Warum es so wichtig ist EigenSINNig zu SEIN
Warum es so wichtig ist EigenSINNig zu SEIN
Wenn du meine Beiträge schon eine Weile verfolgst, dann weißt du vielleicht, dass ich Eltern darin unterstütze eigenSINNig zu SEIN.
Ich bin der Meinung, dass es bezüglich Erziehung und Lernen heute mehr denn je notwendig ist, eigenSINNig zu leben.
Es ist alles andere als leicht, sich eine gute Portion Individualität anzueignen, weil die Einflüsse einer Gesellschaft, die Kinder für ‚Zwecke‘ vereinnahmen möchte, ungeheuer groß ist.
Die Möglichkeiten, die heutigen Eltern zu verunsichern, sind ungezählt.
Die Verunsicherungen beginnen lange vor der Geburt, in dem auch der medizinische Apparat mit großer Macht und Bevormundung daher kommt.
Eltern benötigen ein kräftiges Rückgrat, um das eigene Gespür dafür zu erhalten, welche Untersuchungsmaßnahmen beispielsweise angemessen und sinnvoll sind und welche nicht. Längst ist die Medizin auch ein Wirtschaftsunternehmen , nicht immer liegt die wirkliche Gesundheit im Vordergrund der Maßnahmen, manchmal sind es einfach wirtschaftliche Interessen.
Du brauchst Vertrauen in dich selbst und geeignete Informationen, um die Herrin der eigenen Entscheidungen zu bleiben.
- Brauchst du diese oder jene medizinische Untersuchung, die man dir empfiehlt?
- Hast du wirklich die Entscheidungsfreiheit, dein Kind an dem Ort zur Welt zu bringen, den du für dich brauchst, um entspannt und in deiner Kraft zu sein? Schau, was für ein Spiel in der Geburtsmedizin gespielt wir? Schau dir an, was mit dem Beruf der freien Hebammen geschieht? Schau, welchen Einfluss diese erheblichen Einschränkungen und Vorgaben für die Freiheit einer jeden Frau hat?
- Kannst du dem gesellschaftlichen Druck widerstehen, dein Kind in einen Kindergarten zu geben, oder zu Hause zu haben, ganz so, wie du es für deine Familie brauchst?
Hast du dir das Rückgrat in all den Dingen nicht angeeignet oder dich zumindest auf den Weg gemacht, um dieses zu stärken, dann gerätst du schnell in einen Strudel von angeblichen Erfordernissen oder Anforderungen an dich, denen nur sehr schwer standzuhalten ist.
Eine große Anzahl Personen, oftmals gerade die Fachpersonen aus den unterschiedlichsten Bereichen, ‚machen sich in deinem System breit‘ und stellen Behauptungen auf, die bei näherer Betrachtung einfach unstimmig sein können. Deren gut gemeinte Empfehlungen und Anmerkungen kommen oft mit großer Macht und Autorität daher.
Gerade was die Entwicklung von Kindern betrifft, beobachte ich die Tendenz, Eltern eine lineare Entwicklung weiß machen zu wollen. Vieles wird schwarz-weiß gesehen, ohne Tiefe, ohne Farbe, ohne eine Gedanken an die enorme Plastizität des Reifungsprozess, ohne das eigentliche Wunder darin. Das ist es, was für mich in vielem ‚Pädagogischen‘ und im ‚Erzieherischen‘ fehlt.
Und da es fehlt, haben viele Erwachsene nicht die Gelegenheit in das eigene Vertrauen für die Entwicklung des Kindes hineinzuwachsen, weil sie ständig mit Menschen zu tun haben, die mit erhobenem Zeigefinger des Weges kommen. Die Mahner der linearen Entwicklung müssen ständig warnen und auf Defizite aufmerksam machen. Sie sind immer sorgenvoll und verweisen auf Ärzte, Therapeuten und Nachhilfe. Sie sehen Entwicklung immer in Gefahr. Es muss immer korrigiert und ‚beigearbeitet‘ werden.
Wenn du als Erwachsener gelernt hast, die Entwicklung eines Kindes lediglich linear oder eindimensional zu betrachten, dann verpasst du alle guten Gelegenheiten in ein Vertrauen hineinzuwachsen, das im Grunde die eigentlich stärkende Kraft für dein Kind ist.
Du verpasst die Fähigkeit innere und äußere Zusammenhänge im Entwicklungsprozess wahrzunehmen, einfach nur staunen zu können. Du siehst den Tropfen Wasser, aber nicht die Welle. Du nimmt nicht die Zusammenhänge war und bist daher leicht zu verunsichern.
Mit den Verunsicherungen, die an jeder Strassenecke daher kommen, verlierst du den ruhigen Blick zu beobachten, wie das Leben in einem Kind sich immer wieder zu neuen Mustern formt.
Die Natur der Dinge und das Mysterium wurde auf eine funktionelle Betrachtungsweise gelenkt, die sich mehr und mehr den Defiziten und Unzulänglichkeiten widmen will.
Es wird dir erschwert zu forschen, zu staunen, zu erkennen, dass die selbe Kraft, die dein Kind trägt auch eine Entsprechung in der eigenen Entwicklung hat. Lebenslanges Lernen und sich frei bewegen in einem interessanten Raum, wird erschwert, weil alles Lernen zweckdienlich, strukturiert und organisiert sein muss.
Es entsteht ein Bild von Kindern, das Eltern immer nur in Sorge über die 'Nicht-Vollkommenheit' ihrer Nachwuchses hält, wenn Eltern nicht eigenSINNig zu SEIN erlernen und wach sind.
Vielleicht ist es eine gute Idee, einfach in den nächsten Tagen einmal zu beobachten, wo in deinen Lebenszusammenhängen dir diese linearen und eindimensionalen Vorstellungen entgegen kommen?
