordernissen, ist der Nährboden für spätere Haltungen, Denkweisen und dem Verhalten, dass den Erwachsenen ausmacht.
Mir ist es ausgesprochen wichtig, den Raum zu kreieren, in dem Erwachsene es schaffen, bessere und noch bessere Voraussetzungen zu schaffen, in denen sich Entwicklung vollziehen kann, die mehr den Bedürfnissen der Kleinsten entspricht.
Bitte ruf mich an oder schreibe mir, wenn gerade die Zeit mit den Kleinsten deine Kraft überstrapaziert. Ich kann dich darin unterstützen, deine Herausforderung mit anderen Augen zu sehen und eine Haltung zu entwickeln, die euch allen gemeinsam den Alltag erleichtert.
Umgang mit Widerstand. Ich nenne das mal Möwenweisheit.
Umgang mit Widerstand. Ich nenne das mal Möwenweisheit.
In den Gesprächen mit Eltern kommen immer wieder diese Geschichten an die Oberfläche, in denen wir als Eltern kämpfen. Sei es in einer aufgewühlten Situation mit einem Kleinkind. Sei es in der explosiven Auseinandersetzung mit den Jugendlichen. Oder es könnte auch der Kampf in einer mehr oder weniger aussichtslosen Situation mit Lehrer oder Erzieher sein.
In Seminaren oder in der Beratung erzähle ich, wie wichtig es ist, sich Sekunden zu nehmen, um aus dem vermeintlichen Kampf auszusteigen. Ich empfehle, wie wichtig es sein kann, sich für einen Moment umzudrehen, wenn du eine Meinungsverschiedenheit mir einem Kleinkind hast oder darüber wie deeskalierend es sein kann, für Sekunden die Augen zu schließen und einmal bewusst zu atmen, statt nur noch auf Knopfdruck zu reagieren.
Vielleicht kann dir die Beobachtung in deinem Alltag helfen, die ich gerade heute morgen an einem Strand gemacht habe.
Ganz früh habe ich eine Möwe gesehen, wie sie mir in den eisigen und stürmischen Windböen ihre Flugkunst zeigte.
Eine ganze Weile hatte ich sie schon beim Fliegen beobachtet, bis eine stürmische Bö sie erfasste. Für mich als Beobachterin sah es so aus, als ob sie für Sekunden nicht vom Fleck kam. Sie flog zwar, aber kam nicht voran.
Ein, zwei Flügelschläge und ich hatte erwartet, dass sie vielleicht mehr Kraft aufwenden würde, die Flügelschläge erhöhen würde, oder irgendeinen Möwentrick der Flugkunst anwenden würde, um effektiver ihres Weges zu fliegen? (sich durchzusetzen)
Doch was ich sah, versetzte mich in Staunen. Für Sekunden sah es so aus, als ob sie den ‚Ritt‘ genoss. Sie unterließ die Anstrengung, sie genoß das Segeln im Gegenwind, um sich in der nächsten Sekunde langsam zu Boden sinken zu lassen.
Dort saß sie für einige Minuten und war eine Möwe, die am Strand saß, nicht mehr und nicht weniger.
Das hat mich schon sehr beeindruckt, dieses Möwendasein.
Ich habe mich dann gefragt, wie ich diese Beobachtung wohl auf mein Menschsein übertragen könnte?
Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich in diesen stürmischen Zeiten den Gegenwind (meine Herausforderungen) genieße. Ich kann auch nicht behaupten, dass ich den starken Wind einfach so an meinen Federn entlang gleiten lasse und es mir egal wäre, nicht so voran zu kommen? ( mit meinem Willen vielleicht)
Wohin eigentlich? (noch mehr Unfrieden zu schaffen)
Alles Wollen und Streben, in Sachen Erziehung und Lernen, irgendein Ziel zu erreichen, erscheint mir im Moment eher kontraproduktiv.
Meinen Flügelschlag zu erhöhen, kostet Kraft. Es mit den Elementen ernsthaft aufnehmen zu wollen, ist auch wenig erfolgversprechend. Was bleibt, ist den derzeitigen Moment wahrzunehmen und den angestrengten Flügelschlag loszulassen. Sekunden im Gegenwind zu segeln, bevor ich ‚mich’ auf die Erde setze und einen Moment still bin. (den derzeitigen Moment erfahre)
Nur, um im nächsten Moment den Flug mit mehr Leichtigkeit fortzusetzen.
Hier bekommst du Information über mein Beratungsangebot und an dieser Stelle einige Informationen über meine nächsten Seminare und Veranstaltungen.
Zwischen starren Strukturen leben lernen. Feinheit entdeckt sich selbst
Zwischen starren Strukturen leben lernen. Feinheit entdeckt sich selbst
Ich frage mich, ob es ausgerechnet mit Hilfe der modernen Medien möglich sein könnte, Mitgefühl, Verständnis und Wohlwollen hervorzubringen?
