Die vielgeliebte Kontrolle der Erwachsenen verhindert mehr als das sie ermöglicht

Die vielgeliebte Kontrolle der Erwachsenen  verhindert mehr als das sie ermöglicht

Es ist eine echte Herausforderung Kinder zwar zu betreuen, aber nicht zu bevormunden. Unser Bild von dem Kind als mangelhaftem Erwachsenen verhindert eine gesunde Entwicklung.

Weil Kinder bis zu einem gewissen Alter der Betreuung bedürfen, werden sie noch immer als mangelhaft angesehen. Es bedeutet, dass irgendwas noch nicht vollständig ausgeprägt ist.  Die Betreuung eines jungen Menschen beinhaltet noch immer eine Menge Bevormundung. Sie werden als minder erwachsen betrachtet. Sie sind noch nicht vollständig. Man muss ihnen noch was beibringen. 

Nur weil ein Mensch (ob jung oder alt ) der Unterstützung bedarf, bedeutet noch lange nicht, dass man sein inneres Wissen oder seine Weisheit in Frage stellen darf.

Dieser Punkt, einem Menschen behilflich zu sein, aber im selben Moment seine Integrität zu wahren, ist wirklich eine große Herausforderung. 

Ich habe das an dieser Stelle bewusst sehr offen und weit formuliert, denn die Parallele kann ich in ganz unterschiedliche Bereiche übertragen. 

Ich beschreibe dir ein Beispiel aus der Betreuung eines Babys:

Ein Baby signalisiert mit seiner Zunge oder dem Wegdrehen des Kopfes, dass es satt ist. Du hingegen bist vielleicht der Meinung, dass es dieses Schälchen Nahrung noch aufessen müsse. Vielleicht hast du diese seltsame Idee, dass es besser durchschlafen würde, wenn es papp-satt ist? Oder du gehörst zu den Eltern, die der Vorstellung folgen, dass immer aufgegessen werden muss? Unter Umständen bist du auch gerade nicht präsent, da du in Gedanken im Streit mit deinem Vermieter verstrickt bist? 

In allen Fällen, gehst du vermutlich unbewusst davon aus, dass dein Kind nicht entscheiden kann, ob es satt ist. Du stülpst mehr oder weniger bevormundend und direktiv, deine unbewusste Einstellung über die innere Integrität des Kindes. 

Seit der Geburt, muss das Kind täglich die Kernbotschaft schlucken: „Ich vertraue nicht in dein inneres Wissen, noch weniger in deine Weisheit:“

Diese unbewusste Haltung wirkt sich ohne Zweifel in alle Lebensbereiche aus. Ein Großteil der Probleme, die Eltern mit Kindern haben, lassen sich auf die überholte, aber noch immer mitgeschleifte Grundannahme zurückführen. Sie lautet: Das Kind ist in seinem Sein noch kein vollständiger Mensch. Es ist mangelhaft und bedarf der ständigen Korrektur.

Egal, ob es um die Fragestellungen in der Ernährung geht, um die Schlafprobleme, um Verhaltensprobleme oder Herausforderungen im schulischen Kontext , in vielen Fällen fällt es den beteiligen Personen schwer, das nötige Vertrauen aufzubringen. Der Gedanke, dass ein Kind ein Wissen hat, dass es leitet, ist nach meiner Beobachtung wenig ausgeprägt. 

Im Grunde kann man sagen, dass ein wenig ausgeprägtes Vertrauen der Erwachsenen in eine innere Weisheit der Kinder (in die eigene) , enorme Auswirkungen in alle Lebensbereiche hat. 

Newsletter


  • Ich möchte auch den Newsletter abonnieren.
  • Ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen.

*Wenn du dich für meinen Newsletter einträgst erhältst du meine News direkt in dein Emailfach. Derzeit schreibe ich sehr unregelmäßig. Es kann also gut möglich sein, dass etwas Zeit vergeht, bis du von mir liest. Neben Informationen und Inspirationen rund um das wundersame Lernen und wundersameVerLernen, weise ich auf meine Beratung, meine Seminare, Einzelbehandlungen, meine Möglichkeiten für Übernachtung in der Mühle sowie aktuelle Angebote hin.


Da ich mich besonders gerne mit dem Thema ‚Lernen‘ beschäftige, hier nun einige Beispiele:

Die Tatsache, dass wir noch immer davon ausgehen, dass wir junge Menschen unterrichten müssen, ist für mich die Nummer-eins Fehlannahme, die zur Folge hat, dass Kinder das Vertrauen in ihren eigenen, inneren Kompass verlieren. Das Ergebnis ist eine wachsende Verunsicherung und die sich damit bildenden Abhängigkeit von den Ansichten und Darbietungen der Erwachsenen. Lernen braucht dann in der Folge den steten Treibstoff und die Kontrolle der Erwachsenen. Das ist es, was die Erwachsenen anstrengt.(Kinder auch)

Selbstwirksamkeit, eigener Antrieb, Kreativität und vieles mehr, wir durch unsere derzeitige Vorstellung über den zu korrigierenden Mangel eines jungen Menschen, unmöglich gemacht.

