Die Zahngesundheit der Kinder und andere ‚Untiefen‘ der Mundhöhle

Die Zahngesundheit der Kinder und andere ‚Untiefen‘ der Mundhöhle.

Glaubst du es wirklich, dass dein Kind schlechte Zähne bekommt, wenn es an diesem Abend oder in drei Tagen die Zähne nicht richtig putzt?
Das Thema Zähne putzen ist in vielen Familien ein großes Thema. Gerade in der vergangenen Woche ist es mir mehrfach begegnet.

Grund genug einmal einen Blick in die ‚Untiefen’ der Mundhöhle zu werfen.

  • „Mein Mann putzt unserem Sohn seit 2 Jahren die Zähne. Dazu nimmt er ihn jeden Abend auf den Arm, d.h. wenn ich ehrlich bin, nimmt er ihn in eine Art Schwitzkasten.“
  • „Komm Sophie, w i r müssen jetzt die Zähne putzen“! (Sophie ist 7 Jahre alt)
  • „Die Zahnärztin hat gesagt, dass wir dem Kleinen in jedem Fall die Zähne putzen müssen. Sie gibt uns zu verstehen, dass wir Schuld an jeder Karies seien, die ein Kind haben kann. Er ist 8 Monate alt.“
  • „Die Kinder müssen im Kindergarten 2 x am Tag die Zähne putzen, um eine bestimmte Uhrzeit essen und nur dann. Sie müssen das essen, was die Erzieherinnen ihnen auftragen. Auch müssen sie eine willkürliche, gesellschaftliche Reihenfolge der Lebensmittel einhalten. Sie dürfen die Yoghurt erst nach dem Brot essen und nicht davor.“
  • „Solange die Kinder die Zähne nicht geputzt haben, lese ich ihnen keine Gutenachtgeschichte. Wenn sie nicht schnell genug sind, dann gibt es eben keine mehr.“

Um es gleich vorne weg zu sagen. Zähne putzen ist mir enorm wichtig. Doch es ist mir nicht so wichtig, dass ich die Integrität der Kinder einem möglichen (nur in der Vorstellung kariösem) Zahn opfern würde.

Doch genau das erlebe ich in vielen Fällen. Wir bauen da eine heilige Kuh um den schlichten, simplen und einfachen Vorgang der Zahnpflege. Die Integrität der Kinder wird dabei oftmals geopfert.

In diesem sich hochschaukelnden Themenkomplex vermischen sich ganz vielen Einzelthemen. Ich erlebe es oft, dass der einfache Menschenverstand in dem Wirrwarr verloren geht. Angst, Verunsicherung, Schuld und veraltete Erziehungsvorstellungen vermischen sich mit den künstlich aufgeplusterten ‚Zahnkomplexitäten‘. Unnötige Verletzungen körperlicher und seelischer Art entstehen, all das müsste nicht sein, wenn wir uns nur mal ein Stück entspannt zurücklehnen und 5 gerade sein lassen würden.

Die Zahngesundheit hängt von den unterschiedlichsten Faktoren ab. Da ist das Zähneputzen nur einer davon. Nicht zu unterschätzen ist die Zahnpflege, aber sie ist eben nur ein Aspekt. Daneben spielt die Ernährung eine Rolle, die allgemeine Gesundheit, eine gewisse Veranlagung mag bedeutsam sein, das Alter usw.

Die Lippen und der Mund sind ein hochsensibles Gebiet. Nicht nur, dass erste Erfahrungen an dieser Stelle gemacht werden. Der Mund ist der ummittelbare Eingang für die erste äußere Nahrung, das Stillen von jedweden Bedürfnissen findet genau hier zunächst eine Zentrale. Der Mund berührt, untersucht, empfindet, nimmt auf, spuckt aus, zeigt in seinen feinen Nuancen jedwede Gefühlsregung. Der Mund freut sich, zeigt Abneigung, küsst oder verschliesst sich.

