Zurück in die Zukunft von Schule
Zurück in die Zukunft von Schule-Zeitreisen und die Frage: Was ist inzwischen geschehen?
Da habe ich mich kürzlich in eine Zeitreisemaschine gesetzt und bin einfach mal in das Jahr 1904 gereist. Ich fand mich in einer Schulklasse mit etwa 70 anderen Kindern wieder. Ich hatte kratzige Kniestümpfe an und mir war etwas kalt. Ich saß ganz hinten in der letzen Bank. Gerade eben war ich von draußen rein gekommen. Auf dem Schulweg noch hatte ich mit anderen Kindern gespielt. Wir waren laut und ausgelassen. In dem Moment aber, als wir das Schulgebäude betraten, war ich, wie die anderen auch, mucksmäuschenstill.
Der Lehrer mag es gar nicht, wenn wir laut sind. Ich sitze auf meinem Platz und spüre die Anspannung in meinem Brustkorb. Ich halte ihn etwas steif und atme nicht richtig, denn ich habe Angst. Noch immer kratzen meine Strümpfe.
Mit einem Stock haut er auf die erste Tischreihe und verschafft sich durch einen lauten Schrei mit ernester Miene den Respekt.
Alle schauen gebannt nach vorne. Kaum einer traut sich mehr, sich zu rühren. Das fällt mir schwer, denn meine Kniestrümpfe kratzen so entsetzlich.
Heute gibt es Heimatkunde. Mit seinem langen Stock ‚tidscht‘ er ungeduldig und fordernd auf die etwas vergilbte Landkarte. Sie hat einige Risse, die der Lehrer auf der Rückseite notdürftig geklebt hat. Ich glaube, das war Robert. Er hat die Risse gemacht. Ich werde ihn nicht verraten. Ich will nicht, dass der Lehrer ihm wieder weh tut. Ich habe etwas Angst, denn ich kenne die Flüsse noch immer nicht so gut. Ich kann mir die Namen einfach nicht behalten. Das muss ich aber bald können. Wenn er mich wieder aufruft und ich weiß an der Landkarte wieder nicht Bescheid, dann kann es sein, dass ich eine Strafarbeit bekomme. Das will ich nicht, denn dann kann ich nicht mit den anderen spielen.
Wir sollen gerade sitzen. Wer das nicht tut, bekommt vom Lehrer eine Kopfnuss. Immer wieder geht er bei der Stillarbeit durch die Reihen. Wer nicht richtig sitzt, ist dran. Ich hasse das. Letzte Woche noch, habe auch ich eine Kopfnuss bekommen. Zu Hause darf ich das nicht erzählen. Wenn Vater das erfährt, dass ich nicht artig war, dann kann es mir passieren, dass auch er Hand anlegt. Da kann selbst Mutter nichts mehr machen. Er besteht immer darauf, dass wir uns in der Schule gut verhalten und es dem Lehrer Recht machen.
Ich habe Hunger. Heute morgen hatten wir keine Zeit mehr, etwas zu essen und die Strümpfe kratzen noch immer.
Die Schule ist aus. Kaum haben wir das Gebäude verlassen schreien wir laut und rennen und laufen. Weg, weg, weg, Speck, Speck, Speck morgen wieder Dreck, Dreck, Dreck….
Die Zeitreisemaschine hat mich in das Jahr 2078 transportiert.
Ich sitze in einem hellen Raum, der eigenwillig hell und warm beleuchtet ist. Ich habe Lampen dieser Art noch nie gesehen. Ich habe auch keine Ahnung, wo ich mich genau befinde, denn nichts hier gibt mir eine Idee, was das für ein Gebäude ist.
Um mich herum eine Menge Leute, in unterschiedlichem Alter. Wenn du mich fragen würdest, dann könnte ich dir nicht sagen, in welchem Land ich mich befinde. Ich habe den Eindruck, dass sich die halbe Welt an Kulturen hier tummelt. Multi Kulti eben. Alle sind auf sonderbare Weise geschäftig und interessiert. Die Grundstimmung ist freundlich und kommt mir fast schon ein wenig unwirklich vor. Ich schaue aus dem Fenster und da sehe ich eine ganze Bande jüngerer Kinder herum hopsen. Sie sind in Bewegung, lachen, streiten, verhandeln und ich kann sehen, dass es ihnen gut geht.
Ich erhebe mich und gehe diese breite Treppe hinauf. Oben dann finde ich Räume, die mit eigenwillig aussehenden Technologien versehen sind. Es hat mit dem, was ich für einen Computer halte, nichts mehr zu tun. Mir sind diese Geräte total fremd. Die Menschen benutzen sie, aber sie sehen happy dabei aus. So in etwa, als ob sie einen Hammer oder eine Zahnbürste benutzen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich gehe weiter und sehe Ruheräume. Zimmer, deren Farbgestaltung ganz unterschiedlich ist. Jeder Raum hat eine bestimmte Farbe und ist mit diesen besonderen Lampen, teilweise mit Musik so wunderbar einladend in Szene gesetzt. Jeder Raum spricht eine andere Einladung aus, um Menschen zu helfen, Ruhe und Stille zu finden.
Ich habe den Eindruck, dass ich mich auf einem anderen Planeten befinde. Wäre der Auftrag nicht gewesen mit der Zeitmaschine ‚Schule‘ in verschiedenen Zeiten zu besuchen, dann würde ich glauben, das all dies hier nicht wahr sein kann.
Wer leitet und dirigiert diese Szene? Wer ist hier verantwortlich? Das ist mir auf den ersten Blick nicht klar. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen, um mich herum ‚selbstreguliert’ sind. Sie haben, wie auch immer, ein Wissen davon, was stimmig und angemessen ist.
Ich gehe einen weiteres Stockwerk nach oben. Es gibt hier so etwas, wie einen Gerichtssaal. 24 Stunden ist er in Betrieb. Menschen sitzen im Kreis und regeln im Gespräch die Anliegen, die sie haben und nicht alleine regeln konnten. Ich stehe in einer Ecke des Raumes und beobachte das Geschehen. Wenn ein Fall abgeschlossen ist, stehen einige Personen auf und gehen, andere setzen sich. Das Ganze in Ruhe und ohne Hektik. Ich habe das System noch nicht erschlossen, aber die, die aufstehen, sehen zufrieden aus. Sie haben etwas vollbracht. Andere Menschen setzen sich. Auf mir unerklärliche Weise, ist dieser Stuhlkreis immer aktiv, er produziert Ergebnisse, das Tag und Nacht. Ein Perpetuum Mobile an Konfliktlösung.
Direkt gegenüber ein Raum, in denen Menschen in Bewegung sind. Sie folgen gewissen Bewegungslektionen, auch hier nehme ich eine angenehme, wohlwollende Grundstimmung wahr. Ganz am Rande schleiche ich mich vorbei, um auf den Balkon hinaus zu treten.
Von hier habe ich einen weitläufigen Blick über das Gelände. Es ist nett gestaltet. Jemand hat sich hier eine Idee gemacht, das kann ich wahrnehmen. Schönheit und harmonische Gestaltung auch hier. Positives springt mir in die Augen. Ich sehe kaum jemanden in Hetze.
Ich würde so gerne weiterschauen. Da gibt es noch so viel zu sehen. Das Gebäude hat weitere Stockwerke und das Außengelände ist riesig. Es gibt so viel zu sehen, was ich noch gar nicht verstehe. Ich bräuchte jemanden, der mir das alles erklärt. Das soll also die Schule von morgen sein? Ich kann mir das nicht vorstellen. Wie ist es denn dazu gekommen?
Ich muss zurückreisen, ich muss in das Jahr 2018 zurück. Ich will mich damit beschäftigen, was genau diese Veränderungen in Schule vollbracht hat. Was genau verursacht den Wandel, den ich seit 1904 erkennen konnte.
Irgendwie ist das System von Angst, Druck und Kontrolle einer anderen Grundhaltung der Menschen gewichen? Wie konnte es dazu kommen? Wer hat sich aufgemacht und hat diesen eklatanten Wandel vollbracht?
Die Landung mit der Zeitmaschine war nicht ganz so weich, wie die letzten Landungen. Langsam verliert die Maschine an Geschwindigkeit.
Ich befinde mich in einer Schule im Jahr 2018.
Irgendwie bin ich zwar da in dieser Schule, aber ich bin auch nicht da. Ich fühle mich irgendwie abwesend. Weiß nicht mal so genau, wovon ich mich eigentlich abwesend vorfinde. In mir verspüre ich eine tiefe Unzufriedenheit und kann es nicht mal richtig orten. Seltsames Gefühl ist das. Schaue ich die Erwachsenen an, so habe ich den Eindruck, dass es ihnen auch nicht viel besser geht. Ich kann wahrnehmen, wie sehr sie getrieben und in Hektik sind. Ich will alles, nur so nicht sein. Meine Opposition ist groß. Wenn ich ehrlich bin und tiefer schaue, so geht es mir aber auch nicht besser. Ich bin immer in Hektik und im selben Moment überkommt mich eine überbordende Langeweile.
Wenn ich nicht gerade gesagt bekomme, was ich tun soll, dann verliere ich mich am liebsten in meinem Smartphone. Die Bilder und Nachrichten und Abwechslungen sind wenigstens in einem Grundtempo, welches eher meinem inneren Tempo der Getriebenheit einspricht. Es beruhigt mich ein wenig, mich in den Medien zu verlieren. Es betäubt und lenkt ab. Ich liebe es.
Irgendwie fühle ich mich hier immer fremdgesteuert. Mein tiefstes Wesen wir in einer zu Grunde gelegten Zweckgebundenheit verdreht. Ich habe hier keine Chance. Da wäre so viel, was ich gerne tun würde. Da wäre so viel, was ich gerne beitragen würde. Da wäre so viel, was ich gerne entfalten würde.
Ansonsten ist meine Umgebung hier nicht gerade von Schönheit geprägt, sondern von Funktionalität. Alles hat einen Plan und eine Struktur, die es zu erfüllen gilt. Wenn ich das nicht tue, mich dieser Funktionalität unterordnen, dann bekomme ich schlechte Bewertungen. Ich kann dir sagen, dass will keiner. Dann ist es hier in der Schule anstrengend und zu Hause auch noch. Ich will nur noch eins. Das das hier zu Ende geht und dann, mache ich, was ich will. Dann können mich erst mal alle.