Gerade bei der Arbeit im Internet beobachte ich, dass ich einen gewissen ‚Duft‘ einer Konversation als sehr angenehm empfinde und andere Posts versetzen mir leichte Hiebe.
Oft ist es so, dass ich mich sehr bereichert fühle. Auf wundersame Art quillt manchmal ein gewisser ‚Geschmack’ oder ein bestimmter ‚Klang‘ durch den Computer und setzt etwas in Gang, was ich als Feinheit bezeichnen möchte. Ich spüre Wohlwollen meines Gegenübers.
Sicher kennst du das auch, dass im Kontakt mit einer Person etwas zu dir ‚spricht‘, dass nicht notwendigerweise im Vordergrund deiner Wahrnehmung steht. Aber nicht minder bedeutsam ist.
Kürzlich habe ich neben einer Frau gesessen und wir haben mit dem Blick auf den Bildschirm eines Computers, etwas gemeinsam erarbeiten müssen.
Ich saß nur neben ihr, habe aber den ganzen Schub ihrer inneren Aufregung und Anspannung abbekommen. Ich saß dort, wir haben uns mit Computertechnischen Fragen beschäftigt, aber quasi im Hintergrund „fuhr“ mein System ein Programm, dass mich direkt empfinden ließ, wie ihr System überspannt auf Hochtouren rannte.
Früher waren mir diese feinen Empfindungen nicht bewusst und ich dachte immer, dass ich ‚verkehrt‘ sei. Ich und der Stress um mich herum waren sozusagen eins. In meiner Kindheit muss ich diese Feinheiten auch schon empfunden haben, aber erst als Erwachsene lerne ich bewusst damit umzugehen und mich gegebenenfalls auch davon zu distanzieren.
Du betrittst einen Raum und ohne, dass du 2 Worte der Anwesenden gehört hättest, hat dein Körper längst etwas gespürt, dass man aber nicht mit Augen, Ohren, Nase oder Fingerspitzengefühl aufnehmen könnte. Schon mal gehört: Da ist dicke Luft? Was bedeutet das? Dicke Luft? Gibt es die überhaupt? Ist es nicht vielmehr eine ganz gute Beschreibung von etwas, dass man nicht unbedingt in Worte fassen kann. Wie ist diese Information zu dir gekommen? Ist das eine Gehirnleistung?
Das prägendste Erlebnis dieser Art hatte ich, als ich einmal ein Seminar besucht habe, in dem es um emotionale Erste Hilfe für Babys ging. Wir haben ein Rollenspiel gemacht und ich war das Baby. Eine zweite Person die Mutter und eine dritte Person sollte die Therapeutin spielen.
Die Rolle des Säuglings war mir wie auf den Bauch geschrieben. Ich lag auf dem Boden und meine ‚Mutter‘ hatte Stress mit mir erzählte der ‚Therapeutin‘ im Spiel, dass ich so nervös sei und soviel weinen würde. Kannst du dir die Situation vorstellen?
Dieses Rollenspiel war ein persönlicher Durchbruch in meiner Arbeit mit Müttern und Kindern. Denn ich selbst habe, auf dem Boden liegend, die Erfahrung gemacht, wie ich sowohl mit meiner Mutter und ihrem emotionalen Zustand in Verbindung war, als auch (und das ist noch schräger) mit dem Selbstverständnis und der Expertise der Therapeutin.
Als ‚Baby‘ lag ich auf dem Boden, habe mich selbst aber als unmittelbare „Wahrnehmung“ der Personen im Raum empfunden.
Ich gehe ganz fest davon aus, dass Babys genau dieses Gespür haben.
Gibt es in deiner Familie Personen, die sehr empfindsam sind? Was sagst uns diese Empfindsamkeit über die Möglichkeit ‚Zwischentöne‘ wahrzunehmen? Was sagt uns das über Lernprozesse überhaupt?
Ist es nicht angemessen, Feinheiten nachzugehen? Ich gehe davon aus, dass es sehr von Bedeutung ist die Wahrnehmung zu schärfen und sich für den Gedanken zu öffnen, dass viele Kinder wesentlich feiner ‚getuned‘ sind, als wir es uns vielleicht vorstellen mögen. Viele Menschen, Erwachsene wie Kinder, scheitern an dem etwas hölzernen Bild, das wir weitläufig dazu haben, wie Kinder lernen sollten. Für viele Kinder passt das ‚Stählerne’ eben gerade nicht, weil sie viel mehr aufnehmen und verarbeiten müssen, als die meisten glauben mögen. In ihrer Not werden sie dann schnell in irgendeiner Form auffällig.
Was uns als Erwachsene also helfen könnte, ist aufmerksam zu werden für die Feinheiten und Einzigartigkeit der Kinder. Ansätze zu vertreten, bei denen man davon ausgeht, dass alle Kinder gleichsam funktionieren müssten, sind wirklich obsolet.
