IMG_2522Es ist einer dieser warmen, milden Frühlingstage. Mein Sohn kann seit einem Tag Fahrrad fahren. Wir fahren gemeinsam ein Stück entlang des Teerweges, gleich hinter dem Haus. Jul fährt vorneweg. Ich genieße den Anblick, die warme Frühlingsluft streichelt meine Haut. Das Gefühl von Leichtigkeit und Bewegung, sowie die Sonne auf der Haut, alles ist ein Genuss, bis es vor mir kracht. Jul ist aus nicht erkennbaren Gründen gestürzt. Er weint, ist erschrocken und hat sich weh getan.

Ich tröste ihn und nachdem er sich nach einigen Minuten beruhigt hat, steigt er wieder auf und unsere Fahrt wird fortgesetzt. Bis zum Abend hin konnte ich mir nicht erklären, warum er eigentlich gefallen ist. Guter Weg, viel Platz, keine Steine, kein kaputtes Rad? Ich frage ihn: Was ist eigentlich passiert? Warum bist du gefallen? Ganz selbstverständlich antwortet er:

„Ich musste mich am Bauch kratzen!“

Ich muss schmunzeln und bin froh, dass wir am Abend darüber lachen konnten. Da war eine Tätigkeit, das Rad fahren, da war ein „Fehler“ (sich am Bauch kratzen), der begangen wurde, das Resultat war ein Sturz.

Stell dir kurz vor ein Pädagoge hätte ihm für diese Leistung eine Note 4 oder 5 gegeben oder einen Eintrag im Klassenbuch.

„Jul kratzt sich beim Radfahren am Bauch und Stürzt, Note 5!“

Was hätte diese oder jede andere Bewertung seines Tuns wohl mit dem Fortschreiten seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten zu tun? Was würde das mit einem lebenslangen Lernprozess tun?

Ich wünsche mir ein Lernen ohne Bewertungen und Noten, aus Sicht der Kinder sowieso  zumeist ungerecht und unqualifiziert, dem Leben und Lernen entgegen. 

Was meinst du dazu?

 

 

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