Du musst gar nichts tun und nicht kämpfen, aber es macht schon mal einen großen Unterschied, dies einfach zu beobachten und festzustellen. Es ist schon hilfreich lediglich zu erkennen, wie verstrickt wir Erwachsenen doch in einer Vorstellung von Lernen und Entwicklung sind, die gar nicht dem Menschen dienlich ist.
Ich lese gerne deine Ideen zu meinem Beitrag und freue mich, wenn du meine Arbeit teilst.
In wenigen Wochen wird mein Buch erscheinen, das den Titel JENSEITS VON ERZIEHUNG trägt. Es enthält 9 Geschichten, mit überraschenden Wendungen. Es will dich genau darauf aufmerksam machen. Auf das, was alles möglich sein könnte.
Und im Juni findet das nächste TAGESSEMINAR hier bei mir zu Hause statt. Auch meine Seminare dienen der Idee EigenSINNig zu SEIN. Freue mich, wenn du dabei bist.
Kannst du die 'EigenArten' der Kinder als Wegweiser lesen?
Mit meinem heutigen Beitrag sende ich dir einen speziellen Dreiteiler, den ich für dich geschrieben habe. Er enthält einen biographischen Teil A). Danach einen Teil B), in dem ich meine Erkenntnisse für dich filtere und zu guter Letzt einen Teil C), mit dem ich dich einlade, dein Kind(er) auf andere Art zu 'schauen'. Gerne lese ich deine Anmerkungen zu diesem heutigen Blogbeitrag, den ich erstmalig so gestaltet habe. Mir hilft es, von dir zu erfahren, ob es dir dient.
A)
Ich war etwa zehn Jahre alt, als ich endlich Reitunterricht nehmen durfte. Zuvor hatte ich etwa zwei Jahre gebettelt und gebettelt, um endlich reiten lernen zu dürfen.
Es war so weit und meine harte Schule in diesem Reitstall begann. Mein Reitlehrer war mit Sicherheit ein großer Reiter. Mit seiner Geschichte in der Kavallerie war er unter heutigen Maßstäben allerdings ein pädagogisches Trampeltier. Schon in der ersten Stunde bin ich drei mal vom Pferd gestürzt. Auf meine Reitkenntnisse und mein Unsicherheit und Bedürfnisse wurde hier keinerlei Rücksicht genommen. Er wollte mich von Anfang an abhärten und stählen.
Da ich so unglaublich gerne reiten lernen wollte, biss ich die Zähne zusammen und vom ersten Tag an war jede Reitstunde mit Angst verbunden. Erst heute, beim Schreiben merke ich, dass mir das noch immer in den Knochen steckt.
Ich war schon immer eine sehr sensibel und feinfühlige Person, die eine Menge aus ihrer unmittelbaren Umgebung wahrnehmen konnte. Zu dieser Zeit konnte ich mit niemanden darüber sprechen. Mit meinen heutigen Kenntnissen würde ich sagen , dass ich ein hochsensibles Kind war.
Mit Tieren habe ich mich sehr gut verstanden. Ich konnte „lesen“, wie es ihnen geht. So konnte ich auch wahrnehmen, dass es den meisten Pferden in diesem Reitstall nicht gut ging. Die Augen der Tiere und ihrer körperlicher Ausdruck verrieten es mir. Sie funktionierten zwar, machten ihre Arbeit, doch innerlich salutierten sie in gewisser Weise, aber es ging ihnen nicht wirklich gut.
Obwohl ich die Pferde und das Reiten lernen so sehr liebte, entschied ich schon als junges Mädchen, dass ich dort nicht weiter reiten lernen wollte.
Ich liebte den kraftvollen, freiheitlichen Ausdruck dieser mystischen Tiere, ihre Sensibilität und überlegene Ausstrahlung war das, was sie mir hätten schenken sollen.
Es machte mich unsagbar traurig, diese wilde ungebändigte Naturseele in einem dunklen, fensterlosen Boxenstall zu sehen. Die sensible Nase des Pferdes, umgeben von Ammoniak geschwängerter Stallluft. Ich hatte schon sehr früh einen Sinn für Freiheit und Naturkraft und das Schicksal lenkte meinen Weg, so dass ich diesem, meinem Lebensthema folgen konnte.
B)
Heute weiß ich, dass die besonderen Eigenarten und Neigungen der Kinder eine Art wegführende, wohlwollende Anleitung und Lebensrichtung sind. Das Schicksal macht sich dieser führenden Leitung wie eine Form von Hinweisschildern zu Nutze, die zunächst noch eine grobe Richtung angeben. Die Kinder werden durch diese einzigartigen Zugaben mehr oder weniger sanft auf ihren Weg geleitet.
Ähnlich, wie ich es liebte die freiheitliche, kraftvolle Naturkraft in den Pferden zu sehen, so liebe ich eine ganz ähnlichen Ausdruck von Freiheit und unbegrenzten Möglichkeiten im spielerischen Ausdruck der Kinder zu sehen. Ähnlich wie sich meine Seele durch den Anblick der traurigen Pferdeaugen in der dunklen Gitterbox zusammenzog, so werde ich auch heute traurig, wenn ich Kinder wahrnehme, die durch ihre Lebensumstände in einen beschränkten und lieblosen Lebenszusammenhang gestellt werden. Für mich entsprechen leider viele Betreuungseinrichtungen und Schulen den dunklen, fensterlosen Boxen der Pferde. Es ist für mich sehr herausfordernd, die unschuldige und einzigartige Seelenkraft eines jeden Kindes wahrzunehmen und die Diskrepanz zu dem, was wir ihnen antun, wenn wir nicht deren Möglichkeiten, d.h. deren Potential sehen. Stattdessen produzieren wir durch die beschränkende und beschränkte Herangehensweise in Erziehung und Lernen Defizite. Wir verursachen sie, dokumentieren sie, untersuchen sie, doch tun relativ wenig, um deren Ursachen zu beheben.
