Wenn einer eine Falle baut. Freies selbstbestimmtes Spiel und was sich alles dahinter verbergen kann.

Wenn einer eine Falle baut. Freies selbstbestimmtes Spiel und was sich alles dahinter verbergen kann. 

Heute möchte ich mit meinem Text darauf hinweisen, wieviel Idee, Forschungsdrang, Erproben und letztlich Strategie in den Handlungen der Kinder steckt.

Ihre Fähigkeit Menschen für die eigenen Interessen ‚einzusetzen‘ haben sie lange erprobt. Sie üben all das in ihrem Alltag und lernen Lebenstauglichkeit
Ich schreibe darüber, weil man es als Eltern oder Fachperson nicht notwendigerweise im Alltag erkennt und versteht.

Unterbricht oder zerstört man diese unscheinbaren Vorgänge, hat das immer einen Effekt auf natürliche Lernprozesse. Wichtig ist in meinen Augen, dass man es erkennt. Erwachsene tendieren dazu Lernprozesse zu stören. Nicht immer dramatisch, nur gut, wenn man darum weiß.

Kürzlich habe ich mich mit einem jungen Mann über dessen Zeit in einem Waldkindergarten unterhalten. Ganz interessiert habe ich zugehört, was er mir von seinem Alltag dort berichtet hat.

Er wollte Vögel fangen.
Er konnte mir nicht mehr sagen, warum er das wollte.
Das Jagen und Hinterherrennen hinter den Vögeln war anstrengend, es hat auch einen Moment Spaß gemacht, war in seinen Augen aber nicht erfolgreich.
Er wollte einen wilden Vogel in den Händen halten.

Er kam also auf die Idee, eine Falle zu bauen.
Dazu hat er ein Loch gegraben und aus Ästen und allerhand Buschwerk eine Art Käfig gebaut. Viel Zeit hat er weiterhin dafür benötigt aus Ästen eine Form von Falltür zu konstruieren.
Du kannst dir vielleicht vorstellen, wieviel Konzentration, Versuch und Irrtum und Strategie hier erforderlich ist, ein Projekt dieser Art in einem ganz normalen Kindergartenalltag umzusetzen.

Beim Zuhören konnte ich mir regelrecht vorstellen, wie sehr er ‚gearbeitet‘ hat, um dieses Vorhaben umzusetzen.
Um ihn rum, andere Kinder, die hopsen, spielen, lachen, drüber klettern , vielleicht ‚mitspielen‘ wollen, oder zerstören möchten……
Wir sprechen hier über ein fünf bis sechs jähriges Kind.

Was ihm nun noch fehlte war Futter, um den entsprechenden Vogel auch in die Falle zu locken.
Seine Sozialisation hatte ihm zu dieser Zeit längst zu verstehen gegeben, dass man Vögel nicht einfach fangen darf. In anderen Ländern wäre das vielleicht ganz anders. Er ‚wusste‘ also, dass Erwachsene nicht mit seinem Anliegen, einen Vogel fangen zu wollen, umgehen konnten.
Es brauchte also eine Fähigkeit von ihm, die er in diesem Alter längst hat erlernen können/müssen.

Er wusste schon (5-6 Jahre alt), dass man die Erwachsene ‚anlügen‘ müsse, um Körner oder Müsli oder etwas ähnliches zu bekommen, damit man die Falle fertig stellen kann.
Auch hier konnte er offensichtlich schon bewusst strategisch vorgehen, er wusste, wie man die Erwachsenen ‚beeinflussen‘ muss, um zum Erfolg zu gelangen.
Er hat sich Sonnenblumenkerne organisiert.
Er konnte mir genau das Gefühl beschreiben, das er hatte, als er sich wieder mit der Hand voller Kerne, auf den Weg zu seiner Falle machte.

Die Falle wurde präpariert und nun folgte vermutlich der weitaus schwierigere Teil.
Man muss Geduld aufbringen, bis sich ein Vogel vielleicht in eine solche Falle bewegt.
Ein wirklich schwieriges Unterfangen, denn welcher Vogel würde dies im Sommer tun?
Welches Tier, würde sich in einer ganzen Horde von Kindern, mitten im Sommer in eine Falle bewegen?

Wie wird die Geschichte wohl ausgegangen sein?
Wird er auf der Lauer gelegen haben? Wie lange wird er geduldig gewesen sein? Wird er die Falle zurückgelassen haben können, wenn er am Nachmittag nach Hause ging? Wird er am nächsten Tag weiter schauen wollen,? Wird er es am nächsten Tag vergessen haben?Wird er ein ganz anderes Thema und eine andere Herausforderung haben?

Die kleine Geschichte habe ich dir erzählt, weil Kinder Themen haben, die sie innerlich bewegen.
Längst haben sie Projekte, Dinge, die sie herausfinden wollen, Dinge, sie sie zutiefst beschäftigen.

Wir Erwachsenen kriegen so viel davon leider nicht mit, weil wir oft nicht aufmerksam genug sind, um diese Feinheiten zu beobachten.
Wir haben unsere Aufmerksamkeitskanäle oft genug nicht fein abgestimmt, um diese Formen von wundersamem Lernen überhaupt wahrnehmen zu können. Wir bekommen dieses einzigartige Lernen nicht mit und meinen dann, das Schule oder frühe Bildung wichtig sei.

Eine Art Eulen nach Athen tragen praktizieren wir da.

Viel zu oft verletzen wir ihre Schöpferkraft und ihre Würde, indem wir sie pausenlos bitten, ihre Projekte zu beenden, abzuwandeln oder sie schlicht weg zu ignorieren, weil wir weiter müssen.

Weiter, wohin eigentlich?

Eltern und Pädagogen schätzen die Zusammenarbeit mit mir, weil ich es verstehe, eine Sicht auf die Welt von Kindern zu vermitteln, die es ihnen ermöglicht das Leben mit Kindern mit einer größeren Leichtigkeit zu versehen. Ein anderer Blick, ein anderes Verständnis hilft so schnell und sorgt für positive Veränderung. Hier findest du meine Kontaktdaten und hier meine Angebote. 


Lieber authentisch kantig als verkrampft pädagosch wertvoll.

Lieber authentisch kantig als verkrampft pädagosch wertvoll.

Die Sache mit Freiheit und Selbstbestimmung im Leben mit Kleinkindern ist noch immer ein eigenwilliges Thema.
Interessanterweise am wenigsten für die Menschen, die diesen Weg gehen und sich als Erwachsene selbst darin entfalten.
Ja, es ist ein Entfaltungsweg.

 

 

Alleine diese Betrachtungsweise will nicht so recht in unsere gängigen Vorstellungen von Erziehung und Lernen passen. Man wehrt sich stark gegen ein Bild, dass die Erwachsen mit in ein Entfaltungsbild nehmen möchte.
Man muss Kindern ja schließlich eine Ansage machen. Man möchte außerhalb des ‚Bildes‘ stehen und bedeutsamen Einfluss nehmen.

Von vielen kommen kritisierend die ganzen Plattitüden, die du alle kennst.
In dem Zusammenhang fallen unmittelbar die Worte ‚laissez-faire‘ und ‚antiautoritäre Erziehung‘. Das habe ja alles nicht geklappt. Das würde man ja sehen.

Auch hier erkenne ich eine Doppelmoral.

Das, was man als Scheitern im Zusammenhang mit mehr Freiheit und mehr Selbstbestimmung betrachten möchte, ist natürlich auch nicht zu greifen. Wie eine nasse Seife flutschen immerwährende Kritikpunkte durch die Finger.
Welche Kinder sind denn nun gut gelungen?
Die, die sich still einfügen und anpassen oder die, die sich auflehnen und Signale geben, dass etwas Grundsätzliches nicht zu stimmen scheint?

Schau dir alleine die Dynamik an, die ein gedeihliches Aufwachsen der Kinder ausmacht. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde ist die Herausforderung im Leben mit Kindern eine Punktlandung irgendwo zwischen ihrem Bedürfnis nach Bindung und ihrem Streben nach Autonomie zu machen. Jeder Tag fordert letztendlich deine Fähigkeit dynamisch zwischen diesen Bedürfnissen zu gleiten und im selben Moment ein großes Maß an Sicherheit zu geben.
(Dann haben wir noch nicht einmal mit im Bild, dass jeder Erwachsene ja auch diese Grundbedürfnisse hat. Diese Betrachtung macht die Herausforderung noch komplexer)

Diese notwendigen Punktlandungen sagen mir, dass sich jede Methode disqualifiziert. Die Essenz ist, dass es eine Haltung bedarf, die ein gewisses ‚Fließen‘ und ‚Geschmeidigkeit‘ erfordert. So manches mal auch ein klares ‚Stop’.
Im Fluss sein, bedeutet, dass jemand eine Haltung entwickeln konnte, die ganz grundsätzlich von einem Wohlwollen zum Kind geprägt ist.

Jede Methode macht ein Kind zum Objekt, wo sich viele Menschen doch bereits aufgemacht haben mit Kindern eine Subjekt-Subjekt Beziehung leben zu wollen.

Von dort aus, kann ich eine positive Haltung zu den Kindern leben und habe bestenfalls die Freiheit, mich jede Minute neu zu entscheiden.

„Heute mag ich keine ‚gute-Nachtgeschichte‘ lesen. Ich habe keine Lust. Ich möchte gleicht mit meiner Freundin telefonieren. …“
Ich muss auch nicht so verkrampft pädagogisch wertvoll sein, sondern kann den Kleinsten gegenüber durchaus auch zum Ausdruck bringen, dass ich jetzt etwas anderes machen möchte.

Der sichere Hafen, den die Kleinsten abfragen liegt nicht in einer Methode, dem Abendritual oder dem, was eben gerade hipp ist.
Der sichere Hafen liegt darin, sich als Erwachsener selbst mit in dieses Entfaltungsbild zu nehmen. Sich tief in sich selbst zu gründen. Im weitesten Sinn bedeutet es für mich den Anspruch von Integrität zu leben und so authentisch zu sein, wie es mir eben gerade möglich ist.

Spüren, was sich ‚stimmig’ in Übereinstimmung mit dem eigenen Wesen anfühlt.

Was meine Beratung für das Leben mit den Kleinsten so erfolgreich macht, ist meine Stärke, den Eltern sowie Fachpersonen die eigene Fähigkeit zu spüren wieder mehr erfahrbar zu machen. Was dann folgt, ist auch dazu zu stehen. 

Es sieht zunächst nach einem Umweg aus, wo doch Methoden, Fachvorträge, Onlinkurse und Bücher vordergründig eine verstandesmäßige Lösung bieten.

