Foto: Mit freundlicher Genehmigung von play:ground NY
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Herausgefordert durch einen Vortrag vergangene Woche und die damit verbunden Fragen, möchte ich mich heute einem Thema widmen, dass immer wieder zu hitzigen Diskussionen führt. Ich werde dir im Laufe dieses Textes einige Punkte aufzählen, die meine gedanklichen Grundlagen darstellen, warum ich ein möglichst freies und selbstbestimmtes Lernen-Leben für meine Kinder für so wichtig halte.
Diese genannten Punkte finden sich in vielen Institutionen und Familien nicht wieder. Wenn man beginnt darüber zu reden und gelebte Erfahrungen mitteilt, dann erleben viel Erwachsene das als konfrontierend, da sie sich nicht vorstellen könnten, dass Lernen und Freude am Lernen seinen Ursprung an Stellen hat, die so simpel, unspektakulär und unscheinbar daher kommen.

  • Wenn wir über ein möglichst freies und selbstbestimmtes Lernen reden, dann schürt dies oftmals Ängste der Erwachsenen. Ich habe in meiner unmittelbaren Umgebung auch mit Unverständnis und Gegenwind zu tun. Auch fällt mir auf, dass einige Eltern den Kontakt zu mir sehr schätzen und auch die Vorstellungen teilen. Dann bringen sie in Gesprächen zum Ausdruck, dass sie die Idee sehr stressen würde, Selbstbestimmung in einem großem Maß zugestehen zu müssen oder können.
    Es fällt mir auf, wie sehr Erwachsene Vorstellungen und Ideen nur annehmen und für sich entwirren können, wenn sie ein Konzept daraus bauen. Das etwas ‚nickelige‘ an der Sache ist, dass der Weg hin zu mehr Freiheit und Selbstbestimmung beim Lernen kein Konzept ist. Das Leben dieser Schritte hin zur Selbstbestimmung im Lernen entfaltet sich eher aus einer Haltung heraus.
  • Eine ganz wesentliche Entscheidungsgrundlage war für mich die Vorstellung, dass ich mir gewünscht habe, dass die Kinder einen Großteil ihrer Zeit (vielleicht Schulzeit, Kindergartenzeit) in einer Gemeinschaft verbringen, die Werte pflegt, die auf Gleichwürdigkeit beruhen. Mir ist es ausgesprochen wichtig, die Kinder in einer Gemeinschaft zu wissen, in der man sie ernst nimmt, ihre Wünsche Berücksichtigung finden. Es ist mir von Bedeutung, dass sie von einem gelebten, demokratischen Verständnis dort, von Anfang an lernen, für sich selbst und später dann auch für die Gemeinschaft, Verantwortung zu übernehmen. Ein Ort ist mir wichtig, der sich selbst als lebendigen, wachsenden Organismus begreift. Starre, rigide Strukturen, nach dem Motto: „Das haben wir schon immer so gemacht“, wären kein Ort, den ich mir für das gesunde Heranwachsen meiner Kinder wünschen würde.
  • Ich halte die Schule, mit ihrer Betonung des Lernens in altershomogenen Gruppen, in denen ein Erwachsener vor den Kindern steht, für eine ausgesprochen unnatürliche Art des Lernens. Ich bin der Meinung, dass wir durch diese künstliche Konstruktion ganz wesentliche Lernmöglichkeiten ausschliessen. Das Lernen voneinander, miteinander, untereinander wird ausgeschlossen. Freundschaften, die sich bei Altersmischung ergeben könnten und die total wichtig sind, werden erschwert, oder verhindert.

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  • Die Kinder in Schulen zu geben, die ihre Aufgabe darin sehen, die Kinder zu bewerten, ist für mich ausgesprochen problematisch. Die Aspekte der Bewertung der jungen Menschen verhindert mehr an Entwicklungspotential, als sie ermöglicht. Vor allem verhindert sich ein gute Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern. Das System aus Angst, Kontrolle und Macht fordern nicht die Werte in jungen Menschen heraus, die in eine zukunftsfähige Lebens- und Lernstruktur führen würden. Schule, wie wir sie kennen, halte ich für problematisch für eine gesunde Eltern Kind Beziehung.
  • Die größtenteils theoretische Auseinandersetzung mit künstlichen, lebensfernen Settings, Arbeitsblättern und mangelnder Bewegung etc. hält die Kinder im Grunde genau davon ab, sich mit den Werkzeugen ihres Kulturkreises auseinander zusetzen, die in ihrer jeweiligen Umgebung von Bedeutung sind. Ich gehe fest davon aus, dass wir nicht in so großem Maß Probleme mit Medienkonsum und den Zivilisationserscheinungen hätten, wenn Kinder nicht derart in lebensfernen Situationen festgekettet wären. Gezwungen und ohne Wahl bleibt vielen jungen Menschen nur die Möglichkeit ein wenig Frieden und Freiheit in der virtuellen Welt zu finden. Ich glaube, dass junge Menschen bessere Möglichkeiten haben zu lernen, Balance in Dingen zu halten, wenn sie auch Gelegenheit haben, Balance halten zu lernen.
  • Ich gehe davon aus, dass meine Kinder im Grunde für ihre eigene Bildung verantwortlich sind. Wenn gewisse Grundbedingungen erfüllt sind, ist Lernen ein Selbstläufer. Unter gesunden, geistig, seelisch und körperlich Voraussetzungen entspringt ihr Interesse, ihre Neugier ihrem natürlichen Streben nach Autonomie, ihrem Streben, sich selbst zu ermächtigen. All dies kann auch ohne Erwachsene geschehen, die in irgendeiner Form dahinter her sein müssten, dass gelernt wird. Daraus ergibt sich mein Wunsch, dass ich es für wichtig halte, dass meine Kinder in großem Maß darüber bestimmen können, mit wem sie ihre Zeit verbringen und wie.
    Ich beobachte diese Wünsche und Vorlieben schon bei den Kleinsten und halte es daher für wichtig, dass die Kinder ihren eigenen Antennen und ihrem eigenen, roten Faden folgen können.
    Ich möchte die Kinder jetzt und heute in einer Gemeinschaft wissen, von der ich ausgehen kann, dass sie praktisch lebt und weiter entwickelt, was ich für zukunftsfähig halte. Ich wünsche mir, dass sie sich jetzt und heute in einer Gemeinschaft von Menschen befinden, die sich darin üben, wie Zusammensein, Zufriedenheit und Nachhaltigkeit funktionieren könnten.

 

Ganz wenig von den oben genannten Punkten, kann ich im derzeitigen Bild von Schule finden. Somit habe ich bewusst die Entscheidung getroffen, die Kinder, in Umgebungen dieser Art „einzupflanzen.“ Alles, was Kinder lernen könnten, ist für mich das Nebenprodukt des Lebens in solchen Gemeinschaften und nicht der Zweck als solcher. Für mich wachsen und entfalten sich die Kinder in Gemeinschaften dieser Art. Der Ansatz entspricht in vielem genau dem Gegenteil von dem, was wir von Kindern fordern und was wir durch Druck und Stress hervorzubringen suchen.
All dies sind keine Utopien, sondern gelebte Erfahrungen in manchen Schulen und vor allem auch in einigen Familien.
Mit meiner Arbeit unterstütze ich diesem Wandel und helfe Umstände zu schaffen, unter denen Kinder freier und selbstbestimmter lernen-leben können.

Selbstbestimmung, warum mir das für meine Kinder wichtig ist.