Eine Ort, der in hohem Maße sensibel ist, embryologisch gesehen auch als Anfang des Darms, sprich der Möglichkeit für Verdauung (auch im übertrageneren Sinne)  gesehen werden kann, sollte damit nicht einfach nur als Öffnung gesehen werden. Man macht es sich viel zu einfach, wenn man den Mund des Kindes einfach nur als irgendeine Öffnung sieht, die gefüttert werden will und dessen weiße Beißerchen um jeden Preis gereinigt sein müssen.

Wir haben es hier mit weit mehr zu tun. Wir haben es mit der Körperöffnung eines einzigartigen Kindes zu tun. Mit einem unmittelbaren, direkten Zugang zu seiner Person und Persönlichkeit.
Das ist ein Ort und ein Thema,. mit dem wir in meinen Augen viel sensibler und achtsamer umgehen müssen. Es geht eben nicht nur um die Gesundheit und Sauberkeit der Zähne, sondern es geht um viel mehr. Es geht, wenn man so will, um Missbrauch, wenn man nicht das nötige Feingefühl und einen gewissen Weitblick aufbringt. Den Weitblick braucht man nicht nur für die Perspektive, dass das Kind mit möglichst wenig Karies zu tun hat. Man braucht den Weitblick eben auch für das Wahren der Integrität eines jungen Menschen, dessen Mund und Zahnraum eben ein zutiefst sensibler und intimer Raum ist. Es ist eben der Mund des Kindes.

Genau da fängt es an, was das Thema Zahnpflege in der Familie entspannen könnte. Ich schreibe es einfach nochmal hier hin:

Der Mund und die Zähne, sind der Mund und die Zähne des Kindes. Es ist nicht dein Mund, es sind nicht dein Zähne.

Es geht um die langfristige Zahnpflege, darum die Zähne gesund zu erhalten. Es geht auch um die langfristige gesunde Persönlichkeit, um einen starken, selbstbewussten Menschen zu begleiten. Das bedeutet, dass ich mich in gewisser Weise auch aus dem ’Mund’ des Kindes heraushalten muss.

Damit stellt sich die Frage, wie ich als Eltern von jungen Menschen, diesen scheinbaren Widerspruch leben kann? Wie kann ich Zahngesundheit und Vorsorge betreiben und im selben Moment Selbstfürsorge ermöglichen?

  • Das geht ganz gewiss nicht, in dem ich die Kleinsten in den Schwitzkasten nehme, um ihnen die Zähne zu putzen.
  • Das geht auch nicht, indem ich Sophie an das Zähneputzen erinnern will, aber von „wir müssen rede…“
  • Es geht auch nicht, indem ich einer Zahnärztin gestatte, mit Schuldgefühlen um sich zu werfen. Es geht vermutlich nicht mit einer Zahnärztin, die nicht in der Lage ist, das Thema Zahngesundheit in größeren Zusammenhängen, vor allem wohlwollend zu sehen, mich und mein Kind respektvoll zu behandeln.
  • Es geht auch nicht mit einer Erwachsenenmacht (Kinderbetreuung und Elternhaus), die persönliche Vorlieben und Essgewohnheiten einer allgemeinen und willkürlichen Vorstellung zur Ernährung opfert. Einer Gesellschaft, die ein Riesengedöns aus einem, im Grunde schlichten Vorgang macht.
  • Das geht auch nicht, mit den subtilsten Manipulationen von Erpressung, bis hin zu angeblich kinderfreundlichem bunten, schrillen und unterhaltsamen Kinderzahntrallala. Aus guten Grund war ich schon immer auf Kriegsfuß mit der blöden Zahnfee.

Und wie so oft, wenn ich etwas schreibe, dann gibt es hier keine Tricks und Tips an der Zahnputzfront, sondern Nahrhaftes, um sich selbst aufrecht hinzustellen und gängige Praktiken zu hinterfragen. Es ist mir wichtig Ideen zu geben, um zu einer eigenen, stimmigen Wahrheit zu finden und diese dann zu vertreten und zu leben.