C)
Bitte nimm dir für diese Fragen ein paar Blätter Papier zur Hand. Bitte nimm dir die Freiheit, diese Fragen, ganz nach deinen persönlichen Neigungen zu beantworten. Es geht nicht darum diese Fragen wie in der Schule zu erledigen. Vielmehr ist es von Bedeutung mit den Fragen auf gewisse Weise schwanger zu gehen. Bewege diese Fragen in dir und dokumentiere sie in deiner ganz persönlichen Art. Den Wert dieser Aufgabe erschließt sich dir vielmehr in dem Prozess, als im ‚folgsamen’ Abarbeiten irgendwelcher Fleißaufgaben.
- Notiere an dieser Stelle, was du meinst, was sich im Moment durch dein Kind ausdrücken möchte?
Wenn du dein Kind beobachtest und es in seinem Alltag wahrnimmst, was sind vorwiegende Qualitäten, die du persönlich wahrnimmst. - Finde Töne und Laute in dir, die sich momentan durch dein Kind ausdrücken möchten? Sind diese Töne laut, leise, im selben Rhythmus, geordnet, chaotisch…
In einem stillen und unbeobachteten Moment gib diesen Tönen einfach vor dir selbst Ausdruck. Mach es ganz für dich alleine, bewerte es nicht, nimm diese Töne einfach in dich auf. - An welche Farben musst du denken, wenn du dich in diesem Moment mit deinem Kind verbindest? Welche Farbe, welche Farben kommen dir spontan in den Sinn?
- Zeichne dein Kind als Strichmännchen in die Mitte eines leeren Blattes. Nun begrenze dein Kind durch gezeichnete Zaunelemente um es herum. Gib den jeweiligen Zaunelementen einen Namen. Mit welchen Begrenzungen oder Einschränkungen muss dein Kind derzeit leben?
Bewerte nicht so stark, nimm lediglich wahr. - Nimm ein weiteres Blatt Papier und zeichne dein Kind wieder symbolhaft in die Mitte. In deiner Vorstellung nimmst du nun die Begrenzungen weg und ersetzt sie durch Möglichkeiten. Lass dich nicht von deinem Verstand aufhalten. Erlaube dir nicht so stark zu zensieren. Erstelle eine bunte, blumenhafte Vision an unbegrenzten Möglichkeiten für dein Kind. Was wünscht du dir für die Zukunft deines Kindes. Nimm Worte, Skizzen, Farben, Elemente und Möglichkeiten in deine Zeichnung auf.
Nimm dir etwas Zeit für diese Dinge und trage sie eine Weile mit dir. Du wirst sehen, wie diese indirekte Beschäftigung mir deinem Kind, dir einen anderen Blick ermöglicht und deine Vorstellungen dehnen und weiten wird. Ich persönlich erlebe diese Form der Auseinandersetzung mit den Themen um Kind und Familie, immer als erhellend und bereichernd.
Hier findest du Informationen zu meinem aktuellen Tagesseminar: "Wie du Stress und 'genervt' sein im Alltag mit deinem Kind in Leichtigkeit und Freude verwandelst." Der nächste Termin findet im Juni statt. Es gibt noch Plätze. Ich freue mich, wenn du dabei bist.
Kannst du durch Fehler hindurch die Perfektion schauen?
Ich habe es wie kleine Nadelstiche empfunden, als Erwachsene in meiner Kindheit meine Versuche, mich in dieser Welt auszubreiten und zu lernen, limitiert haben.
Stell dir nur vor, da ist ein junger Mensch, der sich ausprobieren möchte, Dinge untersuchen und in Erfahrung bringen möchte und seine ‚Gehversuche‘ werden ständig kommentiert, bewertet und pädagogisch wertvoll in eine andere Richtung umdirigiert. Dieser junge Mensch möchte sich ausdehnen. Er ist im Grunde wie ein Luftballon, der sich selbst anfüllt und sich im Raum weiten und bewegen möchte. Um diesen Ballon herum tausend kleine Nadeln platziert, die nur darauf warten, dieses von Wissbegier und Lebensenergie geladene Menschenkind in einer gewissen Form zu halten, nicht zu groß werden zu lassen. Nadelstiche wollen ein Kind formen und wahre Größe verhindern.
Ganz allgemein ist es noch immer so, dass diese Nadeln durch unser defizitäres Denken repräsentiert sind. Die Nadeln vermitteln ständig, dass ein Kind in dieser oder jener Form nicht genügt. Es sollte anders sein. Es sollte besser lernen, es sollte von Geburt an durchschlafen, es sollte musikalisch sein, oder es sollte besser in Deutsch oder Mathe sein….
Erwachsene sind es so sehr gewohnt Defizite zu erkennen und auszumerzen, dass es uns, gerade im Leben mit Kindern so schwer fällt deren Perfektion zu sehen und anzuerkennen. Es ist, als ob wir durch unsere eigene Erziehung gelernt hätten die Kinder durch ein Brille zu schauen, die gelb gefärbte Gläser hat.
In meinem Leben gibt es einige Erwachsene, darunter auch einige Lehrer, die in der Lage waren, mich durch eine anders gefärbte Brille zu schauen. Sagen wir, diese Gläser wären hellblau gewesen.
Ich erinnere mich insbesondere an meine Deutschlehrerin, eine sehr stille, zurückgezogene Frau, mit einem verschmitzten Lächeln.