Nach meiner Erfahrung gehen diese Dinge so oft am Wesentlichen vorbei. Sie versprechen schnelle Hilfe, die dem Verstand so naheliegend erscheinen.
Für mich sind die Wege in Erziehung und Lernen andere. Sie sind je individuell, entstehen zumeist aus dem Moment heraus und haben in den meisten Fällen mit einer tiefgreifenden Veränderung der Erwachsenen zu tun.
Werden diese Schritte gegangen, wird vieles leichter. Manchmal einfach schon dadurch, dass man eine Haltung entwickelt und diese dann wundersam wirkt. Die Sichtweise eines gemeinsamen Entfaltungsweges mit den Kindern ist oft wie ein kleiner Durchbruch wahrzunehmen.


Hoffnungslos im Schulsystem eingeklemmt. Wissen wir eigentlich noch, was wir tun?

Hoffnungslos im Schulsystem eingeklemmt. Wissen wir eigentlich noch, was wir tun?

Wir nennen sie einfach mal Marie. Sie steht stellvertretend für alle Kinder, die, aus was für Gründen auch immer, im derzeitigen Schulsystem nicht zurecht kommen. Die Gründe sind mannigfach, aber die Hoffnungslosigkeit für die Kinder und auch deren Eltern ist gleich, vor allem ist sie fast unerträglich.

Es ist eine wahre Geschichte, eine, von den vielen, die mir Eltern in den vergangenen Wochen zugetragen haben. Allen gemein ist, dass die Beteiligten so tief im Schmerz sind, dass eine einfache Lösung nicht leicht zu entwickeln ist. In allen Fällen macht die Verstrickung der Beteiligten in ihren ganz normalen Lebenszusammenhängen, eine Bewegung in eine Richtung – irgendeine Richtung – fast unmöglich.

Die unsägliche Schulpflicht und das verbohrte Einhalten müssen eines Lehrplans sind hier die Ketten, die Eltern wie Kinder am Marterpfahl anbinden.
Es geht doch längst nicht mehr um die Kinder und den Wunsch, dass sie einen guten und freundlichen Start ins Leben haben. Es geht um das Einhalten und dienstmäßige Durchsetzen irgendwelcher Papiervorgaben. Um die Kinder geht es nicht.

Marie hat in Mitten eines Schuljahres die Schule wechseln müssen. Es gab gute Gründe dafür. Ihre Zeit an der anderen Schule war alles andere als einfach für sie. Auch sie ist eines dieser Kinder, dass im Grunde ganz individuell gestrickte Umstände bräuchte, um Schule möglichst unbeschadet zu überstehen. Sie trägt besondere Begabungen. Ich benutze an dieser Stelle ganz bewusst nicht das Wort ‚hochbegabt‘. Ich möchte sie für diesen Artikel nicht mit der Bezeichnung ‚hochbegabt‘ aus dem Kreis der anderen Kinder zerren, die ja, jedes für sich auch bestimmte Begabungen tragen.

Diese Begabungen und Eigenheiten der Einzelnen finden in ihrem schulischen und sozialen Zusammenhängen keinen Kanal. Auf Grund der strengen Taktung von Schulleben können sie keinen Ausdruck finden.
Es ist schlichtweg keine Zeit für Individualität. Nicht nur keine Zeit, sondern auch kein Einsehen dafür, dass kein Kind sich unter diesen Umständen gut entwickeln kann. Man macht das Einhalten eines Lehrplans zur angebeteten, stählernen Statur. Der sieht so vielen unnützen Stoff vor, dass keine Zeit bleibt für Leben außerhalb der Bildungskralle.

Genau wie in den anderen Geschichten der Kinder, die ich mir in den letzen 14 Tagen anhörte, muß Marie darunter leiden, dass sie mit ihren individuellen Stärken und Begabungen ja gar nicht erst wahrgenommen wird. Sie, wie viele andere, wird lediglich an ihrer Fähigkeit gemessen, wie sie in der Lage ist, vorgegebenen Schulstoff zu schlucken.

Nicht nur, dass sie unter diesen Umständen keine Gelegenheit bekommt, sich mit dem zu beschäftigen, wo nach ihre Seele eigentlich schreit. Nein, sie wird auch noch an dem gemessen, was gar nicht ihr entspricht.

Die Messlatte ist eine willkürlich festgelegte Messlatte. Vergessen wir das nicht. Eine, die vielleicht für den Weg ins Industriezeitalter von gewisser Bedeutung war. Man hat diese Messlatte genommen und legt sie laufend höher, ohne wirklich ersthaft zu überlegen, dass ein ‚Höher-Größer-Schneller-Weiter‘ junge Menschen in eine Krise treibt. Diese ist doch längst nicht mehr zu verantworten.

Marie verstellt sich und verbiegt sich, um diesen unmenschlichen Ansprüchen genügen zu können. Da sind die Erwartungen eines völlig überdrehten Schulsystems. Da sind aber auch die Erwartungen der Eltern. Unter Umständen haben diese noch unterschiedliche Ansprüche. Der Druck von außen wird so groß, dass sie es kaum noch aushalten kann.
Sie verdreht und verbiegt sich, weil sie natürlich versucht dem allen gerecht zu werden. Die anderen machen das ja auch.
Inzwischen steht sie so unter einer inneren Anspannung. Diese führt dazu, dass sie zu Hause und in ihrem Freundinnen Kreis nur mehr explosiv reagieren kann. Sie beginnt damit, es sich mit den besten Freundinnen zu ‚versauen‘.

In ihren jungen Jahren hat sie einen Arbeitstag, anspruchsvoller wie der, vieler Erwachsener. An der neuen Schule hat sie nun an 4 Tagen Ganztagsunterricht. Als ob das nicht schon genug wäre, so bekommen die Kinder, nach einem ganzen Tag Schule, auch noch Hausaufgaben.

Sind wir als Verantwortung tragende Erwachsene, eigentlich noch zu retten? Wer bitte läßt sich so einen Irrsinn einfallen? Wir müssten doch aufstehen und alle signalisieren, dass das ganze System unsere Kinder krank macht!

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Marie, wie viele andere ist unter enormem Druck. Sie weiß nicht wohin, mit sich selbst.

Immer mehr reagiert sie anderen gegenüber unangemessen. Die Situation verschärft sich.

Ganz ähnlich wäre hier die Geschichte der anderen Kinder, die ich in der vergangenen Woche gehört habe. Natürlich aber sind die individuellen Reaktionsweisen unterschiedlich.

Das eine Kind reagiert konfrontativ-explosiv. Das andere Kind reagiert durch Rückzug, wird still und zieht sich in sich zurück. Andere entwickeln Abhängigkeiten, Essen zu viel oder zu wenig. Sie bekommen Bauch- oder Kopfschmerzen. Nun beginnt der Tanz zu Beratern, Ärzten, Therapeuten und zur Nachhilfe. Monate oder Jahre gehen ins Land.

  • Noch mehr Termine
  • Noch mehr Sorgen
  • Noch mehr Kosten
  • Noch mehr Stress.

Allen diesen tragischen Geschichten ist gemeinsam, dass Kinder wie Eltern in einer kompletten Ohnmacht stecken. Das ist auch klar, denn im Moment sind insbesondere die Kinder, die  ganz bestimmte Bedürfnisse haben (das sind vielleicht sogar alle Kinder), in erster Linie eingequetscht in ein unflexibles und wenig bewegliches System.
Wenn man jedes Dach von jedem Haus abnehmen würde und dann mal von oben schauen würde, dann möchte ich nicht wissen, wieviel Drama sich in jedem Haushalt zum Thema Schule abspielt?

Alle machen weiter.

Eltern versuchen sogar Schulwechsel, unter Umständen mitten im laufenden Jahr. Verzweifelt suchen sie nach den anderen Möglichkeiten. Die Warteliste an dieser oder jener Schule ist eine Riesenhürde. Man kann sich nicht bewegen und muss sein verzweifeltes Kind doch täglich in diese Schule bringen, von der man weiß, dass es im Moment dort überhaupt nicht zurecht kommt.

Ist das nicht grauenvoll? Ist das nicht Folter? Ich bin sauer und ungehalten darüber. Ich bin sauer, dass wir Eltern das alles mitmachen. Ich bin sauer, dass die Augen zu und durch Mentalität für das eigene Kind so groß ist. Wir müssen gemeinschaftlich denken lernen. Ja, ich wünsche mir, dass auch die mitdenken und helfen, deren Kind scheinbar problemlos durchrutscht.

Im Grunde müssten wir doch alle aufstehen und dem Einhalt gebieten. Es geht doch um die körperliche und seelische Gesundheit unserer Kinder. Es geht um die gesunde Entfaltung einer ganzen Generation.

Stattdessen geht es einfach nur weiter. Was soll ich dir sagen, es wird sogar noch schlimmer. Kannst du das glauben?

Für Marie ist es noch nicht zu Ende. Sie kam dann, nach einigem Suchen und ernsthaften Entscheidungen, an eben diesem Gymnasium an.

An ihrem ersten Schultag in der neuen Schule kam sie als Fremde in die Klasse. Hier wurde sie weder begrüßt, noch durch einen ausgebildeten Pädagogen (stell dir vor) mit ein paar wohlwollenden Gesten in die Klassengemeinschaft integriert.
Der Unterricht wurde einfach weitergeführt. Business as usual. Kannst du das glauben? Ja, so war das.

Jetzt bist du dran. Ich glaube es geht hier längst nicht mehr um mein Kind und dein Kind. Es geht um unser aller Kinder. Wir müssen darüber reden. Die Umstände aufzeigen. Wir müssen damit aufhören uns in diese Wege hineinziehen zu lassen, die die Kinder immer mehr zu Opfern dieser krankmachenden Umstände macht.
Es könnte so viel einfacher sein. Ich bin so dankbar für all die Bewegung und all die Initiativen, die sich an vielen Orten aufmachen und für bessere Umstände sorgen. Dann sind wir noch lange nicht da, dass Kinder frei und selbstbestimmt lernen können. Für all die Maries da draußen ist es vielleicht zu spät. Aber es ist ein Anfang. Immerhin!

Eher bildhaft ausgedrückt, als Geschichte verpackt, findest du dieses Thema aufgearbeitet, in diesem Beitrag.

Den heutigen Artikel kannst du richtig gerne teilen.


Wie kann man Selbstbestimmung in gesundheitlichen Angelegenheiten ermöglichen?

Aufnahme: www.zahnarztpraxis-baldus.de

Wie kann man die Selbstbestimmung der Kinder in gesundheitlichen Angelegenheiten ermöglichen?

Wie lernt man, den Kindern die eigenen Entscheidungen beim Arzt zuzugestehen. Wie kann man verantwortlich sein und sich im selben Moment raus halten, beim Arzt?

Eine grundlegende Haltung von mir ist die Freiheit und die Selbstbestimmung der Kinder, auch in gesundheitlichen Belangen.

Heute erzähle ich dir eine Geschichte, die sich vor einigen Wochen zugetragen hat. Sie soll dir verdeutlichen, wie ich ich im Alltag mit den Kindern lerne und im selben Moment Umstände navigiere, wenn sie mir ins Auge springen.