Ist es wirklich wahr, dass es so schlimm ist, wenn er heute die Zähne mal nicht putzt, das vielleicht für 3 Wochen?

Ist es wirklich wahr, dass ich den kurzfristigen Erfolg mit Machtmissbrauch (ich putzen dir die Zähne) an diesem Abend, der langfristigen gesunden Integrität des Kindes opfern sollte? Gibt es einen besseren Weg? Wie könnte der aussehen?

Ist es wirklich wahr, dass das Kind allen Lack und alles Gedöns auf die Zähne braucht, um diese gesund zu erhalten?

Ist es wirklich wahr, dass die Neunjährige das Lippenbändchen im Mund operativ entfernt haben muss, damit sich schon bei dem jungen Kind die Zahnlücke schließt? (wirklich so erlebt)

Ist es wirklich wahr, dass mein Kind eine Zahnspange braucht?

Ist es wahr, die Sache mit dem Fluorid in der Zahnpasta?

Ich wünsche mir einen Weg zur einer simplen Einfachheit, zum Naheliegenden. Das könnte sein, die Zahnbürste in die Hand zu nehmen, sich selbst die Zähne zu putzen und davon auszugehen, dass die Kinder es auch tun werden. Es könnte auch bedeuten, bestimmte Dinge kritisch zu hinterfragen, nicht ein falsches und verlogeneres Bild dazu im eigenen Haus entstehen lassen. Es könnte auch sein, eine Zahngesundheit, zunächst im Inneren entstehen zu lassen, die sich dann ganz eigenSINNig im eigenen Familien-Feld entfalten kann.

Vielleicht bis du beim WundersamenLernen-Camp im Oktober dabei? Da werden wir in entspannter Atmosphäre vielerlei Themen berühren, mit denen wir in Familie und Alltag zu tun haben. Info findest du hier.


Warum ich die Idee von Kinderuni nicht mag

Die Erkenntnis ist sicher ein Fortschritt, dass Kinder besser lernen, wenn sie praktische Erfahrungen machen können. Es ist total wichtig, dass Kinder tun und machen können. Und doch kommen mir manche Angebote für Kinder wie der Wolf im Schafspelz daher. Manche, ach so pädagogisch wertvoll ausgeklügelten Systeme, füttern eine Denkweise der Kinder, die uns als Gesellschaft in eine Sackgasse befördern.

Wenn ich das Wort ‚Forschen‘ lese, dann denke ich zu allererst einmal an ein Forschungslabor, Reagenzgläser, weiße Kittel, an wissenschaftliche Untersuchungen und eine gewisse Strebsamkeit und Ernsthaftigkeit, um einer gewissen Frage nachzugehen. Ganz spontan habe ich persönlich dann auch sofort das Wort Tierversuche im Kopf. Bitte verzeih mir dieses vielleicht etwas vereinfachte Bild, falls du WissenschaftlerIN bist.

Ich gehe zunächst einmal davon aus, dass man durch Forschung versucht, ganz grundlegende Probleme der Menschheit zu lösen.
Ob das tatsächlich der Fall ist, vermag ich nicht wirklich zu sagen, aber ich habe den Eindruck, dass sich die Probleme in vielerlei Bereichen nicht notwendigerweise vermindern. Forschung bringt uns einen enormen Segen, Forschung sorgt aber auch für unermessliches Leid.

Nun geschieht es im Bereich Erziehung und Lernen aber auch, dass der Begriff des Forschens, im Zusammenhang mit dem kindlichen Lernprozess, populär ist,. Man redet von den kleinen Forschern. Man liest, wie bedeutsam es sei, dass kleine Kinder forschen müssten und es gibt die Zwergenforscher und steigende Zahlen an Kinderunis. Dieser Begriff ‚forschen‘ ist gebräuchlich, weil man ihn mit ‚lernen‘ assoziiert.

