Kreativität-Wer sollte hier wen fördern?
Kann man Kreativität beim Kind überhaupt fördern? -
Oder benötigen Erwachsene in Sachen Kreativität Nachhilfe beim Kind?
Kennst du diese Momente mit deinen kleinen Kinder, wenn es ganz still wird? Wenn sie irgendwo in der Wohnung verschwunden sind? Wenn es so ganz still ist? Du hast dieses bestimmte Gefühl in der Magengegend, dass sie irgendetwas aushecken? Du bist nicht so ganz sicher, ob du hingehen und nachschauen solltest, oder ob du diese stillen Minuten für dich nutzen solltest. Du bleibst ein paar weitere Minuten bei deiner Tätigkeit, aber so richtig ruhig bist du nicht. Und dann gehst du nachschauen und findest dein Kind in einer Situation vor, wo es voll konzentriert seiner Tätigkeit folgt, es ist voll und ganz in seinem Element und bemerkt gar nicht, dass du im Türrahmen stehst. Du bist achtsam und still und beobachtest das Ganze. Dein Kind ist in höchstem Maße kreativ.
Diese Momente geschehen einfach und benötigen ganz bestimmte Zutaten, man kann sie nicht lehren oder unterrichten. Sie geschehen oder geschehen nicht. Bei Kindern, wie auch bei Erwachsenen sind dies einige Zutaten:
Es hat etwas mit Hingabe zu tun und mit einem gewissen Interesse, für das, was man tut. Man geht in diesem Moment auf. Es fliesst und fühlt sich gut an. Man fühlt sich verbunden mit dem großen Ganzen.
Ich liebe es sehr, meine Kinder in diesen Momenten zu beobachten. Es tut mir gut, sie zu sehen, wenn sie kreativ in ihrem Element sind. Es ist für mich und für die Kinder heilsam.
Für mich ist es heilsam es wahrzunehmen und zu ermöglichen, denn zu meiner Zeit waren diese verträumten, verspielten Zeiten, in den Resultate stimmen mussten, wenig erwünscht. Man musste effektiv sein und Ergebnisse produzieren, diese wurden bewertet und kategorisiert.
Ich erinnere mich, dass ich zu meiner Schulzeit mit großer Leidenschaft für den Kunst Unterricht eine Hexe erstellen sollte, sie sollte aus Zeitungspapier gerissen und aufgeklebt werden. Mir hat die Tätigkeit eine große Freude bereiten und ich ging voll darin auf, war stolz auf diese Hexe. Ein jähes Ende nahm das Ganze, als mein Werk von meiner Kunstlehrerin mit den Worten bewertet wurde, dass mein Bild nicht gut sei, denn Hexen seien nicht dick, sondern dünn!
Was für eine unangebrachte, unbedachte Bemerkung, die mein Bild von Kunst und Kreativität sehr nachhaltig geprägt hat. Damals war ich sehr enttäuscht und hilflos, dass mein Werk, dem ich mit soviel Freude und Interesse meine Zeit gewidmet hatte schlecht bewertet wurde. Ich bin ziemlich sicher, dass es dir in der einen oder anderen Situation ähnlich ergangen ist. Anders kann ich mir nicht erklären, dass die Menschen, mit denen ich zu tun habe, meinen, sie seien nicht kreativ. Ich höre so oft: „Ich kann nicht malen!“ oder „Ich kann nicht gut schreiben!“ …..
Dabei hat Kreativität in meinen Augen vielmehr mit einem sich öffnen, oder sich öffnen können für bestimmte Momente zu tun. Unsere Kinder haben diese Fähigkeiten noch, bis Erwachsene sie durch ihre Bemerkungen und Anweisungen aus der puren Kreativität heraus nehmen und meinen ihren Geist mit vermeintlich ‚wichtigeren‘ Dingen schulen zu müssen.
„Kreativität hat nichts mit einem Schalter zu tun, den man an und ausschaltet. Es ist eine bestimmte Art die Dinge zu sehen, sich zu engagieren und sich auf deine unmittelbare Umgebung in der Welt zu beziehen. Kreative sind kreativ, wenn sie Formulare ausfüllen, beim Kochen, wenn sie Fahrpläne erstellen oder Hausarbeit leisten.“
Rod Judkins. The Art of creative Thinking, Sceptre, (Verlag) 2015
Wir verstehen zumeist nicht, dass das Heranbilden dieses kleinen Menschenkindes viel mehr mit dem Bereiten eines guten Bodens zu tun hat, als mit dem Zupfen und Zerren am Pflänzchen.
Kreativität zulassen und ermöglichen ist für mich ein lebensnotwendiges Grundrecht, was viel mit der Gesundheit unserer Kinder zu tun hat. Wenn wir diese natürlichen Bedürfnisse nicht wohlwollend begleiten und ermöglichen, dann staut sich die Energie in den Kindern und kommt an anderen Ecken durch Süchte, Widerstände, Aggression wieder heraus.
