Ein kurzer Blick auf ‚Fühlen‘ und ’Lernen’. Die Metapher vom Flaschengeist.

Ein kurzer Blick auf ‚Fühlen‘ und ’Lernen’. Die Metapher vom Flaschengeist.

Vor einigen Tagen habe ich über eine Frau geschrieben, die mich sehr beeindruckt hatte. Letztendlich war es nur ein Zufall, dass sie Erzieherin von Beruf war.
Unter anderem hatte mich ihre Gabe beeindruckt, wie sie Kinder wahrnahm und wie sie versuchte in deren Leben einen Unterschied zu machen.
Es ging um das Thema Gefühle und die eigene Innenwelt wahrzunehmen.
Mir wurde mal wieder klar, wie sehr auch meine eigene Erziehung davon geprägt war, meine Gefühle zu unterdrücken.

Da war nun eine Person, die Kindern zu ermöglichen suchte, möglichst dicht an den eigenen Empfindungen bleiben zu können, um unterdrückten Gefühlen die Energie abzuziehen, die sie sonst anderweitig nutzen würden um einen ‚inneren Flaschengeist‘ aufzublasen. Der aufgeblähte Flaschengeist dann wiederum sorgt für viel Ungemach und ungezügelte Emotionen in Beziehungen.

Bestenfalls kann man als Erwachsener erkennen, wie sehr die Gesellschaft einem daran hindert, das eigene Empfinden wahrzunehmen und zu leben. Ja, die meisten wurden vom eigenen Empfinden und fühlen entfernt.

Und genau das ist es, was vielen Eltern und Pädagogen im Alltag mit den Kindern, wie ein Orkan entgegen bläst.
Es sind nicht die Kinder, sondern oftmals unser eigener innerer Flaschengeist, der durch das Leben mit den Kindern, der geschlossenen, unter Druck stehenden Flasche, zu entfliehen sucht.

Der Flaschengeist möchte sich zeigen und auflösen, doch sorgen die inneren Unwetter, die man schon als Kind unter Verschluss bringen musste, viel zu oft dafür, dass man den Deckel krampfhaft versucht unter Verschluss zu halten. Man hat Angst die Kontrolle zu verlieren. Man hat Angst vor dem unter Umständen überwältigenden Schmerz, der sich zeigen könnte, wenn man den Korken knallen lassen würde.

Es gibt allerhand unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie man mit diesem Flaschengeist wohl umgehen sollte.

  • Manche Fachleute sind der Meinung, man solle ihn auf jeden Fall entweichen lassen und einen Boxsack parat haben .
  • Andere sind der Meinung, man solle den Korken nur kontrolliert, d.h. mit Bewusstheit öffnen und wieder schliessen.
  • und eine weitere Betrachtung ist, den Flaschengeist auf einer Wolke sitzend zu verstehen, die einfach nur betrachtet sein will, mit der man so wenig als möglich in Verbindung gehen solle, wenn sie am Himmel vorbei zieht.

Egal einmal welche Vorstellung du von einem etwaigen persönlichen Flaschengeist und seiner 'Handhabe' hast?

Fakt ist für mich, dass es oftmals die Flaschengeister sind, die miteinander im Krieg sind.

Und ich halte es für wertvoll, dass Erwachse dafür sorgen können, dass die Flaschengeister der Kinder sich nicht all zu sehr aufpusten müssen. Das gelingt besser, wenn Erwachsene selbst ihre Flasche samt Inhalt im Blick haben.

Menschen, die die Fähigkeit haben, Kindern die Gelegenheit zu geben, einen Raum für ‚einfach sein dürfen‘ zu öffnen, finde ich einfach anerkennenswert.
Dies um so mehr, nachdem Generationen ‚ihre Flaschen‘ unter großem Druck haben durchs Leben bewegen müssen.