Ich war keine Leuchte in Deutsch, Rechtschreibung und Komma Setzung hat nicht zu meinen Stärken gezählt. (noch immer nicht ;) )
Doch diese Frau hatte etwas, (blaue Brillengläser, durch Wohlwollen gekennzeichnet), dass durch die Fehler in Deutsch, in Komma Setzung und Rechtschreibung , hindurch geblickt hat und m i c h gesehen hat. Es war sehr wohltuend in ihrer Nähe zu sein und sie hat durch ihre Art dafür gesorgt, dass die Fehler, die ich machte, nicht an mir haften blieben, nichts über meinen Wert aussagten, sondern im Grunde nur der derzeitige Stand meines Irrtums waren. Sie konnte mich durch die Fehler schauen und ihre Art spiegelte mir, dass ich gut sei. Ich erinnere mich an ihre wohlwollende Art. (In Erinnerung Frau Würtz)
Da ist meine erste Mentorin, von der ich so unglaublich viel gelernt habe. In ihrer Art hat sie mich nun über 30 Jahre begleitet und sie im Besonderen hat die Gabe, mich durch diese blau gefärbten Gläser zu schauen. Von ihr stammt der von mir oft zitierte Satz „…see the Perfektion.“ (Linda Tellington Jones)
Nicht nur, dass ich das in ihrer Gegenwart empfinde, sondern sie hat mich gelehrt, bei meiner ‚Arbeit im Alltag, diese Brille mit den blauen Gläsern aufzusetzen, Ich muss mich zwar immer wieder selbst daran erinnern, doch diese Grundhaltung hat in mir Wurzeln geschlagen.
Vergangene Woche habe ich ein Seminar besucht und habe erneut die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn man vom Seminarleiter/ Coach durch eine blaue Brille geschaut wird. Die Fehler, die man im eigenen Lernprozess begeht, haben nicht diese Bedeutung und wirken nicht schwächend oder erniedrigend. Die Fehler werden im Grunde zu Treppenstufen auf einem Lernweg hin, in die eigene Kraft. Dies um so intensiver, je mehr ein Lehrer, Dozent, Elternteil, Therapeut oder Coach in der Lage ist, sein Gegenüber durch eine blaue Brille zu schauen. (Danke Herr Etrillard)
In all den Jahren habe ich die Erfahrung machen dürfen, dass Menschen, mir denen ich tiefer in Verbindung gehen konnte, weil sie ihre Nadeln aus der Hand gelegt haben und mir Raum gegeben haben, besonders nachhaltig für meinen Lernprozess waren.
Dadurch, dass sie, wahrscheinlich bewusst, die Nadeln aus der Hand gelegt haben und blaue Brillen aufgesetzt haben, konnte das wundersame Lernen geschehen, dass ist diese Art Lernen, die zwischen den Zeilen geschieht. Es ist die besondere Zutat der Menschen, von und mit denen wir lernen.
Diese Menschen sind keine weichgespülten Softies. Sie können trotzdem streng, treibend, herausfordernd und manchmal hart sein. Sie vermitteln durch ihre Haltung etwas unausgesprochenes , etwas, dass im Lernprozess wie ein super Dünger wirkt.
Es ist eine einzigartige Kombination aus Güte, Demut, Wohlwollen und der Fähigkeit die Perfektion im Gegenüber zu sehen.
Lernen spielt sich in den Geheimgängen unseres Miteinanders ab.
Ich lade dich ein, folgende Fragen für dich zu reflektieren:
- Gibt es in deiner Vergangenheit und in deinem gegenwärtigen Leben Menschen, von denen du einfach weißt, dass sie dich in deiner Größe sehen (durch eine blaue Brille)?
- Wie oft am Tag siehst du die Menschen in deiner unmittelbaren Umgebung durch eine gelbe oder blaue Brille?
- Erspüre in der Gegenwart eines Menschen, der dich wohlwollend betrachtet, wie angenehm und entspannend es sein kann? Stell dir vor, diese Person, würde dich ständig schulen, ändern, unterrichten oder fördern wollen?
- Beobachte, wo du im Alltag deine auf das formale Lernen ‚genadelte' Energie abziehen kannst? Wie /wo kannst du sie auf die Beziehungsebene umlenken?
Gerne lese ich deine Erfahrungen und deine persönliche Wahrnehmung zu meiner Inspiration für diese Woche.
Kannst du durch Fehler hindurch die Perfektion schauen?
Kleiner Nachklang: Im übrigen schauen kleine Kinder uns Erwachsene durch eine Brille mit blauen Gläsern. Fast unumstößlich sehen sie bis zu einem gewissen Alter die Perfektion.
Warum Schubladendenken Lernen verhindert und Liebe ermöglicht.
Was ich an Moshe Feldenkrais besonders geschätzt habe, war, dass er im Besonderen in der Lage war über Kategorisierungen oder Schubladendenken hinauszusehen. Wenn Menschen zu ihm in Behandlung kamen, so hatte er die besondere Gabe das im Menschen zu sehen, was ‚tiefer‘ liegt. Er konnte für Möglichkeiten schauen. Er hat nicht in Defiziten gedacht. Er hat im wahrsten Sinne des Wortes ERMÖGLICHT.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass er den Rollstuhl eines Menschen, der zu ihm kam, in gewisser Weise nicht ‚gesehen' hat, sondern in der Begegnung mit diesem Menschen ständig nach Möglichkeiten gesucht hat.
Moshe Feldenkrais und seine Arbeit, noch immer einzigartig. Ich bewundere diese Meister ihrer Arbeit, die in welchem Bereich auch immer, in der Lage sind den Menschen in seinem Potential zu sehen und nicht in seinen Schwächen.