Leider ist das noch lange nicht selbstverständlich, denn noch immer hat man unter Eltern und in Institutionen mit dem Abhärte Gedanken zu tun. Man meint Kindern eine Menge zumuten zu müssen, denn im späteren Leben müssten sie ja auch klar kommen. Dann hörst du sowas wie, „das Leben ist kein Ponyhof.
Vielleicht ist es dir auch schon passiert, dass gerade in deinem Umfeld das Wort „Kuschelpädagogik“ etwas abfällig eingesetzt wird, um zu verdeutlichen, dass Kinder nun mal nicht zu verzärteln seien.
Was ist aber mit den jungen Menschen, die so ‚fein gedrahtet‘ sind? Sie können nichts dafür, wenn andere Menschen nicht so empfindsam daherkommen. Was ist mit den ganzen Einzelfällen? Was ist mit den Individuen? Was ist mit deinem Kind?
In vielen Fällen ist es so, dass sie in dieser anspruchsvollen Zeit ein Stück gute Kraft von dir benötigen. Das Gefühl, dass wenigstens du sie verstehst und sie noch einige Zeit in deinem Windschatten zu ihrer eigenen Kraft finden können. Darin wollte ich euch stärken.
Was meine Eingangsfrage der social Media betrifft, so werde ich mit dem Ansatz einfach mal ein wenig experimentieren. Mich interessiert, ob Erwachsen auch oder gerade bei Facebook den Ball auffangen mögen, der zu einem gemeinsamen Lernprozess einlädt. Können Einzelne dort Gespräche in einer Art führen, die wirklich bereichernd sind und Feingefühl und Achtsamkeit zulassen?
Dort (facebook) wie hier (Kommentarfeld) lese ich gerne deine Gedanken dazu.
Hier findest du meine Angebote. Beginne ein Gespräch mit mir. Das ist in jedem Fall bereichernd.
Was ist Erziehung? Gorilla-Weisheit in einer vermutlich fiktiven Geschichte.
Was ist Erziehung? Gorilla-Weisheit in einer vermutlich fiktiven Geschichte.
Begleite diese Mutter ein Stück auf ihrem Weg durch einen ganz normalen Alltag. Vielleicht wirst du auf wundersame Weise einen andern Blick auf deine Alltagsherausforderungen im Leben mit Kindern erhalten.
„So hilf mir doch“, dachte die junge Mutter, und sandte damit ein Stoßgebet an das Universum.
Sie musste mal raus von zu Hause und war daher mit dem jüngsten Sohn im Kinderwagen in den Zoo gefahren. Es tat ihr gut die häusliche Umgebung hinter sich gelassen zu haben.
Das Gequengel, die Wäsche, den ständigen Anblick dessen, was auch noch zu erledigen wäre, alles schnürte ihr ein enges Band um den Brustkorb.
Sie fuhr mit ihrem Sohn von Gehege zu Gehege und konnte den Gedanken nicht loswerden, dass sie selbst sich in einer ähnlichen Situation befand, wie die Tiere im Zoo.
Sie fühlte sich in ihrem Alltag hoffnungslos eingesperrt.
Im Grunde ging sie gar nicht gerne in den Zoo, denn der Anblick der meisten Tiere, versetzte ihre sensible Seele in Unruhe und Trauer. Die Augen der meisten Säugetiere waren ausdruckslos, fahl und lehr.
Doch heute fühlte sie sich vom Zoo magnetisch angezogen. Während sie den im Zoo vorgegebenen Wegen folgte, verstummte ihre Gedankenkarussell allmählich und wich einer gewissen inneren Taubheit. Der Kleine war eingeschlafen.
Inzwischen war sie am Affenhaus angelangt und sah die alte Gorilla Dame unweit der Glasscheibe sitzen. Sie saß in nur etwa zwei Meter Entfernung. Zu nah, um sich ihrem Einfluss zu entziehen.
Die Mutter setzte sich auf die Bank und befand sich regelrecht auf Augenhöhe mit ihr. Sie blickten einander an, eine große Stille umgab die beiden. Man hätte eine Haarnadel fallen hören.
Ein wortloser Gedankenaustausch stellte sich ein.
Nun formten sich diese Worte erneut in ihrem Inneren und richteten sich diesmal direkt an die Gorilla. „So hilf mir doch“, sagte die Mutter zu der Äffin mit den tiefbraunen und besonderen Augen. „Ich bin verloren, ich weiß nicht mehr, was zu tun ist? Ich kann nicht klar sehen in dem ganzen Erziehungsnebel. Ich habe den Eindruck in einem Karussell zu sitzen, dass sich immer schneller dreht? Mir fehlt die Erdung und der Anker. Warum ist es für uns Menschen so kompliziert, mit den Kindern zu wachsen? Was ist Erziehung?“
In ihrem Kopf nahm die Mutter die Stimme des Gorilla Weibchens wahr.
