Zwischen ‚do what you love‘ und ‚das Leben ist kein Ponyhof‘

Anhand eines persönlichen Beispiels, beschreibe ich ganz aktuelle, persönliche Herausforderungen, die sich natürlicherweise in einer Familie stellen, wenn man sich aufgemacht hat, einen Weg mit mehr Freiheit und Selbstbestimmung zu gehen.

Das Bedürfnis den Kindern keinen blinden Gehorsam mehr abzuverlangen wird unter vielen Erwachsenen immer größer. Die Rufe nach mehr Selbstbestimmung in Erziehung und Lernen werden lauter. Die Initiativen von Menschen, Kindern mehr Selbstbestimmung zu ermöglichen werden vielfacher und vielschichtiger. Der Wunsch Bildung und Erziehung nicht mehr zu verordnen, sondern in Beziehung zu gehen und gemeinsam zu wachsen, liegt am Zahn der Zeit.

Nichts desto trotz müssen all diese Schritte erst einmal gegangen werden. Fertige Lösungen sind in Entwicklung, aber keinesfalls fertig. Wie auch?

Die Wege sind alles andere als einfach und auch ganz gewiss keine ausgetreten Pfade. Aber die Luft bei diesem vermeintlichen Aufstieg in etwas Neues wird klarer. Sie riecht gut. Sie nährt den Körper mit frischem Sauerstoff, läßt durchatmen und wenn man dann bei der Wanderung oberhalb der Baumgrenze angekommen ist, dann fühlt es sich gut an. Man hat mehr Überblick und eine Gefühl von Weite in der Brust.

In wenigen Tagen wird meine Tochter sich in einer neuen Initiative umschauen. Sie hat sich auf die Reise gemacht, weil es ihr in der Schule, die sie derzeit besucht zu eng wird. Sie wird im Moment ein beklemmendes Gefühl nicht los, dass sich wie ein Eisenring um ihren Brustkorb schliesst.

Als Kind, dass sich im Leben schon recht früh für einen freien und selbstbestimmten Lernweg aufgemacht hat, ist der nun gewählte Weg in einer Regelschule, mit bestimmten Bedingungen und Sichtweisen, sehr gewöhnungsbedürftig.

Sie, wie viele junge Menschen auf einem von Selbstbestimmung getragenen Weg, hat einige wesentliche Dinge gelernt, von den sie jetzt schmerzlich erfahren muss, dass sie in keiner Weise eine Selbstverständlichkeit sind.

Früher hat sie zu großen Teilen erfahren dürfen, dass Spiel und Lernen keine Gegensätze sind.

Sie ist nun konfrontiert mit der immer noch sehr verbreiteten Ansicht:

Erst die Arbeit dann das Spiel. Das Arbeit etwas anstrengendes ist, dass sie mühevoll ist, dass man da durch muss, dass der Ernst des Lebens irgendwann beginnt und man sich besser darauf vorbereitet. Das das Leben kein Ponyhof ist.

Sie ist nun eingebunden in eine Gemeinschaft, die ihr die Mühen und Lasten des Lernens als Wahrheit verkaufen will. Die ihr sagt, dass sie sich besser mal zusammenrissen solle, dass nun der Spass der Kindheit vorbei sei, dass man sich an ein Druck- und Regelwerk gewöhnen müsse, dass der Stress, den man ihr zufügt, zu ihrem eigenen Besten sei.

Nimmst du diesen perfiden Geruch des emotionalen Missbrauchs wahr, der in diesen Grundeinstellungen liegt?

Da ist dieser junge Mensch, der schon viele Jahre nach einer ganz anderen Grundannahme lebt und es damit ‚weit‘ gebracht hat . Nun ist diese Jugendliche in diesem anderen Lernsetting gefragt, diese wohl funktionierenden Voraussetzungen für ein frei und selbstbestimmtes Lernen zu kreuzigen.

  • Alles, was sie bisher gelernt hat, hat sie in einem sehr großen Maß selbst gewählt. Man hat heraus gefunden, dass ein großes Maß an Selbstbestimmung über das eigene Tun, förderlich für die Gesundheit des Menschen ist (für groß und klein)
  • Sie hat gelernt, was sie gewählt hat auch in einem großen Maß nach ihren Regeln und in ihrer Art durchzuführen. Natürlich gibt es ein Regelwerk, doch darin ist sie völlig frei, es in der Form umzusetzen, wie es ihrer ‚Art‘ entspricht. Dadurch hat sie gelernt ein hohes Maß an Kreativität entfalten und leben zu können.
  • Sie hat erfahren dürfen, dass ihre Entscheidungen für ihr Tun und für den Alltag in großem Maß von innen geleitet sind. Die Freude am eigenen Tun und die Auseinandersetzung mit diesen selbstgewählten Themen geben den Treibstoff. Eine wundervolle Art, die Kräfte aus dem eigenen Inneren zu beziehen und nicht von äußeren Faktoren oder guten Noten abhängig zu machen. Ihr Tun in ihrem Alter war nicht in so großem Maß von der Erlangung eines spezifischen Ergebnisses abhängig. Es ging vielmehr um das Tun, den Prozess und nicht um ein möglichst gutes, fertiges Ergebnis. Auch diese Grundvoraussetzung ist ein unmittelbarer, wichtiger Faktor für Kreativität und Querdenken.