Menschen sind für mich Leuchttürme, die ihren Innenraum bearbeiten und im selben Moment den Innenraum der Kinder im Blick haben.
Es sind für mich Wegweiser in eine neue Zeit ‚JENSEITS ALLER ERZIEHUNGSVORSTELLUNGEN‘, was, „oh Flaschengeist entweiche“, der Titel meines letzen Buches ist .


Was Lernen mit Spätzle kochen zu tun hat

IMG_3896Wir hatten jetzt 5 Tage hintereinander Spätzle zu essen. Uff!  Hier ein kurzer Bericht darüber, was das mit Lernen zu tun hat und die Frage an dich, wo du diese Wiederholungen bei deinen großen und kleinen Kindern, vielleicht auch bei dir, wieder entdecken kannst?

Mein Sohn hat mit jemanden Suppe gekocht und hat dabei gelernt Spätzle zu zubereiten. Du brauchst dazu ein Ei, Mehl, Wasser und etwas Gewürze deiner Wahl. Dieses Erleben des Suppe kochens muss ihm sehr gut getan haben und Spass gemacht haben. Das ist schon mal die erste, wichtige Information.

Am nächsten Tag, wollte er mit mir wieder Spätzle zu bereiten. Hier nun stand sowieso eine gemeinsame Mahlzeit an, wieso also nicht? Mit großem Enthusiasmus sucht er die Zutaten zusammen und beginnt seinen Schöpfungsprozess. Alles muss genau so gemacht werden, wie am Tag zuvor. Ich darf nicht stören, nichts verändern, nichts vorschlagen. Es ist ein Wiedererleben des Spätzle kochen vom Vortag. Die erste „eigene“ Suppe…lecker!

Am darauf folgenden Tag geht er heimlich in die Küche. Ich darf nicht kommen. Er will mich mit einer Suppe, natürlich mit Spätzle, überraschen. ich spiele mit, bin in der Nähe. Tag 3 mit Spätzle. Ganz alleine gemacht.

Tag 4 hat wieder das alleine machen zur Grundlage. Er arbeitet in der Küche, bereitet eine Suppe, aber nun kommt eine interessante Wendung hinzu. Die Art und Weise der Spätzle wird variiert, sie werden anders gewürzt, sie werden größer gemacht, nennen sich jetzt Klöse und werden auch noch mit Reibe Käse verfeinert. Als das Werk vollbracht ist, will er nichts mehr davon essen, er ist satt.

Du ahnst es vielleicht: Für Tag 5 koche ich eine andere Art Suppe, lege die großen Spätzle hinein, lass alles ziehen und , voila, Tag 5 mit Spätzle.

Lernen durchläuft immer diese Phasen, die du vielleicht in deinem eigenen Leben nach verfolgen kannst:

da muss ein Interesse, eine Fragestellung und ein gutes Gefühl sein

es muss die Möglichkeit da sein, es genau nach dem eigenen Empfinden zu wiederholen

da muss selbst initiierte Wiederholung sein, sich sicher machen, in dem, wie es geht

dann fängt es an Variationen zu geben, man macht etwas Eigenes daraus

dann wird das Thema vielleicht uninteressant, vielleicht geht es  auch weiter

die nächste Lernschleife öffnet sich

Damit Kinder und auch Erwachsene innerlich wachsen/lernen können, brauchen sie die Gelegenheit, diese Lernspiralen zu vollziehen und das möglichst ungestört. So erlangt man Erfahrung und Wissen. Leider stören wir die Kinder zu oft in diesem Lernprozessen, weil wir der vom Kind initiierten Tat keine Bedeutung beimessen, uns gestört fühlen, keine Zeit haben, keine Lust…

Nicht nur 2 + 2 = 4 ist Lernen, sondern gerade diese kleinen, meist unbeachteten Taten, sind der Lebenssaft für das kindliche Lernen. Es ist gut, wenn du ihnen so oft wie möglich Raum gibst.

Wo kannst du bei deinem Kind eine solche Lernspirale erkennen, die damit endet, dass das Kind das gelernte variiert?

Ich freue mich sehr auf deine Geschichten hier unten auf der Internetseite

 

www.wundersameslernen.de