Ist die gängige Vorstellung von Lernen, nichts als eine Ideologie, die überholt ist?

Ist die gängige Vorstellung von (schulischem) Lernen, nichts als eine Ideologie, die überholt ist?

Vor einigen Tagen habe ich folgenden Satz meines Sohnes gepostet: „Ich war in meinem Leben noch nie im Englisch Unterricht und ich kann verdammt gut Englisch.“ Die Reaktion im Internet - (fast) keine Reaktion!

Ich habe mich gefragt, wie es sein kann, dass diese Aussage, die für mich stimmig und wahr ist, bei anderen Menschen keinerlei Reaktion ausgelöst hat?

Dieser Satz entspricht zu 100% einer Tatsache. Ja, es ist wirklich so. Er war noch nie in irgendeinem Englischunterricht und spricht trotzdem fließend Englisch.

Er hat sich einfach in ein englisches ‚Lernfeld‘ begeben. Das besondere an diesem ‚Lernfeld‘ ist, dass ihm dort niemand Englisch beibringen wollte. Niemand hat gemeint ihn mit Unterricht versehen zu müssen, damit er Englisch lernt. Es wurde ihm lediglich gestattet Mitglied einer Gemeinschaft zu werden, die sich in Englisch unterhält. Wenn er mit anderen Kindern aus Deutschland in dieser Gemeinschaft Deutsch geredet hat, so hat ihm niemand gesagt, dass er nun aber Englisch reden müsse, damit er schneller diese Sprache beherrscht. Niemand hat ihm Abends 25 Vokabeln lernen lassen, damit er sich die Sprache organisierter und linearer aneignen kann. Er hat viel Zeit mit dabei sein, zuhören und mitmachen verbracht. Niemand hat Druck auf ihn ausgeübt oder übergroße Erwartungen an ihn gehabt, weil man einfach davon ausgegangen ist, dass er Englisch lernen würde. Seine Umgebung hat ihn selbstverständlich aufgenommen und behandelt, dass er ganz einfach zu diesem ‚Schwamm‘ werden konnte, der eine Sprache schlicht und ergreifend aufnimmt.
Ganz ähnlich diesem Prozess, den er beim Erlernen der Muttersprache haben konnte.

Das Ergebnis.
Nach nur wenigen Monaten spricht der 8-jährige fließend Englisch. Ob er ein Diktat in Englisch schreiben könnte? Nein. Ob ich ihn bitten könnte mir einen Buchseite zu übersetzen? Nein. Dazu sind wieder ganz andre Verdrahtungen und Verbindungen notwendig. Auch das wird er lernen, wenn genau das an der Zeit ist.

Ich war also nach dem Posten dieses Zitats damit beschäftigt mich zu fragen, warum Menschen so wenig auf dieses Zitat reagiert haben? Nach einigen Tagen habe ich die Antwort in einem ganz anderen Zusammenhang erhalten.

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Die Antwort, die sich mir erschlossen hat, war:
Erwachsene können sich einfach nicht vorstellen, dass Lernen anders geht oder anders gehen könnte. Viele Erwachsene können nicht glauben, dass Kinder ohne unterrichtet zu werden, lernen können und auch wollen.

Wir leben in diesen uns bestimmenden Vorstellungsbildern, das Lernen mit Mühe verbunden ist, dass man es von einer anderen Person vermittelt bekommen muss. Das Lernen auf einen Unterrichtsraum und ein Gebäude bezogen ist. Das es Wiederholung und Übung (Hausaufgaben) bedarf. Das es linear verlaufen muss, sprich, das es keine vermeintlichen ‚Rückschritte‘ oder Zeiten des vermeintlichen Rückstands geben darf. Darüberhinaus leben wir mit der Vorstellung, dass man junge Menschen zum Lernen anhalten muss und das man einen möglichen Fortschritt oder Rückschritt kontrollieren und dokumentieren muss.

Dergleichen gibt es noch viele Vorstellungsbilder. Allen ist gemein, dass sie unser Bild von einem Lernprozess so sehr prägen. Es ist vielen Erwachsenen fast unmöglich den Gedanken zuzulassen, dass Lernen sich in einer ganz anderen Form viel effektiver entwickeln könnte.