Sie sagte: „Ihr Menschen macht es euch viel zu kompliziert. Eure heil- und ziellosen Gedanken erschweren euch das schlichte Dasein. Ihre habt euch viel zu sehr vom Leben entfernt. Dir insbesondere fehlt das simple, unmittelbare Wahrnehmen deiner sinnlichen Empfindungen. Du bewegst dich nur noch wie ein blutleerer Geist durch den Alltag. Deine Kinder spüren das. Sie fordern dich mit großer Anstrengung auf, „zurück“ zu kommen. Sie brauchen dich ganz unmittelbar in deinem Körper. Schau dir Tiere an, lerne von ihnen.
Letztendlich geht es nur darum, deinen Kindern deine wohlreflektierten Werte und Verhaltensweisen zu vermitteln und das auf der Grundlage von Geborgenheit und Sicherheit. Dabei kannst du auch Fehler machen. Wie sonst soll das gehen? Das ist alles. Das kannst du doch? Mach es dir nicht unnötig kompliziert!"
Tränen der Rührung und Dankbarkeit wischte die Mutter sich mit dem Handrücken aus dem Gesicht. Sie schniefte einige male während sie die Wahrheit dessen spürte, was ihr die Gorilla vermittelt hatte.
Die Mutter bedankte sich und fragte, ob es etwas gäbe, was sie tun könne, um der Äffin in ihrer widrigen Situation im Zoo zu helfen?
„Ich danke dir für deinen Besuch und deine Fürsorge. Ich freue mich, wann immer du wieder vorbei kommst. Alles ist gut. Ich bin da, für alle, die m(ich) sehen und hören können. Es ist wie es ist.“
Auf ihrem Heimweg spürte die Mutter eine enorme Erleichterung. Zuviel hatte sie sich und ihrer Familie in der Vergangenheit auf die Schultern gepackt. Ihre Kinder waren ein feiner Seismograph. Sie würde ihn besser lesen lernen. Sie würde sich damit beschäftigen, welche künstlichen Konstrukte sie loslassen könnte und wo sie ihr Gepäck erleichtern könnte.
Sie wollte sich aufmachen, die Einfachheit und Natur der Dinge zu erkennen. Sie wollte Ballast abwerfen und wieder lauschen lernen.
Was hat die Bewegungsentwicklung mit dem Lernen zu tun?
„Ich verstehe dich nicht“, sagte Sabrina zu Rebecca. „Was hat denn die Bewegungsentwicklung mit dem Lernen zu tun?“
Rebecca war in ihrer unmittelbaren Umgebung, im Kreis der anderen Frauen nicht so gerne gesehen. Sie wurde als eine gewisse Exotin oder als Paradiesvogel beschrieben. Hinter ihrem Rücken wurde über sie getuschelt.
Sie hatte 2 Kinder und die anderen Mütter mochten sie nicht allzu sehr, da sie oftmals diesen schrecklich entspannten Eindruck machte. Wann immer man sie sah, hatte sie ein Lächeln im Gesicht.
Alleine ihr Anblick, die bunten und farbenfrohen Klamotten, die sie trug, sowie die Art und Weise, wie sie so selbstverständlich und selbstsicher mit ihren Kindern war, konfrontierte die anderen Mütter.
War sie in der Nähe, dann spürten die Frauen, was sie auch gerne leben würden. Sie bekamen einen Hauch von der Idee, wie sie sich das Mutter sein eigentlich vorgestellt hatten.
Wenn sie dann hinter ihrem Rücken bissige Bemerkungen machten, dann war das die Art und Weise, wie sie sich selbst schützen konnten, vor diesem Schmerz, den sie selbst so gar nicht im Griff hatten.
Sie fanden sich in den Situationen, in denen ihre Kinder ständig quengelten, keinen Mittagsschlaf mehr halten wollten, den anderen Kinder Spielzeug über den Kopf knallten. Abends blieben sie bis 10.30 Uhr auf, nur um dann kurz nach Mitternacht ins Ehebett zu kommen. Die Mütter waren so gestresst und so genervt, weil es eben nicht harmonisch war und auch die Ehe unter diesem Dauerstress litt.
Die Geschwister hatten ständig streit, das Einkaufen im Supermarkt war ein Drahtseilakt und die Bemerkungen der Erzieherin im Kindergarten schürten schon mal das Bild, dass man unter Umständen an eine Therapie denken müsse, weil das Kind mit 3,5 Jahren noch keine Schere benutzen könnte.
Doch Sabrina war mutig und sprach Rebecca an, sie wollte nun ernsthaft wissen, was sie tun könnte, um die Lebensqualität ihrer Familie zu erhöhen. Sie wollte wieder lachen können und sich überhaupt wieder entspannen können. Zu lange war es her, dass sie Gelassenheit ausgestrahlt hatte. Mutig hatte sie nun endlich den Kontakt gesucht.