Die Begriffe Kind und Forschen werden gerne miteinander verzweckt, man kann dem ‚kindlichen Lernen‘ damit noch mehr gewichtige Aufmerksamkeit geben.

Ich frage mich, ob es sinnvoll ist, die institutionalisierte Vorstellung von ‚Forschen‘ auf gerade den jungen Menschen abzulegen, die in meinen Augen die eigentlichen Forscher sind?

Ist es nicht so, dass wir bestimmte Vorstellungen von dem, was wir meinen, was Lernen ausmacht, über Kinder stülpen?

Könnte es sein, dass ein Erwachsenenansatz zu den Ideen, was Forschung sei, Kinder noch mehr von sich und ihren eigentlichen Fähigkeiten entfernt?

Haben kleine Kinder, in ihren ureigenen Forschungsweisen nicht vielmehr Ansätze, die dem Forschungsprozess eines Erwachsenen dienen könnten und nicht umgekehrt?

Ich nenne es mal kindliche Forschungsweise, die ich nun etwas genauer betrachten möchte?
Zunächst einmal fällt mir auf, dass kleine Kinder vielleicht eine bestimmte Fragestellung im Forschungsprozess haben, vielleicht haben sie diese aber auch nicht. Manchmal, so hat es den Eindruck, ist ihr Tun von reinem Spaß an der Freude geprägt.
In ihrem Forschungsprozess sind sie, je kleiner sie sind, sicher auch noch sehr stark mit ihrer Körperlichkeit verbunden. Der Forschungsprozess ist auch ein körperlicher, im Gegensatz zur Kopfarbeit vieler Erwachsener. Sie fühlen und spüren, sie probieren aus und verwerfen. Sie können auch einmal bitter enttäuscht und ungehalten sein. All das gehört (noch) dazu und wurde (noch) nicht wegrationalisiert.
Es sind ganz bestimmte Phasen und Zyklen, die man beobachten kann und sie sind ganz unmittelbar mit einer großen Offenheit und Flexibilität verbunden.

Ich denke, dass gerade darin auch die große Chance für Kreativität liegt, denn, was auch immer sie neu entwicklen, ist noch nicht all zu sehr mit altem Ballast und Denken belastet. Wenn sie klein sind, interessiert sie zunächst kaum, was nicht funktionieren könnte. Ihr Forschergeist ist noch nicht verstellt, sie sind offen und machen weiter.

Weiter machen sie in ihrem ureigenen Forschungsprozess auch so wie es ihrem Interesse entspricht. Sie können sich über große Zeiträume sehr intensiv mit etwas beschäftigen und unmittelbar in der nächsten Sekunde das Objekt fallen lassen und sich etwas anderem zuwenden.

Sei es, dass sie sich ausruhen und aus dem Stand weg einschlafen oder sei es, dass sie sich etwas ganz anderem zuwenden. Dieses Andere mag für den Betrachter nicht unbedingt in einem Zusammenhang stehen. Doch wer weiß schon, ob es im Netz des kindlichen Forschungsprozesses nicht diese Zusammenhänge gibt?

Nach dem Zeitraum XY, der ihrem ureigenen Rhythmus entspricht, wenden sie sich der Sache wieder zu. Vielleicht bleibt das, was gestern noch so interessant war, auch liegen und sie werden sich erst nach Wochen oder Monaten diesen Themen widmen. Ihre Art, wie sie sich dem Forschungsprozess widmen hat einen ganz eigenen Duft und Geschmack. Dem genauen Betrachter erschließt sich vielleicht, dass sie sich ganz ähnlichen Themen aus den unterschiedlichsten Richtungen gewidmet haben.