Wie alt muss man sein, um Entscheidungen zu treffen? Z.B. Fleisch essen oder nicht
Wie alt muss man sein, um Entscheidungen zu treffen? Z.B. Fleisch essen oder nicht.
Heute habe ich dir 3 kleine Geschichten geschrieben. Gemeinsam ist ihnen die Tatsache, dass ich sie alle drei persönlich erlebt habe. Darüber hinaus die Tatsache, dass sie alle etwas mit einer Entscheidung zu tun haben, als Kind Fleisch zu essen oder eben nicht.
Vordergründig könnte man meinen, dass ich etwas über Fleischkonsum im Kindesalter schreiben möchte. Tiefgründiger gesehen, haben die Geschichten damit zu tun, dass Kinder Entscheidungen, auf Grund von Erlebnissen treffen, die sie gemacht haben. Es sind ihre Entscheidungen, egal welche, manchmal schwierigen oder gar traumatischen Ereignisse dazu geführt haben. Ich habe die Erzählungen bewusst ohne Bewertung gelassen, damit sie auf eine gewisse Art offen bleiben und du sie auf deine Umstände und Vorstellungen übertragen kannst.
Ich muss so etwa 4 Jahre alt gewesen sein, als ich von Bekannten meiner Eltern mitgenommen wurde, um die Familie bei sich zu Hause zu besuchen. Dieser Besuch gehörte vermutlich zu den ersten Ausflügen zu ‚fremden‘ Menschen, bei denen meine Eltern nicht dabei waren.
Ich war so beeindruckt von den Hasen, die sie hinter dem Haus in diesen typischen Hasenkäfigen hatten. Schon von klein auf hatte ich einen großen Bezug zu Tieren und so war ich ein wenig hin und hergerissen, zwischen meiner Faszination für diese weichen, empfindsamen Tiere, mit den großen Augen und der Tatsache, dass sie in diesen engen Kästen leben mussten, die einen so eigenwilligen, intensiven Geruch verbreiteten. Bei aller Faszination fühlte es sich nicht recht an.
Mit einer gewissen Scheu und im selben Moment mit Neugier empfand ich mich in dieser fremden Umgebung leicht verunsichert. Eine Wohnungseinrichtung, die so ganz anders war, als unser zu Hause.
Die Aufregung über das Neue war sicher mit einer ersten Auslandsreise in ein fremdes Land vergleichbar, die eine Erwachsener tut. Du bist unterwegs, einer anderen Umgebung ausgesetzt, anderen Gerüchen, anderen Ritualen, du übertrittst erstmalig gewisse vertraute Grenzen, ganz ohne den Schutz, der dich für gewöhnlich umgibt. Du bist sehr verletzlich.
Auch die Gerüche beim Kochen waren mir fremd und so geschah es, dass das Mittagessen auf dem Tisch stand.
Es war eine seltsame, dicke, mehlig blasse Suppe, deren Geruch mir schon der Magen verschloss.
Ich sollte essen und man wollte mir mit Sicherheit gut. Aber man zwang mich diesen Eintopf mit Hasenfleisch zu essen. Irgendwie bekam ich heraus, dass es sich um genau das Fleisch dieser Tiere handelte, die ich noch kurze Zeit zuvor gestreichelt und ‚liebgehabt‘ hatte.
Etwas Schweres lag auf meinem Magen und verschloss meinen Bauch, aber darauf nahmen die Erwachsenen keine Rücksicht, sondern zwangen mich diesen widerlichen Eintopf zu essen. Wie in Wachs gegossen saß ich am Mittagstisch, nicht in der Lage aufzuspringen und zu gehen. Ich aß gegen meine Natur.
Das war ein sehr nachhaltiges Erlebnis und hat meine Beziehung zu Hasenfleisch ein für alle mal geprägt. Seither habe ich nie wieder auch nur ein Stück davon anrühren können. Ich hatte eine Entscheidung getroffen.
Vielleicht war ich etwa 8 Jahre alt. Es war die Zeit, wo ich mit meinen Schulkameraden in Klicken durch das Dorf zog und wir Baumhäuser bauten oder am Bach spielten. Es war eine herrliche und unbeschwerte Zeit. An diesem Tag wollte ich wieder los, aber das war nicht ganz so einfach, denn ich sollte meine kleine Schwester mitnehmen. In dem Moment war sie ein absoluter Klotz am Bein, der einem schon das Spiel mit den Freunden verderben konnte. „Wenn du deine Schwester nicht mitnimmst, dann bleibst du auch zu Hause, hörte ich die Großen sagen.“ Und so geschah es, dass ich dieses kleine, hilflose Ding mitschleifte und sie unterwegs sicher heftig spüren lies, wie sehr mich ihre Anwesenheit doch nervte.
Auf dem Weg zum Haus der Freunde kamen wir an dem Szenario einer Hausschlachtung vorbei. Da standen wir nun am Straßenrand und hatten Einblick in den Innenhof. Wieder, wie in Wachs gegossen, standen wir beide da. Ich, die Große und an der Hand meine kleine Schwester. Ich weiß nicht warum, aber wir liefen nicht weg.Wir sahen und hörten und rochen alles.Wir hörten das Schwein quieken, wir hörten den Schuss, wir sahen das Messer, das Blut, das Tier in der Zinkwanne, der merkwürdige Geruch,wenn das Tier gebrüht wird. Die Leiter an der es aufgehängt wird, damit es nun gespalten werden kann usw.
Diesmal hatte es nachhaltige Folgen für meine Schwester, denn sie konnte von diesem Tag für lange Zeit kein Fleisch mehr essen. Es war ein Erlebnis, dass wir nicht mit den Großen zu Hause teilen konnten. Ich glaube, wir haben das bis heute mit uns alleine ausgemacht.
Sie hatte eine Entscheidung getroffen, kein Fleisch mehr zu essen. Ich hingegen konnte nach dem Anblick noch Fleisch essen.
Ich muss so etwa 29 Jahre alt gewesen sein und war im Jahr zuvor das erste mal Mutter geworden. Heute war ein besonderer Tag, denn meine älteste Tochter, vielleicht 13 oder 14 Monate alt, würde zum ersten mal mit meiner jüngeren Schwester und ihrem Freund einen Ausflug machen. Die Tasche war gepackt und alle waren sicher gleichermaßen aufgeregt, aber eben aus den unterschiedlichsten Gründen.
Bis zu diesem Tag hatte ich ein vegetarisches Baby. Sorgsam hatte ich ihre Nahrung gewählt und darauf geachtet, dass sie kein Fleisch zu sich nahm.
Nach einigen Stunden kamen alle 3 beschwingt und freudig zurück. Sie hatten eine gute Zeit miteinander verlebt. Diese Energie konnte man regelrecht spüren, als sie zur Tür herein kamen.
Wir setzten uns alle an den Tisch und ich bewunderte dieses Kind, dass nun in einigen Stunden um Zentimeter gewachsen war. Ich konnte ihr regelrecht ansehen, wie sie die Zeit mit ihrer Lieben genossen hatte und sich erst mal wieder langsam und leicht verunsichert auf mich zu bewegte.
Die Schwester erzählte mit großer Leidenschaft, was sie so alles unternommen hätten und das sie schließlich auch noch die Schwiegermutter besucht hätten. Bei ihr habe man den Tisch gedeckt und Brote gegessen und die Tochter habe nach der Fleischwurst gefragt. Sie habe sie unbedingt essen wollen. So sehr, dass das Brot dazu völlig uninteressant gewesen sei. Sie habe ein Stück Wurst in der linken gehabt und ein anderes Stück in der Rechten. Sie habe die Wurst regelrecht gestopft. So sehr, dass man sich schon fast Sorgen gemacht hätte, dass es vielleicht doch ein wenig zu viel hätte sein können. Da ging sie nun hin, meine Vorstellung von einem vegetarischen Baby. Meine Tochter (gerade ein Jahr alt) hatte eine Entscheidung getroffen.
Alle drei Geschichten habe ich bewusst offen gelassen und bin nicht weiter darauf eingegangen, wie es denn weiter gegangen ist. Auch kannst du erahnen, welchen Wandel meine Entwicklung zu Fleisch über die Jahre genommen hat. Und diese Entwicklung ist noch nicht zu Ende.
Wichtig ist mir aber, dass es nun auf die Erwachsenen ankommt, auf ihre Art und Weise diese Entscheidungen zu akzeptieren und zu unterstützen. Dies genau so lange, bis diese sich wandeln wollen.
Oft habe ich schon erlebt, dass diese gewichtigen Entscheidungen von Kindern eben nicht von den Erwachsenen mit getragen wurden, weil man dem Kind unterstellt hat, dass es noch so klein sei.
Hat man die wahren Geschichten, die dazu geführt haben, nicht im Bewusstsein, weil man unter Umständen eben nicht dabei war, so kann es sein, dass man die Integrität eines Kindes munter verletzt, nicht wissend, was eigentlich seinerzeit zu irgendeiner Entscheidung eines jungen Menschen geführt hat.
Vertraust du in die Entscheidungen deiner Kinder? Ist es manchmal schwer, weil deren Weg, auch wenn sie noch so klein sein mögen, manchmal gegen deine Überzeugung geht oder dir unverständlich ist? Ab wann kann ein Kind denn nun eigene Entscheidungen bezüglich seiner Nahrung oder anderer Bedürfnisse treffen?
Gerne lese ich von dir.
Wer will schon gerne als ignorant gesehen werden, wo man sich doch solche Mühe gibt

Jenseits aller Erziehungsvorstellungen
Wer will schon gerne als ignorant gesehen werden, wo man sich doch solche Mühe mit den Kleinsten gibt
In diesem Beitrag beschreibe ich, dass es oftmals nur einen geänderten Blick auf die eigentlichen Bedürfnisse der Kleinsten braucht und damit können sich anstrengende Themen mit den Kleinkindern wundersam wandeln. Leicht ist es nicht. Weil es so naheliegend ist, tut es manchmal sogar richtig weh.