Wenn wir nicht in der Lage sind,eine tradierte Ansicht, wie die, dass ein Kind mangelhaft ist, zu transformieren, dann wird sich das Ergebnis dieser Denkweise weiterhin in allen Lebensbereichen zeigen. Eine wirkliche Veränderung für ein Leben mit Kindern in Gleichwürdigkeit, wird erschwert. 

Ich bin sehr dankbar für die Begegnung mit all den Eltern oder Fachleuten in Erziehung und Lernen, die sich aufgemacht haben, um diese Grundannahmen zu wandeln. Überall begegnen mir diese ‚Andersdenkenden‘, die auf ihre Weise, für Veränderung sorgen. 

Ich nehme selbst wahr, dass wir Erwachsenen hier ganz viel voneinander lernen können. Wir können schauen, wie andere das machen. Wir können lesen, welche Gedanken andere sich dazu machen. Wir können uns gegenseitig stärken und miteinander wachsen, denn dieses Wissen um die Gleichwürdigkeit der Kinder müssen wir in unser eigenes System einflechten. 

Das braucht Zeit, unter Umständen lange Zeit, viel Geduld und Wohlwollen. Das Neue einzuweben, bis es sichtbar und spürbar wird, braucht sicher Generationen.

Ich freue mich über jeden Erwachsenen, der auf seine Art den Wandel der überholten Vorstellungen mit voran treibt. Diese Erwachsenen setzen sich oft, trotz einer Menge Gegenwind dafür ein, dass Zusammenleben mit Kindern eine gedeihlichere Grundlage bekommt. 

Wenn du bis hierhin gelesen hast, dann gehörst du sicher auch dazu. 

Hier findest du meine nächsten Termine hier und hier mein Angebot für meine Beratung.


Selbstbestimmung hält gesund

SelbstbestimmungNeulich bei meiner Mutter. Warum Selbstbestimmung Alt und Jung gesund erhält

In dieser Geschichte beschreibe ich, warum es von großer Bedeutung ist, die Selbstbestimmung in Alt und Jung zu erhalten. Sie ist ein sehr bedeutendes, natürliches Grundbedürfnis. Ihre möglichst umfassende Erhaltung hält uns gesund. Es braucht ein gutes Maß an Demut und Dienen, um Selbstbestimmung 'in' den Kindern zu ermöglichen.

Neulich war ich bei meinen Eltern zu Besuch. Mein Vater hat mich mehr oder weniger eindringlich gebeten, ob ich meiner Mutter (83) beim online Banking helfen könnte? Für gewöhnlich muss er (87) sich neben sie an den Computer setzen und die beiden arbeiten dann zusammen an einem ‚Projekt Rechnungen zahlen‘, dass meine Mutter früher im Handumdrehen erledigt hätte. Meinen Vater hätte man niemals bei einer Tätigkeit dieser Art gesehen, weil diese Arbeit ihm Pickel und Hautausschlag verursacht hätte.
„Ja“, habe ich gesagt und dann waren etwa 90 min. vergangen für etwas, wofür ich vielleicht 15 min gebraucht hätte.
Meine Mutter sieht nicht mehr gut. Auf einem Augen ziemlich wenig und auf dem anderen fast gar nichts mehr. Sie hört auch ziemlich wenig, insbesondere, wenn sie ihre Hörgeräte nicht tragen mag.

Eisern besteht sie darauf ihre Bankgeschäfte möglichst eigenständig zu erledigen. Das bedeutet, dass sie vor dem Computer sitzt, die Buchstaben und Zahlen der Tastatur kaum noch erkennen kann und immer mal nachfragt, ob den das der richtige Buchstabe sei, denn auf dem Bildschirm kann sie es auch nicht so recht erkennen. Nicht immer hört sie die Zahlen korrekt, ich muss sie oft wiederholen.

Als gelernte Buchhalterin muss das alles seine Ordnung und seinen ganz bestimmten Ablauf haben. Wehe, du wagst hier eine Abkürzung nehmen zu wollen, einen Vorschlag zu unterbreiten, wie man das auch effizienter erledigen könnte. Das ist alles nicht gefragt.