Schaue ich mir hingegen an, welchen Kurs in Erziehung und Lernen genommen wird, dann erschrecke ich mich. Das, was momentan üblich ist, ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was Kinder, gerade auch die mit Besonderheiten, benötigen, um in ihr eigenes, persönliches Potential zu steigen.
Störung, Entwicklungsstörung, Defizit, ADHS, Dyskalkulie, schon sauber, Erstklässler, Freilerner, noch nicht so weit, Schulkind, behindert, Scheidungskind, Tragekind, Autist, hochbegabt, hochsensibel, aggressiv, Legastheniker, auffällig, praktisch bildbar, hörgeschädigt, sehbehindert, Kindergartenkind, ….
Nicht enden will meine Aufzählung der Kategorien, unter der wir Kinder einordnen und bewerten.
In meinen Augen haben wir uns verrannt.
Irgendwo auf dem Weg ist es geschehen, dass wir meinten, wenn wir nur alles untersuchen, kategorisieren und bewerten würden, dann könnten wir gezielter fördern und bessere Unterstützung geben.
Da mag einiges dran sein und hier und da mag die Hilfe angemessen und wohldosiert ankommen.
Doch in dieser Zeit erscheint es mir eher kontraproduktiv und extrem, welcher Apparat sich vor mir aufplustert.
Vielen Themen um Erziehung und lernen lastet eine ungeheure Schwere, Unbeweglichkeit und Bürokratie auf. Nichts geht einfach. Alles braucht eine riesige Organisation und Papierarbeit.
Das Selbstverständliche, das Simple und das Naheliegende ist verloren gegangen. Der gesunde Blick auf die Dinge, das ‚Normale‘ fehlt. Spontanität und Kreativität mit Kindern in Institutionen zu leben, ist denkbar schwierig. Konsequent weitergedacht fehlt darüber hinaus das, was Moshe Feldenkrais’ Stärke war.
Die Fähigkeit von Erwachsen für Möglichkeiten zu schauen. Die Fähigkeit das Simple und das Naheliegende zu tun. (Damit meine ich das es simpel ist, nicht unbedingt einfach.)
Um diese Fähigkeit hervorbringen zu können, ist es notwendig, die Liebe zu den Kindern an die erste Stelle zu rücken. Wir haben das vergessen. Wir sind dermassen im Tun und in der Zeitfalle verhaftet, dass wir Liebe unter Umständen nur noch portionsweise zu geben vermögen. Sie ist zu einer Art Ware geworden, die man dem Kind dann gibt, wenn man Zeit hat. Wenn man mit der Arbeit fertig ist, wenn man den Haushalt erledigt hat, wenn man Abends von der Arbeit kommt, wenn man eben zuvor noch etwas anderes zu tun hat.
Zuvor müssen zunächst die ‚wichtigen‘ Dinge erledigt werden.
Viele Erwachsene haben mit einer Menge Schuldgefühlen zu tun, nicht etwa, weil sie den Kindern keine Liebe geben würden, sondern weil sie ständig meinen, dass es zu wenig sei.
Dieses Empfinden können wir als Eltern nur haben, wenn sich der Schwerpunkt und die grundlegenden Dinge zu stark verlagert haben. Wir sind dann der Meinung, dass es nicht genug ist, was wir geben. Es kostet enorm viel Kraft. Wir haben den Blick darauf verloren, wie das Naheliegende geht.
Wir haben es geschafft Kindheit in einer Weise zu organisieren, dass das Wesentliche an zweiter Stelle kommt. Wir sind in dieser schnelllebigen Zeit so sehr damit beschäftigt zu tun, zu unterscheiden, einzuordnen und zu bewerten, dass das Bedeutsamste hintenan kommt.
Die Liebe steht nicht an erster Stelle.
Das Geben der einfachen Gesten ist im Trubel der Zeit verschüttet.
Wie nun könnte der Alltag aussehen, wenn die Liebe wahrlich an erster Stelle stehen würde?
Eine ziemlich unbequeme Frage. Sofort türmen sich vor mir alle JA-ABER dieser Welt auf.
- Wie soll das gehen?
- Ich muss doch arbeiten?
- Ich hätte es ja gerne anders, aber mein Partner.
- Wir leben nun mal in dieser Gesellschaft.
- Wie mache ich das, wenn ich mehrere Kinder habe?
- Ich muss das Haus abbezahlen.
- Was ist denn Liebe überhaupt?
…
Und wie so oft, liegen die Antworten für mich in den Kleinigkeiten, in den normalen, zwischenmenschlichen Gesten, im Wohlwollen, in Zeit, in nicht fordernder Berührung, in der Art, wie ich meinen Blick benutze, in der Art, wie ich meine Stimme benutze, in der Art, wie ich loslasse…
Es ist für mich ein nicht aufhörender Prozess mich täglich und ständig daran zu erinnern, was an erster Stelle kommt und mich darin zu schulen genau das (die Liebe) in meinem vielschichtigen Alltag zu geben. (vor allem auch mir selbst)
Mal fällt es mir schwerer, mal fällt es mir leichter.
Ist das für dich eine Option?
Gerne lese ich von dir dazu , gleich hier unten oder bei Facebook / google+. Freue mich, wenn du meine Gedanken teilst.
Wie tanzt man Loslassen?
Wie tanzt man Loslassen?
