Der Tätigkeitstaumel und wie er uns gefangen hält.

Der Tätigkeitstaumel und wie er uns gefangen hält.

„Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn….“
Goethe hat es in seinem Gedicht so wunderbar zum Ausdruck gebracht und ich frage mich, wann haben Erwachsene wie Kinder die Gelegenheit, sich in einer Weise auf sich selbst einzulassen, die nicht von zu erreichenden Ergebnisse getragen ist.
Das ‚Einfach-sein-dürfen‘ scheint mir doch in diesen Zeiten nahezu zu versiegen.
Alle Tätigkeiten, auch schon die der Kleinsten, müssen irgendeinen nachvollziehbaren Sinn haben. 
Und wenn es auch nur der Anspruch ist, kreativ sein zu ‚müssen‘. Auch Kreativität kann inzwischen nicht einfach für sich selbst genügen. Ihr muss Sinn und Zweck abverlangt werden.

Wo sind die ZEITräume, in denen es einfach nur geschehen könnte, dass in einem stillen Dialog zwischen mir und dem mich umgebenden Raum, sich etwas zeigen dürfte, dass ganz für sich selbst fein und unscheinbar daher kommt.

Wir werden wirklich in einem Tätigkeitstaumel gehalten und das einfach sein dürfen, verkommt in eine Art ‚sich schlecht fühlen‘, wenn man meint nichts zu tun zu haben.

Ich bin sicher, viele Erwachsene kennen diesen Schmerz nicht einmal, der sich auftut, wenn man eine Denk-oder ‚To-do-Lücke‘ hat. Sie müssen tagtäglich funktionieren und sehnen sich nach den Momenten eines gewissen ‚Durchzugs im Hirn‘.

Diese Sekunden werden dann unmittelbar mit dem Griff zum Handy überbrückt. Zu groß ist der Schmerz von sekundenweiser Stille oder erschreckendem Leerlauf oder dem Empfinden unbedeutend durch nichts tun zu sein.

Ich mag es sehr, kleine Kinder beobachten zu können, wenn sie irgendetwas tun, aber sich mir nicht unmittelbar ein Sinn darin erschließt.
Das muss es auch nicht, denn die Kleinsten haben, wenn sie Glück haben und es ihnen erhalten bleibt, die Fähigkeit durch ihre Zeit zu schlendern, sinnlos, zwecklos, bis sich in der nächsten Sekunde etwas in ihnen auftut, dass sie zu einer nächsten großen Tat anregt.

Derzeit setze ich mich selbst im Alltag bewusst dieser Herausforderung aus, keinen Sinn und auch keinen sinnvollen Anschluss in meinem Tun zu erkennen. Ich erforsche Momente des Nicht -Tuns und bin auf der Suche nach einem ‚Raum’, zu dem auch ich einmal viel leichter Zugang hatte. Das ist  ganz und gar nicht bequem, das kann ich dir sagen.

Aber wie bei den Kleinsten, kommt nach der nächsten Wegbiegung ‚im Walde’ auch wieder eine Tat daher, der ich folgen möchte oder muss.

Warum fragst du dich vielleicht soll das denn von Bedeutung sein?

Ich denke, dass in diesen Sekunden, in denen „…nichts zu suchen, das war mein Sinn…“ geschehen kann, eine andere Qualität von Sein dürfen sich auftut. Ich gehe fest davon aus, dass kleine Kinder eine Menge Energie aus dieser besonderen Zeit ziehen können.
Wir Erwachsenen haben diese Kraftquelle fast unbemerkt verschlossen. Wir haben kaum noch Zugang zu dieser nährenden Weise, die uns ganz andere Windungen im Nervensystem nutzen lässt.
Das ist eine weitere Sache, die Erwachsene von kleinen Kindern lernen können.
Wir müssen lediglich den Wert darin wieder erkennen und uns ‚Nichtstun‘ rückerobern, beispielsweise durch wundersamesVERlernen.

Viele meiner Gäste hier in der Köttingermühle sind auf ihre Art ebenfalls auf der Suche nach dieser Rückverbindung. Hier findest du Informationen zur Möglichkeit der Übernachtung in einem wundervollen Rückzugsort und hier findest du Informationen zu meiner Beratungsleistung. 


Von der NotWendigkeit immer wieder die Balance zu finden

wundersames-lernen_balanceWie soll man in Zeiten, in denen es als wesentlich wertvoller angesehen wird, wie effizient man als Mensch ist, wie viele Ausbildungen man hat, welche Ergebnisse man produziert und wie erfolgreich man in dieser oder jener Disziplin ist, seinen Schwerpunkt verlagern?