Gefragt ist, sich neben meine Mutter zu setzen und ihr zu dienen. Das bedeutet, dass sie das 'Regiment' führt und ich assistiere. Ich werde aufgefordert zu berichten, was in dieser und jener Zeile steht. Ich bin für ein Moment ihr verlängertes Gehirn und sie greift auf eine gewisse Art auf mein Nervensystem zu und integriert blitzschnell die Informationen. Ich sitze da und beobachte, während ich das verlängerte Nervensystem bin, in welchen Leistungen sie vor wie nach Spitze ist. Sie kennt viele der Nummern auswendig, hat die Postleitzahlen im Kopf und kann sich Zahlenkolonnen herleiten. Und überhaupt finde ich, dass es ein sehr bemerkenswerte Leistung ist, wie sie sich in ihrem Alter mit dem Computer und seinen Tücken beschäftigt.
Während ich so da sitze erinnert mich das Ganze doch sehr an mein Leben mit meinen Kleinkindern. (nicht falsch verstehen Mutti)

Die Selbstbestimmung im Leben mit meinen Kindern war und ist mir immer sehr wichtig gewesen und ich weiß um deren heilende und stärkende Wirkung. Wenn ich also meinem Kleinkind bei einem Projekt dienen musste, dann war hier das selbe Maß an Geduld und Zurückhaltung gefordert. Es ist eine gewisse Demut von Nöten, um Kindern Selbstbestimmung und Eigeninitiative zu ermöglichen.

Natürlich würde es viel schneller gehen, wenn ich den 3 Jährigem anziehen würde, auch wäre es wesentlich effektiver und zeitschonender, wenn ich das Baby schnell mal füttern würde. Es würde mir auch nicht den letzen Nerv rauben, wenn ich doch einfach nur zum einkaufen gehen will, diese 700 m da vorne zum Supermarkt. Ich müsste abends , wenn ich gleich noch was am Computer machen will, nicht so lange warten, bis sie ihr Söckchen vom Fuß gepiddelt hat. Wenn er sich selbst anschnallen will, wenn ich es eilig habe. Wenn meine Kinder eine ihnen wichtige Tätigkeit gerade eben noch zu Ende führen wollen, ähnlich, wie ich es auch tun würde. Wenn sie beim Spazieren gehen einen ganz anderen Weg nehmen wollen, als ich. Wenn sie dieses Getränk nicht wollen , sondern jenes.

Während ich beim Projekt ‚Rechnungen zahlen‘ mit meiner Mutter da sitze und meine Geduld eine echte Ausdehnung von mir verlangt, habe ich die Gelegenheit über die Selbstbestimmung und Eigenständigkeit zu philosophieren. Mir wird klar, wie wichtig es ist, diese, in großem Umfang zu ermöglichen.
Auch, wenn es echt total nervig ist, dann ist es ein gutes Zeichen, dass sie ihre Bankgeschäfte selbst regeln möchte. Ich bin sehr dankbar, dass sie es kann und auch tut. So lange sie es tut, ist da etwas in ihr, dass etwas WILL. Dieses etwas WOLLEN ist unbezahlbar und es hält gesund.

Wenn wir das den Kleinsten in großem Maß ermöglichen, dann erhalten wir die Kinder gesund. Sie sind in der Lage, ihren eigenen Interessen zu folgen. Daraus ergibt sich, dass sie nicht genötigt werden ein großes Maß an Widerständen aufzubauen, um diese unbändigen Willen, der im Menschen ist, freien Fluss zu geben. Wenn ich ihnen in vielen Fällen ermöglichen kann, ihrem eigenen, inneren roten Faden zu folgen, dann können sie besser akzeptieren, wenn es von Nöten ist, meinen Vorgaben zu folgen. Die Widerstände im Leben mit Kleinkindern bekommen dadurch nicht so eine Macht im Zusammenleben. Vieles kann sich viel weicher und freudvoller gestalten. Es staut sich nicht so viel unnötige Emotion in den Kindern auf und damit erhält Selbstbestimmung gesund.

Sowohl mit mit meiner Mutter, als auch im Leben mit den Kleinsten werden gemeinsame Tätigkeiten damit zu einer Art Verhandlung und intelligenter Debatte, statt ein Tauziehen mit einem Verlierer auf einer Seite. So haben wir beide etwas gewonnen. Ich eine echte Erkenntnis und die Erfahrung der Ausdehnung der Zeit und meine Mutter das möglichst eigenständige Erledigen ihrer Erfordernisse.

Das Alter hat aber auch noch andere Vorteile. Obwohl wir zu zweit waren, haben wir beim Überweisen einen Fehler gemacht. Früher hätte sie das sehr ernst gesehen. Heute hat sie sogar darüber gelacht und hat mich beim Abschied in den Arm genommen.

 

*Für den Fall, dass dir meine Seite gefällt und Inspirationen dieser Art interessant sind, dann trage dich in meinen Newsletter ein und du erhältst monatlich das Neuste über das WundersameLernen.

*Es gibt noch zwei Plätze für mein Tagesseminar am 24.Jan. 2016. Info findest du hier:  www.wundersameslernen.de/termine/