Perfektion als Liebestöter des Lernens

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Im Einkaufszentrum, ganz in meiner Nähe, waren in der Vorweihnachtszeit viele, viele Weihnachtsbäumchen aufgestellt, die von den Kindergärten der Umgebung geschmückt worden waren.

Diese Bäumchen sprachen Bände über die Ansprüche, umgesetzte pädagogische Konzepte und Werte der jeweiligen Institution.
Die Initiative Pusteblume und der städtische Kindergarten XY und der e.V. Villa Kunterbunt , jeder Kindergarten sprach durch die Blume zu mir.
Ich konnte Bäumchen betrachten, die perfekt geschmückt waren. Ein wahres Designerstück, farblich ausgewogen. Es gab Bäumchen, die ökologische Ansprüche erkennen liessen. Es gab die Bäumchen der kreativen Erzieherinnen, die Bäumchen, die im Weihnachtsstress mit den Kindern schnell mal eben zusammengestrickt worden waren. Es gab den farblosen und uninteressanten Baum. Ich habe auch einige, wenige Bäumchen erkennen können, an denen Kinder wirklich und wahrhaftig geschmückt und gearbeitet hatten. Sie waren daran zu erkennen, dass die Sternchen nicht „richtig“ ausgeschnitten waren, die Figuren sehr kindlich aufgeklebt waren, da gab es ein Engelchen mit 3 Augen oder völlig unförmige Figuren. Farblich eine wilde, je individuelle, bunte Blumenwiese, die durch ihren Gesamteindruck bestach.

Diese Weihnachtsbäumchen haben zu mir gesprochen und mir das Dilemma unserer Kinder beschrieben. Beim Schmücken des Baumes ging es hier und da nicht um die Selbstwirksamkeit der Kinder, es ging nicht um deren kreativen Ausdruck, es ging nicht um Spass und Freude beim Tun, es ging nicht darum selbstvergessenen eigenem kreativen Flow zu folgen. Es ging nicht darum, etwas zu tun und damit dem inneren Antrieb zu folgen.
Alles Dinge, die heute um so mehr von Nöten wären, damit Kinder ihren Geist und ihr kreatives Potential entfalten können.

Du konntest an den Bäumchen erkennen, dass sich Erwachsene hier gezeigt haben.Sie haben ihr Bild von Anspruch vermittelt. Sie haben wahre Designerbäume geliefert, von Eltern oder Pädagogen nachgearbeitete Kunstwerke, alle gleich, alle mit der selben Handschrift versehen, alle dem Versuch folgend ein möglichst perfektes Bäumchen ab zuliefern, dass den Ansprüchen einer perfekten Fasade dient.

Und ich war froh, an den wenigen Ausnahmen erkennen zu können, dass hier Kinder kreative und selbstgenügsame Momente hatten. Sie hatten die Gelegenheit Werke zu produzieren, die nicht von Erwachsenen bewertet wurden, zensiert oder nachgebessert.

Ich werde in den den Seminaren oder in der Beratung immer wieder von Müttern angesprochen, die einen großen Konflikt tragen, dass sie den Kindern beim Spiel, beim Backen, beim gemeinsamen Kochen gerne mehr Raum bieten möchten. Sie haben erkannt, wie wichtig es für die Entwicklung der Kinder ist, selbstwirksam, ohne Bewertung tätig zu sein, aber sie tragen einen großen Schmerz in sich, weil sie nicht wissen, wie sie das den Kindern ermöglichen können, weil sie immer das perfekte Ergebnis dessen, was entstehen soll, vor Augen tragen. (auch das Perfekte Bild ihres Kindes )
Sie fragen mich: „Ich kann das verstehen, diesen Anspruch, dass die Kinder dies und das benötigen, um sich gut und freudvoll entwickeln zu können, aber ich weiß nicht, wie ich das zu Hause im Alltag umsetzen soll?“

Diese Frage kann ich gut verstehen und ich habe diesen Text geschrieben, um dir zu verdeutlichen, dass auch du mal dieses Kind gewesen sein könntest, dessen Tun, Wirken und Handeln permanent bewertet wurde und ein erster Schritt ist in meinen Augen, dies zu erkennen und möglichst liebevoll mit dir selbst umzugehen und zu sehen, dass dein Selbstausdruck, deine Selbstwirksamkeit immer sehr stark an Bedingungen geknüpft war und du im Moment gar nicht anders kannst, als das zu erkennen und achtsam mit dir um zugehen. Erst dann kannst du deinen Kindern einen anderen Raum für ihre Entfaltung geben.

(Und ganz am Rande bemerkt: vielleicht ist die Perfektion in so manchem anderen Bereich vielleicht auch ein richtiger Liebestöter :)

Am kommenden Samstag 24.01.15 findet ein offenes Treffen zum WundersamenLernen hier in der Köttingermühle statt, Hier hast du Gelegenheit dieThemen zur Entfaltung von deiner und der Kreativität deiner Kinder völlig neu zu betrachten. Ich freue mich, wenn du dabei bist:
Nähere Infos zum Seminar findest du hier:

www.wundersameslernen.de/termine/


Mal angenommen es geht um Kinder

IMG_4990Vor einigen Tagen habe ich zum wiederholten mal den TED Beitrag von Sir Ken Robinson (youtube) zum Thema Bildung angesehen und musste mal wieder schmunzeln und lachen über seinen Humor. Er erzählte, wenn man zu einer Party eingeladen ist und dort erwähnt, dass man sich mit Bildung und Erziehung beschäftigt, Menschen die Augen rollen würden und ihnen sozusagen anzusehen sei, was sie denken würden “Nein, nicht schon wieder dieses Thema“, er witzelte darüber, dass man in Zukunft nicht mehr eingeladen würde, zu solchen Partys. Ja, mit seiner kleinen Portion Ironie unterstrichen, hat er sich mitten hinein begeben in diese Themen, die man kaum noch hören kann, aber die jeden interessieren. Bildung und Erziehung, dieser unglaubliche Eintopf aus Experten, Meinungen, angeblichen Erfordernissen, Sorgen, Ängsten, Aktivitäten, Schuldgefühlen, Unsicherheiten, Neid, Ansprüchen, wechselnden Trends, wirtschaftlichem Humanpotential, Politik, Breifragen und G8 oder G9.