Dem Erwachsenen entzieht sich vielleicht aber auch ein logischer Zusammenhang, doch das Kind erforscht unbeirrt weiter. Erst viiiiiiieeeeel später erschließt sich dem Erwachsenen, dass es in diesem oder jenem Zusammenhang ein Wissen angehäuft hat, dem man zuvor keine Bedeutung geben konnte, weil man als Erwachsener nur lineare Zusammenhänge und sogenannte Lernfortschritte wahrzunehmen gewohnt ist.

Erwachsene forschen im Tun und im Handeln. Sie suchen linear und logisch zu denken. Bei kleinen Kindern habe ich den Eindruck, dass ihre Forschungsprozess noch so in Verbindung mit dem großen und ganzen Bild ist, dass ihr Forschungsprozess auch und gerade in der Stille und sogenannten Pause ‚weiter rollt‘. Sie sind verbunden mit dem, was ich SEIN nennen möchte und daher habe ich manchmal den Eindruck, dass ihr ureigener Forschungsprozess einer ist, der einfach rollt und im selben Moment ‚ist‘. Er ist nicht so sehr von ‚machen‘ und ‚tun‘ getrieben, als vielmehr ein ganzheitlicher Ausdruck einer Art Fluss oder Bewegung.

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Das zu beobachten hat für Erwachsene einer wundervolle Wirkung. Ich kann sagen, dass wenn ich die Gelegenheit habe, kleine Kinder in diesem Schöpfungs- und Forschungsprozess zu beobachten und sie ungestört sind, dann nehmen sie mich mit. Es hat eine ähnliche Wirkung auf mich, wie ein schöner Spaziergang im Wald.
Wenn ich sie beobachten kann, dann habe ich Gelegenheit in diesen großen ‚OpenMind’ einzutauchen. Das ist wunderbar.
Als Erwachsen machen wir uns das viel zu wenig zu Nutze, auf diese Weise den kindlichen Geist ‚anzuzapfen‘ und uns mitreissen zu lassen, in diese Welt, die so reich und schöpferisch ist.

Der Forschungsprozess des Kindes dient sich selbst. Er dient nicht in erster Linie der Schaffung eines Ergebnisses. Er muss nicht kontrolliert und verifiziert werden. Das Ergebnis der kindlichen Forschung genügt sich selbst. Macht, Geld und Egostrukturen eines Erwachsenen spielen noch keine Rolle. Der kindliche Forschungsprozess ist sich selbst genug und nährt den Geist des Kindes auf wundersame Art.

Was gibt es hier nicht alles zu lernen für Erwachsene? Was ist das für ein reicher Schatz, den man da im Hause hat?
Doch groß ist die Versuchung, dass wir diesen kreativen, ursprünglichen Forschergeist auf die Seite der Erwachsenen ziehen wollen. Wir meinen, sie würden durch Forschung, so wie wir sie versehen, etwas lernen.

Was für ein Irrsinn. Ich behaupte, dass viele Erwachsene, Eltern wie pädagogisches Fachpersonal die Feinheiten des Lernens oder kindlichen Forschens noch lange nicht durchdrungen haben.

Anders kann ich mir nicht erklären, dass dieser ganze Apparat mit so wenig Feingefühl und Demut daherkommt. Das man noch immer glaubt, dass Kinder nach den Vorgaben der Erwachsenen lernen müssten.
Für mich liegt da ein Schatz, unmittelbar vor den Augen der Erwachsenen. Sie sehen ihn nicht, weil sie etwas im Sinne von dem Erwachsenen Ansatz von Forschen zu optimieren und zu lenken suchen. Wenn sie bezüglich Lernen beginnen würden im kindlichen Sinn, auch mit Kindern zu forschen, dann hätten Erwachsene vielleicht Gelegenheit Erkenntnisse zu gewinnen, die sie derzeit noch nicht sehen können weil sie im Erwachsenen Modus forschen.

Kinder laden uns immer wieder ein, ihre Welt zu betreten. Doch selbst ich, die ich mich gerne damit beschäftige, nehme diese Einladung viel zu selten an.