Es gibt Forscher und Praktiker die sich nach intensiver Beobachtung von Kindern einig darüber sind, dass informelles Lernen, quasi völlig unspektakulär, einfach nebenher geschieht. Dieses informelle Lernen ist aber genau das, was es nicht zu zerstören gilt, so dass Kinder später, wenn sie älter sind, darauf aufbauen können, ihre Entscheidungen treffen können, weiter lernen können. Damit dies geschehen kann, braucht es gute Voraussetzungen.

Dazu gehört etwa, wenn den Kindern gestattet bleibt, dass sie ihren eigenen Interessen folgen können. Auch, das freies Spielen in ihrem Leben eine große Rolle hat. Wenn es Phasen gibt, in denen träumen und nichts tun einfach sein darf. Das sie Dinge praktisch erfahren können, sprich tun können, ohne das man sie kommentiert.

Könnte es sein, dass das, was wir unter Lernen, vor allem auch schulischen Lernen verstehen, nichts anderes ist, als ein Gedankenkonstrukt oder eine Ideologie? Könnte es sein, dass uns diese Ideologie, wie lernen sich vollziehen sollte, den Kindern den eigentlichen Lernprozess unnötig erschwert?
Ich beobachte derzeit viele Strömungen mit Menschen, die bezüglich des Lernprozesse ihrer Kinder einfach einen anderen Weg gehen. Da sind Eltern, die ihre Kinder aus dem Schulsystem abmelden und zu reisen beginnen, da sind Eltern, die andere Schulformen wählen. Da sind Schüler, die nicht mehr zur Schule gehen wollen und selbstorganisiert lernen, da sind Initiativen, die Schulen gründen wollen, die ein gänzlich anderes Konzept verwirklichen wollen und vieles mehr.
Allen gemeinsam ist, dass sie individuell feststellen, dass es anders geht.

Egal wie!

So vielschichtig und unterschiedlich die Ansätze sind, eines haben die Akteure gemeinsam. Sie machen die Erfahrung, dass die herangebildeten Gedankenkonstrukte zum Thema lernen, nicht notwendigerweise stimmig sind.

In meinen Augen haben sie Recht.

Lernen geht anders.

Melde dich zu unserem EduWorkCamp an, um gemeinsam mit anderen, an Lernen interessierten Menschen, das Thema freudvoll unspektakulär und anders, als du es erwarten würdest, zu bearbeiten.

 

Ist die gängige Vorstellung von (schulischem) Lernen, nichts als eine Ideologie, die überholt ist?


Da, wo 'Fehler machen dürfen‘ und ‚Vertrauen schenken‘ wachsen kann.

Da, wo 'Fehler machen dürfen‘ und ‚Vertrauen schenken‘ wachsen kann.

Vertrauen und ein gutes Pfund Vertrauensvorschuss, sind leider noch immer sehr selten, wenn es um das Thema ‚Lernen‘ geht.
Anhand einer kurzen Geschichte über einen erwachsenen Mann, beschreibe ich, warum Vertrauen so bedeutsam ist.
Schwierig in unserer Zeit, die nach messbaren Ergebnissen schreit, ist es Vertrauen wachsen zu lassen. Vertrauen wirkt nicht vordergründig, aber zwischen den Zeilen.

