Brauchen unsere Kinder das wirklich? Ein kritischer Blick auf die von uns gestaltete Kinderwelt

 

Wenn du meine Arbeit schon eine Weile folgst, dann hast du sicher bemerkt, dass ich vielen Bewegungen im pädagogischen Feld sehr kritisch gegenüber stehe.

Uns Eltern wie Pädagogen wird ein Bild präsentiert, dass glaubhaft vermittelt, dass es gut und sinnvoll ist, all den Produkten und Angeboten zu folgen. Dann wird alles gut in der Familie.
Das Angebot ist riesig und die Möglichkeiten für ‚Selbstmedikamentierung‘ im System sind unerschöpflich.

Vordergründig möchten viele Angebote das Leben der Kinder oder der Familie erleichtern, hintergründig geht es darum, die Kinder passend zu machen. Angepasst sollen sie sich durch das aufgebaute System bewegen.

Das Netz ist voll von Angeboten, die dir alles anbieten. Von der gesunden Ernährung, die gerade hip ist, über hilfreiche Tips zum Suchtverhalten der Kinder im Netz, bis hin zu pädagogischen Lernspielen, damit Kinder noch schneller, noch besser…..
Tröpfchen mit der Bezeichnung ‚Leichter Lernen‘ kannst du ebenfalls kaufen.
In den letzten Jahren ist ein Riesenmarkt entstanden, der eines gemeinsam hat:

Kinder, wie Eltern sind mangelhaft und können ganz sicher durch dieses und jenes verbessert werden.

Es ist der Eindruck entstanden, also ob Eltern wie Kinder nur ein wenig links oder rechts korrigiert werden müssten, dann würde schon alles besser laufen.

Ein nicht enden wollendes Rennen um bessere Kinder / Familien entsteht. Der Optimierungswahn ist uns so vertraut, dass wir das ganze Spiel nicht einmal mehr hinterfragen.

Gesunde Kinder zeigen uns ihre ‚Störungen‘ und wir tun alles, um sie durch unsere Versuche in ein System zu integrieren, was diese ‚Störungen‘ letztendlich verursacht hat.

Ein unglaubliche Maschinerie.

Unser Taumel durch Geschäftigkeit und Hetze als Erwachsene ist so groß, dass wir vermutlich kaum Energie haben, um dieses Hamsterrad der Optimierung in der Familie kritisch zu hinterfragen. Ich bin sicher, dass bei vielen auch keine Kraft da ist, um das Rad anzuhalten.

Ein Großteil der Probleme, die wir mit Kindern haben, ob zu Hause oder in der Einrichtung (man beachte das Wort) sind nicht den Menschen selbst geschuldet, sondern einem nicht artgerechten Leben. Das drückt sich sehr unterschiedlich aus.

Das System, in das wir unsere Kinder ‚einzupassen‘ suchen ist auf vielen Ebenen zerstörerisch und krank machend. Familien leiden.

Wir Erwachsenen nehmen viel Geld, Zeit und ein immer währendes Gefühl der Unzulänglichkeit in Kauf, um vermeintlich Erleichterung oder Besserung zu erwirken.

Einige Menschen beginnen damit, sich in gewisser Weise zu entspannen, durchzuatmen, gängige Gedanken und Herangehensweisen zu hinterfragen.

Beginnst du dann langsam dich quer zustellen und deine Kinder zu schützen, bekommst du eine eine Menge Gegenwind.

Was hilft ist, sich immer wieder mit den Vorstellungen zu verbinden, wie du eigentlich mit der Familie leben möchtest? Was sind Werte, die du den Kindern vermitteln möchtest? Was wäre für euch passend?

Irgendwo zwischen einem völlig überdrehten Familienalltag und diesem Sonntag, bei schönem Wetter, an dem ihr eigentlich nichts vor habt und einfach so in den Tag leben könnt…

…irgendwo dazwischen liegt das Familienleben oder Leben in gewählter Gemeinschaft, was eigentlich gedeihlich für die Kinder wäre.
Kinder heute benötigen oftmals das Gegenteil von dem, was wir mit viel Mühe für sie hervorzubringen suchen.

Wie so oft, braucht es andere Dinge, als man denkt. Nicht unbedingt die marktschreierischen Angebote, die dir alles versprechen und man sich weiterhin im Kreis dreht.

Manchmal sind es nur ein paar wertvolle Gedanken oder ein Richtungswechsel, der gedeihlich ist. Das ganze Gezappel darf sich beruhigen und selbstbestimmte Werte, können dann an ihren Platz rücken. Das ist ganz gewiss nicht leicht, aber mit Sicherheit heilsam für viele Kinder mit ihren Familien.

Bitte schreib hier oder mir persönlich. Ich und andere lesen gerne deine Gedanken dazu.