Vergangene Woche hatte sie mit Rebecca beim Abholen im Kindergarten eine Gespräch begonnen. Ihr war aufgefallen, dass Rebecca das Baby oft auf dem Boden ablegt und in Ruhe spielen läßt. Sie selbst würde sich das nicht trauen. Sie hätte zu viel Angst, dass ihr Kind Dreck in den Mund steckt, oder die Kinderkleider schmutzig würden. Überhaupt? Wozu hatte sie denn den Autositz? Darin war der Kleine doch prima aufgehoben und sicher?
Ihr war auch aufgefallen, wie achtsam und vorsichtig Rebecca ihre Kinder aufnimmt, anzieht und mit ihnen spricht. Rebecca zu zuschauen hatte eine heilsame, beruhigende Wirkung auf sie. Ihre Bewegungen mir ihren Kindern hatte etwas von Tai Chi. Als ob sie selten in Eile wäre.
Auf dem Nachhauseweg erklärte Rebecca, wie der Körper und die Bewegungsentwicklung der Kinder ganz unmittelbar etwas mit der Lebensqualität des Kindes zu tun hat. Sie beschrieb ihr, wie das freie Spielen und sein dürfen eine Menge mit der Zufriedenheit im Leben zu tun hat. Bewegung und die Qualität von Berührung sei nahrhaft für ein Kind oder eben Fastfood. Sie sprach von der Lebensqualität eines Babys.
Auch hatte sie ihr erklärt, dass sie das Kleinkind möglichst oft auf dem Boden ablege oder absetze , weil es hier die zweite Mutter(erde) habe. Diese gebe Sicherheit, denn es könne dem Kind nicht so viel passieren, weil es eigenständig auf dem Boden agieren könne und viele tolle Dinge über sich heraus finden könne.
Rebecca hatte das so formuliert:
„Auf dem Boden lernt dein Kind. Es findet heraus, was es kann und hat damit Gelegenheit ein gutes Gefühl zu entwickeln. Die Mutter(erde) lehrt auch wer das Kind ist, denn sie gibt immer Gelegenheit sich zu bewegen und selbst zu erfahren. Das kann dein Kind dann tun, ohne in irgendeiner Weise abhängig von einem Erwachsenen zu sein. Damit hat dein Kind ganz viel Gelegenheit mit sich selbst und seinen eigenen Fragestellungen beschäftigt zu sein. Es lernt, es lernt aus sich selbst heraus. Und dies sind dann die besten Voraussetzungen für lebenslanges freudvolles Lernen. Damit lernst du sozusagen für dein ganzes Leben. Die Wurzeln dafür werden ja hier, ganz am Anfang gelegt, verstehst du?“
„Kann es sein, dass meine Kinder im Gegensatz zu deinen gelernt haben, ständig von mir und meinen Aktionen abhängig zu sein“ ?, fragte Sabrina und fing fast an zu weinen. Es hatte sie eine ganze Menge Mut gekostet, sich einzugestehen, dass sie selbst es gewesen sein könnte, die ihre Kinder und sich in diese Abhängigkeitsspirale gefahren hatte.
Rebecca schaute ihr in die Augen und während sie anfing zu sprechen, strich sie ihr mitfühlend über die Schultern. „Schau, das ist alles gar nicht schlimm. Du hast gar nichts verkehrt gemacht. Jeder macht es gerade so gut, wie er kann. Auch ich habe mir ganz am Anfang meiner Mutterschaft Unterstützung holen müssen und ich bin froh, dass mir Menschen begegnet sind, die mich haben aufhorchen und nachdenken lassen, ohne mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Rebecca hat Sabrina eingeladen. Demnächst wird sie einfach einige Zeit mit ihr verbringen und damit die Gelegenheit haben, Rebecca und ihre Familie beobachten zu können. Sie ist fest entschlossen weiter zu lernen und damit neue Wege zu gehen. Sie will lernen, wie man Dinge anders angehen kann, wie man sich stärken kann. Sie will selbst eine Veränderung sein.
Es fühlt sich einfach richtiger an.
Das nächste Tagesseminar: "Wie du Stress und ‚genervt sein‘ im Alltag mit deinem Kind in Leichtigkeit und Freude verwandelst." findet schon bald statt. Info dazu findest du hier.
Wieviel ‚Ungehorsam‘ darf s denn sein?
Wieviel ‚Ungehorsam‘ darf s denn sein?