Einige Anregungen gebe ich in diesem Beitrag. Gerne lese ich dazu von dir.
Vor wie nach bin ich der Meinung, dass die Lernprozesse, die sich in den ersten Tagen und Monaten im Kind entfalten dürfen, wegweisend sind und entscheidend für die persönliche Zukunft des Kindes. Wenn ich es etwas pathetisch formulieren darf, dann möchte ich sogar behaupten, dass diese Zeit sogar über die Zukunft der Menschheit mit entscheidet.
Die jeweilige Umgebung, die wir Erwachsenen den Kleinsten bieten, quasi das unmittelbare Modell, in dem sie sich entfalten können, ist von größter Bedeutung. Alles, was dieses Modell vermittelt, wird im System des Kindes eingraviert und wird somit die Grundlage aller weitern Bewegungen und Entscheidungen sein.
Es gibt Erwachsene, die eine von Liebe und Nachsicht getragene Grundlage als Modell gewählt haben und an die Kleinsten einen gewissen Optimismus und ein großes Wohlwollen weitergeben. Die Kleinsten baden in einer mal mehr und mal weniger liebevollen Umgebung. Sie können gedeihen. (…und ‚Fehler‘ machen diese Erwachsenen auch)
Andere Erwachsene wählen bewusst oder unbewusst eine Umgebung, die auf dem Modell von Missachtung, Strafe, Disziplin, Belohnung und Drohung, Autorität und dem Gedanken ruht, dass man Kinder abhärten müsse. (…und hier da scheint auch ganz sicher das Herz durch)
Kleinkinder, die in dieser Modellumgebung aufwachsen, haben es schwer. Sie müssen eine Menge Lebensenergie dafür aufbringen ihr ganzes Wesen und Sein zu verteidigen. Lebenskräfte, die im Grunde in einen nicht enden wollenden, lebendigen Lernprozess fließen könnten, werden nun dafür verwendet sich schlicht und einfach zu verteidigen oder in anderen Fällen eine Menge Widerstand aufzubauen.
Das ist wirklich schade, denn im Grunde fehlt ihnen etwas, um besser lernen zu können, sich in aller Tiefe und Stille oder Leidenschaft mit etwas Interessantem beschäftigen zu können. Wohl gemeint, wenn ich von lernen spreche, dann überschaue ich in diesem Fall, die Zeit, noch bevor das Kind richtig sprechen kann.
Die Qualität der Beziehung mit den Kleinsten ist enorm wichtig, denn durch die langsame Entfaltung unserer Nervensystems, werden die ersten Erfahrungen weitreichend weitergetragen.
In meiner Erfahrung sind viele Auseinandersetzungen und Probleme, die Eltern von Kleinkindern haben, der Tatsache geschuldet, dass der moderne und schnelle Alltag und unsere derzeitigen Ansätze in Erziehung und Lernen, die Kleinsten all zu schnell in Verteidigungs- und Widerstandspositionen zwingt.
Schon die ganz kleinen Kinder sind oftmals gestresst. Nicht oberflächlich gestresst, sondern in der Tiefe gestresst. Damit meine ich, dass ihr System nur schwer zur Ruhe kommt. Natürliche Abläufe und und Kreisläufe und Regelsysteme sind gestresst.
Und damit geschieht es, dass kleine Kinder oft so stark aufdrehen und fordernd werden.
- Immer wieder begegnen mir die Eltern, mit den Kleinkindern, die nachts nicht mehr durchschlafen, oder alle Stunde die Brust einfordern…
- Es begegnen mir die Eltern mit den Kindern, die mit 3, 4, 5 oder 6 Jahren wieder in die Hose machen.
- Auch die Eltern der Kinder, die nur noch dies oder das essen, und wenn sie etwas Bestimmtes nicht bekommen, kann es schon geschehen, dass sie völlig von der Rolle fallen.
- Ich höre die Geschichten von den Eltern, deren Kleinkinder die unglaublichsten Wutausbrüche haben und dies an Orten, wo man es sich so gar nicht wünscht….
Ganze Foren im Internet angefüllt mit Kommentaren, die mir zeigen, dass Eltern das falsche Ende des Stockes auffangen. Sie suchen an Ecken und Enden, geben große Summen Geld für angeblich pädaogische-wertvolles Gedöns aus.
Das Traurige daran ist, dass all diese Bewegungen und angeblich notwendigen Maßnahmen die Kleinsten immer nur noch weiter in Widerstand und Kampf zwängen. Alles wird noch schlimmer und man wird zum Therapeuten oder Arzt geschickt.
Kaum ein Erwachsener mag es gerne hören, dass die Kinder im Grunde nicht das Problem sind. Sie mögen sich auch nur sehr zögerlich dem Gedanken öffnen, dass die anhaltenden Schwierigkeiten, die Eltern in diesen Zeiten mit den Kleinsten haben, nicht den Kindern geschuldet sind, sondern vielmehr einer durchzügigen Ignoranz gegenüber den grundlegenden Bedürfnissen der Kleinsten.
Viel einfacher scheint es zu sein, noch immer die Ansätze einer moralischen Erziehung der Kleinkinder zu folgen, zu versuchen das rechte Verhalten unter allen Umständen ‚hinzuerziehen‘.
Früher mag das geklappt haben, da wurde die moralische Erziehung einfach mit körperlicher und seelischer Gewalt hineingezwängt. Den Kindern blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen und sich anzupassen, sonst hätte es ‚etwas gesetzt’.
Doch heute ist die Zeit eine andere. Diese Ansätze das Verhalten der Kinder mit Druck und Stress zu leiten, „funktionieren“ aus vielschichtigen Gründen nicht mehr.
Was tun?
Es ist also höchste Zeit, sich genau diesem Prozess zu stellen, das ich das alte ‚Handwerkszeug’ nicht mehr habe und die anderen Ansätze des Aufbaus einer gesunden Beziehung vielleicht selbst noch nicht so selbstverständlich in den Körperzellen trage.
Das Thema Erziehung will in gewisser Weise umgeschrieben sein, ein neues Kapitel will in diesem Buch aufgeschlagen werden.
Daher empfehle ich Eltern, die in dieser Kampf- und Krampfdynamik mit den Kleinsten leben, sich ganz grundlegenden Fragen zu stellen. Es sind Fragen, die die gesellschaftlich rigiden und eingleisigen Vorstellungen dehnen und weiten und nicht nach richtig und falschen Ansätzen suchen. Es entstehen Möglichkeiten von 'sowohl als auch' im Gegensatz zu 'nur so'.
Wenn diese Alternativen im Inneren der Eltern an die Oberfläche kommen, dann berichten sie mir, dass manchmal schon nach nur einem Gespräch, die Schwierigkeiten weniger geworden sind.
Dies konnte geschehen, weil Eltern nach der Beratung einfach einen anderen, nicht mehr so stark von moralisch geprägten Ideen zu Erziehung und Lernen, auf ihr Kind haben konnten. Die Kinder fühlten sich gesehen und konnten von jetzt auf gleich den Kampf und den Widerstand loslassen.
Ähnliche Anregungen, wie man einen anderen Blick auf die Alltagsthemen mit Kindern richten kann, habe ich in meinem Buch JENSEITS ALLER ERZIEHUNGSVORSTELLUNGEN verarbeitet. In neun Geschichten, versuche ich dir einen weicheren und freundlicheren Blick auf die Dinge zu ermöglichen. Du findest mein Buch hier direkt im Verlag, bei Amazon oder auch in der Buchhandlung deines Vertrauens.
Blinder Gehorsam. Warum ich Kinder lieber sehend wissen möchte.
Blinder Gehorsam. Warum ich Kinder lieber sehend wissen möchte.
Noch immer steckt Gefügigkeit und Gehorsam tief in unseren Ansätzen zu Erziehung und Lernen. Sich dieser Haltungen bewusst zu werden und sie an die Oberfläche zu holen, halte ich für eine wichtige Aufgabe. Wenn man genau hinschaut, findet man den Wunsch nach blindem Gehorsam in vielen Bereichen.
Vor einigen Tagen habe ich einen Videoausschnitt gesehen, in dem ein Schäferhund gezeigt wurde, der bei einem Wettbewerb oder einer Gehorsamkeitsprüfung eine besondere Medaille gewonnen hat. Ich sah also einen Hund, der auf dem Wettbewerbsplatz neben seinem ‚Herren‘ saß und innerlich gespannt wie ein Flitzebogen war. Ich sah ein ‚Herrchen‘, der gut durchtrainiert war und der in seiner ganzen Erscheinung wie ein Soldat aussah. Er verzog keine Miene und man hatte den Eindruck, dass er einen Stock verschluckt haben könnte. Der Wettbewerb startete und die beiden liefen los. Offensichtlich war die Aufgabe, dass der Hund seinem ‚Herrchen’ folgt, das ganze ohne Leine und mit einem Minimum an körperlich sichtbaren Anweisungen.
Der Hund war in der Art trainiert, dass er mit dem Kopf beim Laufen in den Himmel schaute. Eine unnatürliche Haltung für einen Hund. Das Ganze sah etwas skurril aus, aber offensichtlich entsprach es den gestellten Anforderung, ja wurde sogar als ausgezeichnet angesehen. Da der Hund in dieser Körperhaltung wenig sehen kann, kann er gehorsam sein. Mir fiel unmittelbar das Wort „Blinder Gehorsam“ ein. Man kann ihn in Mensch und Tier hervorbringen. Es funktioniert, dabei werden Topleistungen erbracht. Dem Auge eines sensiblen Betrachters entgeht nicht der Preis, der dafür gezahlt wird. Würde geht dabei verloren und noch viel mehr.
Äußerlich betrachtet sah alles korrekt aus. Man konnte den Eindruck haben, dass die beiden ein starkes Team sind. Und doch fand ich es einfach nur widerlich. Genauso widerlich, wie wenn ich so manche Pferdeveranstaltung anschaue. Wenn ich mir die Trainingsmethoden dazu betrachte, dann weiß ich, dass diese superintelligenten Tiere durch allerhand Methoden und Hilfsmittel in der Art trainiert werden, dass sie nicht gut sehen können. Manche Pferde werden so trainiert, dass sie den Kopf auf unnatürliche Weise nach unten halten müssen. So können sie wenig sehen.