Weitere (Tanz) Schritte in eine möglichst freie Lernkultur mit meinen Kindern
Schön, dass du wieder dabei bist beim Teil 3 meiner Fortsetzungsreihe bezüglich den ganz persönlichen Themen und Herausforderungen für eine ‚möglichst freie Bildung‘ in meiner Familie. Mit Absicht benutze bei meinen Beschreibungen keine Schulnamen, denn es ist mir daran gelegen, dass du dich möglichst bewertungsfrei meinem Prozess näheren kannst. Bei dieser Geschichte geht es nicht um eine bestimmte Schule und Richtung, sondern es geht mir hier primär um unsere persönlichen Prozesse darin. (und….die Schulen als solche waren und sind mir wichtig gewesen, das ist auch wahr) Du findest die Namen der Schulen am Ende als Fußnote.
Wer fliegen lernen will,
der muss erst stehn und gehn und laufen
und klettern und tanzen lernen;
man erfliegt das Fliegen nicht.
Friedrich Nietzsche
(1844-1900, Deutscher Philosoph und Dichter)
Bei meiner ältesten Tochter stand der Übergang von einer freien Schule (*1) an eine weiterführende Schule an. Die bisherige Schule endete mit der Klasse 6. Für die meisten Kinder einer freien Schule ist der geregelte Übergang in eine andere Schule nicht so problematisch, insbesondere, wenn sich eine naheliegende Schule über Jahre schon auf diese Kinder eingestellt hat.
In unserem Fall war der Übergang auf eine Regelschule keine Alternative, weil, du erinnerst dich vielleicht, unsere freie Schule lag in 80 km Entfernung. Aus logistischen und organisatorischen Gründen konnten wir sie nicht mit den anderen Schulabgängern dort einschulen.
Durch ihre Legasthenie und Dyskalkulie wäre der Übergang zu einer Regelschule ohnehin recht problematisch gewesen. Wir hätten wieder am selben Punkt gestanden, der uns seinerzeit von der Schule hat Reißaus nehmen lassen. Wir benötigten eine andere Lösung, ich musste ein völlig neues Konzept entwickeln, andere, nicht ausgetretene Pfade gehen. Es musste etwas entwickelt werden, was zu unseren Lebensumständen und Vorstellungen gepasst hat.
Du bist überzeugt von deinem Kind, vertraust in seine Fähigkeiten, betrachtest es als einfach nur ‚andersbegabt‘. Du bist nicht in der Lage den täglichen Kampf mit einer Idee von Bildung aufzunehmen, die noch viel zu wenig geschmeidig ist, um mit den Herausforderungen der Kinder dieser Zeit, angemessen umzugehen.
Wir benötigen einfach dringend die Grundhaltung, dass Kinder nicht defizitär sind, sondern einfach nur verschieden. Wir benötigen wesentlich mehr Wohlwollen und Vertrauen und keine akribische Dokumentation von Defiziten.
Ich erinnerte mich also damals an eine berühmte Schule in England (* 2). Dort dürfen sich die Kinder frei entfalten. Es gibt keinen Zwang, keine Hausaufgaben, ein großes Maß an Selbstbestimmung, das Zusammenleben in einer gelebten demokratischen Gemeinschaft, in der Kinder in vielem die selben Rechte haben und das eigenverantwortliche Hineinwachsen in Verantwortung. Ich war auf der Suche nach dem andern Konzept zur Lösung meiner Fragen. Damals benötigte ich Inspiration, Möglichkeiten, offene Türen, gute Gespräche, Hoffnung.
So organisierte ich mit den Töchtern (8 und11) eine Rucksackreise nach England. Ich erinnere mich gerne an diese Reise, sie hatte etwas von einem mutigen Aufbruch ins Unbekannte. Sie nährte meinen Forschergeist und den Kindern gab sie einen wunderbaren Ausflug in eine neue Welt.
Die Erfahrungen an diesem Besuchertag in der Schule in England sind schnell erklärt. Die Beschreibung der details sind in diesem Zusammenhang vielleicht nicht so wichtig, denn es geht ja primär um unseren Prozess in der Sache. Was ich sagen kann, ist, dass ich mich wohl fühlte. Die „Schwingung“ dort, die Grundstimmung sowie die Art und Weise, wie die Kinder auf mich wirkten, hatte mich absolut gefangen genommen.
Zurück auf dem Heimweg erklärte mir meine Tochter, dass sie diese Schule gerne besuchen würde. Ich erinnere mich sehr genau an mein Gefühl dazu. Mir stockte der Atem und es klemmte um das Herz. Im selben Moment spürte ich eine tiefer liegende Wahrheit darin. Ja, es könnte eine Möglichkeit sein? Übersprudelnd, beflügelt und im gleichen Moment verunsichert kam ich zu Hause an. In mir eine Menge Fragezeichen.
Gute Gespräche mit meinem Exmann bewegten diese neu entstandene Vision Schritt für Schritt voran. Sowohl für mich, als auch für meine Tochter gab es hier eine Menge an innerer Arbeit zu tun. Für mich als Mutter standen da etwa folgende Fragen im Raum:
- Würde ich eine erstgeborene 11-jährige Tochter in ein anderes Land loslassen können?
- Würde ich den Menschen in dieser Schule soweit vertrauen können, um mein Kind wirklich in dieser Form „abgeben“ zu können?
- Würde ich es ertragen, dass sie dort andere ‚Schuleltern‘ hat, die dafür sorgen würden, dass sie frische Wäsche hat, was zu essen, Mitgefühl, Unterstützung, die ihr Fieber messen würden, wenn sie mal krank wäre?
- Wäre es erträglich, dass ich nicht unmittelbar für sie da sein kann, wenn aus irgend einem Grund mal der Kittel brennen würde?
- Wäre es ein Familien- und Lebenskonzept, dass meine Tochter etwa ein halbes Jahr zu Hause wäre und ein anderes halbes Jahr in einer Schule jenseits des Meeres?
- Könnte ich soviel Vertrauen aufbringen, denn es gibt in der Regel keine Elterngespräche, keine Noten, keine Informationen, ob sie in den Unterricht geht und wenn ja in welchen?