Ich frage mich, was es denn so schwierig macht, dass die Ungehorsamkeit der Kinder so ein aufreibendes Thema ist? Wieso fällt es uns bloß so schwer Umgehorsamkeit als einen notwendigen Teil der Entwicklung anzusehen? Wieso kennen wir uns in Erziehung und Lernen wesentlich besser mit den Extremen von absolutem Gehorsam und dem Gegenteil davon aus? Wieso ist es so schwierig den Teil, der zwischen den Extremen liegt, auch als notwendiges Entwicklungsfeld zu sehen? Wovor haben wir eigentlich Angst, wenn wir dem Kleinkind ein größeres Maß an Spielraum zugestehen? Wieso können wir ein Stück des ungehorsam seins, nicht als einen notwendigen Schritt in der Entwicklung junger Menschen sehen?
Es ist vielmehr so, als ob wir diese notwendigen Schritte des sprengen von Grenzen, durch rigide Maßnahmen zu unterbinden suchen. Würden wir das in kleinem überschaubaren Rahmen erkennen und sehen, dann müssten die Reaktionen der jungen Menschen nicht notwendigerweise immer skurriler und deutlicher werden.
Es ist die notwendige Folge, dem Erwachsenen eine Aufmerksamkeit abzugewinnen, für etwas, dass sich im Kinde ausdehnen möchte.
Könnte es sein, dass es der Identitätsbildung dient, ungehorsam zu sein?
Diese Verhaltensweisen, die du schon bei den Kleinsten beobachten kannst, sind notwendig und ich wette, dass jeder Erwachsene ein kleine Geschichte dazu erzählen kann.
Ich beispielsweise, sollte als Kind meinen Mittagsschlaf halten. Ich war aber nicht müde und so habe ich mich mit einem Stapel Bücher auf dem WC eingeschlossen und dort eine Zeit verbracht, von der ich wusste, dass sie nicht erlaubt gewesen wäre. Ich habe das heimlich getan. (Dies und noch viel mehr)
Auch meine Kinder habe ich über Jahre, bei viel Umgehorsamkeit beobachtet. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, was mir die Großen heute erzählen und was ich damals wie heute so gar nicht mitbekommen habe. Fühle ich mich im Nachhinein belogen oder betrogen? Bin ich verärgert, dass sie nicht gehorsam waren? Nein, ich muss eher lachen.
Mit meinem Text möchte ich mich heute für den kleinen Ungehorsam aussprechen. Ich möchte dich aufmerksam machen und dazu einladen, damit nachsichtig umzugehen. Ihn als wertvoll und stärkend zu betrachten, nicht als den Versuch deine Erziehungsbemühungen zu untergraben, dich zu betrügen und zu hintergehen. Es ist unter Umständen nicht erforderlich, den Ungehorsam als eine Form zu sehen, der aus dem ‚kleinen Verbrecher’ unter Umständen schnell ein 'großer Verbrecher' werden lassen könnte, wenn er nicht sofort mit aller Macht und Deutlichkeit unterbunden wird.
Vielmehr halte ich es für wesentlich förderlicher und stärkender für das Zusammenleben, mit den Kleinsten, wenn du der Situation ein entspanntes Einlenken, ein Lächeln, ein Stück Nachsicht, oder ein verschmitztes Grinsen abgewinnen könntest, wohl wissend, dass der Erwachsene darum weiß, dass hier in einem verträglichen Rahmen gerade eine Umgehorsamkeit stattfindet.
Jeder weiß darum, es wird auch gewisse Konsequenzen haben, aber man lächelt darüber und nimmt das Ganze nicht so bierernst.
Wenn dein Kind ungehorsam ist, dann kratzt es irgendwo an dir? Es reißt vielleicht eine kleine oder große Wunde auf.
Genau dies scheint mir der interessantere Punkt deiner Betrachtung in der Entwicklung aller Beteiligten zu sein.
- Was genau treibt dich um, wenn dein Kleinkind keine Jacke anziehen will?
- Was verärgert dich, wenn dein Kind vor dem Essen etwas anderes gegessen hat?
- Was geschieht in dir, wenn dein Sohn nicht baden will?
- Was passiert mit dir, wenn dein Kind morgens trödelt, nicht das macht, was du willst?
- Was genau geschieht, wenn dein Kind partout nicht hinten im Auto sitzen will und du es eilig hast?
Was genau geschieht? Kannst du erkennen, dass es nicht unbedingt etwas mit Jacke, Essen, Baden, Trödeln oder einem Sitzplatz in einem Auto, zu tun hat?
Kannst du sehen, dass es daneben all diese verborgenen, kleinen Heimlichkeiten des Ungehorsams gibt, um diese kleine Person zu einer Persönlichkeit heranwachsen zu lassen?
Es braucht in meinen Augen eine Menge Geschmeidigkeit, Nachsicht und ein inneres Lächeln, manchmal ein Verschließen der Augen, in unserem Verhalten als Erwachsene, damit die Kleinsten Raum gewinnen, und sich herantasten können, an, wer sie sind. Unbeschreiblich, um wieviel sich die Dinge des Alltags entspannen können.