Sie werden ihrer Sinnesstärke beraubt. Sie dürfen nicht Pferd sein. Gehorsam und Gefügigkeit werden so erzwungen.
Äußerlich sieht man ein ‚korrekt’ gerittenes Pferd (vorgeführten Hund). So manchem Betrachter entgeht aber nicht, dass es ein Pferd ist, dass in eine Haltung gezwungen wurde, die von ihm verlangt, sich in so großem Maße unterzuordnen, dass die ganze Erscheinung oder das Pferd-Mensch Team eher einer roboterhaften Darbietung gleichkommt.
Die Natur des Lebewesens wurde mit List und so manches mal auch mit Gewalt unterdrückt, so dass es vordergründig eine gute Performance sein kann, hintergründig ist es seelischer und körperlicher Missbrauch.
Gehorsam, auch bei Kindern wird immer in gewisser Weise erzwungen. Das Dumme ist, dass es funktioniert. Vordergründig funktionieren unsere erzieherischen Maßnahmen und Interventionen noch immer. Gewünschte Leistungen werden erbracht, doch der Preis ist immer hoch. Etwas geht dabei immer verloren. Ein Funkeln in den Augen, eine Lebendigkeit im körperlichen Ausdruck, eine tiefe nährende Atmung, die Würde, die Integrität uvm.
Ich glaube, dass wir uns erst ganz am Anfang davon befinden, eine Vorstellung davon zu bekommen, wie ein Leben mit Kindern aussehen kann, in dem die alten Formen der Disziplinierung und das Einfordern von sofortigem und unbedingtem Gehorsam auf ein Höchstmaß minimiert werden.
Zu sehr stecken diese alten Vorgehensweisen, wie man Menschen ( und Tier) zum ‚Funktionieren‘ bringt, in uns drin. Es braucht ein großes Maß an Bewusstheit, um diese eingebrannten Muster langsam und respektvoll aus dem eigenen System zu schleichen.
Gerade die Kinder der heutigen Zeit scheinen hier große Lehrmeister zu sein. Viele, die ich kenne, fordern die Erwachsenen geradezu heraus, ihre Ideen zu Gehorsam und Erziehung gnadenlos zu hinterfragen. Und das mit gutem Grund.
Vor wie nach wird ein Umdenken in Erziehung und Lernen nicht durch das Umlegen irgendeines Schalters hervorgebracht, sondern durch ein erhöhtes Bewusstsein und den Willen sich dem unbequemen Nichtwissen zu stellen, wie es denn anders gehen könnte? Wir müssen das regelrecht 'neu' in Erfahrung bringen, den Mut aufbringen uns nach unserer inneren Wahrheit neu zu erfinden.
Viele haben sich auf den Weg gemacht. Dafür bin ich ausgesprochen dankbar.
Nachsatz: Auch was Hunde und Pferde betrifft, so weiß ich einfach, dass es anders geht. Topleistungen können erbracht werden und sie gründen auf eine wundervolle, würdige Beziehung.
Gerne lese ich von dir.
Die Zahngesundheit der Kinder und andere ‚Untiefen‘ der Mundhöhle
Die Zahngesundheit der Kinder und andere ‚Untiefen‘ der Mundhöhle.
Glaubst du es wirklich, dass dein Kind schlechte Zähne bekommt, wenn es an diesem Abend oder in drei Tagen die Zähne nicht richtig putzt?
Das Thema Zähne putzen ist in vielen Familien ein großes Thema. Gerade in der vergangenen Woche ist es mir mehrfach begegnet.
Grund genug einmal einen Blick in die ‚Untiefen’ der Mundhöhle zu werfen.
- „Mein Mann putzt unserem Sohn seit 2 Jahren die Zähne. Dazu nimmt er ihn jeden Abend auf den Arm, d.h. wenn ich ehrlich bin, nimmt er ihn in eine Art Schwitzkasten.“
- „Komm Sophie, w i r müssen jetzt die Zähne putzen“! (Sophie ist 7 Jahre alt)
- „Die Zahnärztin hat gesagt, dass wir dem Kleinen in jedem Fall die Zähne putzen müssen. Sie gibt uns zu verstehen, dass wir Schuld an jeder Karies seien, die ein Kind haben kann. Er ist 8 Monate alt.“
- „Die Kinder müssen im Kindergarten 2 x am Tag die Zähne putzen, um eine bestimmte Uhrzeit essen und nur dann. Sie müssen das essen, was die Erzieherinnen ihnen auftragen. Auch müssen sie eine willkürliche, gesellschaftliche Reihenfolge der Lebensmittel einhalten. Sie dürfen die Yoghurt erst nach dem Brot essen und nicht davor.“
- „Solange die Kinder die Zähne nicht geputzt haben, lese ich ihnen keine Gutenachtgeschichte. Wenn sie nicht schnell genug sind, dann gibt es eben keine mehr.“
Um es gleich vorne weg zu sagen. Zähne putzen ist mir enorm wichtig. Doch es ist mir nicht so wichtig, dass ich die Integrität der Kinder einem möglichen (nur in der Vorstellung kariösem) Zahn opfern würde.
Doch genau das erlebe ich in vielen Fällen. Wir bauen da eine heilige Kuh um den schlichten, simplen und einfachen Vorgang der Zahnpflege. Die Integrität der Kinder wird dabei oftmals geopfert.
In diesem sich hochschaukelnden Themenkomplex vermischen sich ganz vielen Einzelthemen. Ich erlebe es oft, dass der einfache Menschenverstand in dem Wirrwarr verloren geht. Angst, Verunsicherung, Schuld und veraltete Erziehungsvorstellungen vermischen sich mit den künstlich aufgeplusterten ‚Zahnkomplexitäten‘. Unnötige Verletzungen körperlicher und seelischer Art entstehen, all das müsste nicht sein, wenn wir uns nur mal ein Stück entspannt zurücklehnen und 5 gerade sein lassen würden.
Die Zahngesundheit hängt von den unterschiedlichsten Faktoren ab. Da ist das Zähneputzen nur einer davon. Nicht zu unterschätzen ist die Zahnpflege, aber sie ist eben nur ein Aspekt. Daneben spielt die Ernährung eine Rolle, die allgemeine Gesundheit, eine gewisse Veranlagung mag bedeutsam sein, das Alter usw.
Die Lippen und der Mund sind ein hochsensibles Gebiet. Nicht nur, dass erste Erfahrungen an dieser Stelle gemacht werden. Der Mund ist der ummittelbare Eingang für die erste äußere Nahrung, das Stillen von jedweden Bedürfnissen findet genau hier zunächst eine Zentrale. Der Mund berührt, untersucht, empfindet, nimmt auf, spuckt aus, zeigt in seinen feinen Nuancen jedwede Gefühlsregung. Der Mund freut sich, zeigt Abneigung, küsst oder verschliesst sich.
Eine Ort, der in hohem Maße sensibel ist, embryologisch gesehen auch als Anfang des Darms, sprich der Möglichkeit für Verdauung (auch im übertrageneren Sinne) gesehen werden kann, sollte damit nicht einfach nur als Öffnung gesehen werden. Man macht es sich viel zu einfach, wenn man den Mund des Kindes einfach nur als irgendeine Öffnung sieht, die gefüttert werden will und dessen weiße Beißerchen um jeden Preis gereinigt sein müssen.
Wir haben es hier mit weit mehr zu tun. Wir haben es mit der Körperöffnung eines einzigartigen Kindes zu tun. Mit einem unmittelbaren, direkten Zugang zu seiner Person und Persönlichkeit.
Das ist ein Ort und ein Thema,. mit dem wir in meinen Augen viel sensibler und achtsamer umgehen müssen. Es geht eben nicht nur um die Gesundheit und Sauberkeit der Zähne, sondern es geht um viel mehr. Es geht, wenn man so will, um Missbrauch, wenn man nicht das nötige Feingefühl und einen gewissen Weitblick aufbringt. Den Weitblick braucht man nicht nur für die Perspektive, dass das Kind mit möglichst wenig Karies zu tun hat. Man braucht den Weitblick eben auch für das Wahren der Integrität eines jungen Menschen, dessen Mund und Zahnraum eben ein zutiefst sensibler und intimer Raum ist. Es ist eben der Mund des Kindes.
Genau da fängt es an, was das Thema Zahnpflege in der Familie entspannen könnte. Ich schreibe es einfach nochmal hier hin:
Der Mund und die Zähne, sind der Mund und die Zähne des Kindes. Es ist nicht dein Mund, es sind nicht dein Zähne.
Es geht um die langfristige Zahnpflege, darum die Zähne gesund zu erhalten. Es geht auch um die langfristige gesunde Persönlichkeit, um einen starken, selbstbewussten Menschen zu begleiten. Das bedeutet, dass ich mich in gewisser Weise auch aus dem ’Mund’ des Kindes heraushalten muss.
Damit stellt sich die Frage, wie ich als Eltern von jungen Menschen, diesen scheinbaren Widerspruch leben kann? Wie kann ich Zahngesundheit und Vorsorge betreiben und im selben Moment Selbstfürsorge ermöglichen?
- Das geht ganz gewiss nicht, in dem ich die Kleinsten in den Schwitzkasten nehme, um ihnen die Zähne zu putzen.
- Das geht auch nicht, indem ich Sophie an das Zähneputzen erinnern will, aber von „wir müssen rede…“
- Es geht auch nicht, indem ich einer Zahnärztin gestatte, mit Schuldgefühlen um sich zu werfen. Es geht vermutlich nicht mit einer Zahnärztin, die nicht in der Lage ist, das Thema Zahngesundheit in größeren Zusammenhängen, vor allem wohlwollend zu sehen, mich und mein Kind respektvoll zu behandeln.
- Es geht auch nicht mit einer Erwachsenenmacht (Kinderbetreuung und Elternhaus), die persönliche Vorlieben und Essgewohnheiten einer allgemeinen und willkürlichen Vorstellung zur Ernährung opfert. Einer Gesellschaft, die ein Riesengedöns aus einem, im Grunde schlichten Vorgang macht.