Bei diesem Thema wird es mir besonders deutlich, dass das Maß an Kreativität und Selbstlernfähigkeit, welches wir für die Kinder ermöglichen, von dem Maß abhängt, indem Erwachsene in der Lage sind ihre eigene Kreativität und ihre eigene Lernfähigkeit wieder zu erobern und wahrhaft kreativ zu sein. Das nährt uns, gibt uns Kraft, wie es auch unsere Kinder nährt und ihnen Kraft gibt.
Mehr Leichtigkeit und Freude im Alltag mit den Kindern hat demnach unmittelbar mit dem Erkennen dieser Zusammenhänge zu tun.
Wenn du dir als Mutter wieder Zugang zu deiner Kreativität
verschaffst, sie dir ein Stück zurückeroberst, dann kann dein Kind darin und daran GROSS werden.
Demnächst wird mein Online Kurs fertig:
-Tolle Mütter- Aus der eigenen Mitte heraus Kinder GROSS machen.
Trag dich in meinen Newsletter ein, dann kann ich dir Nachricht geben, sobald er online ist.
-Das nächste Tagesseminar zum Thema findet am 25.07.15 statt. Info findest du hier:
www.wundersameslernen.de/termine/
Was Lernen mit Spätzle kochen zu tun hat
Wir hatten jetzt 5 Tage hintereinander Spätzle zu essen. Uff! Hier ein kurzer Bericht darüber, was das mit Lernen zu tun hat und die Frage an dich, wo du diese Wiederholungen bei deinen großen und kleinen Kindern, vielleicht auch bei dir, wieder entdecken kannst?
Mein Sohn hat mit jemanden Suppe gekocht und hat dabei gelernt Spätzle zu zubereiten. Du brauchst dazu ein Ei, Mehl, Wasser und etwas Gewürze deiner Wahl. Dieses Erleben des Suppe kochens muss ihm sehr gut getan haben und Spass gemacht haben. Das ist schon mal die erste, wichtige Information.
Am nächsten Tag, wollte er mit mir wieder Spätzle zu bereiten. Hier nun stand sowieso eine gemeinsame Mahlzeit an, wieso also nicht? Mit großem Enthusiasmus sucht er die Zutaten zusammen und beginnt seinen Schöpfungsprozess. Alles muss genau so gemacht werden, wie am Tag zuvor. Ich darf nicht stören, nichts verändern, nichts vorschlagen. Es ist ein Wiedererleben des Spätzle kochen vom Vortag. Die erste „eigene“ Suppe…lecker!
Am darauf folgenden Tag geht er heimlich in die Küche. Ich darf nicht kommen. Er will mich mit einer Suppe, natürlich mit Spätzle, überraschen. ich spiele mit, bin in der Nähe. Tag 3 mit Spätzle. Ganz alleine gemacht.
Tag 4 hat wieder das alleine machen zur Grundlage. Er arbeitet in der Küche, bereitet eine Suppe, aber nun kommt eine interessante Wendung hinzu. Die Art und Weise der Spätzle wird variiert, sie werden anders gewürzt, sie werden größer gemacht, nennen sich jetzt Klöse und werden auch noch mit Reibe Käse verfeinert. Als das Werk vollbracht ist, will er nichts mehr davon essen, er ist satt.
Du ahnst es vielleicht: Für Tag 5 koche ich eine andere Art Suppe, lege die großen Spätzle hinein, lass alles ziehen und , voila, Tag 5 mit Spätzle.
Lernen durchläuft immer diese Phasen, die du vielleicht in deinem eigenen Leben nach verfolgen kannst:
da muss ein Interesse, eine Fragestellung und ein gutes Gefühl sein
es muss die Möglichkeit da sein, es genau nach dem eigenen Empfinden zu wiederholen
da muss selbst initiierte Wiederholung sein, sich sicher machen, in dem, wie es geht
dann fängt es an Variationen zu geben, man macht etwas Eigenes daraus
dann wird das Thema vielleicht uninteressant, vielleicht geht es auch weiter
die nächste Lernschleife öffnet sich
Damit Kinder und auch Erwachsene innerlich wachsen/lernen können, brauchen sie die Gelegenheit, diese Lernspiralen zu vollziehen und das möglichst ungestört. So erlangt man Erfahrung und Wissen. Leider stören wir die Kinder zu oft in diesem Lernprozessen, weil wir der vom Kind initiierten Tat keine Bedeutung beimessen, uns gestört fühlen, keine Zeit haben, keine Lust…
Nicht nur 2 + 2 = 4 ist Lernen, sondern gerade diese kleinen, meist unbeachteten Taten, sind der Lebenssaft für das kindliche Lernen. Es ist gut, wenn du ihnen so oft wie möglich Raum gibst.
Wo kannst du bei deinem Kind eine solche Lernspirale erkennen, die damit endet, dass das Kind das gelernte variiert?
Ich freue mich sehr auf deine Geschichten hier unten auf der Internetseite
www.wundersameslernen.de