Warum es wichtig sein könnte, als Eltern nicht eingleisig zu denken?
Nein, es wird nicht unbedingt einfacher mit Schulkind vorgegebene Wege zu verlassen.
Es wird nur ganz anderes- stimmiger eben.
Früher gab es einfach nur diesen einen vorbestimmten Schulweg. Man hat die Kinder in einer gewissen Art auf eine Schiene gesetzt, den Abfahrtszeitpunkt bestimmt und ab ging die Post. Hier und da eine Weiche, einplötzlicher Notstop mit Weiterfahrt im nachfolgenden Zug oder ein Ausstieg ein paar Haltestellen , vor dem erdachten oder erwünschten Ausstiegsziel.
Das Credo war einfach - Augen zu, mitfahren, aushalten und aussitzen.
Heute ist das anders.
Ich setze mich sehr stark für alternative ‚Transportmöglichkeiten‘ ein und habe über die Jahre, mit sechs Kindern eine Menge Erfahrung sammeln dürfen.
Nachdem für mein Leben klar war, dass Züge nicht notwendigerweise das Transportmittel der Wahl für mich und meine Kinder sind, war ich gezwungen, Alternativen zu erkunden.
Ich beschäftige mich mit dem Fußweg, dem Bus, der Straßenbahn, der U- Bahn und dem Flugnetz bezüglich der Bildung meiner Kinder. Bei einigen der Kinder liegt auch wieder ein Stück Zugnetz auf ihrem Weg.
Ich schwöre nicht auf das eine Netz, sondern halte es für sehr bedeutsam, dass die Kinder Straßen-schlau werden und in der Lage sind, die Netze nach ihren Vorgaben wechseln und ‚nutzen‘ zu können. Sie mögen auch den Weg vom Gate am Flugplatz zur U-Bahn und von da in die Straßenbahn finden, unter Umständen weiter aufs Land, ein Stück zu Fuß usw. .
Ich hoffe, dass mein Bild dir verdeutlichen kann, dass für mich der Wert des je-individuellen Bildungsweges meiner Kinder in der Flexibilität und Beweglichkeit und Orientierungsfähigkeit liegt.
In einer hyperkomplexen Welt halte ich es für ausgesprochen bedeutsam, dass sie Spuren wechseln können um beweglich, flexibel und wendig sein zu können.
Dann ist es so, dass meine Kinder älter werden und immer mehr geleitet und bewegt sind von ihren eigenen, inneren Vorstellungen und Ideen.
Unterwegs kann es schon mal schnell geschehen, dass ein Kind sich, nach ca. 12 Jahren möglichst freiem und selbstbestimmten Lernen, in einem Zug vorfindet, dessen Streckennetz und Innenausstattung lange nicht angepasst und optimiert wurde.
Dann leidet das Kind, denn es kann längst alle anderen Verkehrsnetze bedienen, Tickets kaufen und sich sicher und selbstbestimmt fortbewegen. Es ist in der Lage, sich online Auskunft zur Abfahrtszeit zu verschaffen und versteht den Zug längst als Transportmittel.
Doch der Schaffner im Zug und alle Fahrtgäste im Zug sagen dem jungen Menschen, dass Zug fahren, das einzige Mittel der Wahl wäre und man sich hier anpassen müsse und sich unter die strengen Richtlinien im Zug zu fügen hätte, sonst würde man nie am Ziel ankommen.
„Das musst du einfach mal aushalten, Augen und durch!“ „Stell dich nicht so an!“ Das sind Sätze, die der junge Mensch allenthalben hört.
Jetzt ist er sehr verunsichert, denn eigentlich weiß der junge Mensch um U-Bahn, Straßenbahn, Flugzeug , Auto und Fußweg.
Von mir als Mutter braucht es gute Kraft, den Jugendlichen in seinem eigenen, selbstbestimmten Weg zu unterstützen. Ich brauche immer wieder gute Mittel, um dem jungen Menschen die richtigen Fragen zu stellen, damit er Gelegenheit hat, bei sich sein und bleiben zu können.
Die Verunsicherung bei den kurzen Zugstrecken, die er ab und an einnimmt ist so groß, dass es langen Atem braucht, um den jungen Menschen zu vermitteln, dass sie vielleicht goldrichtig auf ihrem Weg sind und dass unter Umständen, viele Leute im Zug, sowie der Schaffner einfach nicht wissen, wohin sie fahren und sich lediglich sicher fühlen, weil sie alle in diesem einen Zug sitzen und das schon immer so getan haben.
Wenn Zug fahren schwierig ist und es dich und deine Familie viel Kraft kostest, dann kann es für alle Beteiligten heilsam sein, ein Stück Bus zu fahren, vielleicht auch das Flugzeug zu nehmen. Umsteigen und sich in der komplexen Welt selbstbestimmt zurechtfinden zu lernen, erscheint mir heute bedeutsamer zu sein, als sich lediglich auf die Bahn zu verlassen.
Es führen viele Wege nach Rom.
Wir Erwachsenen müssen unter Umständen selbst wieder umsteigen lernen und eigene Zielfindung als positiv betrachten lernen. Den eigenen Weg, der noch so quer und vielschichtig sein kann, als einzigartig und zu mir passend, einordnen lernen.
Konfuzius hat einmal gesagt: „Der Weg ist das Ziel.“
Das nächste Tagesseminar Wie du Stress und ‚genervt sein‘ im Alltag mit deinem Kind in Leichtigkeit und Freude verwandelst findet am 18.02.16 statt. Hier findest du nähere Informationen.
Warum es wichtig sein könnte, als Eltern nicht eingleisig zu denken?