Kürzlich hat mir ein erfolgreicher junger Mann erzählt, wem er es unter anderem zu verdanken hat, dass er heute Erfolg, Anerkennung und Zufriedenheit in seinem Beruf haben kann.
Er hat mir sehr glaubwürdig beschrieben, dass es mit dem Vertrauen zu tun hat, das sein Chef in ihn setzt.
Nach seiner Erzählung ist sein Chef einer dieser einzigartigen, charismatischen Menschen, die ihn von Anfang an dazu angehalten haben, Fehler zu machen. Dieser Chef habe ein außerordentliches Wissen um die Bedeutung von Fehlern. Er kritisiere Fehler nicht, sondern ermutige diese ausdrücklich. Er wisse, dass gemachte und integrierte Fehler ein Teil der Persönlichkeitsbildung sei. Er hat beschrieben, wie dieser Chef ihm Wohlwollen entgegen bringe und im selben Moment eine Art Sparringspartner sei. Er hat mir recht anschaulich diesen Balanceakt, zwischen Vertrauen geben und ‚Reibestein‘ sein, beschrieben.
Der weitsichtige Chef weiß, dass dieser junge Mensch, der eine Menge Fehler gemacht haben wird, durch seine gereifte Persönlichkeit wirken wird und damit eine besondere Ausstrahlung auf die Kunden und damit das gesamte Unternehmen haben wird. Dieser Chef ist ein guter und weiser Lehrer.

Wenn es um Fehler machen geht, dann können Erwachsene im Leben mit Kindern ein Stück entspannen. Es ist bedeutsam Vertrauen zu schenken und nicht 24/7 dem Impuls folgen zu müssen, erziehen zu müssen, um ‚Fehler‘ auszumerzen. Vertrauen schenkende Erwachsenen trauen dem Kind in einem weit größeren Maß das Leben zu und wissen aus eigener Erfahrung um Fehler und deren Bedeutung. Sie sind nicht der Sucht verfallen ständig eingreifen und korrigieren zu müssen.
Sie vertrauen.

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Wenn Vertrauen eine nicht in erster Linie messbare Wirkung auf die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder hat, dann frage ich mich, an welchen Stellen kann mehr Vertrauen geschenkt werden?

Dabei ist mir sehr bewusst, dass es mit dem Thema ‚Vertrauen‘ , gerade mit Schulkindern, ein Gang auf Messers Schneide ist. Einerseits wachsen sie in einem System heran, dass die Kinder sehr stark kontrolliert, organisiert und bewertet . Im selben Moment weiß sicherlich jeder Erwachsene aus eigener Erfahrung, wie stärkend und nährend eine vertrauensvolle Haltung eines anderen Menschen wirken kann?

Wichtig also, sich als Erwachsener dieser Zwickmühle bewusst zu sein und auf Vertrauen zu setzen, gerade aus dem Grund, dass die Umstände es oft erschweren:

  • Kannst du Vertrauen schenken, dass dein Kind weiß, was es ißt und was es trinkt?
  • Kannst du Vertrauen schenken, ob und wann das Kind seine Hausaufgaben macht?
  • Kannst du Vertrauen schenken, dass dein Kind diese oder jene Herausforderung und Kränkung auch alleine meistern kann und wird?
  • Kannst du Vertrauen schenken, dass dein Kind ab einem bestimmten Alter alleine ins Bett gehen wird, Zähne ohne deinen Kommentar geputzt haben wird, das Licht ausgemacht hat und den Herd abgestellt hat?
  • Kannst du den Geschwistern Vertrauen schenken, dass sie ganz ohne deine Einmischung, ihre Zwistigkeiten regeln werden?
  • Kannst du dir Vertrauen schenken, dass du heute viele Dinge bezüglich der Kindererziehung nicht weißt, aber das du trotzdem ‚richtig‘ und wertvoll bist?

Das Vertrauen in die Kinder und das Vertrauen in die eigene Beziehung zu sich selbst gehen Hand in Hand. Sie sind unter Umständen nicht mehr einfach da, sondern wollen regelrecht nachentfaltet werden. Kinder geben uns immer wieder gute Gelegenheit uns zu hinterfragen und neu zu sortieren.

Kinder schenken uns meist weiterhin ihr Vertrauen, auch wenn wir als Erwachsene viele Fehler machen. Auch das können wir von ihnen lernen.

Hier findest du Informationen zu meinem nächsten Tagesseminar hier in der einzigartigen Köttinger Mühle. Mit Sicherheit ein toller Ort, um einen besonderen Tag zu verbringen.

 

 

Da, wo 'Fehler machen dürfen‘ und ‚Vertrauen schenken‘ wachsen kann.