Eine Frage, die ich mir weiterhin stelle ist:
 Wenn Forschung sucht die Probleme der Menschheit zu lösen, (die sie sicher in großen Teilen mit verursacht), wie würde es sich auf Forschung und die Lösung unserer derzeitigen Herausforderungen auswirken, wenn wir kindliche Forschung und ihre Stärken mit einbeziehen würden?

Gerne lese ich deine Gedanken dazu, direkt hier in den Kommentaren, gerne auch in den social media.

Hier findest du meine Information zum nächsten EduWorkCamp im Juni 2018. Das ist mit Sicherheit eine Gelegenheit den Erwachsenenmodus und den Kindermodus des Forschens und Lernens miteinander zu verbinden, gemeinsam zu lernen.

Für meine online Beratung findest du hier meine Angebote


Zwischen starren Strukturen leben lernen. Feinheit entdeckt sich selbst

Zwischen starren Strukturen leben lernen. Feinheit entdeckt sich selbst

Ich frage mich, ob es ausgerechnet mit Hilfe der modernen Medien möglich sein könnte, Mitgefühl, Verständnis und Wohlwollen hervorzubringen?

Gerade bei der Arbeit im Internet beobachte ich, dass ich einen gewissen ‚Duft‘ einer Konversation als sehr angenehm empfinde und andere Posts versetzen mir leichte Hiebe.

Oft ist es so, dass ich mich sehr bereichert fühle. Auf wundersame Art quillt manchmal ein gewisser ‚Geschmack’ oder ein bestimmter ‚Klang‘ durch den Computer und setzt etwas in Gang, was ich als Feinheit bezeichnen möchte. Ich spüre Wohlwollen meines Gegenübers.

Sicher kennst du das auch, dass im Kontakt mit einer Person etwas zu dir ‚spricht‘, dass nicht notwendigerweise im Vordergrund deiner Wahrnehmung steht. Aber nicht minder bedeutsam ist.

Kürzlich habe ich neben einer Frau gesessen und wir haben mit dem Blick auf den Bildschirm eines Computers, etwas gemeinsam erarbeiten müssen.

Ich saß nur neben ihr, habe aber den ganzen Schub ihrer inneren Aufregung und Anspannung abbekommen. Ich saß dort, wir haben uns mit Computertechnischen Fragen beschäftigt, aber quasi im Hintergrund „fuhr“ mein System ein Programm, dass mich direkt empfinden ließ, wie ihr System überspannt auf Hochtouren rannte.
Früher waren mir diese feinen Empfindungen nicht bewusst und ich dachte immer, dass ich ‚verkehrt‘ sei. Ich und der Stress um mich herum waren sozusagen eins. In meiner Kindheit muss ich diese Feinheiten auch schon empfunden haben, aber erst als Erwachsene lerne ich bewusst damit umzugehen und mich gegebenenfalls auch davon zu distanzieren.

Du betrittst einen Raum und ohne, dass du 2 Worte der Anwesenden gehört hättest, hat dein Körper längst etwas gespürt, dass man aber nicht mit Augen, Ohren, Nase oder Fingerspitzengefühl aufnehmen könnte. Schon mal gehört: Da ist dicke Luft? Was bedeutet das? Dicke Luft? Gibt es die überhaupt? Ist es nicht vielmehr eine ganz gute Beschreibung von etwas, dass man nicht unbedingt in Worte fassen kann. Wie ist diese Information zu dir gekommen? Ist das eine Gehirnleistung?

Das prägendste Erlebnis dieser Art hatte ich, als ich einmal ein Seminar besucht habe, in dem es um emotionale Erste Hilfe für Babys ging. Wir haben ein Rollenspiel gemacht und ich war das Baby. Eine zweite Person die Mutter und eine dritte Person sollte die Therapeutin spielen.

Die Rolle des Säuglings war mir wie auf den Bauch geschrieben. Ich lag auf dem Boden und meine ‚Mutter‘ hatte Stress mit mir erzählte der ‚Therapeutin‘ im Spiel, dass ich so nervös sei und soviel weinen würde. Kannst du dir die Situation vorstellen?