Wie kann man es schaffen in einer Welt, die sich sehr stark über ihre Produktivität definiert, eine Nische im eigenen Leben zu bauen, die gestattet einfach SEIN zu dürfen?

Dieser Text handelt von der NotWendigkeit immer wieder die Balance zu finden, statt die Kinder durch eine einseitige Verlagerung auf Stress, Effizienz, Produktivität und Erfolg, aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Unscheinbar und fast nebenbei impfen wir die Kinder mit gewissen Grundannahmen, die uns Erwachsenen unter Umständen gar nicht gut tun. Selbst gefangen in diesem ewigen Optimierungs- und Effizienz Wahn atmen Kinder diese stickige, von Reibung und Hitze gewärmte Atemluft. Ganz wesentliche Dinge, gerade die, die für eine gesunde und kräftigende Entwicklung erforderlich wären, geraten dann mal schnell auf das Abstellgleis.

Produktivität und Effizienz haben sicherlich ihre Bedeutung und Berechtigung und ich will ihre Erfolgsgeschichten in keiner Weise minimieren, doch ich glaube, dass es, gerade im Leben mit Kindern noch einen andern Altar gibt, den man ‚anbeten‘ könnte.

Es ist der Altar, der aus uns und unseren Kindern freudvolle Wesen macht, der keine menschlichen Roboter hervorbringt, sondern einen Blick auf die Freude und das Wunder und das Unerklärliche, das wir sind, gestattet.

Das ist für mich die Welt, aus der die Kinder kürzlich zu uns gekommen sind, mit der sie noch stark in Verbindung stehen und aus der sie ihre Kraft und Flexibilität beziehen.

Geopfert wird diese Verbindung mit dem wundersamen, nicht effizienten, manchmal nicht produktiven ganz schnell, je mehr die Kinder für den sogenannten Ernst des Lebens vorbereitet werden. Wenn Erwachsene sich nicht über die Bedeutung und die nährende Kinderzeit und Kinderwelt (beispielsweise des elementare Bedeutung des Spiels) im klaren sind, dann schälen Erwachsene die Kinder aus dieser Hülle, die diese jungen Menschen nährt und stärkt, heraus und opfert sie dann auf dem Altar der Effizienz und Produktivität.

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Ich finde, dass wir Erwachsenen hier eine neue Balance benötigen, damit die Kinder in unserer Umgebung wieder eine frische Atemluft aufnehmen können, nicht die verbrauchte, von Hitze und Reibung geschwängerte Luft.
In unserer unmittelbaren Umgebung, in der Erwachsene auch mal Ruhe finden und zu sich kommen können, sich mit wesentlichen Dingen verbinden können, finden Kinder dann auch wieder leichter zu sich, ihrem Körper und dem, was sie ganz unmittelbar stärkt.

Gerade gestern (an einem Samstag) war ich mit meiner Tochter in einem Einkaufszentrum. Es war sehr viel los, eine große Betriebsamkeit und Unrast war für mich wahrzunehmen. Eigentlich wollten wir noch eine Tasse Cafe zusammen trinken und haben einen Moment im Trubel still gestanden und wahrgenommen. Ganz unabhängig voneinander sind wir beide zu dem Schluss gekommen, dass es besser für uns wäre, nach Hause zu fahren.
Ganz nebenbei hatten wir uns in dieser Umgebung der Hektik und Betriebsamkeit  in kleine Roboter verwandelt und funktionierten in dem Setting ‚Einkaufszentrum‘. Doch es hat uns eine Menge Kraft gekostet. Ich bin dankbar, dass ich inzwischen das Gespür habe und mich bewusster dafür entscheiden kann, wann ich mich in diese Welt begebe und wann es wichtig ist mich wieder in eine andere Welt zu bewegen, eine, die mich nährt.

Vielleicht eine Anregung für dich, gerade in nächster Zeit einmal bewusst darauf zu achten, durch welche Tätigkeiten du welchen „Altar“ anbetest und vor allem auch eine Blick auf die Kinder zu haben, die in deiner unmittelbareren Umgebung 'deine Atemluft' aufnehmen, sei es die, die hitzig und aufgewärmt ist oder die, die kühler und frischer und nährender ist.
Es ist für mich nicht so sehr ein 'richtig' oder 'falsch' in diesen Welten, sondern vielmehr ein bewusster Tanz zwischen messbaren Ergebnissen, der Produktivität, der Effizienz, der Freude und dem Wunder. All das mag wertvoll sein, doch die Dosierung  macht es. Was meinst du?

 

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