Selbstbestimmung hält gesund

SelbstbestimmungNeulich bei meiner Mutter. Warum Selbstbestimmung Alt und Jung gesund erhält

In dieser Geschichte beschreibe ich, warum es von großer Bedeutung ist, die Selbstbestimmung in Alt und Jung zu erhalten. Sie ist ein sehr bedeutendes, natürliches Grundbedürfnis. Ihre möglichst umfassende Erhaltung hält uns gesund. Es braucht ein gutes Maß an Demut und Dienen, um Selbstbestimmung 'in' den Kindern zu ermöglichen.

Neulich war ich bei meinen Eltern zu Besuch. Mein Vater hat mich mehr oder weniger eindringlich gebeten, ob ich meiner Mutter (83) beim online Banking helfen könnte? Für gewöhnlich muss er (87) sich neben sie an den Computer setzen und die beiden arbeiten dann zusammen an einem ‚Projekt Rechnungen zahlen‘, dass meine Mutter früher im Handumdrehen erledigt hätte. Meinen Vater hätte man niemals bei einer Tätigkeit dieser Art gesehen, weil diese Arbeit ihm Pickel und Hautausschlag verursacht hätte.
„Ja“, habe ich gesagt und dann waren etwa 90 min. vergangen für etwas, wofür ich vielleicht 15 min gebraucht hätte.
Meine Mutter sieht nicht mehr gut. Auf einem Augen ziemlich wenig und auf dem anderen fast gar nichts mehr. Sie hört auch ziemlich wenig, insbesondere, wenn sie ihre Hörgeräte nicht tragen mag.

Eisern besteht sie darauf ihre Bankgeschäfte möglichst eigenständig zu erledigen. Das bedeutet, dass sie vor dem Computer sitzt, die Buchstaben und Zahlen der Tastatur kaum noch erkennen kann und immer mal nachfragt, ob den das der richtige Buchstabe sei, denn auf dem Bildschirm kann sie es auch nicht so recht erkennen. Nicht immer hört sie die Zahlen korrekt, ich muss sie oft wiederholen.

Als gelernte Buchhalterin muss das alles seine Ordnung und seinen ganz bestimmten Ablauf haben. Wehe, du wagst hier eine Abkürzung nehmen zu wollen, einen Vorschlag zu unterbreiten, wie man das auch effizienter erledigen könnte. Das ist alles nicht gefragt.

Gefragt ist, sich neben meine Mutter zu setzen und ihr zu dienen. Das bedeutet, dass sie das 'Regiment' führt und ich assistiere. Ich werde aufgefordert zu berichten, was in dieser und jener Zeile steht. Ich bin für ein Moment ihr verlängertes Gehirn und sie greift auf eine gewisse Art auf mein Nervensystem zu und integriert blitzschnell die Informationen. Ich sitze da und beobachte, während ich das verlängerte Nervensystem bin, in welchen Leistungen sie vor wie nach Spitze ist. Sie kennt viele der Nummern auswendig, hat die Postleitzahlen im Kopf und kann sich Zahlenkolonnen herleiten. Und überhaupt finde ich, dass es ein sehr bemerkenswerte Leistung ist, wie sie sich in ihrem Alter mit dem Computer und seinen Tücken beschäftigt.
Während ich so da sitze erinnert mich das Ganze doch sehr an mein Leben mit meinen Kleinkindern. (nicht falsch verstehen Mutti)

Die Selbstbestimmung im Leben mit meinen Kindern war und ist mir immer sehr wichtig gewesen und ich weiß um deren heilende und stärkende Wirkung. Wenn ich also meinem Kleinkind bei einem Projekt dienen musste, dann war hier das selbe Maß an Geduld und Zurückhaltung gefordert. Es ist eine gewisse Demut von Nöten, um Kindern Selbstbestimmung und Eigeninitiative zu ermöglichen.