Interessanterweise haben junge Menschen, die diese Wege gehen genau jene Skills, die heute am Arbeitsmarkt gefragt sind. Es sind Jobs, die dieser Qualitäten bedürfen. Es sind Jobs, die in ihren Aufgaben komplex sind. Eine große Flexibilität und Beweglichkeit ist erforderlich. Es sind Jobs, die kein großes Maß an Kontrolle bedürfen, die in der Eigenverantwortung getragen sind.

Ich gehe fest davon aus, dass sich durch diese neuen Wege und Erfordernisse ganz andere Erziehungsstile und Bildungswege entwickeln müssen.
Wenn ich früher mal gedacht habe, dass die Wege für meine Kinder leichter werden, wenn sie freier und selbstbestimmter lernen können, dann weiß ich heute, dass es nur die halbe Wahrheit ist. Die ganze Wucht des anderen Weges kommt nämlich in dieser oder jener Form auf sie zurück. Es wird dann ihre Aufgabe sein, hier neues Verständnis zu bauen. Spannend.

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Ich selbst erfahre mich darin mehr demokratische Strukturen in der Familie etablieren und leben zu wollen. Durch das Ermöglichen eines großen Maßes an Selbstbestimmung, bin ich sensibel darin geworden jungen Menschen keinen blinden Gehorsam abzuverlangen. Insgesamt muss ich mich selbst herausschälen aus einem autoritären Erziehungsstil und hier selbst Brücken in mir selbst bauen. Von meiner Herkunft, hin in ein neues Bild.

Für junge Menschen, die ein gutes Stück in diesen freieren und ‚selbstbestimmteren Wegen gegangen sind, kann es unter Umständen schwierig sein vermeintlich zurück zu gehen. Einmal diesen Weg eingeschlagen, bedeutet im Grunde genommen weiter auf holprigen Wegen zu gehen. Nach meiner Erfahrung mit meinen Kindern, ist der Weg zurück in ein mehr konservatives Lern- und Arbeitsfeld meist schwierig.
Das darf man aber auch nicht so eindimensional sehen, da auch diese jungen Menschen, die dann unter Umständen selbstgewählt in bestimmte Strukturen lernen und arbeiten, dann genau da an einem richtigen Platz sind, um notwendige Veränderungen voran zutreiben.

Wie es mit meiner Tochter weitergeht, kann ich noch nicht sagen. Sie muss schauen, sie muss sich dort einfühlen. Es sind ganz viele Faktoren mit auf der Waagschale, die sie in ihren selbstgewebten Lebens-Lernweg einbeziehen wird. Faktoren die links und rechts dessen liegen, was ich als Mutter hier zu beschreiben suche. Sie ist nun in einem Alter, in dem sie ihre Entscheidungen sehr eigenständig trifft.

Ich möchte euch ermutigen mit den Kindern gemeinsam diese ‚neuen‘, wenig ausgetretenen Pfade zu gehen. Alles ist im Grunde da, die Herausforderung besteht darin, es zu entdecken und sich zu eigen zu machen.

Junge Menschen tragen so Vieles in sich. Wenn die Älteren beginnen, gemeinsam mit ihnen die Fußfesseln zu entfernen, dann kann was Tolles daraus werden.

 


Warum wir das Recht auf Kindheit nicht verwirken dürfen.

Uta Henrich (1)Warum wir das Recht auf Kindheit nicht verwirken dürfen.

Tja, irgendwie ist es unterwegs verloren gegangen, dass die Kinder ein Recht auf ihre Kindheit haben. Vor einigen Tagen hatte ich in einem Text im Internet von ‚unseren Kindern‘ geschrieben und ein Leser hatte mich umgehend darauf aufmerksam gemacht, dass es nicht unsere Kinder sind, sondern die Kinder sich selbst gehören. Ja, er hatte Recht damit. Ich wollte zwar etwas Bestimmtes damit zum Ausdruck bringen, aber ja - ich habe verstanden, was er meinte. Umgehend kam mir der Text von Kahlil Gibran in den Sinn. Du kennst ihn sicherlich, aber es lohnt sich immer und immer wieder ihn zu lesen.

 

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen, denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.

Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit, und er spannt euch mit seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Lasst euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein; denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.
Khalil Gibran
(geb. 1883 gest. 1931) libanesisch-amerikanischer Dichter
(aus: Der Prophet)

In diesen Zeiten vergessen wir nur all zu schnell, dass die Kindheit ein Persönlichkeitsrecht ist.
Was haben wir daraus gemacht?