Ich habe einen wundervollen Zahnarzt. Was ich an ihm schätze, ist seine Haltung und sein Dialog im Umgang mit den Kindern und mir. Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle aber auch bleiben, dass ich die Qualität seiner Arbeit und seiner ‚Berührung‘ im Mund sehr schätze. Sie ist professionell, dabei achtsam und fein. Wenn wir einen Termin haben, so kommen wir meist innerhalb von 10 Minuten dran. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit, für mich aber ein Zeichen seiner Haltung gegenüber der Patienten. Ich mag es, mich mit Menschen zu umgeben, die eine Haltung vertreten, die den Bedürfnissen der Menschen zugewandt ist. Dafür fahre ich gerne 60 Minuten.

Vergangene Woche hatte mein Sohn ein Anliegen und benötigte einen kurzfristigen Zahnarzttermin.
Als er auf dem Stuhl im Behandlungszimmer saß, hat der Zahnarzt sich dafür entschieden, den fragwürdigen Zahn nochmal ein paar Monate unter Beobachtung zu stellen. Er hat meinem Sohn erklärt, dass der Zahn damit nochmal die Gelegenheit habe, sich zu remineralisieren. Wenn das nicht klappen würde, dann könne man diesen Zahn später immer noch behandeln.

Mein Sohn fragte nun, ob er irgendetwas dazu tun könne, um dem Zahn zu ‚helfen‘. Der Zahnarzt fing also an, etwas zu grinsen und sprachlich zu ‚eiern‘. Mit einen lächelnden Blick in meine Richtung nahm ich wahr, dass er in gewisser Weise im Konflikt war, weil er nicht recht wusste, wie er meinem Sohn vermitteln konnte, dass er eine fluoridhaltige Zahnpasta benutze solle.

Er wusste von mir, dass ich keine Freundin von Zahnpasta mit Fluorid bin und bei den kleinen Kindern auch das Versiegeln mit Fluoridlack verweigert habe.

Nun saß ich in dieser Situation beim Zahnarzt und in dieser Sekunde wurde mir klar, dass ich den Zahnarzt ‚freisprechen‘ musste, damit er meinen Sohn vollumfänglich beraten konnte. (Mein Sohn hatte mich gebeten mit in den Behandlungsraum zu gehen.)

Im selben Moment war ich in der Situation meinem 12 jährigen Sohn vermitteln zu müssen, dass er ebenfalls frei in den Entscheidungen über seinen Körper ist. Ich möchte ja, dass die Kinder mehr und mehr in die getragene Verantwortung für den eigenen Körper wachsen. Das wiederum bedeutet, dass ich mich, je nach Alter mehr und mehr dezent zurückziehen muss, damit sie auch zu ihren eigenen Erkenntnissen kommen. Laufen diese mir noch so sehr zu wider.

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Nachdem ich also wahrnahm, dass wir hier eine Herausforderung in Fragen der Integrität hatten. Der Zahnarzt bezüglich seiner Integrität, ich bezüglich meiner Integrität und ein junger Mensch auf dem Weg herausfinden zu müssen, was für ihn stimmt, sagte ich mit freundlichem Lächeln zum Zahnarzt, : „Tun sie einfach so, als ob ich nicht dabei wäre!“
Er fing die Vorlage auf, nickte verstehend und bestätigend, dann begann er seinerseits damit, dem Sohn seine Sicht auf die Dinge zu erklären. Und das hat er dann richtig gut gemacht.

Danach war ich gespannt, was nun passieren würde.

Auf dem Nachhauseweg im Auto kam irgendwann die Rede auf die Sache mit der Zahnpasta. Ich nun, von meinen Kindern als „Ökomutti“ eingestuft, die immer diese alternativen Zahnpasten im Haus hat, wurde nun gefragt, ob wir nicht diese vom Zahnarzt empfohlene Zahnpasta kaufen könnten.

Ich teilte ihm mit, dass wir sowieso noch in den Drogeriemarkt fahren müssten und dann könne er ja da schauen, ob er die empfohlene Zahnpasta dort finden würde.

Gesagt, getan. Er hat sich die entsprechende Zahnpasta gekauft und damit einen weitern Schritt in die Verantwortung über seinen eigenen Körper getan.

Ich habe einen weiteren Schritt ‚raus aus seinem Leben‘ getan. Vielleicht sind das Kleinigkeiten für dich, für mich sind diese kleinen Beispiele aber immer wieder Möglichkeiten, wie ich ganz bewusst die Kinder in die „Freiheit“ gebe. Das tue ich, in dem ich mich an ganz bestimmten Stellen aus deren Leben und deren Entscheidungen hinausschleiche.

In der Summe und von Anfang an durchgeführt, sind diese kleinen und vielleicht unspektakulären „Returns“ an die Kinder aber die kleinen Tropfen, die irgendwann das Glas anfüllen, das eine gute Grundlage für selbstbestimmte Entscheidungen der Kinder wird. Wenn sie daraus trinken, so ist es dann ihr eigener Weg.
Allen diesen kleinen ‚Returns’ gemein ist, das dieses Herausnehmen aus den Lebens- und Entscheidungsfindungen der Kinder immer etwas mit einer gewissen Demut zu tun hat. In den meisten Fällen sind es kleine Ego-Tode für mich.
Ich muss bei diesen vielleicht kleinen und mehr oder weniger wichtigen Entscheidungen des Alltags daher kommen und meine persönlichen Meinung ganz hinten anstellen. Ist es auch manchmal noch so schwer.
So, haben die Kinder die Gelegenheit in ihre eigenen Belange hineinzuwachsen. So werden sie in die Lage versetzt, selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen, die sie persönlich tragen und bewältigen können.

Diese Situationen kann man nicht nach einem Sachbuch oder Ratgeber erlernen. Sie entstehen immer aus dem Moment heraus. Wie hier, in dieser Situationen im Behandlungszimmer des Zahnarztes. Was man dafür braucht ist, ist so manches mal, den Willen den Kindern den Ball zu überlassen und die Fähigkeit, die eigene Meinung für nicht allzu bedeutsam zu halten. In anderen Fällen kann es auch geschehen, dass wir wirklich ein Thema diskutieren müssen und ich aber auch zum Ausdruck bringe, was mir wichtig wäre.

Gerade in gesundheitlichen Angelegenheiten ist das ein ganz feiner Grat, auf dem ich mich da bewegen muss, um die Bestimmung über den eigenen Körper zu erhalten oder zu ermöglichen. Je kleiner die Kinder, um so feinere Sensoren bedarf es.

Gerne lese ich dazu, welche Fragen der heutige Beitrag bei dir aufwirft. Ich freue mich auch, wenn du diesen Beitrag teilst. Ich berate dich gern auf den verschlungenen Wegen der Kinder in eine selbstbestimmte und zufriedene Lebensart. Hier findest du meine Angebote.


Summerhill-School und ein Blitzlicht aus meinem Familienleben

Foto credit: Oscar Wilson-Brown

Summerhill-School und ein Blitzlicht aus meinem Familienleben.
„Wie wirkt sich die Tatsache auf dein Familienleben aus, dass deine Kinder zur Summerhill-School gehen?“ fragt Martina auf Facebook

Ich wollte heute einfach die Gelegenheit nutzen und in einer Form reagieren, dass auch andere Leser an meiner Antwort teilhaben können.

Für den Fall, dass du das erste mal etwas von mir liest, dann hier ein kleines Update für dich.
Mein Name ist Uta Henrich, ich bin bald 55 Jahre alt und lebe in einer alten Mühle am Rande des Westerwaldes. Ich habe 6 Kinder im Alter zwischen 12 und 27 Jahren. Alle Kinder sind vorwiegend auf diverse freie Schulen gegangen. Im Alter zwischen 8 und 11 Jahren hat jedes meiner Kinder das Haus verlassen und ist in England zur Schule gegangen. Dort haben sie ein Internat besucht. Nicht etwa ein Internat, dass du vielleicht mit England und Elite Schule, Hanni und Nanni oder Hogwarts verbinden würdest, sondern eine etwas ‚andere‘ Schule. Summerhill ist vielen bekannt, wenn man so will, ist diese Schule weltberühmt.

„Wie, die gibts noch?“ werde ich immer wieder gefragt. Kaum vorstellbar, aber die Schule wird in wenigen Jahren 100 Jahre alt. Die vermutlich älteste demokratische Schule der Welt.

Heute will ich nicht so viel über Summerhill schreiben, denn dazu kannst du dich ja oben im link informieren. Im Grunde kann ich auch nicht viel über die Schule schreiben, denn ich habe nie dort gelebt. Ich bin davon überzeugt, dass man wirklich dort gelebt haben muss, um diesen Weg von Schule bis in die Tiefe zu verstehen.

Mein Verständnis von Summerhill ist mehr indirekter Art. Ich bin „nur“ Mutter von Kindern, die dort leben, oder gelebt haben. Aktuell gehen noch die zwei jüngsten Söhne dort zur Schule und ab Herbst wird es nur noch einer sein.

Im Grunde bleibt mir also nur der Blick durch mein Familienleben hinein in die Schule. Durch die Struktur mit 3 Trimestern auf ein Jahr verteilt, spielt(e) sich mein Familienleben in ganz großen Formen von Wandel und Wechsel ab. Stell dir einfach vor, dass deine Schulkinder drei mal im Jahr für ca. 11 Wochen komplett aus dem Haus sind und den Rest des Jahres bei dir zu Hause. Das macht so einiges, sorgt für ganz eigenwillige Formen von Familienleben.

So merkwürdig das sein mag, aber eigentlich ist es so, dass die Kinder von dem Moment an, wo ich sie am Abreisetag an den Flugplatz gebracht habe, weg sind. Mit etwas Glück bekomme ich noch eine Nachricht von Ihnen, dass sie gut angekommen sind. Dann sind sie wie in einer Art Paralleluniversum. Das ‚andere‘ Leben, dass sie nun in England führen übernimmt sie, trägt sie und begleitet sie.
Ich bin zwar da, sicher auch wichtig, aber ich musste über lange Zeit lernen,  wirklich so wenig ‚gebraucht‘ zu werden. Es kann sogar geschehen, dass ich nicht einmal recht mitbekomme, wenn sie schon seit 2 Tagen Fieber haben. Wenn es ganz schlimm ist, dann rufen sie mich an, aber eigentlich eher nicht. Damit muss ich leben können, wenn die Kinder ihr ‚eigenes‘ Leben führen. Weit entfernt von mir und der Art und Weise, wie ich zu Hause ‚muttere‘.

Sind die Kinder wieder zu Hause, so dauert es in der Regel 3-4 Tage, bis wir uns wieder aufeinander eingerüttelt haben. Dann geschieht wieder das, was ich für ein mehr oder weniger normales Familienleben halten würde. Kids, die lange schlafen wollen, Diskussionen, wer die Spülmaschine ausräumt, Themen, was man gemeinsam macht und was nicht. Musik, die zu laut ist oder Auseinandersetzungen, wer im Auto vorne sitzt. Das ganz normale Chaos eben.