Natürlich würde es viel schneller gehen, wenn ich den 3 Jährigem anziehen würde, auch wäre es wesentlich effektiver und zeitschonender, wenn ich das Baby schnell mal füttern würde. Es würde mir auch nicht den letzen Nerv rauben, wenn ich doch einfach nur zum einkaufen gehen will, diese 700 m da vorne zum Supermarkt. Ich müsste abends , wenn ich gleich noch was am Computer machen will, nicht so lange warten, bis sie ihr Söckchen vom Fuß gepiddelt hat. Wenn er sich selbst anschnallen will, wenn ich es eilig habe. Wenn meine Kinder eine ihnen wichtige Tätigkeit gerade eben noch zu Ende führen wollen, ähnlich, wie ich es auch tun würde. Wenn sie beim Spazieren gehen einen ganz anderen Weg nehmen wollen, als ich. Wenn sie dieses Getränk nicht wollen , sondern jenes.

Während ich beim Projekt ‚Rechnungen zahlen‘ mit meiner Mutter da sitze und meine Geduld eine echte Ausdehnung von mir verlangt, habe ich die Gelegenheit über die Selbstbestimmung und Eigenständigkeit zu philosophieren. Mir wird klar, wie wichtig es ist, diese, in großem Umfang zu ermöglichen.
Auch, wenn es echt total nervig ist, dann ist es ein gutes Zeichen, dass sie ihre Bankgeschäfte selbst regeln möchte. Ich bin sehr dankbar, dass sie es kann und auch tut. So lange sie es tut, ist da etwas in ihr, dass etwas WILL. Dieses etwas WOLLEN ist unbezahlbar und es hält gesund.

Wenn wir das den Kleinsten in großem Maß ermöglichen, dann erhalten wir die Kinder gesund. Sie sind in der Lage, ihren eigenen Interessen zu folgen. Daraus ergibt sich, dass sie nicht genötigt werden ein großes Maß an Widerständen aufzubauen, um diese unbändigen Willen, der im Menschen ist, freien Fluss zu geben. Wenn ich ihnen in vielen Fällen ermöglichen kann, ihrem eigenen, inneren roten Faden zu folgen, dann können sie besser akzeptieren, wenn es von Nöten ist, meinen Vorgaben zu folgen. Die Widerstände im Leben mit Kleinkindern bekommen dadurch nicht so eine Macht im Zusammenleben. Vieles kann sich viel weicher und freudvoller gestalten. Es staut sich nicht so viel unnötige Emotion in den Kindern auf und damit erhält Selbstbestimmung gesund.

Sowohl mit mit meiner Mutter, als auch im Leben mit den Kleinsten werden gemeinsame Tätigkeiten damit zu einer Art Verhandlung und intelligenter Debatte, statt ein Tauziehen mit einem Verlierer auf einer Seite. So haben wir beide etwas gewonnen. Ich eine echte Erkenntnis und die Erfahrung der Ausdehnung der Zeit und meine Mutter das möglichst eigenständige Erledigen ihrer Erfordernisse.

Das Alter hat aber auch noch andere Vorteile. Obwohl wir zu zweit waren, haben wir beim Überweisen einen Fehler gemacht. Früher hätte sie das sehr ernst gesehen. Heute hat sie sogar darüber gelacht und hat mich beim Abschied in den Arm genommen.

 

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"I have a dream" bezüglich Schule

PageLines- ansatz-slide1.jpg"I have a dream" Auch ich habe einen  Traum bezüglich Schule und Lernen

Ich habe einen Traum, dass unsere Kinder eines Tages richtig gerne in die Schule gehen, dass es ein Ort ist, indem sie sich sicher und geborgen fühlen.

Ich habe einen Traum, dass Schulen Orte sind, die Kinder je individuell sehen und jedes Kind begleiten, wie es ihm würdig ist, wo es egal ist, ob ein Kind mit 5 lesen kann oder mit 10.

Ich habe einen Traum, in dem betonierte Schulhöfe aufgerissen werden und hügelige Flächen entstehen, wo es nach Erde, Gras und Blumen duftet, wo man im Winters Schlitten fahren kann, mit Bäumen, auf die man klettern kann – ohne Schutzhelm.