Irgendwie haben wir die Idee gebildet, dass diese Kindheit in einem Blitztempo zu durchlaufen sei. Alles wird organisiert und getaktet. Und wir haben auch glaubwürdige Erklärungen dafür heranzogen.

Die meisten Erklärungen haben etwas mit Arbeit und Beruf zu tun.

Sowohl bezogen auf den Fakt, dass wir als Eltern ja arbeiten müssen, damit….,
als auch auf die Idee, dass die Kinder eine straffe Ausbildung benötigen, damit….
Auf eine eigentümliche Art verschwindet das Natürliche an der Kindheit, dass, was man nicht so leicht in Worte fassen kann. Das, was sich nicht organisieren lässt, das was seine eigen Zeit erfordert, das, was träumen und spielen will, das was sich nicht messen lässt - du verstehst bestimmt.

Mir scheint, dass wir überall Leistung, Konkurrenz, Anforderungen, Bedingungen, Erfordernisse und Druck sehen, mit dem wir zu rechtfertigen suchen, dass wir diese Kindheit in die Hand nehmen und organisieren und optimieren und ausrichten müssen.
Zu viel im Leben der Kinder orientiert sich am Thema Schule, Beruf und einer bestimmten Art erfolgreich zu sein. Mir geht hier das Individuelle verloren, das Einzigartige, das, was im Kinde verborgen ist und was sich aus sich selbst heraus zum Ausdruck bringen möchte. Dieses ‚Etwas‘ wird von Strukturen, Plänen und sich immer schneller drehenden angeblichen Erfordernissen aufgefressen.

Wir tun so, als ob diese Kindheit eine Art Vorspiel des eigentlich ‚wahren’ Lebens als Erwachsener sei.

Mir scheint hier die Frage angebracht, ob es nicht an der Zeit sein könnte, dass du für dich als Eltern heraus findest, wo in diesem ganzen Spiel du dich aufstellen möchtest.
Gehörst du zu den Eltern, die den Kindern ihre Kindheit erhalten möchte, die Umgebungen kreieren, in denen Kinder Kind sein dürfen oder gehörst du zu den Eltern, die in die Kita laufen und sich hier sogleich erkundigen, ob hier Chinesisch schon in der Vorschule angeboten wird. Wo in diesem Spannungsfeld würdest du dich sehen und warum?

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Dem allen zu Grunde liegt in meinen Augen eine verständliche Verunsicherung und in manchen Fällen auch Angst der Eltern. Wir selbst sind ja auch durch unsere eigenen Geschichten gegangen und wollen im Grunde nur gut.
Was aber fehlt, ist eine Menge Selbstvertrauen, Stärke und vor allem Mut, damit wir den Kindern ein Stück von dem zurückgeben können, was ihnen eigentlich gehört.
Für mich ist dieses Recht auf die eigene, möglichst unverstellte Kindheit von so unermesslicher Bedeutung, weil sie für mich genau die Basis ist, die Kinder benötigen, um in ihren Zeiten kraftvoll die Erfordernisse ihrer Zeit bewältigen zu können. Sie ist im Grunde die tragende Kraft, die sie benötigen, um die Herausforderungen ihrer Generation stemmen zu können.

Sprich mit anderen Erwachsenen, lies Biographien und du wirst herausfinden, dass es ganz individuelle Dinge waren, die die Einzelpersonen in schwierigen Zeiten gestärkt haben. Es waren solche Dinge, wie der besondere Kontakt zu dieser Großmutter, oder die Begegnung mit jenem Menschen, oder ein Gegenstand, den man von jemanden bekommen hat. Oder eine besonders schwierige Situation oder Krankheit, die man schon in der Kindheit stemmen musste. Ich wette, in vielen Fällen, war es nicht die Fremdsprache in der Vorschule oder das Abitur. Es waren Begegnungen, Beziehungen oder Ereignisse, die den Erwachsenen auf lange Sicht die Kraft gegeben haben, dass sie etwas schaffen und daraus gestärkt hervorgehen.
Ich will das Augenmerk in Erziehung und Lernen wieder mehr auf die Persönlichkeit der Kinder richten und die kann sich nun mal besser entfalten, wenn die Kinder ihr Recht auf ihre Kindheit behalten dürfen, denn darin liegt für sie ein unermesslicher Schatz verborgen.

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Antoine de Saint-Exupéry

Bitte nimm meinen Text hier zum Anlass und finde heraus, was eigentlich du gerne in deinem Kind stärken und erhalten möchtest. Wo vertraust du und wo selbst bist du heute verunsichert und kannst selbst eine gute Unterstützung benötigen. Wenn das der Fall ist, dann ruf mich einfach an.

Ich stärke Eltern, ihren Weg mit den Kindern selbstbestimmt und freudvoll zu gehen und unterstütze in dem Spannungsfeld, indem sie jeweils unterwegs sind.

In diesem Zusammenhang schau dir bitte meine Angebote offline oder online an. Hier kannst du Kontakt mit mir aufnehmen.