Kannst du durch Fehler hindurch die Perfektion schauen?

wundersames-lernen-perfektionIch habe es wie kleine Nadelstiche empfunden, als Erwachsene in meiner Kindheit meine Versuche, mich in dieser Welt auszubreiten und zu lernen, limitiert haben.
Stell dir nur vor, da ist ein junger Mensch, der sich ausprobieren möchte, Dinge untersuchen und in Erfahrung bringen möchte und seine ‚Gehversuche‘ werden ständig kommentiert, bewertet und pädagogisch wertvoll in eine andere Richtung umdirigiert. Dieser junge Mensch möchte sich ausdehnen. Er ist im Grunde wie ein Luftballon, der sich selbst anfüllt und sich im Raum weiten und bewegen möchte. Um diesen Ballon herum tausend kleine Nadeln platziert, die nur darauf warten, dieses von Wissbegier und Lebensenergie geladene Menschenkind in einer gewissen Form zu halten, nicht zu groß werden zu lassen. Nadelstiche wollen ein Kind formen und wahre Größe verhindern.

Ganz allgemein ist es noch immer so, dass diese Nadeln durch unser defizitäres Denken repräsentiert sind. Die Nadeln vermitteln ständig, dass ein Kind in dieser oder jener Form nicht genügt. Es sollte anders sein. Es sollte besser lernen, es sollte von Geburt an durchschlafen, es sollte musikalisch sein, oder es sollte besser in Deutsch oder Mathe sein….

Erwachsene sind es so sehr gewohnt Defizite zu erkennen und auszumerzen, dass es uns, gerade im Leben mit Kindern so schwer fällt deren Perfektion zu sehen und anzuerkennen. Es ist, als ob wir durch unsere eigene Erziehung gelernt hätten die Kinder durch ein Brille zu schauen, die gelb gefärbte Gläser hat.

In meinem Leben gibt es einige Erwachsene, darunter auch einige Lehrer, die in der Lage waren, mich durch eine anders gefärbte Brille zu schauen. Sagen wir, diese Gläser wären hellblau gewesen.

Ich erinnere mich insbesondere an meine Deutschlehrerin, eine sehr stille, zurückgezogene Frau, mit einem verschmitzten Lächeln.
Ich war keine Leuchte in Deutsch, Rechtschreibung und Komma Setzung hat nicht zu meinen Stärken gezählt. (noch immer nicht ;) )
Doch diese Frau hatte etwas, (blaue Brillengläser, durch Wohlwollen gekennzeichnet), dass durch die Fehler in Deutsch, in Komma Setzung und Rechtschreibung , hindurch geblickt hat und m i c h gesehen hat. Es war sehr wohltuend in ihrer Nähe zu sein und sie hat durch ihre Art dafür gesorgt, dass die Fehler, die ich machte, nicht an mir haften blieben, nichts über meinen Wert aussagten, sondern im Grunde nur der derzeitige Stand meines Irrtums waren. Sie konnte mich durch die Fehler schauen und ihre Art spiegelte mir, dass ich gut sei. Ich erinnere mich an ihre wohlwollende Art. (In Erinnerung Frau Würtz)

Da ist meine erste Mentorin, von der ich so unglaublich viel gelernt habe. In ihrer Art hat sie mich nun über 30 Jahre begleitet und sie im Besonderen hat die Gabe, mich durch diese blau gefärbten Gläser zu schauen. Von ihr stammt der von mir oft zitierte Satz „…see the Perfektion.“ (Linda Tellington Jones)
Nicht nur, dass ich das in ihrer Gegenwart empfinde, sondern sie hat mich gelehrt, bei meiner ‚Arbeit im Alltag, diese Brille mit den blauen Gläsern aufzusetzen, Ich muss mich zwar immer wieder selbst daran erinnern, doch diese Grundhaltung hat in mir Wurzeln geschlagen.