Oft sind sie etwas erschöpft, wenn sie nach Hause kommen. Sie tauchen dann in das „zu Hause“ sein ein. Ich habe zu Beginn der Ferien meist den Eindruck, dass sie etwas mehr Ruhe brauchen. Gemeinschaftsleben kann schon anstrengend sein. (Familienleben aber auch)

Ein für mich wesentlicher Unterschied als Mutter von Kindern, die eine Freie Schule hier in Deutschland besuchen, ist die Tatsache, dass ich als Mutter nicht eingebunden bin in 98% der Schulthemen. In gewisser Weise gehört es für Summerhill dazu, dass ich mich weitestgehenden aus allem heraus halte. Anders, als in anderen Schulinitiativen, mit denen ich auch schon verbunden war, ist meine Elternarbeit hier nicht erforderlich, sicherlich auch nicht erwünscht. Ich muss keinen Kuchen für den Basar backen, keine Klassenräume streichen, keine Fahrdienste übernehmen. Es gibt keine Elternabende.
Mit der Reise der Kinder nach England, durchschreiten sie in gewisser Weise eine Schleuse. Von dem Moment an, wo sie von der Schule entgegengenommen werden, führen sie ein ‚anderes‘ Leben. Ich habe keine Ahnung, ob sie den Unterricht besuchen, geschweige den welchen. Ich habe keinen Einfluss darauf. Wenn ich der Meinung wäre, dass sie doch lieber noch eine Fremdsprache lernen sollten, oder sich statt mit Kunst etwas mehr mit Mathe beschäftigen sollten, so habe ich wenig Möglichkeit das zum Ausdruck zu bringen. Es ist von der Idee der Schule auch nicht gewünscht, denn es geht darum, dass die Kinder ihr Leben leben und nicht mehr als nötig durch mich in ihren Entscheidungen für Tag beeinflusst werden.
Oftmals bekomme ich erst bei Erzählungen, zurück am heimischen Küchentisch mit, dass der oder die beim ‚sneeking out‘ erwischt wurde. So nennt es sich, wenn man nachts, nach ‚dem Licht aus‘, das eigene Zimmer verlässt und bei irgendwelchen Nachtaktivitäten erwischt wird. Das wird geahndet, in den meisten Fällen nicht wirklich hart, aber konsequent. Man weiß es als Kind, man tut es vielleicht, man wird erwischt, es wird geahndet und weiter geht das Leben, ohne das man sich als Kind zu schlecht fühlen muss. Sehr bemerkenswert, der Umgang mit Konflikten und Regelverstössen in Summerhill.

Ich werde nicht informiert, wenn jemand in eine Schlägerei verwickelt war, oder sich jemand so verhalten hat, dass er im Meeting ‚vorgebracht‘ wurde. Lediglich bei ganz heftigen Regelverstössen, die den weiteren Besuch von Summerhill in Frage stellen würde, werde auch ich mit möglichen Konsequenzen konfrontiert.

Das Meeting, das zwei mal die Woche stattfindet, regelt die Belange der Schule auf demokratische Weise. Unter anderem werden hier von der Gemeinschaft auch Verhaltensweisen der Einzelnen ‚verhandelt‘ ( dann wirst du ‚vorgebracht‘) , die eben nicht in das Bild der Gemeinschaft passen. Es gibt an dieser Schule mit Sicherheit mehr klare Regeln (von Kindern und Erwachsenen gemacht), als an anderen Schulen.

Summerhill Mutter zu sein, ist eine harte Schule für mich. Da fällt mir sofort das Zitat von Khalil Gibran ein:

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.

Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,
aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt,
nicht einmal in euren Träumen.

Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts
noch verweilt es im Gestern.

Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt eure Bogen von er Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

Khalil Gibran *1883, † 1931

Vielleicht klingt es merkwürdig für dich, aber, die Tatsache, dass die Kinder dort zur Schule gehen, hat über Jahre genau das in mir gefordert. Dieses Zitat hat mich auf geheimnisvolle Art und Weise begleitet und getragen.
Ich erinnere mich genau, wie ich als gerade frisch gebackene Mutter, dieses Zitat in der Geburtsanzeige unserer ersten Tochter versendete. Konnte ich damals nicht ahnen, dass sie kaum 11 Jahre später nach England zur Schule geht.  Oder mich genau dieses Zitat noch mehr in der Tiefe herausfordern würde, als ich es zur Zeit der Geburt des ersten Kindes erahnen konnte.

Summerhill tut mir als Mutter gut. Es fordert mich an Ecken und Enden, die ich nie wahrnehmen würde, wenn die Kinder in der Nähe zur Schule gehen würden. Summerhill testet in aller Konsequenz mein Vertrauen in die Kinder und ihre je individuellen Wege. Ich bewege mich auf einem schmalen Grat, denn ich bin oft damit konfrontiert, welche Art ‚muttern’ von mir gefragt ist. Ich habe keine Vorbilder, nur wenig Kontakt zu anderen Summerhill Müttern. Ich muss es in den kleinen oder großen Fragen selbst entwickeln. Wie ‚muttert‘ man ‚teilzeit‘?

Beispielsweise kann ich den Kindern, wenn sie in England ein so grossen Maß an Freiheit leben, nicht zu Hause vorschreiben, was sie wie zu tun hätten. Und doch sind wir hier eine Familie und eben nicht Summerhill. Hier gibt es andere Fragestellungen im Zusammenleben, die geregelt sein wollen. Da ist die Spülmaschine, oder die Wäsche. Da muss gekocht werden oder in anderen Formen Verantwortung für gewisse Dinge übernommen werden. Wie regelt man das, wenn man in Gemeinschaft auf Zeit lebt und trotzdem Familie lebt?

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Seit 2004 habe  ich dieses sehr abwechslungsreiche Familienleben. In diesem Jahr hat uns die erste Tochter nach England verlassen. Viele Fragen waren damals zu klären. Schaffe ich das, meine älteste Tochter in dieser Form abzugeben? Schaffe ich das, meine Art zu ‚muttern‘ zu ändern und mich diesem ständigen Wandel an Erfordernissen zu stellen?

Zunächst gab es ein Kind, dass nach Summerhill ging und im Abstand von einigen Jahren folgten weitere Kids auf diesem Weg. Ursprünglich hatten wir nur an die erste Tochter gedacht. Später stellte sich heraus, dass auch die anderen Kinder nach England wollten. Wir sollten wir das handhaben? Konnten wir das einem Kind zugestehen und einem anderen verneinen? Wie sollte das finanziell gestemmt werden? Wie konnte das gehen? Über die Jahre habe ich in immer anderen Familienkonstellationen hier zu Hause gelebt. Zunächst wurden es in gewisser Weise immer weniger Kinder zu Hause. Dann ging der weitaus größere Teil nach England. Bis hin zu dem Moment, dass ich nur noch mit einem ‚Einzelkind‘, diesmal einem jüngsten Sohn zu Hause lebte. Dann gab es eine Trennung vom Vater der Kinder, was das ganze Konzept natürlich wieder kräftig ins Wanken brachte. Aber es taten sich Lösungen auf. Das Projekt läuft noch immer, der Wandel ist noch immer aktiv.

Die dann letzte für mich schwierige Entscheidung war, dass auch der jüngste mit 7 Jahren nach England gehen wollte. Er wollte mit seinen Geschwistern sein, der immer wieder turnusmäßig anstehende Abschied fiel ihm ausgesprochen schwer. Zu der Zeit lebte ich schon getrennt und die Tatsache, dass mich nun auch noch der jüngste Sohn verlassen wollte, hat mich sehr stark herausgefordert. Es hatte zur Konsequenz, dass ich von dem Moment an, wo er mit den anderen das Haus verläßt, plötzlich ganz alleine zu Hause war. Eine Mutter einer Großfamilie, die nach Jahren des Trubels und der Geschäftigkeit von einem Tag auf den anderen ganz alleine lebt. Das war eine sehr schwere Zeit – und ich habe sie gemeistert. Mein Leitgedanke zu allen Zeiten war, die Kinder in die Selbstbestimmung und in die Freiheit zu geleiten. Kaum waren diese 2 Jahre um, habe ich dann wieder mit der ältesten Tochter zusammen gelebt, weil sie in ihrer Heimat ein Praktikum machen wollte. Derzeit lebe ich mit der dritten Tochter zusammen zu Hause, weil diese sich dazu entschieden hatte, nochmal ‚zu Hause‘ zu erleben. Sie macht gerade ein freiwilliges soziales Jahr, bevor sie mich im Herbst vermutlich wieder verlässt. Wer weiß, wie es weiter geht? Da sind derzeit die Fragen um Brexit, die mich natürlich beschäftigen. Vielleicht wird daraus eine weitere Hürde, die in irgendeiner Form genommen werden muss?

Das einzige, was stabil ist, ist der Wandel, kann man hier sagen.

Ich bin sehr dankbar für das vielschichtige Leben, was Summerhill ‚so ganz nebenbei‘ in mein Leben gebracht hat. Ich möchte es nicht missen und würde es jederzeit wieder genau so entscheiden. Es ist eine Schule, die auf höchst eigenwillige Art meinem Familienleben enorm beigetragen hat. Ich denke, die Kinder würden das auch so sehen.

 

Diese und andere Tatsachen und Umstände meines Lebens haben mir die Fähigkeit geschenkt, ganz wunderbar auf Fragestellungen in Erziehung und Lernen zu schauen. Diese Vielschichtigkeit im Zusammenleben in den unterschiedlichsten Konstellationen hat mich reich an Erfahrung und Einsicht beschenkt. Daran kannst du gerne teilhaben, wenn du in einer Beratung einmal, meinen sicherlich ungewöhnlichen Blick auf die Dinge benötigst? Ruf mich gerne an. Ich komme mit dir ins Gespräch darüber, was deine derzeitigen Herausforderungen mit den Kindern sind und wie du sie gestärkt angehen kannst.


Natürliches lernen. Was ist es? Wo geht es schon verloren?

Natürliches lernen. Was ist es? Wo geht es schon verloren?

Natürliches Lernen steht in unmittelbarem Bezug zu den persönlichen Erfahrungen und damit dem individuellen Erleben.
Es hangelt sich bestenfalls an den eigenen Bedürfnissen entlang und ist damit selbstgesteuert und aus dem Innersten eines Menschen initiiert.

Heute möchte ich im übertragenen Sinne eine Lupe zur Hand nehmen und etwas genauer untersuchen, was in meinen Augen natürliches Lernen ausmacht. Ich möchte dich mit diesem Text an die Tatsache heranführen, dass natürliches Lernen bei den meisten Menschen, durch den Prozess der Erziehung, verschüttet wurde und weiterhin verschüttet wird. Dazu ein Beispiel.