- Das geht auch nicht, mit den subtilsten Manipulationen von Erpressung, bis hin zu angeblich kinderfreundlichem bunten, schrillen und unterhaltsamen Kinderzahntrallala. Aus guten Grund war ich schon immer auf Kriegsfuß mit der blöden Zahnfee.
Und wie so oft, wenn ich etwas schreibe, dann gibt es hier keine Tricks und Tips an der Zahnputzfront, sondern Nahrhaftes, um sich selbst aufrecht hinzustellen und gängige Praktiken zu hinterfragen. Es ist mir wichtig Ideen zu geben, um zu einer eigenen, stimmigen Wahrheit zu finden und diese dann zu vertreten und zu leben.
Ist es wirklich wahr, dass es so schlimm ist, wenn er heute die Zähne mal nicht putzt, das vielleicht für 3 Wochen?
Ist es wirklich wahr, dass ich den kurzfristigen Erfolg mit Machtmissbrauch (ich putzen dir die Zähne) an diesem Abend, der langfristigen gesunden Integrität des Kindes opfern sollte? Gibt es einen besseren Weg? Wie könnte der aussehen?
Ist es wirklich wahr, dass das Kind allen Lack und alles Gedöns auf die Zähne braucht, um diese gesund zu erhalten?
Ist es wirklich wahr, dass die Neunjährige das Lippenbändchen im Mund operativ entfernt haben muss, damit sich schon bei dem jungen Kind die Zahnlücke schließt? (wirklich so erlebt)
Ist es wirklich wahr, dass mein Kind eine Zahnspange braucht?
Ist es wahr, die Sache mit dem Fluorid in der Zahnpasta?
Ich wünsche mir einen Weg zur einer simplen Einfachheit, zum Naheliegenden. Das könnte sein, die Zahnbürste in die Hand zu nehmen, sich selbst die Zähne zu putzen und davon auszugehen, dass die Kinder es auch tun werden. Es könnte auch bedeuten, bestimmte Dinge kritisch zu hinterfragen, nicht ein falsches und verlogeneres Bild dazu im eigenen Haus entstehen lassen. Es könnte auch sein, eine Zahngesundheit, zunächst im Inneren entstehen zu lassen, die sich dann ganz eigenSINNig im eigenen Familien-Feld entfalten kann.
Vielleicht bis du beim WundersamenLernen-Camp im Oktober dabei? Da werden wir in entspannter Atmosphäre vielerlei Themen berühren, mit denen wir in Familie und Alltag zu tun haben. Info findest du hier.
Uninteressantes loslassen dürfen, nur um wirklich (weiter) lernen zu können
Uninteressantes loslassen dürfen, nur um wirklich (weiter) lernen zu können.
In diesem Beitrag beschreibe ich eine persönliche Vorgehensweise und Beobachtung , die eine Grundlage für lebenslanges, selbstbestimmtes und natürliches, vor allem simples Lernen ist.
Diese Fähigkeit können wir bei Kindern beobachten, sollten sie ihnen unter allen Umständen erhalten und uns selbst, von und mit ihnen, dahin ‚zurück’ bewegen lassen.
Jeder, der mit kleinen Kindern zu tun hat, weiß, dass sie von jetzt auf gleich, einen Gegenstand der nicht mehr im Mittelpunkt ihres Interesses ist, fallen lassen können. Eben noch haben sie sich mit jeder Faser dafür interessiert. Sie haben beispielsweise an diesem Bauklotz gerochen, haben ihn in den Mund gesteckt, die Kanten mit der Zunge untersucht. Sie haben das Gewicht erspürt und auf mysteriöse Art, Auge und Hand koordiniert. Etwas älter, haben sie den Gegenstand in andere Verhältnissen und Zusammenhängen untersucht.
Dort liegt er nun, unter dem Schrank, der Bauklotz. Millimeterweise lagert sich über Zeit Staub darauf ab. Es sieht so aus, als ob er nicht mehr benötigt wird. Aber, es sieht nur so aus.
Nur wenige Jahre später, wird er, vielleicht aber nur im Geiste (d.h. in der Vorstellung), wieder heraus gekramt. Gut möglich, dass man ihn wieder benötigt, wenn man etwas über Längen und Breiten lernen will. Man holt ihn vielleicht wieder hervor, wenn man das erste mal mit Winkeln und deren Berechnung beschäftigt ist.
Unter Umständen hat man ihn unter dem Schrank genau im richtigen Moment gefunden (was ist wohl der richtige Moment?) , weil man die geeignete Stütze unter einem wackeligen Möbelstück sucht.
Für den einen oder anderen ist an dieser Stelle die Auseinandersetzung mit dem Bauklotz beendet.
Für die andere beginnt vielleicht genau an diesem Tag die spannende Reise in ein viel tieferes Wissen.
Du lernst und vertiefst dein Wissen in eine Richtung, die du noch vor wenigen Jahren für undenkbar gehalten hättest.
Da ist dir kürzlich, in einem interessanten Gespräch der Begriff des ‚goldenen Schnittes’ oder der ‚heiligen Geometrie‘ begegnet und du beginnst daher, ein Interesse zu entwickeln, in welchen Zusammenhängen man diesen Bauklotz, der nun unter deinem Möbelstück liegt, auch noch betrachten könnte.
Die Zahlen, Fakten und Berechnungen werden durch philosophische Gedanken erweitert, die dich immer weiter führen. Du folgst deinen Interessen, lernst weiter, begreifst, veränderst Einstellungen, erweiterst deinen Horizont. Du erschliesst dir Verknüpfungen hin zu Gebieten, die du noch vor wenigen Jahren schlicht und ergreifend nicht wahrgenommen hättest.
Hier am Beispiel eines schlichten Bauklotzes exemplarisch dargestellt, ist ein möglicher Weg, wie sich lebenslanges Lernen fortentwickeln könnte.
Du hast sicher ähnliche Erfahrungen gemacht, in Bereichen, die dich vielleicht interessieren und dich quasi rufen, immer tiefer und immer weiter zu gehen.
So geht es mir eben auch in den Bereichen um das wundersameLernen. Ich nehme ‚Bauklötze' zur Hand, studiere sie mit Zunge, Hand und Augen und Gespür, ich lerne. Ich lass den Bauklotz fallen, den ich dir vielleicht gerade vor einigen Wochen schmackhaft gemacht habe und dir mir all meinem Interesse entgegengebracht habe. Dort liegt er nun und du wunderst dich vielleicht, dass du von mir und den Bauklötzen nichts mehr hörst.
Was du aber wissen musst, dass mein Interesse an den Themen des wundersamen Lernens sich trotzdem weiter entwickelt hat, auch wenn du mich eben nicht mit diesem roten Bauklotz hast weiter ‚spielen‘ sehen. Mein Interesse hat sich inzwischen auf einen andere Gegenstand konzentriert. Ich studiere andere Zusammenhänge und andere Grundlagen auf Grund der ‚Spielsachen‘, die mein Interesse eben heute anzieht. Ich bin mittendrin, verwickelt in mein leidenschaftliches Lernspiel. Auch, wenn ich es vielleicht versäumt habe, dich darüber zu unterrichten.
Kannst du eben dieses Mäandern deiner Interessen und Schwerpunkte auch in deinem Leben beobachten? Nicht immer sind dieses Schlängelbewegungen für andere zu verstehen, aber für das Kind und für den bewussten Erwachsenen sind sie notwendig und wunderbar. Genau eben diese Schlängelbewegungen sind es, die den Treibstoff und das totale Interesse an dem voran bringen, was dein Kind oder dich ausmacht.
Merke, wenn dein Kind genau diesen Gegenstand (Bauklotz) aus seinem derzeitigen Interesse verbannt, dann hat es einen guten Grund. Es ist der richtige Moment, es ist nichts verwerfliches , es ist einfach an der Zeit eine neue Biegung anzugehen. Nur, um irgendwann einmal größere Zusammenhänge zu verstehen und nutzen zu können. Dieses Lernsystem ist unbezahlbar wertvoll und braucht unser volles Vertrauen als Erwachsene in die Kinder, noch besser erst mal in uns. (Schmerzlich nur, wenn du genau dafür kürzlich viel Geld gezahlt hast. Dann merkst du, dass das Interesse eine Kinder eine andere, vermeintlich ‚falsche‘ Richtung einnimmt? Kennst du das?)
C’ist la vie.
Bei den Erwachsen verläuft es ähnlich, auch wir mäandern und knüpfen so auf kaum vorstellbare Weise unsern Lebenslernteppich. Jeden mit einem einzigartigen Muster. Kaum zwei sind vergleichbar, wie die Fingerabdrücke der Menschen.
So könnte es gehen für die Kinder (und die Erwachsenen), wenn wir es nur sehen könnten und das Vertrauen aufbringen könnten, um ihnen (uns) ihren (den) ureignen Lernweg zu zugestehen.
Das Vertiefen und Verfeinern der je individuellen Lernwege ermöglicht uns den Aufstieg in ungeahnte Zusammenhänge des menschlichen Potentials.
Mein persönlicher Weg verlangt momentan in gewisser Weise ein Loslassen dessen, was ich gelernt habe. Das ist sehr verunsichernd. Und wie das Kleinkind mit dem Bauklotz bin ich gerade mit ganz rudimentären, ersten Schritten beschäftigt, erarbeite mir eine neue ‚Betrachtungsweise‘ der Dinge. Ganz sicher bin ich aber, dass ich dran bleibe. Vielleicht ist es nicht für jeden Leser/in erkennbar. Aber auch das ist gut so. Denn dieser Leser/in muss vielleicht gerade diesen Bauklotz loslassen und seinen/ihren Weg weiter zugehen.
Ich finde das sehr spannend und freue mich über all die, die mich gerade deshalb weiter begleiten.
Mein nächstes Seminar, diesmal mit Übernachtung, findet am 26. und 27. Oktober statt. Freue mich auf die Gelegenheit dich hier zu begrüßen.