Vergangene Woche habe ich ein Seminar besucht und habe erneut die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn man vom Seminarleiter/ Coach durch eine blaue Brille geschaut wird. Die Fehler, die man im eigenen Lernprozess begeht, haben nicht diese Bedeutung und wirken nicht schwächend oder erniedrigend. Die Fehler werden im Grunde zu Treppenstufen auf einem Lernweg hin, in die eigene Kraft. Dies um so intensiver, je mehr ein Lehrer, Dozent, Elternteil, Therapeut oder Coach in der Lage ist, sein Gegenüber durch eine blaue Brille zu schauen. (Danke Herr Etrillard)

In all den Jahren habe ich die Erfahrung machen dürfen, dass Menschen, mir denen ich tiefer in Verbindung gehen konnte, weil sie ihre Nadeln aus der Hand gelegt haben und mir Raum gegeben haben, besonders nachhaltig für meinen Lernprozess waren.
Dadurch, dass sie, wahrscheinlich bewusst, die Nadeln aus der Hand gelegt haben und blaue Brillen aufgesetzt haben, konnte das wundersame Lernen geschehen, dass ist diese Art Lernen, die zwischen den Zeilen geschieht. Es ist die besondere Zutat der Menschen, von und mit denen wir lernen.

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Diese Menschen sind keine weichgespülten Softies. Sie können trotzdem streng, treibend, herausfordernd und manchmal hart sein. Sie vermitteln durch ihre Haltung etwas unausgesprochenes , etwas, dass im Lernprozess wie ein super Dünger wirkt.
Es ist eine einzigartige Kombination aus Güte, Demut, Wohlwollen und der Fähigkeit die Perfektion im Gegenüber zu sehen.

Lernen spielt sich in den Geheimgängen unseres Miteinanders ab.

Ich lade dich ein, folgende Fragen für dich zu reflektieren:

  • Gibt es in deiner Vergangenheit und in deinem gegenwärtigen Leben Menschen, von denen du einfach weißt, dass sie dich in deiner Größe sehen (durch eine blaue Brille)?
  • Wie oft am Tag siehst du die Menschen in deiner unmittelbaren Umgebung durch eine gelbe oder blaue Brille?
  • Erspüre in der Gegenwart eines Menschen, der dich wohlwollend betrachtet, wie angenehm und entspannend es sein kann? Stell dir vor, diese Person, würde dich ständig schulen, ändern, unterrichten oder fördern wollen?
  • Beobachte, wo du im Alltag deine auf das formale Lernen ‚genadelte' Energie abziehen kannst? Wie /wo kannst du sie auf die Beziehungsebene umlenken?

Gerne lese ich deine Erfahrungen und deine persönliche Wahrnehmung zu meiner Inspiration für diese Woche.

Kannst du durch Fehler hindurch die Perfektion schauen?

Kleiner Nachklang: Im übrigen schauen kleine Kinder uns Erwachsene durch eine Brille mit blauen Gläsern. Fast unumstößlich sehen sie bis zu einem gewissen Alter die Perfektion.


Gibt es Lernen jenseits Bewertungen und Noten?

IMG_2522Es ist einer dieser warmen, milden Frühlingstage. Mein Sohn kann seit einem Tag Fahrrad fahren. Wir fahren gemeinsam ein Stück entlang des Teerweges, gleich hinter dem Haus. Jul fährt vorneweg. Ich genieße den Anblick, die warme Frühlingsluft streichelt meine Haut. Das Gefühl von Leichtigkeit und Bewegung, sowie die Sonne auf der Haut, alles ist ein Genuss, bis es vor mir kracht. Jul ist aus nicht erkennbaren Gründen gestürzt. Er weint, ist erschrocken und hat sich weh getan.

Ich tröste ihn und nachdem er sich nach einigen Minuten beruhigt hat, steigt er wieder auf und unsere Fahrt wird fortgesetzt. Bis zum Abend hin konnte ich mir nicht erklären, warum er eigentlich gefallen ist. Guter Weg, viel Platz, keine Steine, kein kaputtes Rad? Ich frage ihn: Was ist eigentlich passiert? Warum bist du gefallen? Ganz selbstverständlich antwortet er:

„Ich musste mich am Bauch kratzen!“

Ich muss schmunzeln und bin froh, dass wir am Abend darüber lachen konnten. Da war eine Tätigkeit, das Rad fahren, da war ein „Fehler“ (sich am Bauch kratzen), der begangen wurde, das Resultat war ein Sturz.