Du kennst ja sicher den Konflikt zwischen Menschen, die der Meinung sind, dass man kleinen Kindern in der Sauberkeitserziehung nahelegen müsste, dass sie sich auf das Töpfchen setzen und ‚akitv‘ dafür sorgen, dass sie Pipi machen oder den Darm entleeren. Man möchte den Kinder etwas beibringen und sagt etwas wie: „Nun drück mal!“ Ich habe auch schon Erwachsene gesehen, die auf vor dem Kind auf eigenwillige Weise das Gesicht verziehen und damit aufzeigen wollen, dass ein ‚machen‘ erforderlich ist. Man kreiert im Kind den widernatürlichen Weg, dass Pipi machen ein aktiver Prozess sei. Der natürliche Lernprozess des Menschen, der simple körperliche Vorgang des ‚Wasser lassens’ wird verstellt.

Dann gibt es andere, die der Meinung sind, dass die Sauberkeitserziehung etwas ist, was sich im Kind von alleine einstellt, je weniger man diesen Prozess durch Hinterfragen oder erpresserische Anregungen forciert. Demnach ist die Sauberkeit ein Bedürfnis und hat etwas mit Körperbewusstsein, mit Reife und der Fähigkeit im richtigen Moment loszulassen zu tun. Ja, Pipi machen ist ein Prozess des Loslassens.

Das erste Beispiel oben möchte eine Anregung dazu geben, wie tief Erwachsene, oftmals durch Unwissenheit, in die natürlichsten, menschlichen Lernprozesse eingreifen und diese, manchmal sogar bis zur Unkenntlichkeit verbiegen.

Einem natürlichen Vorgang wird etwas Künstliches aufgepfropft. Simple, von innen geleitete Vorgänge werden für das Kind verdreht.
Intelligent und geschmeidig im Lernprozess, wie junge Menschen nun mal sind, gehen sie mit diesen Vorgaben mit. Sie glauben, dass das, was man ihnen bezüglich der Alltagsdinge im Lernprozess eines jungen Menschen, sagt, ‚richtig‘ ist. Sie übernehmen das, was man ihnen vorlebt und sagt, aber der Preis ist hoch.

Das Ergebnis ist, dass junge Menschen ihr Körperwissen und ihre Körperweisheit zu Gunsten der erlernen Vorgaben der Erwachsenen verkaufen. Sie opfern, wenn auch unbewusst, ihre körperliche Superintelligenz, die eigentlich das Hauptnavigationssystem für ihren weiteren Lernweg im Leben ist.

Sie geben ihr Orientiertungs’gerät’ auf und werden damit zukünftig abhängig von den Vorgaben und Vorlagen der Erwachsenen, die damit einen künstlichen und pervertierten Lernprozess im Kind fortschreiben.

Anders kann man die Tatsache nicht erklärten, dass Kinder, die aus etwas unfreieren Lernumgebungen kommen und plötzlich, etwa in einer freien Schule sind, oftmals lange Zeit brauchen um wieder ihren eigenen, inneren roten Faden aufzuspüren.

Das zeigt sich dann darin, dass es passieren kann, dass sie für Wochen, Monate oder Jahre nichts tun. Sie durchleben sehr verunsichernde Zeiten, des nicht wirklich wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Das ist dann der Moment, wenn die unwissende und ebenfalls verunsicherte Umgebung in Form von Erwachsenen auf sie zukommt und sie anregen und inspirieren will. Die Zeit des vermeintlichen Nichts-Tuns ist genau die Zeit, in der Eltern oft Angst bekommen und ihre Entscheidung für einen freien Lernweg in Frage stellen.

Eine erfahrene Lernumgebung weiß um diesen Umstand und gestattet den Kindern wahrhaft abzutauchen in diesen verwirrenden und abgedunkelten Prozess. Hier geht es darum, sich wieder auf den selbstbestimmten und vor allem auch selbstgesteuerten Lebenslernweg einzulassen. Es ist, als ob der Mensch in einer geeigneten und vor allem auch wohlwollenden Umgebung regelrecht zurückfinden muss zu den zarten Regungen in ihm. Es geht darum wieder herauszufinden, was die eigenen Bedürfnisse sind und was die erforderlichen Handlungen sind, um sich selbst zu regulieren und eigen-initiativ zu sein. Das Kind findet dabei heraus, was es tun muss, damit es dem eigenen Weg wieder den Atem einhauchen kann.

So gibt es in diesem Zusammenhang unzählige Beispiele, denen allen gemein ist, dass wir, im Zuge des Erziehungsprozesse g e l e r n t haben unser Nervensystem auf unangemessene Weise zu gebrauchen und dies unreflektiert an die Kinder weitergeben, weil wir es noch nicht gewohnt sind in der Tiefe in Lernprozesse zu schauen. Wir sind es gewohnt für Kinder lernen viel zu früh zu verkopfen, weil wir es selbst nichts anderes gelernt haben, geben wir es unbedacht an die Kleinsten weiter.

Wir halten das Verdrehte im Lernprozess der Kinder für normal und das Natürliche im Lernprozess der Kinder kommt uns befremdlich vor.

So haben Erwachsene wie Kinder also mit einem künstlich aufgepfropften Stress zu tun. Die Überanspannung unseres Nervensystems nehmen wir kaum mehr selbst wahr und geben es ungefiltert direkt an die Kinder weiter.

  • Kinder werden nicht gelassen im Hören, sondern sie bekommen mehrfach am Tag gesagt, dass sie mal genau hinhören sollen. Somit bringen sie Anstrengung in ein natürliches ‚hören‘.
    (Spür mal hin, was du mit deinem Nervensystem tust, wenn ich dich bitte, mal genau hinzuhören.)
    Die Töne kommen dann nicht weiterhin einfach zu dir, sondern du strengst dich an, um zu hören.
    Das ist fehlgeleitetes Lernen.
  • Man gestattet den Kleinkindern nicht, den ihrem Alter angemessenen, natürlichen, weichen Blick. Stattdessen sagt man ihnen, durch verfrühtes Verschulen, wo, wie und wohin sie mit Anstrengung ihren Blick (ihre Aufmerksamkeit) richten mögen. Das vielleicht sogar gegen ihr inneres gerichtet sein auf etwas, was sie in diesem Moment viel eher interessieren würde. Das ist fehlgeleitetes Lernen.
  • Das Kind mag das Essen nicht essen. Es riecht nicht gut. Sofort verschließt sich der Magen. Es ist eine Nahrung, die es im Moment nicht essen mag/ kann. Man überredet es, wider seinem Körperwissen. Das ist fehlgeleitetes natürliches Lernen.
  • Das Baby ist satt. Mit seiner Zunge signalisiert es, dass es nicht mehr essen mag. Man möchte aber die 3 Löffelchen Nahrung noch geben, dann ist das Schälchen leer. Das ist fehlgeleitetes natürliches Lernen.
  • Das Kind interessier sich gerade nicht für Buchstaben. Sein System vielleicht gerade darauf aus sich zu bewegen und Nachlauf zu spielen. Man bewegt die Kinder aber in Richtung Buchstaben, man hat allerhand gute Überredungskünste dafür. Es erscheint alles so schlüssig. Es ist nun mal wichtig jetzt Buchstaben zu erlernen. Jetzt, weil jetzt eben Deutschstunde ist. Das ist fehlgeleitetes natürliches Lernen.
  • Jugendliche interessieren sich gerade nicht für dieses oder jenes Thema. Für sie ist vielleicht gerade eine Zeit, in der die sozialen Aspekte des Umgangs miteinander eine bedeutendere Rolle spielt. Es ist die Zeit, in der man vielleicht miteinander auf der Couch abhängt und über alles mögliche philosophiert. Nur um Minuten später mit einer großen Energie andere Dinge zu tun. Wir aber zwingen die jungen Menschen in Umstände, die sie gar nicht interessieren. Das ist fehlgeleitetes natürliches Lernen.

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Natürliches Lernen bedeutet in der Tiefe eben auch, Lernprozesse für junge Menschen zu ermöglichen, die sie nah an ihrem Körperwissen und ihren jeweiligen unmittelbaren, natürlichen Bedürfnissen entlang hangeln läßt.
Das würde für mich bedeutet, dass junge Menschen die Chance erhalten, sich natürlich an dem entlang zu entwickeln, was ich einfach mal die natürlichen Vorgänge im Körper nennen möchte. Sie würden nicht von klein auf erlernen, unnötigen Stress und eine Überanspannung des Nervensystems auf ihrem intelligenten Körper aufzulagern, nur, um von außen vorgebenen, oftmals sogar irrigen Vorstellungen zu genügen.

Wir würden damit aufhören Kinder, durch unsere verkopften und künstlichen Vorstellungen von einem natürlichen Lernprozess zu entfernen. Stattdessen würden wir Ihnen durch Einsicht und Selbsterkenntnis ermöglichen, Herr oder Herrin ihres einzigartigen Körperwissens zu bleiben. Wir würden damit aufhören, die feinfühligeren und sensiblen Lebens- und Lernäußerungen von Kindern mit künstlich eingeimpftem Stress zu verdrehen.

Das sind einige Beispiele, die dir aufzeigen sollen, dass das Ermöglichen eines natürlichen Lernprozesses weitaus früher anfängt, als wir meinen und das die Grundlagen dazu, die schon in der Babyphase gelegt werden, die eigentlichen Voraussetzungen sind, um einen freudvollen, aus eigenem Antrieb geleiteten Lernweg zu haben.

Wenn Eltern sagen, dass das Kind sich nicht mit sich selbst beschäftigen kann, oder das Kind nicht lernen würde, wenn man als Erwachser nicht dahinter her wäre, dann wurde das ‚Kind mit dem Bade‘ bereits ausgegossen.
Damit ist nicht alles verloren, aber der Weg zurück in einen frei und selbstbestimmten Lernweg will dann mit einigem Aufwand zurück erobert werden. Dazu braucht es Erwachsene, die für diese Wege ein Verständnis haben, oder selbst diesen Weg gehen oder gegangen sind.

Dir und deinem Kind bin ich dabei gerne eine Unterstützung. Ich helfe Eltern und Fachpersonen auf ihrem Weg, Kindern einen freien und selbstbestimmten Lernweg zu ermöglichen. Meine Kontaktdaten findest du hier.

 

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In Verbindung sein mit inneren Welten. Woher kommt dein Heureka?

In Verbindung sein mit inneren Welten. Woher kommt dein Heureka?

Wann immer ich Babies, Kleinkinder oder Kinder beobachte, die selbstversunken ihrem Spiel nachgehen, öffnet sich mein Herz unmittelbar. Früher dachte ich, dass es an den kleinen Kindern liegt. Heute weiß ich, dass es mir bei Kindern einfach nur leichter fällt, die Tatsache in mich sickern zu lassen, dass sie mit etwas ganz Großem in Verbindung stehen. Bei dem einen oder anderen Erwachsenen kommt es ebenfalls bei mir an, aber es ist nicht so ‚einfacheindringlich’.