Hingabe - Eine Annäherung an ein selbstbestimmtes Lernen in Freiheit
Eine Annäherung an ein selbstbestimmtes Lernen in Freiheit
Kürzlich hat mir einer meiner Söhne gezeigt, wie er dabei ist, seinen Roller zu bearbeiten. Er hat sich entschieden, die alte Farbe abzutragen, neue Rollen zu erwerben und hat mir sehr überzeugend zu verstehen gegeben, dass er nun eben auch neue Griffe für beide Seiten benötigen würde. Seine derzeitigen Griffe seien abgenutzt und voll mit Schweiß. (grins)
In der ganzen Unterhaltung war eine Menge an Bedeutung zu erkennen. Mit jedem Detail und jeder Beschreibung der derzeitigen, (angeblich) nicht tragbaren Umstände, war in seiner Stimme und seiner ganzen Haltung zu erkennen, wie sehr es ihm am Herzen lag, dass er sich dieser mühevollen Arbeit hingegeben hat.
Er hat damit begonnen, mit der Hand und etwas Sandpapier die Farbe vom Roller zu entfernen. Er hat mir gezeigt, wie mühevoll es ist und hat mir glaubhaft versichert, dass er für diese wenigen Quadratzentimeter, einen ganzen Tag benötigt hätte.
Er hat sich richtig viel Mühe gemacht und hat mit viel Sinn für’s Detail die kleinsten Ecken an dem alten Ding geschmirgelt.
Stell dir nur einmal vor, ich hätte ihm vor Wochen, als das Thema in seinem Leben Null Bedeutung gehabt hat, mitgeteilt, dass ich ihn bitte, mit etwas Sandpapier die Farbe vom alten Roller zu nehmen. Ich hätte ihm gesagt: „…du, das ist mir jetzt wichtig, dass dieser unsägliche Roller wieder optisch in die Reihe kommt. Ich finde, du solltest deine Sachen besser in Ordnung halten.“
Was wäre wohl geschehen? Ich hätte eine große Diskussion gehabt. Er hätte mir vermutlich versichert, dass er dazu keine Lust hat. Ich hätte den Druck, mit irgendwelchen Mittelchen erhöhen müssen. Ich hätte mir Manipulationen der tollsten Art einfallen lassen müssen, mit denen ich ihn dazu ‚bewegt‘ hätte. Kaum wäre eine halbe Stunde um gewesen, hätte er gejammert und sich beschwert, dass dies einen unmögliche Arbeit ist und das er dies nicht machen wolle, weil…..
Wir hätten Diskussionen über Diskussionen gehabt.
Was nun ist der Unterschied? Was macht es in seinem Leben aus, dass er sich eine solche Mühe macht und soviel Intensität in eine Tätigkeit legt, mit der mich jeder jagen könnte.
Ich bin ja im Grunde nicht faul, er ist es auch nicht.
Es gibt etwas, was ihn und mich im Schaffensprozess hält und ist es auch noch so anstrengend.
Du kennst das sicher auch.
Ich will dir einige Gedanken notieren, damit du feststellen kannst, dass Mensch nicht per se faul ist, sondern das der Einsatz für etwas, eine Reaktion auf die innersten, persönlichsten Themen ist.
- Damit ich einen ganzen Tag damit verbringen kann, einen Roller mit Sandpapier zu bearbeiten, muss es mich in irgendeiner Weise interessieren, ich muss wirklich Spaß daran haben, dies zu tun.
- Es muss ganz und gar meine Sache sein, ich muss es gewählt haben, weil es mir ganz tief drin, aus irgendeinem Grund, ein Anliegen ist. Ein tiefes Anliegen, aber eben nur mir.
- Es muss mir Sinn machen, ich habe Absicht damit. Ich will etwas damit bewegen, es muss mir von Bedeutung sein. Damit braucht die Ausdauer, Tage lang Sandpapier zu nutzen meine Freiwilligkeit, ich muss es mir einfach selbst ausgesucht haben.
- Es kann sein, dass dieses Ergebnis, was ich herstellen möchte mir so wichtig ist, dass ich es sogar voran bringe, auch wenn mir so manches Erfordernis dieser Tätigkeiten keinen Spaß bereitet. Es macht nur mir Sinn. Für dich kann das völlig unerheblich sein.
- Um dieses Ergebnis zu erreichen muss ich unter Umständen eine Menge dazu lernen. ich muss ja in Erfahrung gebracht haben, dass die alte Farbe erst mal runter muss. Ich muss wissen, dass ich dann keine Zaunlasur benutzen kann, um die den Roller zu streichen. Ich muss wissen, welches die besten neuen Rollen sind, wo ich sie bekommen, was sie kosten und ob es die richtige Größe ist. Es gibt sicher eintausend verschiedene Rollen. Da muss ich mich dann schon mit auseinandersetzen.
- Es muss auch eine Aufgabe sein, die im Rahmen genau meiner Möglichkeiten liegt. Wenn das Projekt zu groß ist oder nicht endlich erscheint, dann werde ich es nicht zu Ende bringen können. Es muss also in meine Möglichkeiten passen.
- Wichtig ist auch, dass dies, was ich vorhabe für mein Leben von Bedeutung ist, für meine Zukunft und wie ich sie mir vorstelle. Also, ich muss mit diesem neuen Roller fahren wollen und mich im Geist damit sehen, wenn er fertig ist. Völlig unerheblich, wenn andere sagen, dass sie aber eine andere Farbe für besser halten würden und das unnütz sei. Für das Geld könne man doch ganz schnell bei eBay…..du weißt schon….
Oft werde ich gefragt, wie das denn gehen soll, mit mehr Freiheit und Selbstbestimmung im Lernprozess eines Kindes. Dann wird behauptet, dass das eigene Kind sicher nicht so lernen würde und auch nicht die Ausdauer hätte. Da müsste Mutter und Vater dann schon dahinter her sein.
Hast du je daran gedacht die Hingabe zum eigenen Schaffensprozess des Kindes zu ermöglichen, diese unter allen Umständen zu erhalten?
Ich glaube daran, dass es sehr wichtig ist den Prozess der Hingabe von klein auf zu wahrzunehmen und zu erhalten. Ich sehe, dass viele Erwachsene diese Beobachtungen, wie ich sie mit dem Roller gemacht habe, entgangen sind. Die Hingabe ein ein sehr persönliches, individuelles Thema, welches schon die Säuglinge haben, wird unterschätzt.
Es kann auch geschehen, dass sich Erwachsene über das zarte Pflänzchen der Hingabe einfach hinwegsetzt haben und sinnlose Kommentare gemacht haben. Etwas wie: So ein Blödsinn, du solltest nicht so viel Zeit mit dem Roller verbringen. Mach’ lieber etwa Sinnvolles, wie....
Was den Erwachsenen entgeht, ist, dass die Motivation für Dinge ganz von innen heraus kommt und das man diese persönlichen Anliegen schon bei den allerkleinsten beobachten kann. Dann wächst etwas in den Kindern, von dem ich immer sage, dass es der Weg am eignen internen roten Faden entlang ist.
Den Schulkindern Faulheit zu unterstellen und zu behaupten, dass es Druck und Stress brauche, damit sie etwas voran bringen, ist in meinen Augen ein Mangel an Verständnis und Beobachtungsgabe für die eigentlich wichtigen Dinge.
Faul sind die Kinder nicht. Sogenannte Faulheit ist vielmehr ihre Reaktion auf die von Erwachsenen vorgebenden und angeblich bedeutsamen Lebensumstände.
Damit Kinder lernen können und dies ein Leben lang, brauchen sie die Freiheit und vor allem auch die Zeit, sich damit zu beschäftigen, wie etwa, einen ganzen Tag mit Sandpapier und Roller zu verbringen.
Können wir das möglich machen?
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Wenn wir nicht aufwachen, dann ist es ganz schnell vorbei mit der Kindheit

Wenn wir nicht aufwachen, dann ist es ganz schnell vorbei mit der Kindheit
Wenn wir nicht aufwachen, dann ist es ganz schnell vorbei mit der Kindheit, so wie sie meine Vorfahren und ich noch kannten.
Es wird vermutlich nicht mehr viel Zeit vergehen, dann werden Eltern es für selbstverständlich halten ein Kind schon nach wenigen Wochen oder Monaten in eine Institution zu geben. Man wird dann vergessen haben, wie es war, als die Kinder einfach ein Bestandteil von Familienleben waren.
Mütter werden sich nicht mehr vorstellen können, wie ein Alltag mit einem Kleinkind aussieht. Man wird sich selbst für umbedeutsam oder überfordert halten, wenn man einen ganzen Tag mit Kind verbringen soll. Man wird sich schlecht fühlen, wenn man bis 08.27 Uhr im Bett liegt und dann aufsteht, um den Tag zu beginnen.
Man wird nicht mehr wissen, wie ein unverplanter Tag aussehen könnte. Man ist nicht mehr in der Lage einen Haushalt zu führen und gleichzeitig ein bis zwei Kinder zu betreuen. Darin wird man überfordert sein.
Man wird keine Vorstellung mehr davon haben, wie es ist, wenn man Kleinkindern einfach nur bei ihrem Schaffenswerk zuschaut. Die Zufriedenheit und das Vertrauen in den natürlichen, kindlichen Lernprozess wird unterspült werden und man wird in Sorge sein, wenn das Kleinkind für 5 Tage zu Hause bleiben muss, weil es krank ist. In innerlichem Aufruhr ist man dann, weil man sich einredet, dass das Kleinkind etwas an Input in einer Betreuungseinrichtung verpasst haben könnte.
Man wird seine Vorstellungen in Erziehungsfragen nicht mehr selbstbestimmt als Eltern vertreten können, sondern man wird beginnen alle Fragen bezogen auf Kindheit immer mehr unter dem Aspekt des reibungslosen Funktionierens eines Kindes in einer Betreuungseinrichtung zu sehen.
Nicht geringere Auswirkungen wird das Ganze auf die Betrachtung von Gesundheit und Krankheit im Leben eines Kindes haben. Man wird die Kinderkrankheiten, die früher zwar lästig waren, aber für selbstverständlich und letztendlich entwicklungsfördernd angesehen wurden, ‚weggedoktert‘ haben. Man weiß dann die Windpocken nicht mehr von Masern zu unterscheiden können. Vor allem wird man komplett vergessen haben, was ein Kind dann braucht, damit es jegliche Krankheit gut überwinden kann.