Wieviel ‚Ungehorsam‘ darf s denn sein?
Ich lade dich ein, dich gemeinsam mit mir auf die Reise zu machen, deine Fragestellungen bezüglich Erziehung und Lernen, als interessanten Forschungsweg zu sehen, Schönheit und Einzigartigkeit zu entdecken.
Dazu kannst du mit mir einen unverbindliches Kennenlerngespräch vereinbaren oder zum nächsten Tagesseminar hier zur Mühle kommen, Info findest du hier.
Finde hier Teil 2 meiner kleinen Reihe Umgehorsamkeit. Diesmal aus der Sicht der Erwachsenen. Umgehorsamkeit ist in diesen Tagen an vielen Ecken und enden erforderlich. Ich lade zum kleinen und vielleicht auch großen Ungehorsam ein: Ich war ungehorsam, was für ein Glück
Unbefangen sein dürfen als Grundlage für Lernen verstehen.
Unbefangen sein dürfen als Grundlage für Lernen verstehen. Wie Kleinkinder Lernen lernen.
In meinem heutigen Beitrag möchte ich mit einer vorgestellten Lupe etwas tiefer in die Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern hineinschauen. Ich will mit dir untersuchen, welche Bedeutung die Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern hat, damit sich Lernen weiterhin gut entfalten kann.
In den letzten Wochen hatte ich insbesondere Anfragen von Eltern mit Kleinkindern. Eltern beschreiben, wie sie in der Begegnung mit ihrem Kleinkind in die Enge geraten. Ruckzuck fällt immer das Wort Trotzphase und wie anstrengend es mit dem Kind sei. Wenn ich den Geschichten zuhöre, dann sehe ich vor meinem geistigen Augen zwei Parteien, die sich, bis unter die Arme bewaffnet gegenüber stehen.
- Da ist, das Kind, dass getragen werden möchte, aber die Eltern nicht können, oder wollen.
- Da ist das Kind, dass nicht in s Bett gehen möchte.
- Da ist das Kind, dass diese Jacke nicht anziehen möchte.
- Da ist das Kind, dass nicht in den Kindergarten möchte.
- Da ist das Kind dass die Wurst ohne Brot essen möchte.
- Da ist das Kind, dass nicht in das Tragetuch möchte.
- Da ist das Kind, dass ausschliesslich von Mama dies und das möchte.
- ...
Demgegenüber die Eltern, die aus Sorge von diesen Forderungen aufgefressen zu werden, ihrerseits in die Trickkiste greifen. Sie reagieren ebenfalls mit mehr oder weniger Manipulation auf diese intensiv und oftmals lautstark und unnachgiebig erfragten Forderungen.
Beim Zuhören sehe ich gegnerische Truppen vor meinem geistigen Auge stehen, die auf beiden Seiten versuchen mehr und mehr aufzurüsten.
Eltern berichten mir, wie sie seit Wochen oder Monaten im Kampf sind und das Kind doch endlich verstehen müsse. Man könne sich doch den Forderungen eines kleinen Zwerges nicht derart ausliefern. Wo solle das hinführen?
Seit Wochen oder Monaten sind Erwachsene diesen Weg gegangen, aber es hat sich nicht wirklich viel geändert. Vielmehr ist es noch anstrengender geworden. Unmerklich hat man in der Familie seinen Lebensradius eingeschränkt. Man geht dann halt nicht mehr mit Kind in den Supermarkt; man kauft diese oder jene Lebensmittel, die ‚kindgerecht' verpackt sind, bunt und lustig, damit es was ißt; man geht nicht mehr zu diesen Freunden, weil…; das Kind wird dann nur noch von Mama ins Bett gebracht, sie kann dann eben abends nicht mehr weg gehen.
Man lässt sich viele Tricks einfallen oder schränkt sein Leben ein und glaubt auf diese Weise, die ‚Angelegenheit‘ in den Griff zu bekommen.
Leider ist das in den seltensten Fällen so, vielmehr schränkt man sich ein, gerät noch mehr unter Stress und verliert die Geschmeidigkeit und Freude im Alltag mit den Kindern.
In meinen Augen ist eine mögliche Lösung in diesen Fragestellungen an einer ganz anderen Stelle zu suchen. Erwachsene sollten abrüsten, die Waffen nieder legen und die Lösung langfristig gesehen an einer ganz anderen Stelle suchen.
Gerade im Leben mit Kleinkindern kommt es zu diesen krassen Forderungen, weil sie zu oft in ihrem Tun eingeschränkt werden, Eltern vielleicht geistig nicht präsent sind.
Wir verstehen nicht, dass es nicht nur darum geht, dass sie mit einem relativ großen Maß an Freiheit etwas tun dürfen, sondern auch, dass wir möglichst oft geistig anwesend sind. In Beziehung sind.