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Dieses Rollenspiel war ein persönlicher Durchbruch in meiner Arbeit mit Müttern und Kindern. Denn ich selbst habe, auf dem Boden liegend, die Erfahrung gemacht, wie ich sowohl mit meiner Mutter und ihrem emotionalen Zustand in Verbindung war, als auch (und das ist noch schräger) mit dem Selbstverständnis und der Expertise der Therapeutin.
Als ‚Baby‘ lag ich auf dem Boden, habe mich selbst aber als unmittelbare „Wahrnehmung“ der Personen im Raum empfunden.
Ich gehe ganz fest davon aus, dass Babys genau dieses Gespür haben.

Gibt es in deiner Familie Personen, die sehr empfindsam sind? Was sagst uns diese Empfindsamkeit über die Möglichkeit ‚Zwischentöne‘ wahrzunehmen? Was sagt uns das über Lernprozesse überhaupt?

Ist es nicht angemessen, Feinheiten nachzugehen? Ich gehe davon aus, dass es sehr von Bedeutung ist die Wahrnehmung zu schärfen und sich für den Gedanken zu öffnen, dass viele Kinder wesentlich feiner ‚getuned‘ sind, als wir es uns vielleicht vorstellen mögen. Viele Menschen, Erwachsene wie Kinder, scheitern an dem etwas hölzernen Bild, das wir weitläufig dazu haben, wie Kinder lernen sollten. Für viele Kinder passt das ‚Stählerne’ eben gerade nicht, weil sie viel mehr aufnehmen und verarbeiten müssen, als die meisten glauben mögen. In ihrer Not werden sie dann schnell in irgendeiner Form auffällig.

Was uns als Erwachsene also helfen könnte, ist aufmerksam zu werden für die Feinheiten und Einzigartigkeit der Kinder. Ansätze zu vertreten, bei denen man davon ausgeht, dass alle Kinder gleichsam funktionieren müssten, sind wirklich obsolet.
Leider ist das noch lange nicht selbstverständlich, denn noch immer hat man unter Eltern und in Institutionen mit dem Abhärte Gedanken zu tun. Man meint Kindern eine Menge zumuten zu müssen, denn im späteren Leben müssten sie ja auch klar kommen. Dann hörst du sowas wie, „das Leben ist kein Ponyhof.
Vielleicht ist es dir auch schon passiert, dass gerade in deinem Umfeld das Wort „Kuschelpädagogik“ etwas abfällig eingesetzt wird, um zu verdeutlichen, dass Kinder nun mal nicht zu verzärteln seien.

Was ist aber mit den jungen Menschen, die so ‚fein gedrahtet‘ sind? Sie können nichts dafür, wenn andere Menschen nicht so empfindsam daherkommen. Was ist mit den ganzen Einzelfällen? Was ist mit den Individuen? Was ist mit deinem Kind?

In vielen Fällen ist es so, dass sie in dieser anspruchsvollen Zeit ein Stück gute Kraft von dir benötigen. Das Gefühl, dass wenigstens du sie verstehst und sie noch einige Zeit in deinem Windschatten zu ihrer eigenen Kraft finden können. Darin wollte ich euch stärken.

Was meine Eingangsfrage der social Media betrifft, so werde ich mit dem Ansatz einfach mal ein wenig experimentieren. Mich interessiert, ob Erwachsen auch oder gerade bei Facebook den Ball auffangen mögen, der zu einem gemeinsamen Lernprozess einlädt. Können Einzelne dort Gespräche in einer Art führen, die wirklich bereichernd sind und Feingefühl und Achtsamkeit zulassen?

Dort (facebook) wie hier (Kommentarfeld) lese ich gerne deine Gedanken dazu.

 

Hier findest du meine Angebote. Beginne ein Gespräch mit mir. Das ist in jedem Fall bereichernd.