Spagat LernenDieses Spagat ist mir unmöglich – Warum das Vertrauen der Eltern die tragende Kraft für Lernen ist.

Ich gehöre nicht zu den Müttern, die in der Lage sind ein Spagat zu machen zwischen ihrem Wissen darüber, dass sie mit dem Konzept Schule nicht klar kommen und andererseits Mittel und Wege zu finden, ihre Kinder in irgendeiner Form durch das Konzept Schule zu bugsieren.

Es war und ist mir völlig unmöglich.

Es gibt ein Foto von mir, darauf sieht man mich zum Tag der Einschulung meiner ersten Tochter vor ca. 17 Jahren. Auf dem Foto siehst du mich in leisen Tränen. Es waren nicht etwa diese Freudentränen einer stolzen Mutter, die am Tag der Einschulung diesen neuen Lebensabschnitt mit dem Kind feiert . Ich war nicht die Frau, die das so bunt aufgebauschte Ereignis im Leben unserer Kleinsten mit einer selbstgebastelten Schultüte zu versüßen suchte. Wenn du das Bild sehen könntest, dann würdest du mir ansehen, dass ich schon wusste, dass es heftig wird für mein Kind, hineinzuwachsen in ein solch starres System aus völlig verstaubten Ansichten darüber, wie wohl der menschliche Geist (nicht das Herz) effizient heranzubilden sei. Du würdest mir ansehen, dass ich wusste, dass es nach wenigen Wochen vorbei sein würde mit der freudvollen Aufregung zum Thema Schule, dass ich Druck anwenden müsste, um mein Kind in etwas hinein zu biegen, von dem ich überhaupt nicht überzeugt war.

Nein, bei mir waren es Tränen der Verzweiflung.
Ich hatte schon eine Ahnung, was da auf mich zukommen würde. Ich müsste irgendwie diesem wunderbaren, lebendigen lebensfrohen, wissbegierigen und begeisterungsfähigen Kind klar machen, dass die Uhren jetzt anders laufen würden und müsste mit all den anderen Erwachsenen in die selbe Kerbe schlagen mit dem Spruch:

„Nun beginnt der Ernst des Lebens!“

Genau das, war mir schon damals unmöglich. Viel zu intensiv hatte ich mich seit meinem 16. Lebensjahr mit dem Thema Lernen beschäftigt. Schon in diesen frühen Jahren habe ich Ansätze zu Schule und Bildung kritisch hinterfragt und was noch viel bedeutsamer war, meine eigenen Fragen gestellt:

  • Ich wollte wissen, warum etwas, das mir eigentlich Spass machte – das Lernen – so künstlich und ineffizient gemacht werden musste?
  • Ich wollte wissen, warum ich als Kind mit Angst und Druck versehen wurde, um mich mit Dingen zu beschäftigen, die nicht meine erste Wahl an Interesse waren?
  • Ich wollte wissen, warum ich mir nicht Wissen in einer Form aneignen konnte, die genau zu mir gepasst hätte?
  • Ich wollte wissen, was mit mir los war? Irgendwie funktionierte meine Nervensystem nach anderen Spielregeln, als die, die man von mir und den anderen Kindern erwartete? (Ist heute noch so)

Meine Interessen und damaligen Fragestellungen haben mich direkt zu Mentoren geführt, die meinen persönlichen Forschungen nahrhaftes Futter geben konnten. Die Begegnung mit Linda Tellington Jones und durch sie auch mit den Ideen von Moshe Feldenkrais ermöglichten mir am eigenen Körper, ganz persönlich zu erfahren, dass Lernen völlig anders funktioniert, als man es den Kindern und vor allem den Erwachsenen weismachen will:

  • Lernen funktioniert wunderbar, wenn es sich an eigenen Interessen orientieren darf.
  • Lernen funktioniert wunderbar, wenn Kinder in Bewegung sein dürfen.
  • Lernen funktioniert wunderbar, wenn es Erwachsene gibt, die sich deinen Stärken und deiner Einzigartigkeit widmen, die in Beziehung mit dir sein können und wollen.
  • Lernen funktioniert wunderbar, wenn es seiner eigenen Zeit folgen darf.
  • Lernen funktioniert wunderbar, wenn die Umgebung so vorbereitet ist, dass das entsprechende Kind seinen Interessen folgen kann, nicht in seinem Forscherdrang ausgebremst und umgelenkt wird.
  • Lernen funktioniert wunderbar, wenn es altersgemischt sein kann, jeder mit jedem und jeder von jedem, ‚der Chemie miteinander hat‘.
  • Lernen funktioniert wunderbar, wenn es einfach sein darf und nicht künstlich neu aufgepeppt werden muss.
  • ….