Das ist eine Aussage, die auf den ersten Blick nicht sehr einfach verständlich ist, denn Eltern sagen mir: „Wir geben dem Kind doch so viel Freiraum. Es kann doch so viel tun, es kann forschen und untersuchen. Ich verstehe das nicht?“
Ich versuche dann zu erklären, dass es hier darum geht, dass Kinder unbefangen sein dürfen, dass sie sich sicher fühlen dürfen. Nur, wenn sie dieses sichere Gefühl in einer Beziehung haben, ist es ihnen möglich das zu tun, was sie mögen.
Wenn das Kind möglichst oft tun kann, was es mag, ist es in der Lage viel mehr über sich selbst heraus zu finden.
Es geht nicht so sehr, darum, was es alles tun darf, sondern vielmehr darum, dass es sich, wenn es Dinge tut, sicher fühlen kann. Dazu ist es wichtig, gerade mit den kleinsten ‚geistig anwesend‘ zu sein.
Dieser leichte Schlenker ist oftmals sehr schwer zu verstehen, denn gerade ‚bewaffneten‘ Eltern erklären mir, was das Kind alles tun darf. Und ja, sie haben in der Tat Recht damit. Diese Kinder dürfen sehr viel tun, aber, sie fühlen sich nicht unbefangen und frei. Sie fühlen sich nicht verbunden und unbefangen. Sie sind in gewisser Weise auf der Suche 'eines Geistes' zu sein. Kennst du das Gefühl, wenn du mit jemandem in einem Raum bist, mit dem du dich in dem Moment verstehst? Ihr könnt im Grunde verschiedene Dinge tun und doch seit ihr 'eines Geistes'. Das fühlt sich so gut an. Das ist es, was nährt. Es ist eine Nahrung, die auf den ersten Blick so unscheinbar wirkt, doch sie hat enorme Wirkung.
Es ist diese Unbefangenheit und das gute Gefühl und die Sicherheit, die eine gute Lerngrundlage ausmacht. Es ist die Geschmeidigkeit, mit der wir Erwachsenen reagieren, wenn wir etwas nicht wollen. Es ist diese Fähigkeit nein sagen zu können und den anderen trotzdem nicht in ein unzulängliches Gefühl zu stellen. Es ist diese Klarheit, dass da ein -Nein- kommen kann und der andere schon damit klar kommen wird; dass man ihm zutraut auch mit einem unangenehmen
Gefühl klar zu kommen.
Gerade im Leben mit Kleinkindern ist es sehr wichtig, dass sie in der Beziehung zu den Erwachsenen eine Unbefangenheit entfalten können.
Der enorme Vorteil ist nun, dass ihr Verhalten den Erwachsenen gegenüber nicht von Widerständen und unterdrückten Gefühlen geprägt sein muss. Sie haben es nicht so sehr nötig impulsiv zu reagieren, sondern können in ihrem Spielraum sicher agieren, aktiv tätig sein, viel über sich selbst herausfinden, ohne von Erwachsenen ‚erzogen‘ zu werden. Dieses ‚bei-sich-sein-dürfen‘ hat eine enorme Auswirkung auf den Alltag. Bis in die Situation des zu Bett gehen am Abend hinein macht sich dieses unbefangen sein können deutlich bemerkbar.
Die Auswirkung einer auf Vertrauen basierenden Beziehung ist für den Lebens-Lernweg von so großer Bedeutung. Es erleichtert den Umgang miteinander ungemein. Ein Kind, dass sich sicher fühlt, drückt auf seine Weise Respekt aus.
Dies ist eine wichtige Voraussetzung für Lernen überhaupt.
Ich hoffe, dass ich mit dem Beitrag zum Ausdruck bringen konnte, wie unmittelbar Lernen und Beziehung zusammenhängen. Ein möglichst geschmeidiges Miteinander mit den Kleinsten ermöglicht, dass sie nicht in so großem Maß Widerstände und ihre angestauten Gefühle bearbeiten müssen. Diese gebundene Kraft fehlt ihnen beim Lernen und wachsen im Alltag und macht das Familienleben starrer, eingeschränkter, gestresster und freudloser für alle Beteiligten.
Wie so oft liegt die Lösung für eine fette Herausforderung im Leben mit den Kleinsten genau in der Richtung, wo wir sie so gar nicht vermuten würden.
Hast du ein Thema dieser Art mit deinem Kleinkind. Ich helfe dir gerne mit einer ‚Taschenlampe' an einer anderen Stelle nach Lösungen zu suchen. Erwachsene schätzen mein Fähigkeit quer zu denken und Lösungen an den tollsten Stellen zu suchen. Hier findest du meine Kontaktdaten.
Das nächste Seminar, in dem wir Themen dieser Art praktisch erfahrbar machen, so dass du sie in anderer Form in deinen Alltag integrieren kannst findet am Sa 18.02. 17 hier bei mir in der Köttingermühle statt. Info dazu findest du auch hier.