Was wirkt ist die Tatsache, dass diese Kinder in ihrem Spiel mit etwas verbunden sind, dass sich so gar nicht leicht in Worte fassen läßt. Es ist ihr unmittelbarer Zugang, sich in gewisser Weise rückzuverbinden mit der ‚Welt’, aus der sie vor kurzem erst gekommen sind. Das freie und selbstbestimmte Spiel ist persönlicher Eingang sich mit dem zu verbinden, was ich an dieser Stelle einfach mal als ‚SEIN‘ oder ‚einfachSEIN‘ bezeichnen möchte.
Es ist gibt so viele Qualitäten, die man in diesen Momenten beobachten kann. Hier möchte ich einfach nur einige nennen, damit du verstehen kannst, was ich meine.

Zunächst ist da einfach nur ihre Begeisterung für dieses ganz bestimmte Thema, was sie gerade haben. Sie sind zu 100 % ‚hooked in‘, wie einer meine Söhne es nennt. ‚Hooked in‘ bedeutet, dass er so tief mit etwas beschäftigt ist, dass er kaum etwas um ihn herum mitbekommt. Es bedeutet, dass er in keinem Fall gestört werden möchte. Es bedeutet, er hat in diesem Momenten ein außergewöhnlich hohes Maß an Konzentration hat. ‚Hooked in‘ sein, heißt in diesem Fall auch, dass eine Qualität an Aufregung oder bestimmte Hormone damit verbunden sind. Wenn ich sehe, dass jemand ‚hooked in‘ ist, dann sieht es für mich so aus, dass jede Körperzelle in voller ‚Aufmerksamkeit‘ ist, das ganze System macht den Eindruck, dass es in diesem Moment hochsensitiv ist und die Qualitäten von tun, machen und sein, sind Eins.

Dieses ‚hooked in‘ benötigt keine Gegenstände, die man dem Körper bearbeitet. Schon ganz kleine Babies zeigen diese Qualität. Bei ihnen kannst du sie erkennen, wenn sie mit 100% iger Aufmerksamkeit mit etwas beschäftigt sind. Jede Körperzelle scheint mit einer bestimmten Sache beschäftigt zu sein. Alles ‚arbeitet‘ zusammen. Für das Erwachsenenauge tut sich vielleicht fast gar nichts. Man denkt, es strampelt oder zappelt ja nur. Intern aber bauen sich gerade die komplexesten Verschaltungen auf. Es lernt beispielsweise gerade etwas über seine kleine Hand und deren Koordination mit den Augen. Oder das Baby erspürt seine Füße und die Verbindung der Füße zum Becken und dem unteren Rücken. Wenn es seine kleine Fersen auf den Boden haut, lernt es Zusammenhänge in seinem Körper erkennen und bewusst steuern. Das Kind lernt die Kompexitäten seines Körpers, seine Bewegung und seine Handlungsfähigkeit kennen.

Diese Bewegungsqualitäten kommen aus dem tiefsten Inneren. Auch schon jetzt benötigen sie keinen Erwachsenen, der dem Kind etwas beibringen möchte. Es benötigt den aufmerksamen und geduldigen Erwachsenen, der ein wohlwollender Zeuge dieses wundersamen Lernprozesses ist. Letztendlich ist es pures Leben, dass sich ausdrücken möchte.

Ich beschreibe dir heute diese Feinheiten, um dir einmal mehr zu verdeutlichen, dass die eigentlichen Lern-Lebensprozesse aus dem Inneren aufsteigen und diese Feinheiten, letztendlich auch bei uns Erwachsenen unsere volle Aufmerksamkeit haben möchten, damit ein lebenslanger und freudvoller Lernprozess wieder an seinen Platz der puren Lebensfreude und Leichtigkeit rücken kann.

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Vor einigen Tagen war ich krank. Nachdem die Grippe im vollem Gang war, hatte ich Nachts sehr heftige Kopf- und Gliederschmerzen. Mein Körper war von einer großen Unruhe ergriffen und die starken Schmerzen, die mich nicht schlafen ließen, hatten dazu geführt, dass mein Körper wie in einem Dauerkrampfzustand war. Ich war in diesem Moment nicht in der Lage entspannend auf diese Körperkrämpfe zu wirken. Ein ekelhaftes Gefühl.
Als ich mich des Nachts unruhig im Bett hin und her bewegte und durch die Erschöpfung vom nicht schlafen können, in einem eigenwilligen Halb-wach-halb-Schlaf-Zustand war, kamen mir plötzlich rote Tüten aus der Apotheke in den Sinn, die mit Acetylsalicylsäure gefüllt sind. Merkwürdig!

Wie entsteht ein seltsames Bild dieser Art in meinem System?

Eines meiner Pferde, (es ist seit über 22 Jahren tot) musste seinerzeit Acetylsalicylsäure (Aspirin) einnehmen. Aus diesem Grund gab es im Pferdestall diese kleine Päckchen, die Ähnlichkeit mit einem Kilo Mehl hatten. Es waren rote Papiertüten, mit einer medizinisch-chemischen Aufschrift.

Im Halbschlaf kamen mir nun der Ort in den Sinn, wo ich damals ( vor 25 Jahren !) diese Medizin aufbewahrte. Vor meinem geistigen Auge sah ich diese Apothekenverpackung.
Ich dachte für einen Moment darüber nach, welch merkwürdigen Kapriolen mein Fiebergeist dreht, als ich plötzlich ein Heureka Erlebnis hatte.

Die plötzliche Erkenntnis schoß geradezu durch mein System. Acetylsalicylsäure ist Aspirin. Stimmt! Eine Aspirin wäre es nicht das, was es jetzt braucht?

Ich bin kein Freund von Schmerztabletten und habe in der Regel keine Schmerzmittel im Haus. Ich wusste aber diese eine Stelle, an der so etwas liegen könnte? Ich stand auf und durchsuchte mitten in der Nacht dieses eine Kästchen in der Küche, in der sich all dieser Kleinkram sammelt, der nicht so recht eine Aufbewahrung hat. Ich war auf der Suche nach einer einzigen Aspirin. Ich fand sie.

Ich nahm die einzige Tabeltte, die ich im Haus hatte und konnte kurz danach völlig erschöpft einschlafen. Am nächsten Tag ging es mir wesentlich besser, weil ich entspannt, ‚schmerzfrei’ schlafen konnte.

Ein kleines, für mich sehr eingängiges Beispiel dazu, von wo Erkenntnis, im wahrsten Sinne des Wortes aufsteigt. Die aufsteigenden Bilder oder Erkenntnis sind je individuell. Sie kommen aus dem Inneren.

Ob Kind oder Erwachsener. Der wahre Raum, dem wir bezüglich dem Lernen und der Entwicklung mehr Bedeutung und mehr Aufmerksamkeit schenken müssen, ist der innere Raum. Es ist der, in dem sich die hochkomplexen Feinheiten abspielen können.

Mißachtet, unterschätzt, missbraucht und weggedrückt werden diese Qualitäten heutzutage durch die völlig verdrehte Welt von aufgezwungenem und fehlgeleitetem Lernen. Diesen Text heute habe ich geschrieben, um ein wenig Zeugnis zu geben, von den feinen Prozessen, die sich in uns allen abspielen (groß wie klein). Es ist so leicht, diese Feinheiten der Entwicklung durch unsere unsensiblen und getakteten und rationalen Vorgaben zu überrollen.

Viele aber wissen um die Bedeutung dieser Welten. Sie setzten sich vehement dafür ein, Kindern diesen Bezug zur eigenen inneren Wahrheit zu erhalten.
Damit sich diese wieder ändern kann, dazu brauchen wir dich. Dein Einsehen, dein Wissen und die Erkenntnis, woher die Erkenntnis eigentlich kommt. Hilf mit die Feinheiten und hochkomplexen Zusammenhänge für ein gedeihliches Aufwachsen für Kinder zu ermöglichen.

Menschen, die in Sachen Bildung (insbesondere für Kinder) heute vielfältige und andere Wege gehen, sind keine verrückten Spinner. Sie haben erkannt, dass die Art und Weise, wie Menschen Lernen andere, gedeihlichere Bedingungen benötigen. Bedingungen, die auf die Erkenntnissen fussen, dass wir die Kinder nicht anfüllen können, sondern vielmehr gefragt sind, die Voraussetzungen in der Form zu gestalten, dass sich diese wundersamen, einzigartigen Lernprozesse je individuell entfalten dürfen.

“Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“ Galileo Galilei

 

Finde hier meine Angebote, die dich auf vielfältige Art und Weise darin unterstützen, den Feinheiten und Kompexitäten im Zusammenleben mit Kindern mehr Raum zu geben. Dies insbesondere in einer Welt, die verhärtend und abstumpfend wirkt. 


Kindern die Verantwortung für das eigene Lernen zurückgeben

Ich bin zuversichtlich. Kindern die Verantwortung für das eigene Lernen zurückgeben.

Sind wir doch mal ehrlich. Für die meisten Kinder in unserer Gesellschaft ist Lernen doch eher eine ziemlich deprimierende Angelegenheit. Für viele Eltern und Fachpersonen ebenfalls. Auch sie müssen sich, wie die Kinder, Tag für Tag mit den Folgen unserer Ansätze rumschlagen und versuchen verzweifelt Ausgleich zu schaffen. Einen Ausgleich, der die Kinder zufriedenstellen soll und im selben Moment die Informationen in sie ‚hineinbringen‘ soll. Von denen irgendjemand, auf einem Bürostuhl sitzend, beschlossen hat, dass sie bedeutsam seien. Er hat einer Tabelle entnommen, dass gewisse Kenntnisse genau in einem bestimmten Zeitraum aufzunehmen seien. Nicht etwa in 3 Monaten oder nächstes Jahr?  Sondern jetzt, weil es im Bildungsplan steht.

Mir kommt es manchmal so vor, als ob wir gesellschaftlich planlos, aber immer recht aufgeplustert neue Umstände und angeblich pädagogisch wertvolle Methoden und Möglichkeiten erfinden. Dies im festen Glauben, dass wir mit diesem nun wieder neu erdachten Ansatz, einen Weg für Kinder schaffen, der sie nun aber freudig und ohne Widerspruch Wissen aufnehmen und dann auch verdauen läßt.

Es ist ein Mühsal für alle Beteiligten.

Vermutlich wird es so weiter gehen. Aber ich bin zuversichtlich und optimistisch für eine Änderung.

  • Ich sehe den Tag, an dem wir den Kindern die Verantwortung für ihr eigenes Lernen zurückgeben.
  • Ich sehe den Tag, an dem Kinder wieder in Kontrolle über ihre je individuellen Lernprozesse sind.
  • Und ich sehe den Tag, an dem Lernen wieder ein selbstverständlicher und ohne Tamtam-Bestandteil des Lebens ist.
  • Ich sehe auch den Tag, an dem der Lernprozess eines jeden Kindes wieder ein freudvoller und anregender Bestandteil ihres Lebens ist, der mit so viel Selbstverständlichkeit daher kommt, dass es kaum der Rede wert sein wird.