Die Tatsache, dass ich diese Umstände an meinem eigenen Körper erfahren hatte und mich auch theoretisch intensiv damit befasst hatte, machten es mir quasi unmöglich, meine Kind vertrauensvoll diesem erwiesenermassen nicht funktionierenden System anzuvertrauen.

Und dann geschah das Unglaubliche. Das Leben selbst verhalf uns in der Familie durch Umstände, die ich mir hätte niemals ausdenken können. Meine erste Tochter hatte Lese- Rechtschreibschwierigkeiten und auf wundersame Weise spitzen sich die Begebenheiten an der Schule zu. Gerade in der Art, die nach einer neuen und anderen Lösung schrie. Bis heute habe ich keine Ahnung, woher ich die Kraft und Überzeugung nahm, die Tochter kurzerhand, nach nur wenigen Wochen, von der Schule abzumelden. Ich hatte noch keine rechte Lösung, wie es weiter gehen könnte. Sie hatte einfach viel zu viel Stress, die Familie hatte viel zu viel Stress und irgendwie war klar, dass es so nicht weiter gehen könnte.

Mit diesem tatkräftigen Entschluss öffnete sich eine Tür in eine Richtung, die mich und die Familie über die Jahre immer tiefer in einen wunderbaren Weg hineinführte. Wäre ich ihn nicht gegangen, hätte ich einen hoffnungslosen Kampf aufnehmen müssen, um meine Tochter vor der Sonderschule zu bewahren. Der helle Wahnsinn, denn, wie viele Kinder, ist sie einfach nur ‚andersbegabt‘.

 

„In dem Augenblick, in dem man sich endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt sich die Vorsehung. Alle möglichen Dinge, die sonst nie geschehen wären, geschehen, um einem zu helfen. Ein ganzer Strom von Ereignissen wird in Gang gesetzt durch die Entscheidung und sorgt für zahlreiche unvorhergesehene Zufälle, Begegnungen, Hilfen. Was immer du kannst, beginne es. Kühnheit trägt Macht, Genius, Magie. Beginne JETZT!“

Johann Wolfgang von Goethe

 

Dieser Weg war nicht einfach, aber entsprach zu 100% meiner Überzeugung als Mutter und Pädagogin. Es war ein Weg, der zu meiner Familie passte.
Über die Jahre und nach nunmehr 6 Kindern ist mein Vertrauen in die Kinder und in ihrem ganz persönlichen Lernweg sehr gewachsen.
Einzig und allein das Vertrauen in diesen persönlichen Lernweg der Kinder gibt mir die Kraft darauf zu setzen, dass eine geglückte Zukunft der Kinder nicht von der Erlangung eines bestimmten Schulabschlusses abhängt. Ich, als Mutter bin gefragt hier in mein Vertrauen zu gehen, um den Kindern zu ermöglichen ihren persönlichen Weg finden zu können.

Ich bin in keiner Weise eine Handlangerin oder Vollstreckerin eines nicht funktionierenden Bildungssystems. Dieses Spagat vermag ich nicht zu machen. 


Meine Kraft und meine Überzeugung den Kindern mehr Vertrauen zu schenken als dem System, hat mich zu einer Art Löwin werden lassen. Von dieser Kraft und Überzeugung gebe ich anderen Familien heute sehr gerne ab, ja, ich werde von anderen darum gebeten. Mein Traum ist es, dass mehr und mehr Kinder selbstbestimmt und freudvoll lernen können, ganz so, wie es in ihnen angelegt ist.
Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass es ihre einzige Chance ist, sie in dieser Art lernen zu lassen. Nichts anderes, als das ‚möglichst – nahe – dran‘ bleiben, an ihrem eigenen inneren Navigationssystem, bereitet sie auf diese hochkomplexen Zeiten vor, die uns erwarten.

Daher denke nach, wie du in deiner Familie Wege für deine Kinder entwickeln kannst, die zu euch passen, statt die Kinder passend zu machen für etwas anderes, als was sie sind.

Einzigartig.

 

Für den Fall, dass du etwas Löwenkraft benötigst, dann melde dich bei mir. Ich stärke Eltern auf ihrem Weg für ein selbstbestimmtes und freudvolles Lernen ihrer Kinder.

Ruf mich an, oder

das nächste Tagesseminar findet am So 22.05.16 statt, nähere Informationen dazu findest du hier: 

www.wundersameslernen.de/termine/

In der kommenden Woche kannst du hier lesen, wie meine persönliche Geschichte weiter geht. Ich freue mich, wenn du wieder dabei bist.