- …
Du kannst dir sicher vorstellen, dass diese und einige Fragen mehr eine große Herausforderung für mich darstellten.
Vertrauen und Loslassen können, war hier der Acker, den es zu bestellen galt. Das Umstricken eines Familienkonzepts bedurfte Zeit.
Gehe so weit wie du sehen kann.
Sobald du dort angelangt bist,
wirst du in der Lage sein in die Ferne zu blicken.
Thomas Carlyle
(1795-1881, Schottischer Philosoph, Schriftsteller und Historiker)
Daneben waren finanzielle Erfordernisse zu klären und hervor zubringen. Eine Entscheidung dieser Art triffst du nicht mal eben, denn sie hat in einer Art auch Folgen für die nächsten Jahre. Eine Bemerkung über deren Tragweite und Folgen ich damals keinen blassen Schimmer hatte, dazu später mehr. Auch die über Monate andauernden Prozesse kürze ich an dieser Stelle für dich ab.
Unsere Tochter ist gegangen und sie ist auch geblieben.
Für ihr Alter hat sie seinerzeit eine ungeheuer mutige Entscheidung getroffen. Ich persönlich erkläre mir Dinge dieser Art heute mit einem tiefen Wissen und einer Verbundenheit mit sich selbst. Nichts anderes ist es, was ich ja durch mein Zusammenleben mit meinen Kindern hervorbringen möchte. Erst im vergangenen Jahr, nach über 10 Jahren, habe ich so ganz zwischen den Zeilen erfahren, wie viel Heimweh sie hatte und das sie im selben Moment auch das Gefühl hatte, gerne bleiben zu wollen.
Über die Jahre habe ich auch mit den anderen Kindern gelernt, dass Heimweh nicht notwendigerweise etwas mit sich nicht wohl fühlen zu tun hat.
In den Jahren folgten ,ähnlich einem Dominoeffekt, alle Kinder, denn bei Besuchen und in der Wahrnehmung ihrer Schwester, wuchs für jedes der Kinder langsam das Bedürfnis heran, auch nach England gehen zu wollen. Für manche war der Schritt ganz leicht und völlig naheliegend, andere meiner Kind haben über Jahre selbst einen Prozess darin geführt.
An dieser Stelle kannst du sicher eine meiner oben genannten Bemerkungen nachvollziehen, in der ich sagte, dass diese Entscheidung ungeahnte Konsequenzen hatte. Dieser kleine Schritt damals, diese unspektakuläre Rucksackreise hatte Konsequenzen der Art, dass die Idee von Familie sich über die Jahre in etwas mir bis dahin noch nicht bekanntes verwandelt hat. Auch meine Identität als Mutter wurde und wird hier stark herausgefordert. Dazu werde ich an anderer Stelle einmal mehr schreiben.
Wahrscheinlich fragst du dich, wie wir das finanziell geschafft haben. Ich kann dir berichten, dass wir auf wundersame Art mit jedem Kind weiter in die Erfordernisse hineingewachsen sind. Vom ersten Kind an, was nach England ging, gab es immer eine Hürde zu nehmen. Es war nie so, dass das Geld mal schon gerade da war. Hier bin ich meinem Exmann dankbar, denn auch er hatte damals den Willen und auch die Kraft die Strukturen zu erschaffen, die diese ungewöhnlichen Entscheidungen überhaupt möglich machten.
Wir sind mit enormen Schub bis zu einem gewissen Punkt in der Situation gewachsen. Für viele Jahre stand das Projekt Schule unter einem guten Stern.
Meine Empfehlung für dich besteht darin, dass du dich in Schulfragen mutig auf deinen Weg machst. Es ist wichtig zu forschen, zu schauen, gute Gespräche zu führen, zu lesen, Alternativen zu erkunden, sich auf den Weg zu begeben. Mit angezogener Handbremse kannst du ein Auto nicht gut steuern, es fühlt sich alles schwer und unbeweglich an. Wenn es aber nur ein ganz klein wenig ins Rollen kommt, kannst du leichter steuern. Durch deine Beschäftigung mit anderen Ansätzen und Möglichkeiten können ganz neue Dinge an ihren Platz fallen, Bewegung ermöglicht Veränderung. Stelle keine Säcke vor eine Tür, die du eigentlich aufmachen möchtest. Wenn die Veränderung in eurer Situation geschehen soll, dann werden sich ungeahnte Türen öffnen können.
Davon kann ich dir kommende Woche berichten, denn in meinem Leben gab es einen großen Bruch und das ganze, tolle Gebäude geriet kräftig ins Wanken. In meinem nächsten Beitrag beschreibe ich dir, wie es um mich und die Schulthemen mit meinen Kindern weiter ging und wie ich die bisher größte Hürde genommen habe.
(*1) Freie Schule Marburg
(*2) Summerhill School, Leiston, England
Hier findest du Teil 1 und Teil 2 dieser persönlichen Fortsetzungsreihe:
1) https://wundersameslernen.de/dieses-spagat-ist-mir-unmoeglich/
2) https://wundersameslernen.de/holprig-aber-unser-schul-weg/
Gerne lese ich deine Ideen oder freue mich auf einen Anruf. Für den Fall, dass du Beratung und gute Gespräche benötigst, dann vereinbare ein Kennenlerngespräch mit mir:
https://wundersameslernen.de/telefon-coaching/
Einzigartigkeit als Mindset
Einzigartigkeit - Wie du durch die Veränderung deines Mindsets unmittelbar Stress abbauen kannst und deinem Kind ein unbezahlbares Geschenk machen kannst.