Das freie und selbstbestimmte Spiel, mit allen seinen unzähligen und unsagbar wichtigen Bedeutungen wird man eingebaut haben, in kleine überschaubare Zeitfenster: Da wird dann auf dem Stundenplan eines 3, 5 Jährigem stehen: Dienstags von 9:30 - 10.15 Freispiel in der Gruppe Schmetterling. Es wird keine Vorstellung mehr davon geben, was freies Spiel überhaupt ist.
Es werden weitere Dienstleistungsunternehmen entstehen, die dich freundlich und top strukturiert dabei unterstützen werden, die Kindheit deiner Liebsten zu organisieren. Du wirst vermutlich gar keine Gelegenheit haben, dir überhaupt die Frage zu stellen, ob du entscheidest, dein Kind zu Hause zu haben. Die Frage einer möglichen Rente wird aber interessanterweise noch immer ein Problem sein. (autsch!)
Das gemeinsame Essen am Familientisch wird keine Selbstverständlichkeit mehr sein, weil du mit deinem Planer App kaum noch Zeitfenster frei hast, in denen alle bei Tisch sitzen und einfach nur dummes Zeug daher reden und Spass haben.
Ach, und nicht zu vergessen. Die Kinder werden erhebliche Schwierigkeiten in ihrer Bewegungsentwicklung haben, denn sie sitzen von klein auf entweder im MaxiCosi oder im Autositz. Sie werden nicht gelernt haben, wie die Koordination von Auge und Hand mit der Koordination der Hüften zusammenhängt. Sie werden nicht sicher auf den eigenen Füssen stehen, geschweige denn rückwärts laufen können. Ihr Dasein wird wenig Raum haben, für unverplante, aber existentielle Zeit auf dem Fussboden beim Spielen...
Das ist aber gar nicht so schlimm, denn dann musst du einfach nur wieder etwas Zeit einplanen, um sie später dann zum Therapeuten zu fahren, weil man dich in der Betreuungseinrichtung mehrfach darauf angesprochen hat, dass etwas mit dem Kleinen nicht stimmt.
Wenn wir nicht aufwachen, dann wird diese Kindheit, die eigentlich so selbstverständlich, schlicht und immer effizient daher kommen könnte, einfach durch einen völlig verfrühten und unangebrachten Bildungsbeginn ersetzt. Die Kindheit wird auf diesem Weg immer mehr durchorganisiert und professionalisiert. Eltern sein, wird nicht mehr selbstverständlich und kraftvoll sein, sondern Eltern werden immer mehr die zweite Geige spielen, weil man ihnen einredet, dass das Schlichte und Natürliche nicht genug ist. Man wird sie in einem Tätigkeitstaumel halten. Immer nah an der Angst, dass das, was gebracht wird, nicht ausreichend sein könnte.
Man wird weiter forschen und die unmöglichsten Dinge erfinden und am Kinde ausprobieren, wie man Entwicklung und Entfaltung optimieren könnte, immer in unmittelbarer Abhängigkeit von einen Mittel, das man einnehmen sollte, einer Programm, das man durchlaufen müsste, oder der Anwendung der nun wirklich neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Was ist also zu tun? Wo gilt es aufzuwachen? Wo gilt es Verantwortung zu übernehmen? Wo ist es bedeutsam, sich gut zu informieren, damit man sich nicht eintüten und verunsichern läßt?
Wo ist es wichtig sehr genau hin zu spüren, was für deine Familie stimmig ist? Wo musst du ‚eigenSINNigSEIN‘?
Fragen über Fragen, die ich auch in meinem neuen Buch bewege. Dieser Text hier ist in Anlehnung an die letze Geschichte "(Glücklicherweise) aufgewacht" im Buch entstanden und das Bild zum Blog ist eine Illustration von meiner Tochter Ida. Sie soll dir veranschaulichen, wohin wir uns bewegen, wenn wir nicht aufwachen.
Eine eigenwillige Reflexion auf (Kinder)Geburtstag
Eine eigenwillige Reflexion auf (Kinder)Geburtstag
Es ist ganz gut möglich, dass ich mich mit diesem Beitrag so richtig in die Nesseln setze. Anläßlich meines eigenen Geburtstags heute, möchte ich etwas über ‚Kindergeburtstag‘ schreiben.
Es ist für mich ein Thema, von dem ich denke, dass es bedeutsam ist, den Kindergeburtstag in irgendeiner Form im ‚Griff‘ zu behalten. Mit 6 Kinder, da weiß ich, wovon ich rede.
Ich erinnere mich noch sehr gut an den Beginn meiner Auseinandersetzung mit dem Thema, als meine älteste Tochter noch sehr klein war.
Ich wünschte mir, diesen ‚leisen‘ Umgang mit Geburtstag, dieses stille, anerkennende Sein an einem solchen Feiertag. Ich wünschte mir, dass die Kinder es mitbekommen, wie sehr sie gefeiert werden und willkommen sind. Was für ein besonderer Tag.
Ich erinnere mich auch, wie die älteste Tochter bis zu ihrem zweiten Lebensjahr einfach nur 10-15 Luftballons bekam und es sie glücklich machte. Ich erinnere mich an strahlende Kinderaugen und eine stille, ganz verkörperte Freude. Wundervoll.
Doch dann, ganz ohne mein aktives Zutun, beginnt die Welt den Geburtstag zu kapern. Freudig kommen die Gäste, mit bunten Päckchen, lauten und quietschenden Geschenken und einer großen Tasche voller Erwartungen. Erwartungen an ein Kind, wie es zu regieren hätte, wie Freude auszusehen hätte, wie man ein Päckchen auspackt und wie sich Geschwisterkinder verhalten müssten.
Weiter geht es damit, wie diese Welle von Konsum, Erwartung und Partyaction das Haus einnimmt.
Ich sehe, wie der Erwachsene vor dem Kleinkind steht und es animiert sich zu freuen und zu hopsen und zu quietschen, weil man die überschwängliche, künstliche Freude in das Kind hineinlegen will. Erwachsenen wollen sich schließlich mitfreuen.
Diese injizierte Freude kommt mir manchmal wie ein Parasit vor. Sie ist sich nicht selbst genug. Sie muss in die Kinder hineingelegt werden, um sich selbst laben zu können.
Schritt für Schritt, Geburtstag für Geburtstag wird die stille, unscheinbare, von innen aufkeimende Freude durch künstliche Welt ersetzt. Der Schein und das Entrückt sein müssen von der eigenen stillen, inneren Freude ablenken. Diese aufgepfropfte Freude kriecht durch jede Ritze und macht sich am Kuchentisch breit.
Für mich gibt es einen Unterschied zwischen Freude und Freude. Sie muss nicht notwendigerweise still und zurückhaltend sein, aber ich wünsche mir nichts mehr, als das sie die eigene Freude, das eigene Empfinden sein darf.
Ich erinnere mich auch an einen eigenen Geburtstag in der Kindheit. Die Tante hatte mir, mit so viel Mühe, diese Wollkleidchen genäht. Stunden investiert und einen weißen Kragen dran genäht.
Und ich stand da, eingefroren und starr. Ganz entsetzlich hat das Ding gekratzt und nun habe ich zu allen gesagt: „Ich will alles, nur das Kleidchen nicht anziehen.“ Noch heute bekomme ich diese Geschichte erzählt. Zur Cafetrinkenszeit am Nachmittag sicher wieder neu. Die Geschichte ist, dass ich damals die Mutter blamiert und mich undankbar gezeigt habe.
Da sind weiterhin Erwartungen, dass die Geschenke gefallen müssen und man sich freuen muss. Das man sich am Geburtstag mit allen Kindern gut vertragen muss. Man muss, so die Erwartung schon als Kind den ganzen Tag strahlen und alles im Griff haben.
Dabei ist dieser Tag in der Regel ein Tag voller Tretmienen. Ich spreche aus Erfahrung. Ich höre inzwischen die Geschichten der älteren Kinder. Dann wird mir um so klarer, wie sehr dieser besondere Tag im Jahr aufgeladen wird mit den unglaublichsten Erwartungshaltungen und Enttäuschungen. Meist habe ich sie als Mutter an diesen Tagen garnicht wahrnehmen können. Erst am Abend hat sich eine Schleuse geöffnet und manchmal das ganze Leid des Tages offenbart.
Da war sie traurig, weil sie nicht das richtige Geschenk bekommen hat. Da wollte er eigentlich gar nicht feiern, wurde aber dazu überredet. Da wollte sie die blöde Freundin nicht einladen, jemand hat sie aber überzeugen wollen, denn sie ist ja die Tochter der Freundin der Mutter. Da hat er aber ein größeres Geschenk bekommen, als das Geschwisterkind im vergangen Jahr. Da hat der Bruder mit der besten Freundin gespielt und daher die ganze Party ruiniert. Es wurde dann doch nicht das Lieblingsessen gekocht. Die Geschenke der Freundin waren dann doch nicht richtig. Auf dem Geburtstag des Freundes gab es eine große Tüte voll Geschenke, die eigene Mutter macht das nicht, das ist peinlich.
Am Abend dann sind oft die Bauchschmerzen da, nicht nur, wegen dem Übermaß an Essen, sondern der Bauch ist auch angefüllt mit dieser Überdosis an Emotionen, die gut sortiert sein wollen, wo aber den ganzen Tag über die Zeit nicht da war. So mancher Kindergeburtstag endet Abends in Tränen, weil die Emotionen den ganzen Tag über keine Zeit ließen sich selbst im eigenen System zu sortieren.
So oft habe ich den Eindruck, dass dieser Geburtstagsstress selbst gemacht ist. Irgendwann früher oder später erlauben wir es, dass die Welt, damit meine ich die Gesellschaft mit all ihrem Pomp und Tschingderassabum, die noch zarte Welt der Kinder überrollt. Irgendwann kommt sie durch die Haustür, die Welt, und nimmt die Kinder aus ihrem eigenen Empfinden, aus ihrer bunten, sehr persönlichen Innenwelt.