Stell dir kurz vor ein Pädagoge hätte ihm für diese Leistung eine Note 4 oder 5 gegeben oder einen Eintrag im Klassenbuch.

„Jul kratzt sich beim Radfahren am Bauch und Stürzt, Note 5!“

Was hätte diese oder jede andere Bewertung seines Tuns wohl mit dem Fortschreiten seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten zu tun? Was würde das mit einem lebenslangen Lernprozess tun?

Ich wünsche mir ein Lernen ohne Bewertungen und Noten, aus Sicht der Kinder sowieso  zumeist ungerecht und unqualifiziert, dem Leben und Lernen entgegen. 

Was meinst du dazu?

 

 

www.wundersameslernen.de

 


Das Recht auf Autonomie

DSC_0303Das Recht auf Autonomie der eigenen Wahrnehmung

In meinen Augen hat jedes Kind ein Recht auf seine sensorische und motorische Autonomie. Es bedarf ein großes Maß an Bewusstheit, um als Eltern nicht in die feinen Spinnfäden der Manipulation der Kindern zu geraten. Es ist gar nicht so einfach diese kleinen Wesen vom ersten Tag an als eigenständig in ihrer Wahrnehmung und Gestaltung von Beziehung zu betrachten. Darauf zu vertrauen, dass Babies, wenn sie unter wohlwollenden Umständen sein dürfen, für sich selbst einstehen können. Wie groß ist die Verlockung von mir als Mutter meine Sinneseindrücke über die meines Kindes zu stülpen. Es ist erscheint so viel einfacher, wenn ich entscheide, wann es satt ist und wann es Hunger hat. Wenn ich kontrolliere, wann es schläft und wann es wach ist. Es wird als völlig normal angesehen, wenn ich entscheide, was es trägt, was es isst, mit wem es spielt, was es anfassen darf, wo es sitzen soll, wie viel es sich wann und wo bewegen darf. In unserer Zeit ist all dies völlig normal im Umgang mit Kindern, aber es ist nicht natürlich und führt in meinen Augen zu vielen Problemen im Alltag.

Eine modere Mutter hat heute in vielen Fällen ihr Vertrauen in die natürlichen Wachstumsprozesse und das natürliche Leben des Kindes verloren. Sie bemüht sich um so mehr bloß keine Fehler in der Erziehung zu machen. Ihre mangelnde Intuition in Bezug zu ihren Kindern kompensiert sie durch ihren Drang die Kinder zu kontrollieren. Sie gewöhnt sich daran das komplette Leben der Kinder zu orchestrieren. Im Supermarkt bittet sie das Kind zur Seite zu treten, wenn jemand vorbei will. Sie macht das Kind darauf aufmerksam, was es jetzt wahrnehmen sollte, den schönen Schmetterling, sie erklärt den lateinischen Namen des exotischen Tieres. Sie kauft pädagogisch wertvolles Spielzeug, achtet peinlich genau auf den Zuckerverzehr. Sie organisiert und gestaltet die besten Geburtstagspartys, in denen sich garantiert keiner langweilt und jeder auch noch ein nettes Päckchen bekommt. Sie ist über jede Begebenheit in der Schule informiert, weiß genau die Farbe der Strümpfe ihres Kindes am vergangenen Dienstag.  Geduldig fährt sie die Kinder von einer Nachmittagsveranstaltung zur nächsten, um interessante Angebote zu machen, zu fördern  und zu inspirieren. All diese wohlmeinenden Unterstützungen gibt sie nicht etwa autoritär rüber, sondern sie leitet das Kind fein und fast unmerklich. Für die Kinder ist das fatal, denn fast unbemerkt und sehr freundlich ersetzt sie die eigene, innere Wahrnehmung des Kindes durch ihre Führung und Leitung. Das Kind spürt, das Mama schon alles sieht und hört und weiß. Fast unmerklich wird das Kind so seiner eignen, inneren Wahrnehmung beraubt. Das Kind gerät auf diese Weise in ein Leben aus zweiter Hand. Der anstrengenden Manipulation in der Familie ist nun Tür und Tor geöffnet. Ein Kind, das auf diese Art manipuliert wird, wird seinerseits seine Umwelt manipulieren. Kinder werden in diesem Zusammenhang ungeheuer kreativ und verstehen es damit ebenfalls die gesamte Familie zu bestimmen. Das Kind schläft nur noch wenn, .... Es isst nur noch....., es lässt sich nur noch von XY ins Bett bringen, es ist nur noch zufrieden, wenn du dieses und jenes für es tust.