Dabei werden uns aber „Reformen“ nicht helfen, die sich die meisten wünschen, mit denen ich zu tun habe. Die Aufschreie und die Bemühungen sind groß, zeigen sie uns doch eigentlich, dass das derzeitige System nicht funktioniert.

Vielleicht werden wir auch noch ein paar Jahre in dieser Art rumzappeln, wie ich es oben angedeutet habe. Wir werden weiter machen und weitere Nettigkeiten für Kinder erfinden, Umstände erleichtern, Klassenzimmer mit bunten Farben anmalen und gesundes Essen anbieten. Wir werden auch weiter machen und uns wertvolle Maßnahmen gegen Mobbing einfallen lassen und hier und da Projektarbeit einführen. Wir werden vielleicht Noten abschaffen, dafür aber ein anderes Bewertungssystem mit Smiley s einführen. Und wir werden Kurse in gewaltfreier Kommunikation in die Schule integrieren, daneben ein wenig Mediation, die tollsten Ideen für Entspannung in der Schule erfinden. Wir werden Kindern gestatten auf die frisch renovierte Schultoilette zu gehen und zwar dann, wenn sie müssen. Wir werden Schulhöfe gestalten, die ein paar Klettermöglichkeiten haben (selbstverständlich mit Sicherheitszertifikat) und den Kids die tollsten Events präsentieren.

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Bei all dem, was uns einfallen wird, wird es aber keine wesentliche Veränderung für die Kinder geben. Wir werden einfach noch einige Zeit weitermachen und immer das selbe Essen präsentieren, aber mit einer anderen Soße.

Diese Schleifen werden wir so lange weiter ziehen, bis wir jeglichen Zwang aus dem Lernsystem verbannen und den Kindern die Verantwortung für ihren Lernprozess, als Grundrecht wieder zugestehen. Dann werden die Stimmen leiser werden müssen, die uns momentan so lautstark mit ihrem Ruf nach noch mehr Schulstunden und noch mehr Hausaufgaben entgegen kommen. Wir werden damit aufhören müssen, die Schule aus der ersten Klasse in den Kindergarten vorzuverlegen und wir werden anerkennen müssen, dass Lernwege je individuell und einzigartig sind. Kinder einzigartig sind.

Meine Zuversicht für eine Verbesserung für die Kinder, trage ich wegen all den Menschen, die ich kenne, die an den unterschiedlichsten Orten dieser Welt, kleine Keimzellen betreiben, in denen Kindern die Verantwortung für ihren eigen Lebens-Lernprozess längst zurückgegeben wurde. Kinder leben in diesen Strukturen und sie sind erfolgreich. Sie gehen ihren selbstbestimmten Weg und haben den Faden ihres lebenslangen Lernprozesses längst aufgenommen.
Erwachsene betreiben diese Keimzellen erfolgreich. Sie schaffen Lernfelder, lernende Organisationen, Familienstrukturen, Initiativen, Kindergruppen, ‚Schulen‘, deren Grundpfeiler selbstbestimmte, demokratische, wohlwollende und nährende Strukturen sind, in denen Kinder (und Erwachsene) sich (nach)entfalten können.
Ich bin hoffnungsvoll und optimistisch, weil ich diese Keimzellen als wirklichen Fortschritt in die richtige Richtung wahrnehme, viele kenne. Und. Weil es funktioniert.

Hier findest du Information zu meiner Beratungsleistung. Ich unterstütze Erwachsene auf dem Weg, Kindern die Verantwortung für den eigenen Lernprozess zurück zugeben.


Zurück in die Zukunft von Schule

Zurück in die Zukunft von Schule-Zeitreisen und die Frage: Was ist inzwischen geschehen?

Da habe ich mich kürzlich in eine Zeitreisemaschine gesetzt und bin einfach mal in das Jahr 1904 gereist. Ich fand mich in einer Schulklasse mit etwa 70 anderen Kindern wieder. Ich hatte kratzige Kniestümpfe an und mir war etwas kalt. Ich saß ganz hinten in der letzen Bank. Gerade eben war ich von draußen rein gekommen. Auf dem Schulweg noch hatte ich mit anderen Kindern gespielt. Wir waren laut und ausgelassen. In dem Moment aber, als wir das Schulgebäude betraten, war ich, wie die anderen auch, mucksmäuschenstill. 

Der Lehrer mag es gar nicht, wenn wir laut sind. Ich sitze auf meinem Platz und spüre die Anspannung in meinem Brustkorb. Ich halte ihn etwas steif und atme nicht richtig, denn ich habe Angst. Noch immer kratzen meine Strümpfe. 

Mit einem Stock haut er auf die erste Tischreihe und verschafft sich durch einen lauten Schrei mit ernester Miene den Respekt. 

Alle schauen gebannt nach vorne. Kaum einer traut sich mehr, sich zu rühren. Das fällt mir schwer, denn meine Kniestrümpfe kratzen so entsetzlich. 

Heute gibt es Heimatkunde. Mit seinem langen Stock ‚tidscht‘ er ungeduldig und fordernd auf die etwas vergilbte Landkarte. Sie hat einige Risse, die der Lehrer auf der Rückseite notdürftig geklebt hat. Ich glaube, das war Robert. Er hat die Risse gemacht. Ich werde ihn nicht verraten. Ich will nicht, dass der Lehrer ihm wieder weh tut. Ich habe etwas Angst, denn ich kenne die Flüsse noch immer nicht so gut. Ich kann mir die Namen einfach nicht behalten. Das muss ich aber bald können. Wenn er mich wieder aufruft und ich weiß an der Landkarte wieder nicht Bescheid, dann kann es sein, dass ich eine Strafarbeit bekomme. Das will ich nicht, denn dann kann ich nicht mit den anderen spielen. 

Wir sollen gerade sitzen. Wer das nicht tut, bekommt vom Lehrer eine Kopfnuss. Immer wieder geht er bei der Stillarbeit durch die Reihen. Wer nicht richtig sitzt, ist dran. Ich hasse das. Letzte Woche noch, habe auch ich eine Kopfnuss bekommen. Zu Hause darf ich das nicht erzählen. Wenn Vater das erfährt, dass ich nicht artig war, dann kann es mir passieren, dass auch er Hand anlegt. Da kann selbst Mutter nichts mehr machen. Er besteht immer darauf, dass wir uns in der Schule gut verhalten und es dem Lehrer Recht machen. 

Ich habe Hunger. Heute morgen hatten wir keine Zeit mehr, etwas zu essen und die Strümpfe kratzen noch immer. 

Die Schule ist aus. Kaum haben wir das Gebäude verlassen schreien wir laut und rennen und laufen. Weg, weg, weg, Speck, Speck, Speck morgen wieder Dreck, Dreck, Dreck….

Die Zeitreisemaschine hat mich in das Jahr 2078 transportiert.

Ich sitze in einem hellen Raum, der eigenwillig hell und warm beleuchtet ist. Ich habe Lampen dieser Art noch nie gesehen. Ich habe auch keine Ahnung, wo ich mich genau befinde, denn nichts hier gibt mir eine Idee, was das für ein Gebäude ist. 

Um mich herum eine Menge Leute, in unterschiedlichem Alter. Wenn du mich fragen würdest, dann könnte ich dir nicht sagen, in welchem Land ich mich befinde. Ich habe den Eindruck, dass sich die halbe Welt an Kulturen hier tummelt. Multi Kulti eben. Alle sind auf sonderbare Weise geschäftig und interessiert. Die Grundstimmung ist freundlich und kommt mir fast schon ein wenig unwirklich vor. Ich schaue aus dem Fenster und da sehe ich eine ganze Bande jüngerer Kinder herum hopsen. Sie sind in Bewegung, lachen, streiten, verhandeln und ich kann sehen, dass es ihnen gut geht. 

Ich erhebe mich und gehe diese breite Treppe hinauf. Oben dann finde ich Räume, die mit eigenwillig aussehenden Technologien versehen sind. Es hat mit dem, was ich für einen Computer halte, nichts mehr zu tun. Mir sind diese Geräte total fremd. Die Menschen benutzen sie, aber sie sehen happy dabei aus. So in etwa, als ob sie einen Hammer oder eine Zahnbürste benutzen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich gehe weiter und sehe Ruheräume. Zimmer, deren Farbgestaltung ganz unterschiedlich ist. Jeder Raum hat eine bestimmte Farbe und ist mit diesen besonderen Lampen, teilweise mit Musik so wunderbar einladend in Szene gesetzt. Jeder Raum spricht eine andere Einladung aus, um Menschen zu helfen, Ruhe und Stille zu finden. 

Ich habe den Eindruck, dass ich mich auf einem anderen Planeten befinde. Wäre der Auftrag nicht gewesen mit der Zeitmaschine ‚Schule‘ in verschiedenen Zeiten zu besuchen, dann würde ich glauben, das all dies hier nicht wahr sein kann. 

Wer leitet und dirigiert diese Szene? Wer ist hier verantwortlich? Das ist mir auf den ersten Blick nicht klar. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen, um mich herum ‚selbstreguliert’ sind. Sie haben, wie auch immer, ein Wissen davon, was stimmig und angemessen ist.

Ich gehe einen weiteres Stockwerk nach oben. Es gibt hier so etwas, wie einen Gerichtssaal. 24 Stunden ist er in Betrieb. Menschen sitzen im Kreis und regeln im Gespräch die Anliegen, die sie haben und nicht alleine regeln konnten. Ich stehe in einer Ecke des Raumes und beobachte das Geschehen. Wenn ein Fall abgeschlossen ist, stehen einige Personen auf und gehen, andere setzen sich. Das Ganze in Ruhe und ohne Hektik. Ich habe das System noch nicht erschlossen, aber die, die aufstehen, sehen zufrieden aus. Sie haben etwas vollbracht. Andere Menschen setzen sich. Auf mir unerklärliche Weise, ist dieser Stuhlkreis immer aktiv, er produziert Ergebnisse, das Tag und Nacht. Ein Perpetuum Mobile an Konfliktlösung. 

Direkt gegenüber ein Raum, in denen Menschen in Bewegung sind. Sie folgen gewissen Bewegungslektionen, auch hier nehme ich eine angenehme, wohlwollende Grundstimmung wahr. Ganz am Rande schleiche ich mich vorbei, um auf den Balkon hinaus zu treten. 

Von hier habe ich einen weitläufigen Blick über das Gelände. Es ist nett gestaltet. Jemand hat sich hier eine Idee gemacht, das kann ich wahrnehmen. Schönheit und harmonische Gestaltung auch hier. Positives springt mir in die Augen. Ich sehe kaum jemanden in Hetze.