Diese bunte und eigene Innenwelt, die, die uns nährt und satt hält, die nichts braucht und selbst genügsam ist, wird überrollt und erobert von der anderen Welt, die so laut und fordernd daher kommt.
Und meine Herausforderung als Mutter bestand für mich seit jeher darin, zu versuchen ein gewisses Gleichgewicht zu halten. Die Fahne oben zu halten für die stillen und leisen Töne, für das eigene Gespür und Empfinden. Für ein anderes Bild von Geburtstag. Für genau das, was die Gelegenheit geben könnte, die Freude und Dankbarkeit zu erfahren für das Leben. So schlicht und simpel, dass es nicht der Rede wert zu sein scheint. Aber eben nur so scheint, denn das wäre es eigentlich, was ich den Kindern so gerne vermittelt hätte, wenn die Pauken und Trompeten und die Gier nach Geschenken nicht so selbstverständlich übernehmen würden.
Ich habe mich damit garantiert unbeliebt gemacht bei den Kindern. Ich war sicher hier und da langweilig und altbacken, unflexibel und verbohrt, wenn ich bestimmte Dinge und Auswüchse bezüglich eines Kindergeburtstages, nicht durch die Haustür hereingelassen hatte. Ich bin keine Tortenbäckerin und auch keine Animateurin und Party-planerin. Ich möchte einfach, dass es ein schöner Tag ist, auch mit Zeit. Ich mochte es eher klein als groß. Aber die Kinder haben über Zeit natürlich ihre eigenen Vorstellungen entwickelt. Klar!
Es war mir aber auf Sicht nicht möglich dem viel entgegen zu setzen. Der Druck ist ausgesprochen groß.
Doch das Beispiel mit den Kindergeburtstagen empfinde ich als so passend dafür, was exemplarisch geschieht, wenn die „Welt“ die Kinder überrollt, statt ihnen Gelegenheit zu geben sich langsam und selbstbestimmt einzufügen und den eignen Platz zu finden. Dies um so besser, wenn es aus der tiefen Verbundenheit mit dem eignen Empfinden und Wesen geschehen kann.
Und dann gehe ich nun heute meinen eigenen Geburtstag an, wohl schauend und empfindend und mit großer Dankbarkeit, aber eben nicht nur für die von Gratulanten gegebenen Geschenke. Insbesondere aber für das eine Geschenk.
Eine Schule, an der der Erwerb der Kulturtechniken nicht an erster Stelle steht?
Eine Schule, an der der Erwerb der Kulturtechniken nicht an erster Stelle steht? Warum weiß dein Nachbar nichts davon?
Weiterhin bleibt es für viele Erwachsene wenig vorstellbar, dass es eine Schule geben könnte, an der das Erlernen der Kulturtechniken nicht an erster Stelle steht.
Viele Erwachsene sind so sehr von dem Gedanken geprägt, dass Schule dazu da ist, den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen zu vermitteln, dass sie die daneben liegenden, mindestens eben so wichtigen Zutaten für einen lebenslangen und nährenden Lebens- und Lernprozess, nicht erkennen möchten.
Im Selbstverständnis vieler Erwachsener ist das ein sehr unbequemer Gedanke. Man würde das derzeit gelebte Konzept von Bildung und Lernern ernsthaft überdenken müssen. Man sucht also die Fehler ‚da drüben’ bei den anderen, in diesem Fall bei Eltern oder bei den Pädagogen.
Aus einer gewissen Perspektive betrachtet, ist das heimische Umfeld unser aller Kinder so vielschichtig. Dies sowohl vom jeweiligen Erziehungsansatz her, als auch von den individuellen Umständen und Möglichkeiten der einzelnen Familien.
Mir erscheint das so, als ob die Vielschichtigkeit der Ansprüche, Probleme und Anforderungen es besonders leicht macht, dass man den schwarzen Buben in Bildungs- und Erziehungsfragen von links nach rechts und wieder zurück verschiebt. Vom Elternhaus an die Schule und von der Schule in das Elternhaus. Immer hin und her.
Die brisanten Fragestellungen zu den Themen der sogenannten bildungsfernen Familien, den angeblich hoch- oder minderbegabten, den langsamen und den schnellen Kinder, all das ist uns doch seit ewigen Zeiten bekannt.
Die Schieberei der Probleme und die allzeit gegenwärtige Beschwerde ist ein sich selbst fortbewegendes Perpetuum Mobile.
Die Vielfalt an Möglichkeiten, wo im Erziehungs- und Bildungsprozess ein Knackpunkt bei jemand anderem gefunden werden kann, ist so groß. Es scheint richtig schwer zu sein, einmal still zu halten und zu entwickeln, wie man diesen Wirbelwind an Gedanken zu dem, was alles da drüben, bei den ‚anderen‘, verkehrt läuft, zum stoppen bringt.
Dabei könnte es, nach meiner Vorstellung, relativ leicht sein, wenn man sich den Anforderungen der Entwicklungsphase von jungen Schulkindern stellt. Sprich, wenn man mehr und mehr vom Kind aus denkt.
Dazu müssten wir unser Augenmerk vermehrt auf die Dinge richten, von denen wir im Moment meinen, dass sie mit einer großen Selbstverständlichkeit einfach da sein sollten. Schulen erwarten das von den Eltern. Eltern haben, warum auch immer, heute ganz andere Ansätze von Erziehung. Viele Erwachsene meinen, dass wir das Erlernen der Kulturtechniken in irgendeiner merkwürdigen Art von dem Erlernen der sozialen Umstände abkapseln könnten.
Wir haben aus unserem Bild in Erziehung und Lernen die wesentlichen Dinge heraus seziert und wundern uns, wenn uns an Schulen und Kindergärten, die sozialen Umstände um die Ohren fliegen.
In meinen Augen sollten wir einige wichtige Dinge wieder an ihren Platz rücken:
- Wir müssen beleuchten, wie Kinder mit ihrem Körper lernen und die Körperlichkeit des jungen Menschen wieder in den Vordergrund rücken. Das ist ihr „Werkzeug“ , sich mit der konkreten Welt auseinander zusetzten.
- Die Beachtung der Körperlichkeit und des ‚Bauchgefühls‘ der Kinder, würde ihnen automatisch gestatten ein besseres Gefühl ihrer Selbst zu entwickeln. Erst daraus können sie einen gesunden Denkprozess entwickeln.
- Sie müssen Zeit und Gelegenheit haben, wie man mit anderen zurecht kommt, wie man Konflikte löst und wie überhaupt man mit anderen kooperiert. In unserem gegenwärtigen Ansatz, durch all die Taktung und durchorganisierte Struktur und die Kultur der Bewertung bleibt dafür schlichtweg wenig ‚Zeit‘ und Gelegenheit.
- Auch fehlen unter Umstände Erwachsene, die für das Erlernen dieser sogenannten Selbstverständlichkeiten, eine wirkliches Vorbild sein könnten.
- Kinder müssen Möglichkeiten haben, zu erlernen, wie die eigenen Emotionen und auch die der anderen eingeordnet werden müssen und wie man damit umgeht, ohne dass man selbst Verletzungen weitergibt.
Viele Umstände in Kindergarten und Schule könnten leichter sein, wenn wir die Dinge wieder an ihren Platz rücken würden und das Erlernen der Kulturtechniken in einem Meer der unterschiedlichsten Bedingungen und Voraussetzungen verstehen würden.
Das würde bedeuten, dass sich die Vertreter der Institutionen und die Eltern, nicht vordergründig in der künstlich aufgeblasenen Bedeutung der Kulturtrechniken, begegnen könnten, sondern in der Schnittmenge der von Wohlwollen und Vertrauen basierten Beziehungen.
Wenn die Erwachsenen, Eltern wie Pädagogen, sich einig in der Idee wären, dass ihre erste Priorität sein könnte, Kinder vornehmlich darin zu unterstützen, dass diese so wenig, als nur irgend möglich, in emotionalem Stress sind.
Das ist, auch neurophysiologisch die Grundlage, dass Lernen überhaupt in einem nährenden und gesunden Rahmen stattfinden kann.
Die gelebte Trennung und das Ignorieren von den grundlegenden Zusammenhängen von Körper, Geist und Seele, macht es ausgesprochen schwer, dass Eltern und Pädagogen je zusammenarbeiten, zusammen entwicklen und zusammen lernen, wie man ein geändertes Bild von Erziehung und Lernen überhaupt entfalten könnte.
Eine Hoffnung hätte ich, wenn Erwachsene zu verstehen beginnen, dass es bei den meisten Fragestellungen bezüglich Lernen und sich entwickeln, um die Reduktion von Stress geht. Damit wäre ein erster Schritt getan, dass Lernen per se wieder zu einem Selbstläufer werden kann.
Erwachsene sollten sich, nach meiner Vorstellung in der Schnittmenge für mehr Leichtigkeit und der Reduktion von Stress einig werden. Die Überbetonung der Schulung des rationalen Verstandes trifft die Familien zu Hause in gleicher Weise wie die Institutionen. Insofern könnten sich Eltern, wie Fachleute in diesem Raum begegnen, der von allen verlangt, mehr Wert oft den Aspekt der Beziehung zu legen. Erwachsene hätten einen gemeinsamen Nenner, dessen Umsetzung für alle hinlänglich groß genug ist. Kaum einer könnte sich 'über' den anderen stellen. Die meisten haben hier Bedarf für eine persönliche Nachentfaltung.
Viele werden sich jetzt vielleicht fragen: „Wie soll das denn gehen:“ Und dann muss ich wieder auf alle die Initiativen und Schulen verweisen, in denen diese Erkenntnisse erfolgreich gelebt wird. Dies unter Umständen mehr als seit 100 Jahren. Es sind Institutionen die ein Verständnis von sich, tragen, dass sie selbst sich pausenlos weiter entwickeln, organisch lernen und wachsen. Sie lernen - ständig.
Warum, frage ich dich, gelangt die Erkenntnis so langsam in die breite Öffentlichkeit?
Hier findest du mein Beratungsangebot zum wundersamenLernen und hier den link zu meinem neuen Buch Jenseits aller Erziehungsvorstellungen, dass gerade vor wenigen Tagen erschienen ist. Freue mich von dir zu lesen oder zu hören.