Das natürliche Zusammenleben, das entstehen kann, wenn das Kind gelernt hat von innen her zufrieden und froh zu sein, ist hier nicht möglich, weil das Zusammenleben von all diesen unsichtbaren Fäden der Manipulation durchzogen ist. Es entsteht ein großes Maß an Stress und Unzufriedenheit. 

Wann immer die Kinder von außen "orchestriert" werden, werden ihre inneren Entscheidungen außer Kraft gesetzt, ihr persönliches Kontrollsystem wird nach außen  verlegt. Damit wird ihr Leben von außen bestimmt, sie werden abhängig von Belohnung, um fröhlich und glücklich zu sein und von Strafen, um sie zu korrigieren.

Als ich mir dieser Zusammenhänge in meinem Familienzusammenhang bewusst wurde, so ist mir klar geworden, wie fein und subtil diese Fäden an mich gehängt sind und welche Bewusstheit ich benötige, um diese Fäden zu kappen und dieses Recht auf Autonomie meiner eigenen Wahrnehmungen auch für mich zurück zu gewinnen. Kinder können nur gesund und zufrieden Lernen, wenn ihr Recht auf die eigene Wahrnehmung gewürdigt und zugelassen wird.

Als Mutter bedeutet es für mich meinen unmittelbaren Impulsen, zu korrigieren, zu bewerten, zu dirigieren, den eigenen Wahrnehmungen des Kindes keinen Raum zu geben, zu widerstehen und dem Kind Zeit zu geben seine eignen Erfahrungen zu machen.

Im Seminar benutze ich oftmals die Formulierung: „aus dem Kind heraus zu treten“, um zu verdeutlichen, dass Kinder so oft von mir in ihrer eigenen Wahrnehmung beraubt werden und es ein bewusstes Zurücknehmen meiner Impulse bedarf, damit das Kind SEIN darf. 

Gerne lese ich gleich hier unten deine persönlichen Erfahrungen oder Anregungen.

 

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Kopffüssler, wie wir sie erziehen

UnknownKopffüssler, wie wir sie erziehen und was Bewusstheit der Erwachsenen für Kinder hervorbringen könnte.

Unsere derzeitigen Ideen von Erziehung und Bildung machen aus unseren Kindern Kopffüssler und das leider von Anfang an. Dabei wäre es so wichtig als Erwachsener alles, was möglich ist zu tun, damit mein Kind seinen Körper und seine Körperlichkeit erfahren kann und langsam darauf aufbauen kann. Statt dessen sind wir Erwachsenen unaufhörlich damit beschäftigt die Kinder aus ihrem eigenen Rhythmus, aus ihren eigenen Empfindungen heraus zu holen.

Das ich als Eltern und Betreuerin weiß, was für das Kind richtig ist, steckt noch immer sehr tief in unseren Wurzeln. Langsam, ganz langsam dringt es zu uns durch, dass Kinder von Anfang an ein inneres Wissen haben, ihrem eigenen, inneren roten Faden zu folgen.