Ich habe einen Traum, dass sich die Eltern eines Tages erheben werden und gemäß ihren eigenen Erfahrungen und Erkenntnissen leben werden, dann werden wir die Wahrheit für selbstverständlich halten, dass Kinder Freilerner sind und unsere verkorksten und verkünstelt interessant gemachten Angebote nicht benötigen, um ihren wunderbaren, menschlichen Geist heran zu bilden.

Ich habe einen Traum, dass es Schulen gibt, in denen Eltern und Kinder beim Infoabend wirklich willkommen sind, wo man den neu beginnenden Lebensabschnitt feiert, wo man Eltern und Kinder versteht und nicht bevormundet.

Ich habe einen Traum von einer Schule, die den Eltern mitteilt, dass sie sich entspannen und zurücklehnen dürfen, weil Eltern nicht mehr das bearbeiten müssen, was Schule nicht leistet, wo Eltern nicht ihre Kinder verbiegen müssen für ein System, dass keinen glücklichen und damit starken Kinder hervorbringt.

Ich habe einen Traum von einer Schule, die Eltern nicht vor einen Karren spannt, der längst zerfallen und völlig unnütz geworden ist. Der mit der Anzahl von Computern für Kinder wirbt und nicht bemerkt, dass jedes Kind längst den Eltern mehr zur Technik zeigt, als die Eltern und Lehrer je verstehen werden.

Ich habe den Traum von einer Gesellschaft, die ihren Kindern kein Ritalin geben muss oder in der erste Klasse vom Heilpraktiker Gernlerntropfen oder Konzentrationsglobuli verschrieben bekommt.

Ich habe den Traum von einem Bildungsministerium, dessen vorrangiges Ziel es ist, Eltern und Kindern zu dienen, um die Heranbildung des menschlichen Geistes zu ermöglichen. Ein System, dass sich ehrfürchtig auf die Knie begibt, bekennt, dass wir vieles nicht wissen, Bildung und mögliche Menschenbildung neu erforschen müssen, das Kinder uns den Weg weisen und nicht machtorientierte, wirtschaftliche Interessen.

Ich habe einen Traum, dass Eltern aufstehen, ihre Kinder nicht länger in Schulen schicken, die im Juni noch die Schnee - und Winterbilder der Kinder an der Wand hängen haben ( die auch noch alle gleich aussehen), wo Schulhöfe aussehen wie Freigang im Gefängnis, wo es Zwang, Tränen, Gewalt, Kontrolle, Konkurrenz, Aggression, Ungerechtigkeit, Bevormundung, öde Langeweile und Hoffnungslosigkeit gibt.

In meinem Traum ist die Schule ein offenes, großes Spielhaus für Erwachsene und Kinder, in dem Erfahrungen gemacht werden dürfen, eine Ort , an dem Beziehungen gedeihen können, wo es keine Noten gibt, keine Hausaufgaben, keine Blöcke und Pausen....ein Ort, an dem Kinder spielen, rennen, klettern, laufen, an dem sie ruhen können, ein zweites zu Hause. Erwachsene, deren Berufung es ist Kinder zu begleiten und nicht zu erziehen. Eltern und Lehrer, die wahrhaftig in Beziehung sind, auf gleicher Augenhöhe, keine stinkenden Toiletten, gutes Essen, wenn man Hunger hat und nicht nach Vorschrift zu einer bestimmten Zeit.

Ich habe einen Traum, in dem das vorrangige Ziel unserer Bemühungen als Erwachsene , der gegenwärtige glückliche Moment für Kinder ist. Alles andere geschieht fast von selbst.

Lasst uns aufstehen, diesen verstaubten, alten Dreck hinter uns lassen, den Staub aus den Schulen klopfen und den derzeitigen Stand des völligen Irrtums erkennen.

Ich träume davon „Kinder zu ermöglichen“ und die Konzentration der Erwachsenen darauf zu richten, was darüber hinaus möglich ist für ein, dem Menschen gerechtes und würdiges Lernen.

 

Was ist dein Traum bezüglich Schule und Lernen?

Gerne lese ich deine Gedanken dazu gleich hier unten auf der Seite.