Hat auch dein Kind sogenannte Defizite? Meine Kinder und ich, wir alle haben total viele Defizite. Ich habe Kinder, die nicht so viel Ahnung von Mathe haben (ich auch nicht). Ich habe Kinder, die können manche Worte nicht richtig schreiben. Ich habe Kinder die zu bestimmten Zeiten in ihrem Leben nicht recht wussten, wie man Konflikte löst, dabei haben sie sich im selben Moment sehr vehement für Gerechtigkeit eingesetzt. Ich habe Kinder, die keine Ahnung haben, wie man einen Pinsel benutzt und andere Kinder, die nicht so recht sportlich sind, aber Bewegung lieben. Ich habe ein Kind, dass grundsätzlich Schuhe verkehrt herum angezogen hat, ein anderes, dass aus Wut immer mal wieder das Telefon auf den Boden geschmissen hat.
Wenn ich meine Kinder an dem allgemein gültigen Bild messe, wie Kinder zu sein haben, nämlich perfekt, dann ist es recht schlecht gestellt um meine Kinder. Dann bin ich als Mutter Tag und Tag damit beschäftigt einen gewissen Mangel zu organisieren und auszugleichen. Alleine das schon bringt mich als Mutter in eine denkbar schlechte Ausgangssituation. Unter dieser Voraussetzung ist es sehr schwer souverän zu sein und die kraftvolle Führung in der Familie zu übernehmen.
Ich bin sehr froh, dass ich schon vor über 20 Jahren die Entscheidung getroffen habe, meine Kinder als einzigartig zu betrachten. Diese Entscheidung dient mir als wichtige Ausgangslage für meine Unterstützungsstruktur in der Familie.
Meine Kinder als einzigartig zu betrachten, stärkt mich als Mutter und erfordert im selben Moment eine völlig veränderte Haltung von mir als Mutter.
Wenn ich meine Kinder als einzigartig betrachte und in ihre Entscheidungen und Entwicklungsprozesse vertraue, dann bedeutet dies, dass ich gegenüber sogenannten Fachleuten, Vertretern von Schule und Kindergarten, Verwandten und Bekannten eine geänderte Grundhaltung haben kann. Ich komme in Gesprächen und Verhandlungen nicht aus dem Mangel, sondern aus einer gewissen Stärke, aus Vertrauen und Einsicht.
Wenn du deine Kinder als einzigartig betrachtest und dies eine Grundannahme in deinem Leben wird, dann hat dies eine sehr positive Wirkung auf viele Bereiche deines Lebens. Eine Veränderung deines mindsets, also eine Veränderung einer Grundannahme über dein Kind, kann dir Kraft und eine deutliche Stärkung in schwierigen Situationen geben. Die Veränderungen deiner Denkweise zum Thema Einzigartigkeit oder Defizit könnte sich folgendermaßen auswirken:
- Du stehst hinter deinem Kind und stärkst sein ‚so sein‘, das kann dir Kraft geben, statt dich gegenüber anderen immer wie ein Aal zu winden. Du gewinnst an Klarheit.
- Die Integrität deines Kindes bekommt mehr Bedeutung, als Aussagen von Außenstehenden. Das bedeutet, dass sich unter Umständen zeigt, wer deine wahren Freunde und Unterstützer sind.
- Zeit und sich Zeit lassen spielen fortan eine geänderte Rolle in deinem Familienleben. Prioritäten, Klarheit und Zeit für das Wesentliche könnten ein positives Ergebnis sein.
- Du beginnst das Familienleben zu endschleunigen, statt noch mehr in noch weniger Zeit hervor bringen zu wollen.
- Du bekommst als Mutter mehr die Rolle etwas in deinem Kind bewahren zu wollen, als noch mehr , noch höher, noch weiter, noch besser hervor bringen zu müssen. Das kann eine ungeheure Entspannung sein.
- Das ständige Vergleichen und der damit verbundene Versuch Dinge zu entschuldigen oder auszugleichen, verliert sich. Du bist nicht mehr mit Mangel und dem unendlichen Ausgleich beschäftigt, sondern du versorgst und umsorgst Fülle. Wie entspannend.
- Du beginnst die Verschiedenheit deiner Kinder wertzuschätzen und ihre Gaben zu sehen, statt eine Bild zu haben, wie ein Kind sein müsste. Welche Erleichterung.
- Du wirst mehr zur Freundin von Permakultur und Vielfalt (Einzigartigkeit), statt von Monokultur und Ertrag (nie genug/Defizit). Das verändert deine Sicht auf viele Dinge bezüglich deiner Familie und lässt heilende Strukturen wachsen.
- Du gehst davon aus, dass im Kind schon alles drin ist, nicht, dass du noch viel hinzufügen musst. Damit kannst du dem Kind die Verantwortung für seine eigenes Lebensdesign geben, für seinen Spass am Lernen und seine eigenen Interessen.
Über die Jahre habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich im Zusammenleben mit dem Kind der Alltag um so mehr erleichtert und freudvoll gestalten kann, je früher ich als Mutter damit beginne, dieses mindset der Einzigartigkeit zu leben und zu ermöglichen.
Es entstehen deutlich weniger Widerstände und Herausforderungen, die den Alltag im Leben mit dem Kind so erschweren können.
Das ist meine Einladung an dich über die Einzigartigkeit als mindset nachzudenken, sie Schritt für Schritt in deinem Leben mit den Kindern einzubauen, denn es ist nicht zu spät.
Und was das Allerwichtigste ist: Du selbst bist natürlich auch einzigartig. Denk darüber nach.
Mein nächstes Tagesseminar findet am 24.01.16 statt. Es gibt eine auf 7 Personen begrenzte Teilnehmerzahl. Info zum Seminar findest du hier:
www.wundersameslernen.de/termine/