Je mehr ich in der Lage bin zu vertrauen, zu spüren, in Beziehung zu sein, desto mehr ermögliche ich dem Kind sein eigenes Potential zu schöpfen und zu entfalten. Dazu ist es oftmals notwendig einen kleinen Schritt zurück zu treten und demütig zu beobachten, statt zu wissen. In den Gruppen rede ich oftmals davon, wie wichtig es ist, „aus dem Kind heraus zu treten“, damit es selbst seine Erfahrungen machen kann. Viel wichtiger noch, dem Kind Zeit zu geben, bis seine eigenen Erfahrungen überhaupt in ihm ankommen dürfen. So schnell sind wir als Erwachsene und Pädagogen oft, mit dem Bewerten und Kommentieren, dass Kinder kaum Zeit bekommen, dass Erfahrungen im eigenen System ankommen dürfen. (Kinder SEIN dürfen)

Hier nun einige Beispiele, sie sollen dir einfach Inspiration geben , dich selbst zu beobachten. In keinem Fall sind sie dazu gedacht, dich schlecht fühlen zu lassen. Sie sind einfach Bestandteil, von der Unzahl an Fehlern, die wir als Eltern und Pädagogen sowieso täglich begehen. Gedacht sind sie, um Aufmerksamkeit und Bewusstheit und ein kleines Schmunzeln zu erzeugen. Es geht darum bewusst Mensch zu sein und die  Anzahl der Fehler, die wir sowieso machen ein wenig zu reduzieren. Nobody is perfect. Sei lieb zu dir:

-Du lässt das Neugeborene schreien, um es zu erziehen, damit es lernt, dass es mit dir nicht machen kann, was es will

-Du fütterst/stillst den Säugling, wenn du meinst, dass er jetzt essen sollte, du fütterst/ stillst es jetzt nicht, weil du meinst, dass es doch nicht schon wieder Hunger haben kann

-Du manipulierst den Schlaf des Kindes, wenn du was vor hast. Du lässt es nicht schlafen, oder meinst ,es müsste doch jetzt müde sein

-Du willst dein Kind möglichst lange stillen und gibst ihm keine andere Nahrung, obwohl es längst danach eifert

-Du bestimmst, wann es zu essen hat, was und wie viel (gestern hat es doch auch ein ganzes Schälchen gegessen...?)

-du vergleichst dein Kind ständig mit seinen Geschwistern oder den Kindern deiner Nachbarin(Julia war doch auch schon mit 2, 5 sauber, Max ist schon mit 10 Monaten gelaufen)

-Du bestimmst was genau dein Kind anziehen soll, weil es dir peinlich sein könnte, wie dein Kind seine Kleidung zusammen stellt

-Du redest in Anwesenheit deines Kindes oft über dein Kind

-Du erklärst und kommentierst vor anderen Erwachsenen dein Kind, als ob es sich nicht selbst zeigen könnte....

-Du bittest dein Kind auf der Strasse vor XY zur Seite zu treten, als ob das Kind nicht als Person wahrnehmbar wäre und von XY selbst angesprochen werden könnte.

-Dein Kind kann kaum eine Aktivität vollenden, ohne das du es nicht kommentierst. Du lässt es die Spülmaschine nicht einräumen, ohne Bemerkungen. Es kann keine Mahlzeit zu sich nehmen, ohne. Es kann sich nicht anziehen, ohne. Es kann nicht mit Freunden sein, ohne. Es kann seinen freie Zeit nicht verbringen, ohne. Es kann nicht über seine Gesundheit entscheiden, ohne. Es kann seine Freunde nicht wählen, ohne.

-…

Notiere dir 3 Bespiele, die du für 3 Tage ausprobieren möchtest, um dein Kind in seinem SEIN zu belassen, oder zu experimentieren und dich in deinem Hamsterrad zu beobachten.

Bespiele:

-Für heute kommentiere ich keine Gewohnheiten meines Kindes

-Für heute kontrolliere ich nicht, was mein Kind isst.

-Für heute rede ich nicht vor meinem Kind über mein Kind (auch nicht bei Säuglingen)

-für heute schaue ich, was es mit mir macht, wenn mein Kind am Computer sitzt, ohne zu  agieren.

-Ich berühre mein Kind heute mehrmals liebevoll, ohne etwas zu wollen

-Ich lächele, wenn mein Kind den Raum betritt

-….

Wenn du magst, notiere gleich hier unten auf der Seite, was du für heute einmal ausprobieren möchtest? Einfach so!

 

www.wundersameslernen.de

step by step SEIN dürfen