Kein Wunder also, dass Eltern und Pädagogen völlig gefordert sind in einem Netzwerk von Ansprüchen und Meinungen, die Erwachsene zum Spielball in einem System machen, in dem nur schwer durch eine Art Destillationsprozess eine Essenz gewonnen werden kann, die uns sagen kann, worum es denn überhaupt geht.
Mal angenommen, nur mal angenommen, es ginge um die Kinder und deren Glück?

Was wäre dann erforderlich?

Gerne lese ich deine Gedanken dazu gleich hier unten auf der Seite:

Möchtest du deine Essenz bezüglich Kindern destilieren, genauer hinschauen, Bewusstheit entwickeln, dann gibt es dazu eine Gelegenheit mit einem kleinen Film Event, am 6. November 2014, um 20:00 Uhr, mit moderierter Diskussion, nähere Info findest du hier:

https://wundersameslernen.de/termine/

Den link zum erwähnten TED Talk von Sir Ken Robinson findest du hier (sehr empfehlenswert):

http://youtu.be/YYacgRldEDA

 


LERNEN, AUF DER STRECKE GEBLIEBEN

IMG_0883LERNEN, AUF DER STRECKE GEBLIEBEN

Bis zu einem gewissen Alter fühlen sich unsere Kinder völlig wohl mit dem Nicht-Wissen.
Lediglich ihre Neugier treibt sie voran im Ihrem je individuellen Forschungs- und Lernprozess.
Im Zustand des beständigen Lernens sind sie in ihrem Element. Diese Akzeptanz gegenüber allem Unbekannten in Kombination mit ihrer Neugier macht in ihrem Entwicklungsprozess alles möglich. Menschlicher Entfaltung sind keine Grenzen gesetzt. Wundersames Lernen durch freies, unzensiertes Spielen findet statt.Wir Erwachsenen hingegen streben das Ende genau dieses Prozesses an, wir wollen dieser brodelnden Gärflüssigkeit entfliehen, endlich im sicheren Hafen an gelangen, eine Antwort haben, einen Punkt machen.

Was ist also auf dem Weg passiert? Was hat dazu geführt, dass wir durch das, was wir für Bildung halten, in dieser Form abstumpfen und uns als Erwachsene dem lebenslangen, natürlichen Lernprozess entziehen? Wie ist es dazu gekommen, dass es uns so schwer fällt in offenen Fragen zu leben und wir uns nur sicher mit der richtigen Antwort fühlen?

In meiner Vorstellung gibt es eine Gesellschaft, die Kindern ermöglicht, ihre Neugier beizubehalten, lebenslang mit offenen Fragen sein zu können. Es gibt Erwachsene, die es vermögen, mit dem komplexen Leben verbunden zu sein, präsent zu sein, mit dem, was in jedem Moment für sie wahr ist. Genau das ist für mich ein kreativer Akt, in dem „Neues“ entstehen kann, eine Verbindung von Herz und Verstand möglich ist.

Lernen, Leistung, Wohlbefinden, was wäre, wenn das alles nicht auf Angst, Druck und Stress aufbauen würde, sondern eine natürliche Grundlage der menschlichen Entwicklung wäre?

www.wundersameslernen.de


"Es sollte uns zu denken geben..."

IMG_2886Heute mal ein Zitat, dass mich sehr beeindruckt und herausfordert:

"In einer unter Regulativen von Eltern und Betreuern stehenden Welt(...) bleiben Eigenschaften auf der Strecke, wie wir sie gemeinhin mit gelungenen Menschen verbinden. Zu diesen Eigenschaften, die als Ausdruck von Reife am Ende der elterlichen Erziehung stehen sollten, gehören Autonomie, Selbstbestimmung, Eigenverantwortung, das Meistern von Risiko, Phantasie und Kreativität, schöpferisches Denken und spontane Bezogenheit zu Menschen und anderen Wesen in der Welt. Es ist bemerkenswert, dass Kinder genau diese Eigenschaften und Fähigkeiten suchen. Sie haben einen Instinkt für das Richtige und Intuition für die passende (...) Nahrung. Es sollte uns zu denken geben, dass wir die genannten Qualitäten zwar fordern, dass wir aber die Felder, auf denen Kinder von allein zu ihnen finden, zunehmend blockieren: die von selbst auflebende Natur, das freiheitliche Spiel in der Wildnis, die ungeplante, umgesteuerte Zeit." Andreas Weber, Mehr Matsch, Kinder brauchen Natur, Ullstein, 2012, S. 49

 

Abenteuertage im Kallenbachtal  -  camp für kids

Freie, ungeplante Zeit für deine Kinder...

Am 21.06.14 und 22.06.14 plane ich 2 Tage für Kinder  (7-10 J.) in freier Natur hier auf der Köttigermühle.

Bitte reserviere rechtzeitig einen Platz für dein Kind. Weitere Infos findest du hier:

www.wundersameslernen.de/termine/