Ich würde so gerne weiterschauen. Da gibt es noch so viel zu sehen. Das Gebäude hat weitere Stockwerke und das Außengelände ist riesig. Es gibt so viel zu sehen, was ich noch gar nicht verstehe. Ich bräuchte jemanden, der mir das alles erklärt. Das soll also die Schule von morgen sein? Ich kann mir das nicht vorstellen. Wie ist es denn dazu gekommen?

Ich muss zurückreisen, ich muss in das Jahr 2018 zurück. Ich will mich damit beschäftigen, was genau diese Veränderungen in Schule vollbracht hat. Was genau verursacht den Wandel, den ich seit 1904 erkennen konnte.

Irgendwie ist das System von Angst, Druck und Kontrolle einer anderen Grundhaltung der Menschen gewichen? Wie konnte es dazu kommen? Wer hat sich aufgemacht und hat diesen eklatanten  Wandel vollbracht? 

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Die Landung mit der Zeitmaschine war nicht ganz so weich, wie die letzten Landungen. Langsam verliert die Maschine an Geschwindigkeit. 

Ich befinde mich in einer Schule im Jahr 2018. 

Irgendwie bin ich zwar da in dieser Schule, aber ich bin auch nicht da. Ich fühle mich irgendwie abwesend. Weiß nicht mal so genau, wovon ich mich eigentlich abwesend vorfinde. In mir verspüre ich eine tiefe Unzufriedenheit und kann es nicht mal richtig orten. Seltsames Gefühl ist das. Schaue ich die Erwachsenen an, so habe ich den Eindruck, dass es ihnen auch nicht viel besser geht. Ich kann wahrnehmen, wie sehr sie getrieben und in Hektik sind. Ich will alles, nur so nicht sein. Meine Opposition ist groß. Wenn ich ehrlich bin und tiefer schaue, so geht es mir aber auch nicht besser. Ich bin immer in Hektik und im selben Moment überkommt mich eine überbordende Langeweile.

Wenn ich nicht gerade gesagt bekomme, was ich tun soll, dann verliere ich mich am liebsten in meinem Smartphone. Die Bilder und Nachrichten und Abwechslungen sind wenigstens in einem Grundtempo, welches eher meinem inneren Tempo der Getriebenheit einspricht. Es beruhigt mich ein wenig, mich in den Medien zu verlieren. Es betäubt und lenkt ab. Ich liebe es.

Irgendwie fühle ich mich hier immer fremdgesteuert. Mein tiefstes Wesen wir in einer zu Grunde gelegten Zweckgebundenheit verdreht. Ich habe hier keine Chance. Da wäre so viel, was ich gerne tun würde. Da wäre so viel, was ich gerne beitragen würde. Da wäre so viel, was ich gerne entfalten würde.

Ansonsten ist meine Umgebung hier nicht gerade von Schönheit geprägt, sondern von Funktionalität. Alles hat einen Plan und eine Struktur, die es zu erfüllen gilt. Wenn ich das nicht tue, mich dieser Funktionalität unterordnen, dann bekomme ich schlechte Bewertungen. Ich kann dir sagen, dass will keiner. Dann ist es hier in der Schule anstrengend und zu Hause auch noch. Ich will nur noch eins. Das das hier zu Ende geht und dann, mache ich, was ich will. Dann können mich erst mal alle. 


Hingabe - Eine Annäherung an ein selbstbestimmtes Lernen in Freiheit

Eine Annäherung an ein selbstbestimmtes Lernen in Freiheit

Kürzlich hat mir einer meiner Söhne gezeigt, wie er dabei ist, seinen Roller zu bearbeiten. Er hat sich entschieden, die alte Farbe abzutragen, neue Rollen zu erwerben und hat mir sehr überzeugend zu verstehen gegeben, dass er nun eben auch neue Griffe für beide Seiten benötigen würde. Seine derzeitigen Griffe seien abgenutzt und voll mit Schweiß. (grins)

In der ganzen Unterhaltung war eine Menge an Bedeutung zu erkennen. Mit jedem Detail und jeder Beschreibung der derzeitigen, (angeblich) nicht tragbaren Umstände, war in seiner Stimme und seiner ganzen Haltung zu erkennen, wie sehr es ihm am Herzen lag, dass er sich dieser mühevollen Arbeit hingegeben hat.

Er hat damit begonnen, mit der Hand und etwas Sandpapier die Farbe vom Roller zu entfernen. Er hat mir gezeigt, wie mühevoll es ist und hat mir glaubhaft versichert, dass er für diese wenigen Quadratzentimeter, einen ganzen Tag benötigt hätte.

Er hat sich richtig viel Mühe gemacht und hat mit viel Sinn für’s Detail die kleinsten Ecken an dem alten Ding geschmirgelt.

Stell dir nur einmal vor, ich hätte ihm vor Wochen, als das Thema in seinem Leben Null Bedeutung gehabt hat, mitgeteilt, dass ich ihn bitte, mit etwas Sandpapier die Farbe vom alten Roller zu nehmen. Ich hätte ihm gesagt: „…du, das ist mir jetzt wichtig, dass dieser unsägliche Roller wieder optisch in die Reihe kommt. Ich finde, du solltest deine Sachen besser in Ordnung halten.“

Was wäre wohl geschehen? Ich hätte eine große Diskussion gehabt. Er hätte mir vermutlich versichert, dass er dazu keine Lust hat. Ich hätte den Druck, mit irgendwelchen Mittelchen erhöhen müssen. Ich hätte mir Manipulationen der tollsten Art einfallen lassen müssen, mit denen ich ihn dazu ‚bewegt‘ hätte. Kaum wäre eine halbe Stunde um gewesen, hätte er gejammert und sich beschwert, dass dies einen unmögliche Arbeit ist und das er dies nicht machen wolle, weil…..

Wir hätten Diskussionen über Diskussionen gehabt.

Was nun ist der Unterschied? Was macht es in seinem Leben aus, dass er sich eine solche Mühe macht und soviel Intensität in eine Tätigkeit legt, mit der mich jeder jagen könnte.

Ich bin ja im Grunde nicht faul, er ist es auch nicht.

Es gibt etwas, was ihn und mich im Schaffensprozess hält und ist es auch noch so anstrengend.
Du kennst das sicher auch.

Ich will dir einige Gedanken notieren, damit du feststellen kannst, dass Mensch nicht per se faul ist, sondern das der Einsatz für etwas, eine Reaktion auf die innersten, persönlichsten Themen ist.

  • Damit ich einen ganzen Tag damit verbringen kann, einen Roller mit Sandpapier zu bearbeiten, muss es mich in irgendeiner Weise interessieren, ich muss wirklich Spaß daran haben, dies zu tun.
  • Es muss ganz und gar meine Sache sein, ich muss es gewählt haben, weil es mir ganz tief drin, aus irgendeinem Grund, ein Anliegen ist. Ein tiefes Anliegen, aber eben nur mir.
  • Es muss mir Sinn machen, ich habe Absicht damit. Ich will etwas damit bewegen, es muss mir von Bedeutung sein. Damit braucht die Ausdauer, Tage lang Sandpapier zu nutzen meine Freiwilligkeit, ich muss es mir einfach selbst ausgesucht haben.

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  • Es kann sein, dass dieses Ergebnis, was ich herstellen möchte mir so wichtig ist, dass ich es sogar voran bringe, auch wenn mir so manches Erfordernis dieser Tätigkeiten keinen Spaß bereitet. Es macht nur mir Sinn. Für dich kann das völlig unerheblich sein.
  • Um dieses Ergebnis zu erreichen muss ich unter Umständen eine Menge dazu lernen. ich muss ja in Erfahrung gebracht haben, dass die alte Farbe erst mal runter muss. Ich muss wissen, dass ich dann keine Zaunlasur benutzen kann, um die den Roller zu streichen. Ich muss wissen, welches die besten neuen Rollen sind, wo ich sie bekommen, was sie kosten und ob es die richtige Größe ist. Es gibt sicher eintausend verschiedene Rollen. Da muss ich mich dann schon mit auseinandersetzen.
  • Es muss auch eine Aufgabe sein, die im Rahmen genau meiner Möglichkeiten liegt. Wenn das Projekt zu groß ist oder nicht endlich erscheint, dann werde ich es nicht zu Ende bringen können. Es muss also in meine Möglichkeiten passen.
  • Wichtig ist auch, dass dies, was ich vorhabe für mein Leben von Bedeutung ist, für meine Zukunft und wie ich sie mir vorstelle. Also, ich muss mit diesem neuen Roller fahren wollen und mich im Geist damit sehen, wenn er fertig ist. Völlig unerheblich, wenn andere sagen, dass sie aber eine andere Farbe für besser halten würden und das unnütz sei. Für das Geld könne man doch ganz schnell bei eBay…..du weißt schon….

Oft werde ich gefragt, wie das denn gehen soll, mit mehr Freiheit und Selbstbestimmung im Lernprozess eines Kindes. Dann wird behauptet, dass das eigene Kind sicher nicht so lernen würde und auch nicht die Ausdauer hätte. Da müsste Mutter und Vater dann schon dahinter her sein.

Hast du je daran gedacht die Hingabe zum eigenen Schaffensprozess des Kindes zu ermöglichen, diese unter allen Umständen zu erhalten?

Ich glaube daran, dass es sehr wichtig ist den Prozess der Hingabe von klein auf zu wahrzunehmen und zu erhalten. Ich sehe, dass viele Erwachsene diese Beobachtungen, wie ich sie mit dem Roller gemacht habe, entgangen sind. Die Hingabe ein ein sehr persönliches, individuelles Thema, welches schon die Säuglinge haben, wird unterschätzt.

Es kann auch geschehen, dass sich Erwachsene über das zarte Pflänzchen der Hingabe einfach hinwegsetzt haben und sinnlose Kommentare gemacht haben. Etwas wie: So ein Blödsinn, du solltest nicht so viel Zeit mit dem Roller verbringen. Mach’ lieber etwa Sinnvolles, wie....

Was den Erwachsenen entgeht, ist, dass die Motivation für Dinge ganz von innen heraus kommt und das man diese persönlichen Anliegen schon bei den allerkleinsten beobachten kann. Dann wächst etwas in den Kindern, von dem ich immer sage, dass es der Weg am eignen internen roten Faden entlang ist.

Den Schulkindern Faulheit zu unterstellen und zu behaupten, dass es Druck und Stress brauche, damit sie etwas voran bringen, ist in meinen Augen ein Mangel an Verständnis und Beobachtungsgabe für die eigentlich wichtigen Dinge.

Faul sind die Kinder nicht. Sogenannte Faulheit ist vielmehr ihre Reaktion auf die von Erwachsenen vorgebenden und angeblich bedeutsamen Lebensumstände.

Damit Kinder lernen können und dies ein Leben lang, brauchen sie die Freiheit und vor allem auch die Zeit, sich damit zu beschäftigen, wie etwa, einen ganzen Tag mit Sandpapier und Roller zu verbringen.

Können wir das möglich machen?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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